Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

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Hamburger Hafen- und Lagerhaus-AG (HHLA)

20457 Hamburg (Altstadt), Bei St. Annen 1

Grundkapital: 104,2 Mio. DM
Beschäftigte der HHLA-Gruppe: 3.500, davon HHLA selbst ca. 1.750 (1996)
Konzernumsatz: 583,6 Mio. DM (1995)
Vorstandsvorsitzender: Peter Dietrich



Die HHLA befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Hansestadt Hamburg. Sie ist der grösste Umschlagbetrieb im Hamburger Hafen auf dem Stückgut-/ Containersektor und überhaupt das grösste Hafenunternehmen Deutschlands. 1995 hat die HHLA 3.951 Seeschiffe abgefertigt, 16,7 Mio. Tonnen Stückgut und 15,1 Mio. Tonnen Container umgeschlagen. Das ganze Bestreben der Unternehmensleitung geht dahin, im nationalen und internationalen Konkurrenzkampf weiteres Ladungsaufkommen hinzuzugewinnen.

Beteiligung am Rüstungsgeschäft

In dem Verdacht, am Export- und Transitverkehr mit Waffen und Rüstungsgütern beteiligt zu sein, steht die HHLA schon seit Jahren. Aber weder die Stadt noch der Vorstand wollten hierüber Auskunft geben. Die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage zu diesem Punkt lehnte der Senat 1986 mit der Begründung ab, als privatrechtlich organisiertes Unternehmen geniesse die HHLA "Vertrauensschutz hinsichtlich ihrer Geschäftsinterna".4

"Hafen: GAL überfiel Waffen-Schuppen" - mit dieser Schlagzeile kam einige Monate später die Hamburg-Ausgabe der Bild-Zeitung heraus.5 Was war geschehen? Vertreterinnen der GAL-Bürgerschaftsfraktion und Mitglieder anderer Gruppen hatten am 4. Dezember 1986 dem HHLA-Terminal am Burchard-Kai einen unangemeldeten Besuch abgestattet und dabei in Halle 3 verschiedene Kisten mit Schusswaffen und Munition gefunden, die auf dem Schiff "Transvaal" nach Südafrika gebracht werden sollten. Die bevorstehende Lieferung wurde von den AktionsteilnehmerInnen als Verstoss gegen das vom UN-Sicherheitsrat 1977 gegen Südafrika verhängte, vollständige Waffenembargo kritisiert.

Wie Beschäftigte und auch der damalige HHLA-Chef, Ex-Senator Hellmuth Kern, bestätigten, wurden bei HHLA schon seit Jahren Container und Kisten mit Waffen (Gewehre, Revolver, Pistolen) ausgepackt, der Inhalt gezählt und in See-Container umgeladen. Es stellte sich heraus, dass im Hamburger Hafen Pistolen und anderen Schusswaffen, die als Sport- und Jagdwaffen ausgegeben werden können und somit nicht unter die Definition von Kriegswaffen fallen, im Transit vielfach ohne jegliche Genehmigung umgeschlagen werden können.6 Typen und Mengen der transitfreien Waffen werden statistisch nicht erfasst. Der Senat erklärte, für eine Unterbindung dieser Transporte sei keine rechtliche Handhabe gegeben. HHLA-Vorstandsmitglied Peter Dietrich erkannte an der Waffenlieferung - "ich glaube, für die südafrikanische Polizei" - nichts Ungewöhnliches und befand: "Es ist nicht unsere Aufgabe, Lieferungen politisch zu zensieren."7




Anmerkungen:

(4) Bürgerschafts-Drucksache 11/5918 (Gr. Anfrage der GAL), Antwort zu Frage C I 8.
(5) Vgl. zum Folgenden Bild (Hamburg) und Hamburger Morgenpost 5.12.1986; taz (Hamburg) 5.12. und 6.12. 1986.
(6) Bürgerschafts-Drucksache 12/64 (Schr. Kl. Anfrage der GAL).
(7) zit. nach Hamburger Morgenpost 5.12.1986.