Vor dem Hintergrund der kurdischen Gesellschaft ist der Aufbau der Frauenarmee eine Entwicklung, die nicht genug bewertet werden kann. Dieser Schritt wäre niemals möglich gewesen, wenn die PKK die Geschlechterfrage nicht ins Zentrum ihrer Parteilinie gestellt hätte. Noch vor fünf Jahren schien dieser Plan geradezu utopisch.

Abdullah Öcalan: „Was die PKK vor allem ausmacht ist, daß sie die Bedingungen für die Befreiung der Frau schafft. Leben heißt, wenn die Gesellschaft sich ausbildet, Kraft gewinnt und siegt. Das Leben kann nur einen Sinn finden, wenn sich die Gesellschaft befreit, wenn sich Fleiß und Willenskraft in diese Richtung entwickeln, sonst hat der Kampf keine Bedeutung. Das wichtigste Ziel unseres Kampfes ist die Befreiung der Frau. Wenn die Frau in diesem Sinne Kraft gewinnt, heißt das, daß die Gesellschaft frei wird. Sie ist das Maß für die Entwicklung der Gesellschaft und die Garantie dafür. Wenn das Leben in der gesellschaftlichen Realität Kurdistans einen Sinn haben soll muß diese Dimension der Freiheit erreicht werden. Deswegen führen wir diesen Krieg. „

Die PKK bewertet die Frauenfrage nicht als individuelle Frage der Frauen sondern als gesellschaftliche Frage mit historischen Ursachen. Die Lösung dieser Frage wird anderen Schritten der Entwicklung des Krieges nicht untergeordnet, sie steht im Zentrum aller Anstrengungen. Die Analyse der PKK kommt zu dem Schluß, daß Kapitalismus ohne die Ausbeutung der Frau nicht möglich ist. Dementsprechend bewertet sie auch die realsozialistischen Versuche: statt Lösungen zu suchen, haben die realsozialistischen Staaten die Probleme immer weiter vertieft, die Frauenfrage immer weiter verschoben.

Die PKK sieht Organisierung von Frauen in allen Bereichen als notwendig an. Strukturen dafür werden nicht nur in der Guerilla, sondern auch unter der Bevölkerung, in allen Teilen Kurdistans und überall dort, wo die Partei organisiert ist, aufgebaut. Frauen bilden ihre eigenen Organisationen, mit denen sie ihre eigenen Interessen durchsetzen. Frauen sollen in der Revolution eine Avantgarderolle einnehmen, vor allem innerhalb der Partei eine ideologische Kraft werden. Die Macht der Männer kann nach Ansicht der Partei nur gebrochen werden, wenn Frauen ihre Unzulänglichkeiten, ihre schwache Persönlichkeit überwinden, sich als Führungskraft sehen, die einen ständigen Kampf führt. Dafür bekommen sie von der Partei jede Unterstützung, die sie brauchen. Sie sollen selbst diskutieren, entscheiden, wie sie leben wollen und die Partei versucht, die Bedingungen dafür zu schaffen.

Die jetzige Phase der Revolution wird als eine Phase gesehen, in der Frauen ihre eigene Kraft erfahren können, sich umsehen können, um ihre eigene Realität und sich selbst zu finden, die Bindung zu sich selbst zu stärken.

Das Ziel der Partei ist es nicht, Soldatinnen für die Armee zu gewinnen, sondern den Frauen die Möglichkeit zu geben, eine freie Frauenpersönlichkeit zu erreichen, was nur im bewaffneten Kampf in der eigenen Armee zu erreichen und zu institutionalisieren ist. Abdullah Öcalan:" Unsere Revolution macht die Frauen mit der vollkommenen Freiheit ihres Geschlechts bekannt, befreit von allen reaktionären Beziehungen und Wertmaßstäben."