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Gegen den Krieg nach innen und außen


Am 6. und 7. März wollen sich Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi und Bundeskanzler Gerhard Schröder nebst ihren Kabinetten in Bremen treffen. Auf dem Programm der regelmäßig durchgeführten "Deutsch-italienischen Konsultationen" steht diesmal neben zahlreichen bilateralen Gesprächen auf Regierungsebene unter anderem ein Empfang mit "militärischen Ehren", der auf dem Marktplatz stattfinden soll.

Schröder wie auch Berlusconi stehen für eine aggressive Politik nach innen und außen. Deutlich wird dies beispielsweise an der scharfen Sozialpolitik - unter anderem an Bestrebungen in beiden Staaten, den Kündigungsschutz aufzuheben - oder auch an gemeinsamen Initiativen zur weiteren Verschärfung der Kriminal- und Justizpolitik auf Ebene der Europäischen Union. Wie zum Beispiel die "Europäische Grenzpolizei", die auf Initiative Deutschlands und Italiens derzeit an den Außengrenzen der EU aufgebaut wird, um diese möglichst wirksam gegen unerwünschte Flüchtlinge abzuschotten.

"Gut" funktionierte die Zusammenarbeit auch bei der Verfolgung von GlobalisierungskritikerInnen während der Proteste gegen den G8-Gipfel im Juli 2001 in Genua. So gaben die deutschen Behörden schon im Vorfeld des Gipfels bereitwillig umfassende Informationen über potenzielle deutsche DemonstrantInnen nach Italien weiter; während der damaligen Proteste wurde zahlreiche Menschen an der Ausreise Richtung Italien gehindert.

Doch nicht nur auf deutsch-italienischer Ebene läuft die Zusammenarbeit reibungslos, insgesamt sind die EU-Mitgliedsstaaten dabei, ihre Kriminal- und Justizpolitik immer weiter anzugleichen und auszuweiten. Das betrifft nicht nur das gemeinsame Vorgehen gegen Flüchtlinge, sondern auch die Verfolgung jeglichen emanzipativen Widerstands gegen diese Politik bis zu dessen Diffamierung als "terroristische Bewegungen". Hingegen verhindern unterschiedliche Interessen der einzelnen kapitalistischen "Standorte" (Mitgliedsstaaten) oftmals ein gemeinsames Vorgehen in der Außenpolitik, wie derzeit in puncto Krieg gegen den Irak.

"Deutscher Weg"

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 betreiben die USA sowie die verbündeten führenden Industrienationen unverhohlen eine Art "Weltinnenpolitik". Während die befreundeten NATO-Staaten dem großen Bruder bereitwillig ihre "uneingeschränkte Solidarität" (Bundeskanzler Schröder) versicherten, mussten Dutzende andere, als potenziell verdächtig beziehungsweise zumindest als "besorgniserregend" geltende Staaten Unterwerfungserklärungen unterzeichnen. Nur so konnten sie verhindern, unversehens zur "Achse des Bösen" gezählt zu werden oder aus anderen Gründen Zielscheibe militärischer Angriffe zu werden. Des weiteren wurde - auch unter dem Motto "Anti-Terrorkampf" - das Vorgehen gegen missliebige und/oder Befreiungsbewegungen deutlich intensiviert, wie zum Beispiel in Kolumbien und auf den Philippinen.

Die Konkurrenz der führenden kapitalistischen Staaten macht sich auch im angeblichen "Anti-Terrorkampf" bemerkbar. Wie die USA ihre geostrategischen und ökonomischen Interessen in verschiedenen Regionen weltweit sichern, stösst aktuell auf den Unwillen der beiden EU-Grossmächte Frankreich und BRD. Nach deren Auffassung darf es künftig nämlich nicht nur eine international dominierende Macht - die USA - geben, die über die "Welt-Ordnung" und die Verteilung der Ressourcen bestimmt. Das ist denn auch ein wesentlicher Grund für die derzeitige, fälschlich als Anti-Kriegskurs interpretierte Politik und Rhetorik der rot-grünen Bundesregierung.

Wenn den USA zudem ein ungewöhnlich aggressives oder "böses" Verhalten unterstellt wird, ist dies anti-amerikanisch und damit gefährlich und falsch. Vielmehr ist ihr Vorgehen von der gleichen egoistischen "Ellenbogenlogik" bestimmt, nach der auch der "Standort Deutschland" agiert und die wir auch in unserer Gesellschaft täglich zu spüren bekommen. Deutschland hatte schon 1992 in den Verteidigungspolitischen Richtlinien den "ungehinderten Zugang zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt" als "vitales Sicherheitsinteresse" formuliert, das auch militärisch durchgesetzt werden müsse.

Beim "deutschen Weg" (Schröder) geht es also weder um "den Frieden" noch um eine Stärkung der UNO. Rot-Grüns "Friedenspolitik" hat sich schon vor Jahren als permanente Kriegspolitik entpuppt. Die beiden Angriffskriege gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (1999) wie auch Afghanistan (2001) belegen dies genauso wie Kriegsminister Peter Strucks kürzliche Bekräftigung, dass "Deutschland auch am Hindukusch verteidigt" wird. Dort, in Afghanistan, ist Deutschland jetzt (gemeinsam mit den Niederlanden) Lead-Nation, genauso wie im NATO-Protektorat Mazedonien. Insgesamt sind derzeit über 10.000 BundeswehrsoldatInnen in etwa einem Drittel der Erde stationiert. Die Bundeswehr hat damit - nach der US-Army - das zweitgrößte Kontingent an SoldatInnen im "Out of area"-Einsatz.

Gegen den sozialen Krieg nach innen, gegen den imperialistischen Krieg nach außen!
Smash NATO, Smash Capitalism!
Kein Krieg gegen den Irak!
Verweigert, desertiert, sabotiert die Kriegsmaschinerie!

Italien - Keine ruhige Minute

Die seit der Regierungsübernahme des rechten Bündnisses von Forza Italia, Lega Nord und Alleanza Nationale (AN) vor zwei Jahren andauernden Proteste, die sich im letzten halben Jahr verstärkt haben, setzen die italienische Regierung immer mehr unter Druck. Die Proteste richten sich nicht nur gegen den Krieg, bei dessen Unterstützung Rom neben London einer Vorreiterrolle einnimmt, sondern auch gegen eine Reihe von Gesetzesänderungen, wie die Abschaffung des Kündigungsschutzes, steuerliche Vorteile für UnternehmerInnen und Vermögende sowie die teilweise Straffreiheit für Bilanzfälschungen und Unterschlagung. Alles Gesetze, von denen der Großunternehmer Berlusconi auch persönlich profitiert und die laufende Strafverfahren gegen ihn stoppten. Dazu sorgte die Umstrukturierung der öffentlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten durch regierungsfreundliche EntscheidungsträgerInnen für Empörung, da Berlusconi Chef von mehreren privaten Medienanstalten ist und so eine Monopolstellung in Italien sicherte.

Durch die Regierungsbeteiligung der Lega Nord, die mit extremen Rassismus auf Stimmenfang geht, und der Alleanza Nationale um Parteichef Fini hat sich das politische Klima stark nach rechts entwickelt. (Die AN ist aus der MSI entstanden, welche sich selbst als "Mussolinis Erben" titulierte und nach 1945 die Sammelpartei der Faschisten war.) Zu spüren bekamen das vor allem MigrantInnen und Flüchtlinge, die unter verschärften Gesetzen und rassistischer Stimmung in der Öffentlichkeit immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden. Auch der traditionelle Feind - die Linke - blieb nicht verschont: Die brutalen Übergriffe und die Ermordung Carlo Guilianis durch die Einsatzkräfte in Genua 2001 waren nur aufgrund der vorher zugesicherten Rückendeckung hoher Politiker möglich. Hier trafen sich die Interessen der rechten Regierung mit EU-Bestrebungen, gegen die globalisierungskritische Bewegung vorzugehen. Diese Verfolgung hält nach wie vor an. Es gab mehrere Repressionswellen gegen GlobalisierungskritikerInnen in den letzten eineinhalb Jahren, die unzählige Verfahren nach sich zogen. In den Medien wird massiv gegen soziale Zentren und linke Gruppen gehetzt. Nach der letzten Durchsuchungs- und Festnahmewelle Anfang Dezember 2002 sitzt noch immer ein Mensch im Gefängnis, wobei allein das von ihm genutzte Aussageverweigerungsrecht für die andauernde Haft herhalten muß. Auch gegen Leute aus der BRD laufen noch Verfahren wegen Genua 2001.

Den Tausenden von Menschen, die dagegen in Italien auf die Straße gehen, senden wir solidarische Grüße.

sofortige Einstellung aller Ermittlungsverfahren!
Freiheit für die Gefangenen!
Genova Libera! L ántifscismo non ha confini!
Contro il governo Berlusconi-Bossi-Fini!
Berlusconi, Schröder - Wir kommen!

Demonstration am Donnerstag, den 6. März 2003,
um 17 Uhr (Bahnhofsplatz Bremen)

Die Demonstration unterstützen (Stand 03.03.2003): Antifa-Café Bremen * Antifaschistisches Komitee Bremen * AntiRassismusBüro Bremen (ARAB) * Archiv der sozialen Bewegungen Bremen * Autonome Antifa Gruppe Bremen (AAGB) * Bluna * Brenn-Bar * Bündnis "Resistenza" * biz - Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung * Change Music * DFG/VK (Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen)* FAU Lokalfoederation Bremen * FrauenLesbengruppe hugg * FrauenLesbengruppe "No borders" * Nils H.Ede, webmaster Bremer Friedensforum * FrauenLesbenTransgender-Laden mafalda * gr.appa * infogruppe gipfelsoli * Infoladen Bremen * kassiber - Stadtzeitung für Politik, Alltag, Revolution * kick it! * Kombo (p) * Pusdorfer Friedensgruppe * Redaktion "Red Fire burning" * Resistenza Ultras * SAV * ['solid] Die sozialistische Jugend Bremen * SDAJ Oldenburg * tutti paletti * Werder-Fans gegen Rechts * www.antifa-bremen.de

Weitere Infos: Bündnis "Resistenza", c/o Infoladen Bremen, St.-Pauli-Str. 10/12, 28203 Bremen,
Infotelefon: (0421) 700144

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