Quelle: Südkurier vom 10.12.00 | |
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Mit dem Listen-System halte der Kreis am Sachleistungprinzip fest, gebe aber auch Raum für eigene Entscheidungen, erklärt Sozialdezernentin Ursula Auchter den Testlauf. In ihm wird mit Punkten abgerechnet. Jeder Bezieher hat ein bestimmtes Kontingent. In welcher Form er es verbraucht, ist ihm freigestellt. Er könnte sich beispielsweise eine vegetarische oder eine fleischreiche Kost zusammenstellen. Sollte sich das Listen-Verfahren bewähren, werde es kreisweit eingeführt, sagt Auchter. Die ersten Rückmeldungen von Betroffenen bezeichnet sie als positiv.
Lilly Barsch, eine ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuerin aus Konstanz, sieht im Listen-System nur dann eine wesentliche Verbesserung, wenn auch das Warenangebot ausgeweitet wird. Die Obst- und Gemüseauswahl sollte sich beispielsweise am jahreszeitlichen Angebot orientieren und auch ansonsten etwas Abwechslung bieten. Gebe es das ganze Jahr über immer die gleiche Reihe von Waren, aus denen die Bezieher wählen sollen, komme auch bei der Bestell-Möglichkeit bald Überdruss auf, sagt Barsch. Gegen die Ausgabe der Essens-Pakete hatten Asylbewerber in Konstanz und Singen im Frühjahr dieses Jahres protestiert. Sie forderten eine selbstbestimmte Wahl der Lebensmittel. Mit Mahnwachen und einem Hungerstreik unterstrichen Flüchtlinge ihr Anliegen · ohne Erfolg.
Nach neun Tagen gaben die Protestierer auf. Landrat Frank Hämmerle beharrte damals auf das Paket-System für kreisweit 450 Personen. Bestell-Möglichkeiten nach den Wünschen der Bezieher würden Mehrkosten in der Höhe eines sechsstelligen Betrags verursachen, argumentierte er damals. Andere Landkreise in Baden-Württemberg räumen Asylbewerben schon seit längerem Wahlmöglichkeiten bei der Essensversorgung ein. Flüchtlinge können in Supermärkten oder Heimläden einkaufen. Das jetzt von Konstanz erprobte Listen-System ist in kleineren Unterkünften des Bodenseekreises üblich.
Claudia Rindt
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sw, 12.12.00