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Montag, 20. März
Die für 8.00 Uhr befürchtete Erstürmung des Audimax durch
Mitglieder des Ringes Freiheitlicher Studenten (RFS) fand - zumindest vorerst
- nicht statt. Eine für diesen Zeitpunkt angesetzte Jus-Vorlesung
wurde entgegen vorheriger Ankündigungen doch ins Juridikum verlegt.
Für Entwarnung ist es aber dennoch zu früh. So kündigten
RFS-ler inzwischen an, dass wenn die Besetzung Dienstag noch andauere,
sie diese beenden wollen. Für Mittwoch 8.30 ist eine juristische Vorlesung
des ehemaligen FPÖ-Abgeordneten Brauneder angesetzt. Aus diesen Gründen
ist es weiterhin wichtig, dass zu jeder Tageszeit, insbesondere aber in
der Nacht und in der Früh (Dienstag Jus-Vorlesung um 10.30 Uhr, Mittwoch
Brauneder-Jus-Vorlesung um 8.30 Uhr) möglichst viele BesetzerInnen
im Audimax anwesend sind.
In einer HörerInnenversammlung im Audimax, die wie derzeit jeden
Tag um 10 Uhr begann, wurde mehrheitlich beschlossen, dass im Audimax angesetzte
Prüfungen, so sie nicht verlegt werden können, stattfinden dürfen.
Damit sollte vor allem verhindert werden, dass Studierende aufgrund der
Besetzung wichtige Voraussetzungen für den weiteren Bezug von Stipendien
oder von Visa nicht erbringen können. Vorlesungen sollen jedoch weiterhin
verhindert werden, es sei denn, sie werden in Diskussionen über die
Rechts-Rechtsextrem-Regierung umgewandelt, wozu sich bereits mehrere Vortragende
bereit erklärt haben.
In zahlreichen Wortmeldungen wurde auch darüber diskutiert, inwieweit
widerstandsbereite Studierende durch den Streikbeschluss des Audimax-Plenums
überrollt und damit die Widerstandsbewegung an der Uni geschwächt
würde. Insbesondere von Institutsgruppen, von StudierendenvertreterInnen,
vom Kommunistischen StudentInnenverband (KSV) und vom Verband sozialistischer
StudentInnen (VSStÖ) wurden Vorwürfe laut, dass im Audimax eine
selbsternannte Speerspitze der Bewegung eine zentralistische Hierarchisierung
der Bewegung forciere, welche in krassem Widerspruch zur vielfältigen,
dezentralen und spontanen Struktur stehe, welche die seit dem 1. Februar
anhaltenden Proteste auszeichnete. Solch ein Zentralismus behindere die
Mobilisierung von Studierenden, und verhindere so einen Erfolg jener Aktionswoche
ab dem 22. März, die bereits lange vor dem Streikbeschluss vorzubereiten
begonnen wurde. RednerInnen vor allem trotzkistischer Gruppen wiesen diese
Vorwürfe zurück und betonten die Wichtigkeit, die Proteste nun
zu einem Streik weiterzuentwickeln, welcher Anstoß zu Streiks in
der ArbeiterInnenklasse sein könnte und sollte, wodurch ein Rücktritt
der Regierung erzwungen werden könne.
Der bereits am 15. März gefasste Beschluss,
ab 22. März in den Streik zu treten, bleibt weiter aufrecht. Die bislang
nur mäßig gut angelaufenen Vorbereitungen auf den Streik, insbesondere
die Information der Studierenden, sollen bis dahin intensiviert werden.(Tatblatt)
20.3.2000
11:23 MEZ
Notprogramm für Kongresstourismus geplant
- 58.000 Stornos in Wien
Staatssekretärin Rossmann: Ausfallhaftung
auch für Kongresstourismus - Chef-Hotelier Peter fordert 300-Millionen-S-Sonderprogramm
Wien - Österreichs Tourismus-Experten
versuchen die Auswirkungen der politischen Debatte um die neue Regierung
möglichst gering zu halten und rechtzeitig gegenzusteuern. Am konkretesten
betroffen ist der heimische Kongresstourismus, waren sich die Teilnehmer
an einer ORF-Fernsehdiskussion zum Thema "Tourismus in Österreich
- Zwischen Stornos und Rekordzahlen" am Sonntagabend einig. Die Staatssekretärin
für Tourismus, Mares Rossmann, hat ein Maßnahmenpaket angekündigt,
für das die Österreich Werbung (ÖW) einen Betrag von 10
Millionen S (726.728 Euro) zusätzlich zur Akquirierung von Kongressen
aufwenden wird.
Der Präsident der Hoteliervereinigung,
Helmut Peter, forderte dagegen ein 300 Millionen S schweres Sonderprogramm,
mit dem prominente Österreicher etwa aus Wirtschaft und Kultur im
Ausland das "verrückte Bild" über das Land zurechtrücken
sollen. Die bekannt gewordenen Stornos seien nur die "Spitze eines Eisberges".
Rossmann kündigte an,
die Tourismusbank und die staatliche Haftungsgarantiegesellschaft Bürges
würden künftig auch Ausfallshaftungen für den Kongresstourismus
übernehmen. Diese Institutionen würden Ausfälle bis zu 25
Mill. S zu 75 Prozent abdecken, wodurch das Risiko für die Veranstalter
minimiert werde.
Der Geschäftsführer
des Wiener Kongresszentrums, Walter Straub, sprach von 58.000 stornierten
Nächtigungen allein in Wien, davon 34.000 heuer und 24.000 nächstes
Jahr. Das entspreche einem Wert zwischen 260 und 270 Mill. S oder von 6,5
Prozent der Gesamtnächtigungen im heurigen Jahr. Der Kongresstourismus
habe im heimischen Tourismus einen Stellenwert als "kleiner Exote", sei
aber mit Gesamtausgaben von 5.000 S pro Kopf und Tag sehr lukrativ.
Österreich könne
in Sachen Tourismus selbstbewusst in die Zukunft blicken, betonte der Geschäftsführer
der Österreich Werbung (ÖW), Michael Höferer. Seit Jahresbeginn
habe Österreich an 120 Tourismus-Messen teilgenommen. Trotz "Einzelstornos"
setze sich der positive Trend im Wintertourismus fort. Seriös ließen
sich Auswirkungen auf den Sommertourismus erst im Mai beurteilen.
Rossmann: "Allen Unkenrufen
zum Trotz ..."
Mares Rossmann sprach
"allen Unkenrufen zum Trotz" von einer ausgezeichneten Wintersaison. Bei
den ausländischen Messebeteiligungen sei Österreich auf Grund
der "überzogenen Berichterstattung" eine "Sympathiewelle wie noch
nie" entgegen geschlagen. Österreichweit gebe es starken Zuwachs von
französischen und belgischen Touristen.
Hans-Jörg Kröll
von der Sektion Fremdenverkehr in der Wirtschaftskammer Österreich
(WKÖ) appellierte an die Betriebe, gerade jetzt besonders freundlich
und serviceorientiert zu sein. Der freiheitliche Bürgermeister und
Hotelier Matthias Krenn ortete in der Debatte einen "Anflug von Masochismus"
und riet dazu, die Zahlen nicht überzubewerten. (APA) (Standart)
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