20 June
2005

Ein Telefongespräch über die Wahlen

Am Freitag, den 17. Juni, waren Präsidentschaftswahlen im Iran. Genau an diesem Tag hat ein Journalist in einem Telefongespräch folgendes berichtet:

Am vormittag hat er Wahllokale im Süden, Osten, Norden und Westen von Teheran sowie in der Stadtmitte besichtigt. Das war gegen 11 Uhr Ortszeit. An manchen Wahlurnen waren ausser den zustädnigen keinerlei Menschen zu sehen. Manche hatten zwischen fünf und zehn Leute. In manchen Wahllokalen, z.B. in Hossiniyeh Ershad, hatten die ausländischen und inländischen Medien ihre Kameraausrüstungen aufgebaut. Hier waren waren zwischen 20 und 30 Leute zu sehen.

Bei einer zweiten gleichen Runde am Nachmittag stellte er fest, dass dort, wo am Morgen keine Wähler gewesen waren, im Mittel 5 Personen anwesend waren. Bei anderen waren ca. 10 und bei ganz bekannten Wahllokalen befanden sich zwischen 20 und 30 Leute.

Eigene Berichte von Zeitungen wie der regierungsnahen Etemad bestätigen sogar die obige Darstellung des Journalisten: gegen 13:30 Uhr waren beim Platz Tajrish weniger als 10 Leute in der Schlange vor den Wahlurnen; um 2:40 Uhr waren beim Platz Fatemi so wenig Leute, dass man denken konnte hier befindet sich kein Wahllokal.

Gemäß Telefonaten mit Freunden und Bekannten aus anderen Städten wie Ahwaz, Sanandaj und Kermansha, usw., nahmen an den dortigen Wahlen ebenfalls sehr wenig Leute teil. Nach ihren Schätzungen haben sich deutlich unter 15 % der Wahlberechtigten an diesen Wahlen beteiligt.

Laut ersten offiziellen Meldungen des Innenministeriums haben in Teheran von 8,5 Mio. Wahlberechtigten 2.142.000 ihre Stimme abgegeben, was ungefähr 25 % entspricht. Im Widerspruch dazu behauptete der Wächterrat noch vor Ablauf der Auszählungen, dass im ganzen Land ca. 60 % der Wahlberechtigten teilgenommen hätten. Mit der Zeit näherten sich die Zahlen des Innenministeriums jedoch immer mehr denen des Wächterrates an.



Posted by AliSchirasi at 20:56 | edit

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