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Berichte von Aktionen vom 20.3.00



 
Wien: Bericht vom Tatblatt
Boykott: 58 000 Stornos für Übernachtungen allein in Wien

Montag, 20. März
 
 

Die für 8.00 Uhr befürchtete Erstürmung des Audimax durch Mitglieder des Ringes Freiheitlicher Studenten (RFS) fand - zumindest vorerst - nicht statt. Eine für diesen Zeitpunkt angesetzte Jus-Vorlesung wurde entgegen vorheriger Ankündigungen doch ins Juridikum verlegt. Für Entwarnung ist es aber dennoch zu früh. So kündigten RFS-ler inzwischen an, dass wenn die Besetzung Dienstag noch andauere, sie diese beenden wollen. Für Mittwoch 8.30 ist eine juristische Vorlesung des ehemaligen FPÖ-Abgeordneten Brauneder angesetzt. Aus diesen Gründen ist es weiterhin wichtig, dass zu jeder Tageszeit, insbesondere aber in der Nacht und in der Früh (Dienstag Jus-Vorlesung um 10.30 Uhr, Mittwoch Brauneder-Jus-Vorlesung um 8.30 Uhr) möglichst viele BesetzerInnen im Audimax anwesend sind. 

In einer HörerInnenversammlung im Audimax, die wie derzeit jeden Tag um 10 Uhr begann, wurde mehrheitlich beschlossen, dass im Audimax angesetzte Prüfungen, so sie nicht verlegt werden können, stattfinden dürfen. Damit sollte vor allem verhindert werden, dass Studierende aufgrund der Besetzung wichtige Voraussetzungen für den weiteren Bezug von Stipendien oder von Visa nicht erbringen können. Vorlesungen sollen jedoch weiterhin verhindert werden, es sei denn, sie werden in Diskussionen über die Rechts-Rechtsextrem-Regierung umgewandelt, wozu sich bereits mehrere Vortragende bereit erklärt haben. 

In zahlreichen Wortmeldungen wurde auch darüber diskutiert, inwieweit widerstandsbereite Studierende durch den Streikbeschluss des Audimax-Plenums überrollt und damit die Widerstandsbewegung an der Uni geschwächt würde. Insbesondere von Institutsgruppen, von StudierendenvertreterInnen, vom Kommunistischen StudentInnenverband (KSV) und vom Verband sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) wurden Vorwürfe laut, dass im Audimax eine selbsternannte Speerspitze der Bewegung eine zentralistische Hierarchisierung der Bewegung forciere, welche in krassem Widerspruch zur vielfältigen, dezentralen und spontanen Struktur stehe, welche die seit dem 1. Februar anhaltenden Proteste auszeichnete. Solch ein Zentralismus behindere die Mobilisierung von Studierenden, und verhindere so einen Erfolg jener Aktionswoche ab dem 22. März, die bereits lange vor dem Streikbeschluss vorzubereiten begonnen wurde. RednerInnen vor allem trotzkistischer Gruppen wiesen diese Vorwürfe zurück und betonten die Wichtigkeit, die Proteste nun zu einem Streik weiterzuentwickeln, welcher Anstoß zu Streiks in der ArbeiterInnenklasse sein könnte und sollte, wodurch ein Rücktritt der Regierung erzwungen werden könne. 

Der bereits am 15. März gefasste Beschluss, ab 22. März in den Streik zu treten, bleibt weiter aufrecht. Die bislang nur mäßig gut angelaufenen Vorbereitungen auf den Streik, insbesondere die Information der Studierenden, sollen bis dahin intensiviert werden.(Tatblatt)


20.3.2000 11:23 MEZ

Notprogramm für Kongresstourismus geplant - 58.000 Stornos in Wien

Staatssekretärin Rossmann: Ausfallhaftung auch für Kongresstourismus - Chef-Hotelier Peter fordert 300-Millionen-S-Sonderprogramm

Wien - Österreichs Tourismus-Experten versuchen die Auswirkungen der politischen Debatte um die neue Regierung möglichst gering zu halten und rechtzeitig gegenzusteuern. Am konkretesten betroffen ist der heimische Kongresstourismus, waren sich die Teilnehmer an einer ORF-Fernsehdiskussion zum Thema "Tourismus in Österreich - Zwischen Stornos und Rekordzahlen" am Sonntagabend einig. Die Staatssekretärin für Tourismus, Mares Rossmann, hat ein Maßnahmenpaket angekündigt, für das die Österreich Werbung (ÖW) einen Betrag von 10 Millionen S (726.728 Euro) zusätzlich zur Akquirierung von Kongressen aufwenden wird. 

Der Präsident der Hoteliervereinigung, Helmut Peter, forderte dagegen ein 300 Millionen S schweres Sonderprogramm, mit dem prominente Österreicher etwa aus Wirtschaft und Kultur im Ausland das "verrückte Bild" über das Land zurechtrücken sollen. Die bekannt gewordenen Stornos seien nur die "Spitze eines Eisberges". 

Rossmann kündigte an, die Tourismusbank und die staatliche Haftungsgarantiegesellschaft Bürges würden künftig auch Ausfallshaftungen für den Kongresstourismus übernehmen. Diese Institutionen würden Ausfälle bis zu 25 Mill. S zu 75 Prozent abdecken, wodurch das Risiko für die Veranstalter minimiert werde. 

Der Geschäftsführer des Wiener Kongresszentrums, Walter Straub, sprach von 58.000 stornierten Nächtigungen allein in Wien, davon 34.000 heuer und 24.000 nächstes Jahr. Das entspreche einem Wert zwischen 260 und 270 Mill. S oder von 6,5 Prozent der Gesamtnächtigungen im heurigen Jahr. Der Kongresstourismus habe im heimischen Tourismus einen Stellenwert als "kleiner Exote", sei aber mit Gesamtausgaben von 5.000 S pro Kopf und Tag sehr lukrativ. 

Österreich könne in Sachen Tourismus selbstbewusst in die Zukunft blicken, betonte der Geschäftsführer der Österreich Werbung (ÖW), Michael Höferer. Seit Jahresbeginn habe Österreich an 120 Tourismus-Messen teilgenommen. Trotz "Einzelstornos" setze sich der positive Trend im Wintertourismus fort. Seriös ließen sich Auswirkungen auf den Sommertourismus erst im Mai beurteilen. 

Rossmann: "Allen Unkenrufen zum Trotz ..."

 Mares Rossmann sprach "allen Unkenrufen zum Trotz" von einer ausgezeichneten Wintersaison. Bei den ausländischen Messebeteiligungen sei Österreich auf Grund der "überzogenen Berichterstattung" eine "Sympathiewelle wie noch nie" entgegen geschlagen. Österreichweit gebe es starken Zuwachs von französischen und belgischen Touristen. 

Hans-Jörg Kröll von der Sektion Fremdenverkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) appellierte an die Betriebe, gerade jetzt besonders freundlich und serviceorientiert zu sein. Der freiheitliche Bürgermeister und Hotelier Matthias Krenn ortete in der Debatte einen "Anflug von Masochismus" und riet dazu, die Zahlen nicht überzubewerten. (APA) (Standart)