Veranstaltungen
der Antifa-Woche Sachsenhausen:
(Wenn kein anderer Ort angegeben
in Oranienburg)
Samstag
22. April:
Vor genau 55 Jahren befreite die Rote Armee
die letzten Häftlinge des Konzentrationslager Sachsenhausen. Vorbereitungsgruppe
trifft sich zum feierlichen Wodkatrinken.
Sonntag
23. April:
nachmittags Anreise der TeilnehmerInnen,
Besuch der Gedenkstätte
18.00
Eröffnungsplenum
21.00
Party und Konzert im Friedrich Wolf-Haus
mit Frantick, Crimson (beide O-burg), Smelly Family (Punk ausBerlin) und
The Changers (Ska aus Prag)
Montag
24. April:
11.30
Führungen durch die Gedenkstätte,
Besuch der Museen, Filme, Gespräche mit ehemaligen Häftlingen
14.30
Prof. Hajo Fuke berichtet vom Auschwitzleugner-Prozeß
David Irvings in London
Holocaustleugner
liefern oftmals die ideologische Grundlage für antisemitische Attacken.
David Irving ist einer der bekanntesten unter ihnen. Momentan nutzt er
einen von ihm angestrengten Prozeß in London zur öffentlichkeitswirksamen
Verbreitung seiner Theorien. Hajo Funke von der FU-Berlin beobachtet diesen
Prozeß vor Ort und wird uns exclusiv berichten.
16.00
Diavortrag zur Geschichte der Gedenkstätte
vom stellvertrtenden Gedenkstättenleiter Dr. Meyer
18.00
Plenum
20.00
Rechtshilfetips für die Antifa-Woche
Dienstag
25. April:
9.00
Vortrag zu Zwangsarbeit auf dem Industriehof,
danach bis 14.00 Entrümpelung des Geländes
Auf dem unmittelbar
neben dem Häftlingslager liegenden Industriehof, mußten die
Häflinge Zwangsarbeit in den SS-eigenen "Deutschen Ausrüstungswerken"
leisten. Außerdem befand sich hier die "Station Z", die zentrale
Vernichtungsstation des Kzs. Letztere war schon immer Teil der Gedenkstätte
, der Rest des Industriehofs soll nun ebenfalls integriert werden. Während
der Antifa Woche wollen wir jeweils vormittags das verfallene Gelände
freilegen. Zurvor berichtet Thomas Irmer zur Geschichte des Geländes.
Er forscht zu Zwangsarbeit in Kzs im Allgemeinen und speziell zum Industriehof
Sachsenhausen.
14.30
Stadtrundgang zur NS-Geschichte Oranienburgs
und Naziaktivitäten heute. Bitte Fahrräder mitbringen.
Die Stadt trug einst
den Beinamen "Stadt der SS". Im Schloss Oranienburg hatte die SS zunächst
ihren Sitz. 1933-34 gab es schon das KZ Oranienburg in einer alten Brauerei,
bis dann 1936 das KZ-Sachsenhausenerichtet wurde. Die "Inspektion der Konzentrationslager",
die Zentrale des Konzentrationslagersystems zog 1938 ebenfalls nach Oranienburg.
Doch es soll nicht nur zu Stätten der nationalsozialistischen Vergangenheit
gehen,
sondern auch aktueller rechter
Terror in Oranienburg wird Thema sein. Fahrräder mitbringen.
18.00
Plenum
20.00
Polnische Antifas berichten über
Gedenkstättenpolitik und Nazis heute in Polen
Mittwoch,
26. April:
14.30
Vortrag und Diskusssion zu Faschismustheorie
16.00
Veranstaltung für Frauen und Männer
zum Geschlechterverhältnis aus Frauenperspektive
18.00
Plenum
20.00
Diskussionsrunde zu antirassistischen
Strategien in Brandenburg mit Forum gegen Rassismus Oranienburg und einem
Vorbereiter der Gollwitz-Demo
Alwien Ziel wollte
Anfang 1999 öffentlichkeitswirksam die Erfolge der Aktion tolerantes
Brandenburg präsentieren, in der Nacht zuvor stirbt bei einer rassistischen
Hetzjagd ein Algerier in Guben.
Anfang Februar diesen Jahres
bitten Asylbewerber aus Rathenow kollektiv in einem offenen Brief um die
Evakuierung aus Brandenburg, da die Polizei sie dort vor dem rassistischen
Terror nicht schützen
kann. Rassismus beschränkt
sich natürlich nicht auf direkte Gewalttaten und natürlich nicht
nur auf Brandenburg. Doch in Brandenburg manifestiert sich der Rassismus
in den letzten Jahren in besonders vielen gewalttätigen Übergriffen.
Die der Landesregierung ist beim verbalen Antirassismus ganz vorne mit
dabei. Ihre Aktion tolerantes Brandenburg ist jedoch hochgradig heuchlerisch,
da die Landesregierung stets Träger eines institutionellen Rassismus
bleibt und oftmals nur um das Ansehen im Ausland bemüht ist. Daneben
gibt es unabhängige Initiativen und Bündnisse, die vor Ort durch
Aufklärung und kulturelle Projekte den Rassismus bekämpfen..
Eine andere Strategie ist die der Skandalisierung rassistischer Übergriffe
in einer breiten (auch
internationalen) Öffentlichkeit
- siehe Gollwitz, Dolgenbrodt und die Broschüre "Ethnical Cleansing
in Brandenburg". Es diskutieren Bernhard Fricke vom Forum gegen Rassismus
Oranienburg und Justus Wertmüller vom Vorbereitungskreis der Gollwitz-Demo
Donnerstag,
27. April:
9-14.00
Entrümpeln des Industriehof und
Diskussion über den Sinn von "Arbeiten am authentischen Ort"
Auch die Antifa-Woche
will wie klassische Workcamps zum Freilegen und Erhalt der historischen
Substanz des KZ-Sachsenhausen beitragen. Aber ist diese Arbeiten (man denke
an die deutsche Übersetzung von Workcamp) nicht ein reaktionäres
pädagogisches Projekt? Oder kann man diese Arbeit politisch definieren?
Dazu stellt sich die Frage
nach der Bedeutung von "historischer Authenzität". Steht hinter ihrer
proklamierte Authenzität nicht immer ihre heutige Inszenierung mit
bestimmten Absichten?
Daniel Liebeskind thematisierte
in seinem Wettbewerbsvorschlag zur Gestaltung des ehemaligen SS-Geländes
in Sachsenhausen diese Fragen. Sein Entwurf sah eine Art inszenierten Verfall
der historischen Substanz
vor. Ist das ein gefährlicher
Vorschlag, der Leugnern und Verdrängern Vorschub leistet, oder liegt
hier eine Chance zur kritischen Beschäftigung mit der Vergangenheit
und heutiger Gedenkpolitik?
14.30
Veranstaltung zur Roten Armee als Befreier
der Sachsenhausen-Häftlinge mit einem Veteran der Roten Armee am sowjetischen
Ehrenmal.
Am 22. April 1945
befreite Einheiten der Roten Armee und polnische Einheiten die letzten
Häftlinge im
KZ Sachsenhausen. Die meisten
Häftlinge sind zuvor von der SS auf einen Todesmarsch Richtung Ostsee
getrieben worden. Millionen von Rotarmisten starben im Kampf gegen das
nationalsozialistische
Deutschland. Ihnen zu Ehren
gibt es in Oranienburg ein Denkmal, das wie die anderen sowjetischen Ehrenmale
unter dem Schutz internationaler Abkommen steht. Nichtsdestotrotz werden
diese Denkmäler von Deutschen oft als Schandmale empfunden, dem Verfall
preisgegeben oder mutwillig demontiert. Herr Mandt von der Brandenburger
Freundschafttsgesellschaft hat sich intensiv mit den sowjetischen Ehrenmählern
in Brandenburg beschäftigt und wird berichten. Dazu erzählt ein
Veteran der Roten Armee vom Kampf um Berlin.
17.00
Plenum
19.00
Podiumsdikussion zu Gedenkstättenpolitik
mehr oder weniger Prominenten im Runge Gymnasium
Gedenken an den
NS und seine Verbrechen sagt mehr über den Zustand der heutigen Gesellschaft
als über Vergangenheit aus. Trotz aller Betonung von Wissenschaftlichkeit
und historischer Authenzität ist
jede Gedenkstätte notwendigerweise
eine politische Einrichtung. Von welchem breiteren gesellschaftlichen Kontext
wird das Gedenken in der BRD geprägt? Wieso nimmt das Gedenken an
den NS mit zunehmendem
zeitlichen Abstand anscheinend
zu? Und in welchem Zusammenhang damit steht die Umgestaltung der Gedenkstätte
Sachsenhausen? Es diskutieren Winfried Meyer, Annegret Ehmann und ein Störenfried.
Freitag,
28. April:
9-14.00
Vortrag zum und Arbeit am jüdischen Friedhof Oranienburg
Am
31. Oktober 1947 verurteilte ein sowjetisches Militärtribunal in Berlin
Pankow die 16 Hauptverbrecher des KZ Sachsenhausen zu lebenslanger Zwangsarbeit
in der SU. Drei Tage nach diesem Urteilsspruch im erst öffentlichen
NS-Verbrecher-Prozeß der Sowjets wurde der jüdische Friedhof
in Oranienburg vollständig verwüstet. In dieser und andern antisemitischen
Taten der Nachkriegszeit, bekannten sich Deutsche weiterhin zu ihrem Führer
und der "Endlösung der Judenfrage". Auch die amerikanische Reeducation
und die von der SED ausgerufene endgültige Beseitigung des Antisemitismus,
konnten den gefährlichen deutschen Antisemitism höchstens unter
Kontrolle halten. Am Jahrestag der Reichspogromnacht vom 9. November 1938
wurde der jüdische Friedhof 1997 erneut geschändet.
Jüdische Friedhöfe waren und sind in Deutschland gefährdet,
auch wenn sich zunehmend Städte mit dem
Wiederaufbau von Synagogen, mit Klezmer-Musik oder wie in Oranienburg mit
der Ehrenbürgerschaft
promineter Juden (michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museum
in Berlin) schmücken. In welcher
Situation befindet sich der jüdische Friedhof in Oranienburg heute
und was ist die Geschichte und
Gegenwar jüdischer Gemeinden in Brandenburg?
9-14.00
Entrümpeln des Industriehofs
14.30
SchülerInnen aus verschiedenen
Städten diskutieren Strategien gegen rechts
17.00
Plenum
20.00
Erich Mühsam-Liederabend im Schloss
Oranienburg, der ehemaligen SS-Zentrale
Der Anarchist Erich
Mühsam wurde 1934 von der SS im frühen Oranienburger KZ ermordet.
Sitz der SS war damals das Oranienburger Schloss. Für einen Abend
erobern seine Lieder nun den ehemaligen Sitz seiner Mörder. Doch Mühsam
hatte nicht nur was gegen Nazis und seine Lieder hat er nicht für
gemütliche bildungsbürgerliche Kulturabende geschrieben!
Samstag,
29. April:
9.00
Entrümpeln des Industriehofs,
Abschlusskundgebung
12.00
Gemichtes Fußballtunier der Antifa
Oranienburg "Träumende Rebellen"
Alle Veranstaltungen ohne extra-Hinweis
finden in der Unterkunft oder in Räumen der Gedenkstätte statt.
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