Dieses Dokument ist Teil des Buches Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg, 1998
20095 Hamburg (Altstadt), Mönckebergstr. 31
Stammkapital: 420 Mio. DM
Geschäftsführer: Dr. Peter
Ollmann (seit 1992), Manfred Reuter (seit 1996)
Die HGV dient der Freien und Hansestadt Hamburg als Holding für verschiedene städtische Unternehmen (Hamburger Hochbahn AG, Hamburger Wasserwerke GmbH, Sprinkenhof AG u.a.) und zur Verwaltung von Anteilen an weiteren Gesellschaften. Als Geschäftsführer der HGV war von 1989 bis 1996 Günter Elste tätig, der zugleich Vorsitzender der SPD-Bürgerschaftsfraktion war.
Durch die HGV ist Hamburg - als einziges Bundesland - am grössten deutschen Rüstungskonzern beteiligt, der Daimler Benz Ärospace AG (Dasa). An der Dasa-Holding Daimler Benz Luft- und Raumfahrt Holding AG, München, halten zur Zeit: Daimler-Benz selbst 93,83 Prozent, die HGV 5,99 Prozent und sonstige Aktionäre 0,18 Prozent. In absoluten Zahlen ausgedrückt, ist die HGV mit 120,3 Mio. DM am 2,008 Mrd. DM betragenden Grundkapital der Dasa-Holding beteiligt.
Dieses finanzielle Engagement geht auf das Jahr 1976 zurück. Damals überraschteBürgermeister Hans-Ulrich Klose die Öffentlichkeit mit der Mitteilung, dass die Stadt der Familie Blohm einen grösseren Anteil an dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern -> Messerschmidt-Bölkow-Blohm (MBB) abkaufen werde.2 Hauptbegründung damals wie heute: Sicherung der Arbeitsplätze im Flugzeugwerk von Finkenwerder. Die Beteiligung finanzierte Hamburg durch Kredite, weshalb der Hamburger Senat die - zum grossen Teil aus der Rüstung stammenden - Erträge der MBB-Beteiligung zur Kreditzinstilgung verwandte.
Die HGV war in den 80er Jahren nicht direkt am MBB-Kapital beteiligt, sondern über eine Zwischenholding mit dem Namen Bayerisch-Hamburgische Beteiligungsgesellschaft mbH (BHB), mit der Hamburger und bayrische MBB-Anteile und -Interessen gebündelt wurden. Sitz der BHB war Hamburg (Ost-West-Str. 12).
Im Zuge der Übernahme von MBB durch Daimler-Benz tauschte die HGV 1990 den Hamburger Anteil an MBB in Höhe von 18,255 Prozent des Stammkapitals wertgleich in eine Beteiligung an der neugegründeten Dasa in Höhe von 6,99 Prozent ein. Die Option, sich stattdessen mit einem höheren Anteil (bis zu 19 Prozent) an der Hamburger Dasa-Tochter -> Daimler-Benz Ärospace Airbus GmbH zu beteiligen, nahm der Hamburger Senat nicht wahr. Diese Entscheidung wurde nicht unwesentlich durch die Zusage von Daimler-Benz beeinflusst, Hamburg bei Beteiligung an der Dasa jährlich eine Garantiedividende zu zahlen, die an die Daimler-Benz-Aktie gekoppelt ist.3 Insofern hat Hamburg ein finanzielles Eigeninteresse daran, dass es Daimler-Benz gut geht und dass auch die süddeutschen Rüstungsstandorte des Konzerns florieren. Kann unter diesen Umständen erwartet werden, dass der Hamburger Senat sich gegen Militärprojekte wie den Eurofighter 2000 oder gegen bedeutende Rüstungsexportgeschäfte ausspricht, mit denen Daimler-Benz seine Gewinne steigern kann?
Vertreter Hamburgs im Aufsichtsrat der Dasa wurde 1990 zunächst der ehemalige Reemtsma-Chef Rudolf Schlenker, nach dessen Tod übernahm Wirtschaftssenator Rittershaus im November 1994 diese Funktion.
Anmerkungen: