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prols | 9/2001
Flugblatt zu Terrorismus
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[aktualisierte fassung in deutsch]
Nach dem Terrorakt in New York rufen uns PolitikerInnen aller Parteien
und Länder dazu auf, zusammen "unseren demokratischen Staat" gegen
die "unzivilisierte Welt" zu verteidigen. Wir glauben nicht daran, dass
uns irgendein Staat - sei es der amerikanische, deutsche, irakische
oder afghanische - vor dem Terrorismus schützen kann. Der Staat braucht
den Terrorismus und handelt selbst jeden Tag auf terroristische Weise.
Der Staat handelt im Interesse derer, die sich am Elend anderer
bereichern:
als Unternehmer, in dem sie uns für sich schuften lassen; als
Aktienhändler, die mit den Profiten spekulieren; als Waffenhändler, die
an Kriegen in aller Welt Gewinne machen.
Auch der "demokratische Staat" schreckt dabei nicht davor zurück, Tausende von Unschuldigen zu massakrieren (z.B. während des Golf- oder Jugoslawienkriegs) oder Kriegsherren in anderen Ländern zu unterstützen (z.B. unterstützte die
USA zuerst den Irak und die Taliban im Krieg gegen den Iran bzw. die UDSSR,
um sie jetzt zum Hauptfeind zu erklären). Es muss sich nur lohnen.
Der Terrorismus ist Teil dieses Geschäfts. Die Anschläge in den USA
sind sowohl Folge der terroristischen Außenpolitik der USA (nicht nur im
Nahen Osten), wie auch selbst Teil des Spiels um Macht und Geld. Leute wie
Bin Laden versuchen, "ihre" Region gegen Konkurrenten (in Form von fremden
Armee oder Unternehmen) zu verteidigen, da sie die eigene Bevölkerung
selbst beherrschen und ausbeuten wollen. Dabei gehen sie nicht mehr oder
weniger barbarisch vor, wie westliche Armeen auch - oder sind NATO-Uranium-
Geschosse auf die irakische oder serbische Bevölkerung zivilisiert?
Die ganze religiöse ("Heilige Krieg"), nationalistische oder
humanistische ("das Gute gegen das Böse") Schreierei soll lediglich
verschleiern, dass, wie am 11. September, nur für das Interesse der
jeweiligen Führer gestorben wird. Auch PLO-Führer Arafat galt jahrzehntelang als Terrorist. Nachdem er sich in "seiner Region" durchsetzen konnte, wird er heute als Staatsmann anerkannt, seine "Terroreinheiten" sind jetzt eine Staatsarmee und er kann internationale Unternehmen (z.B. DaimlerChrysler) auf seinem Territorium billige Arbeitskräfte anbieten.
Die Geburt und Aufrechterhaltung eines jeden Staats verläuft blutig.
Jeder Staat braucht einen äußeren oder inneren Feind, um
"seine" ArbeiterInnen trotz Sozialkürzungen und verschärfter Ausbeutung
weiter im Schach halten zu können. Der Terrorakt in den USA kam allen
Staatsvertretern der Industrieländer, allen voran Bush, gerade recht. Seit
knapp einem Jahr schlägt die wirtschaftliche Krise in Europa und den USA
mächtig zu:
* in den USA gingen 1 Million Arbeitsplätze in der Industrie
verloren,
* Opel will die Produktion 15 Prozent zurückfahren,
* die "New Economy" sieht alt aus (z.B. AOL will 20 Prozent der Belegschaft in
Deutschland entlassen, bei HP und anderen Firmen sind Lohnkürzungen
angesetzt),
* die Aktienkurse sind im Keller.
Wie wollen die PolitikerInnen uns heute noch verklickern, dass trotz "mehr Maloche für weniger Geld" in den letzten Jahren, trotz all des produzierten Reichtums und Hi-Tech-Technologie um uns rum, die Zukunft noch beschissener aussehen soll? Wie wollen sie verhindern, dass wir gegen Kürzungen und Entlassungen kämpfen und unsere eigenen Bedürfnisse gegen Profite und Aktienkurse durchsetzen?
Nach den Anschlägen können sie viele ihrer Krisenmaßnahmen als "Anti-
Terror-Maßnahmen" durchziehen und sie rechnen damit, dass wir sie in
unserer Angst vor einem neuen Krieg hinnehmen. Sie erklären:
* die wirtschaftliche Krise sei nicht Folge des wirtschaftlichen
Systems sondern der "Unsicherheit durch Terrorismus" (z.B. die
Fluggesellschaft Continental will nach den Lohnkämpfen in der
Luftfahrtindustrie 12.000 Leute entlassen, und stellt diesen Schritt als
"Folge des Terroranschlags" dar)
* wir müssten jetzt alle zusammen - ob reich oder arm - gegen
die "islamischen Barbaren" vorgehen; wer in dieser Zeit gegen
Sparmaßnahmen des Staats oder das verschärfte Ausquetschen durch die
Unternehmer kämpft, handele im Interesse der Terroristen
* härtere Gesetze (z.B. Demonstrations- und oder Einreiseverbot),
mehr Bullenkontrollen (Schily fordert Fingerabdrücke im Ausweis) oder
zig Milliarden Dollars für Militärmobilisierung seien nötig, um gegen
die"Terroristen" vorzugehen.
Wir zahlen für die Folgen ihrer Politik und ihrer Krise:
* als Kriegsopfer, sei es durch NATO-Bomber oder entführte Boeings
* als Arbeitslose, deren Arbeit nicht mehr profitabel ausgebeutet
werden kann, sei es hungernd in Bagdad oder gelangweilt in Bottrop
* als ArbeiterInnen, die sich den Arsch abarbeiten, um "das Unternehmen"
zu retten, sei es in Chicago oder Kabul.
Lassen wir uns weder durch den Terrorismus noch durch staatlichen Anti-
Terror einschüchtern!
Sabotieren wir die Hetze, die uns als "Un/Zivilisierte" bzw. "Un/Gläubige" in den Krieg führen will!
Kämpfen wir im Betrieb oder auf der Straße für ein besseres Leben, in dem
unsere Bedürfnisse das Bestimmende sind. Ein Leben, dass weder durch
Schufterei für ein untergehendes System bestimmt wird, noch durch Krieg,
Börsen- oder Flugzeugcrashs gefährdet ist!
prols gegen die (kriegs)maschine
[prol-position@motkraft.net]
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