Kapitalismus bedeutet Krieg!
Kriege
müssen heutzutage nicht einmal mehr offiziell erklärt werden. Seit
Wochen - eigentlich Jahren - bombardieren die USA mit Unterstützung
Großbritanniens den Irak. Nach Afghanistan hat die zivilisierte Welt
ihren zweiten Kriegsschauplatz längst eröffnet, ohne, dass die Welt
großartig Kenntnis davon nimmt. Wir können uns sicher sein, es
werden auch noch weitere Kriegsschauplätze folgen. Denn während wir
uns mit ständigen Einsparmaßnahmen und Steuererhöhungen, Kürzungen
und Streichungen bei gleichem Tarif herumärgern müssen, um die
staatlichen Rüstungs- und Repressionsausgaben zu finanzieren;
während unsere Rechte kontinuierlich eingeschränkt und die
Repressionsapparate beständig ausgeweitet werden, um den Frieden im
Land zu gewährleisten, werden die nächsten Kriegszüge zur
Neuaufteilung der Ressourcen und Märkte der Welt bereits geplant.
Und während all dessen befinden sich die Bombardements auf den Irak
noch im Anfangsstadium....
„Der Tag der Abrechnung naht.“
(George W. Bush, US-Präsident, Januar 2003)
1991 war es
die Befreiung Kuwaits, 2003 ist es die Befreiung der irakischen
Bevölkerung von ihrem Diktator Saddam Hussein oder die Befreiung der
Welt von der Brutstätte des Terrorismus oder die Befreiung Amerikas
vor der imaginären Zündung einer Atombombe oder aber die vergebliche
Suche nach Massenvernichtungswaffen. Die Liste absurder Propaganda
könnte beliebig lange fortgesetzt werden. Je nach Alptraum, der die
US-Regierung gerade akut bedroht, werden uns täglich neue
Hirngespinste aufgetischt, warum der Irak nach Jahren der
missliebigen Duldung endgültig in Schutt und Asche gelegt werden
soll. Die Kosten eines solchen Angriffs variieren derzeit je nach
Rechnung zwischen 61 und 200 Milliarden Dollar, die anschließenden
Kosten für den Wiederaufbau der Kriegszerstörung zwischen 50-150
Milliarden Dollar. Ganz schön viel, denkt sich da unsereins, doch
der eigentliche Gewinn, der bei einer solchen Befreiungsmission
lockt, ist noch viel höher. Zum einen ließ Washington bereits
vernehmen, dass die „Regierung des neuen Irak ... den USA und
Großbritannien die Kosten ihres Krieges aus ihren Öl-Einnahmen
ersetzen“ wird. Zum anderen schätzt die Internationale
Energiebehörde den Gesamtwert der Verträge, die der Irak
ausländischen Ölfirmen nach Aufhebung der UNO-Sanktionen bereits
zugesagt hat, auf 1,1 Billionen Dollar. Dabei sind diese Summen
eigentlich Nebensache, denn ganz zufällig bringt der Kampf der
zivilisierten Gotteskrieger gegen die ungläubigen Terroristen auch
noch die Kontrolle über Fördermenge und Lieferwege der reichsten
Erdölreserven der Welt mit sich – immerhin 112,5 Milliarden Barrel. Und
darüber hinaus eine weitere Bastion zur Beherrschung und Kontrolle
des Nahen und Mittleren Ostens.
„Eine erfolgreiche
Kriegsführung wäre gut für die Wirtschaft.“ (Lawrence Lindsey,
Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Januar 2003)
Krieg
gegen den Terrorismus führen, heißt zu den „Guten“ zu gehören, die
Krieg gegen das „Böse“ führen. Es erstaunt wohl niemanden, dass
dieses sog. „Böse“, sich fast ausschließlich in strategisch
bedeutsamen und/oder rohstoffreichen Regionen dieser Erde befindet.
Ein erfolgversprechender Ausweg aus der ökonomischen Krise, wie sie
momentan alle Industriestaaten erleben, liegt im Krieg. Dies ist der
Weg, den momentan die USA wählen. Die Krisenanfälligkeit des
Kapitalismus macht die gewaltsame Zerstörung von Waren und Kapital,
die Neuaufteilung von Märkten, Ressourcen und Einflusssphären - also
Krieg zu einer zyklischen Notwendigkeit. Die „friedlichen“ Wege der
Kapitalmaximierung, wie sie uns im täglichen Krieg gegen die
ArbeiterInnenklasse durch Massenentlassungen, Sozialabbau und
feindliche Übernahmen beständig begegnen, reichen an dieser Stelle
zu einer ausreichenden langfristigen Profitmaximierung nicht mehr
aus.
„Für Abenteuer steht eine von mir geführte
Bundesregierung nicht bereit.“ (Gerhard Schröder, SPD,
Bundeskanzler, September 2002?)
Es dürfte der einzige
Satz sein, der sich von den wahlstrategischen Manövern der
sozialdemokratisch/grünen Bundesregierung als Wahrheit erwiesen hat.
Denn sicherlich war es keine Abenteuerlust, die 10.000 deutsche
SoldatInnen an ihre derzeitigen Kriegsschauplätze nach Kenia,
Kuwait, Usbekistan, Oman, Mazedonien und Afghanistan gebombt hat. Es
hat auch nichts mit Abenteuerspielen, Pazifismus oder humanitärem
Handeln zu tun, wenn über die Luftwaffenstützpunkte Frankfurt,
Ramstein, Spangdahlem und Grafenwöhr amerikanische Truppen und
Rüstungstransporte mit Ziel Irak in die Luft geschickt werden. Und
genauso wenig haben im Rahmen von „Enduring Freedom“ in Kuwait
stationierte deutsche ABC-Spürpanzer auch nur im entferntesten Sinne
etwas mit Freiheit zu tun.
Die Regierung Schröder hat sich
seit 1998 an drei Kriegen beteiligt. Deutschlands imperialistisches
Interesse kann dank einem vom Pazifisten zum Schröder-Klon mutierten
Außenminister Fischer endlich auch wieder auf militärischer Ebene
durchgesetzt werden. Doch die Interessen des deutschen Kapitals im
Irak oder Iran (was vermutlich eines der nächsten Kriegsländer sein
könnte) benötigen im Gegensatz zu amerikanischen Interessen zumindest in dieser
Region keine militärische Lösung. Die deutsche Industrie konnte
während des jahrelangen US-Embargos ihre Geschäftsbeziehungen mit
dem Irak gewinnbringend genug aufbauen – allein in den ersten drei
Monaten 2002 stieg der deutsche Export in den Irak um
46,6%.
„Wir stehen selbstverständlich an der Seite unserer
amerikanischen Freunde.“ (Helmut Kohl, CDU, Januar
2003)
Mit dem Wiedererstarken Deutschlands und dem
Eintritt ins offizielle Kriegsgeschehen seit dem Angriffskrieg auf
Jugoslawien werden auch die unterschiedlichen Interessen zwischen
den einzelnen Machtblöcken Deutschland/EU – USA/NAFTA – Japan/ASIAN
- und zukünftig evtl. Russland/China/Indien mehr Präsenz bekommen –
zumindest auf politischer Ebene, militärisch werden diese
Auseinandersetzungen zumindest in den nächsten Jahren höchstens über
Stellvertreterkriege ausgeführt werden. Im Moment mangelt es der
deutschen Bundeswehr noch an genügend hochgerüsteten und
einsatzbereiten Krisenreaktionskräften. Deswegen wird auch eine
60.000 köpfige EU-Interventionstruppe, die im Laufe diesen Jahres
fertig aufgebaut und in einem Interventionsradius von 4.000 km rund
um Brüssel innerhalb von 60 Tagen einsatzbereit sein soll, von einem
deutschen Oberbefehlshaber angeführt werden. Wo die Interessen
Deutschlands und der USA nicht so weit auseinanderliegen wie im
Irak, bleibt Deutschland auch weiterhin wichtigster Bündnispartner
der USA. Daraus erklärt sich auch die zunächst paradoxe Haltung der
Fischer & Schröder Company, die eine deutsche Kriegsbeteiligung
ablehnt, als Abgeordnete im UN-Sicherheitsrat einem Irak-Krieg
jedoch zuzustimmen gedenken. Denn klar ist, USA wird die Kriegsbeute
nur unter denen aufteilen, die auch bereit sind, wenigstens an einem
UN-Mandat mitzuwirken. Und wer bei der Aufteilung der Welt ganz
vorne mitspielen will, kann die strategisch wichtige Golfregion
nicht komplett anderen überlassen.
„Der Krieg ist nichts
anderes als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit
Einmischung anderer Mittel.“ (Carl Philipp Gottfried von Clausewitz,
preußischer General- und Militärtheoretiker, 1834)
Genau
aus diesem Selbstverständnis heraus, treffen sich die eigentlichen
Kriegsstrategen wie jedes Jahr im Februar in München. Die
Regierungsvertreter der NATO-Staaten treffen hier im Bayerischen Hof
bei der sog. „Münchner Konferenz für Sicherheitspolitik“ auf rund
200 hochkarätige Militärstrategen, Generäle, Rüstungsexperten und
Wirtschaftsführer. Wie jedes Jahr werden hier nach außen abgeschirmt
durch die Begriffe „Freiheit, Sicherheit und Frieden“ weltweite
Kriegsstrategien zur Sicherung und Erschließung von
Produktionsstandorten, Warenverkehr, Kapitalströmen und Rohstoffen
geplant. Es geht der NATO darum, die größtmögliche Zahl an ost- und
südosteuropäischen Ländern beitrittsreif zu machen. Mit ihrer
letzten Sitzung im Prag im November 2002 ist die NATO diesem Ziel
einen riesigen Schritt näher gekommen. Einer Ausdehnung der
westlichen, ökonomischen und kulturellen Macht- und Großraumordnung
nach Osten, zur dauerhaften Festigung der politischen und
ideologischen Einflusssphäre in diesem Gebiet steht nach Abschluss
der Prager Verträge nichts mehr im Wege.
No justice – no
peace
Doch es regt sich Widerstand! Zumindest zeigen die
zahlreichen Anti-Kriegs-Demonstrationen, die in den letzten Monaten
Millionen von Menschen weltweit auf die Strassen getrieben haben und
die immer größer werdenden Proteste gegen die Gipfeltreffen der
selbsternannten Weltelite, dass immer weniger Menschen mit
neo-liberaler Politik, Kapitalismus, einem globalen Rechtsruck und
imperialistischen Kriegen einverstanden sind. Wer Frieden will,
muss sich entscheiden: Marktwirtschaft und eine Welt, die frei ist
von Elend und Kriegen, vertragen sich nicht. Die herrschende
Normalität ist das Verbrechen – ihr prinzipielle Zustimmung zu
geben, aber gegen ihre Kriege zu protestieren, ist blödsinnig Der
Kampf gegen die Ursache von Kriegen, ist der Kampf gegen das System
der Ausbeutung und Unterdrückung. Diesen Kampf müssen wir gemeinsam
führen: auf der Strasse, in den Betrieben, in Schulen und
Universitäten, in Stadtteilen und auf
Antikriegsdemonstrationen.
Krieg dem imperialistischen
Krieg!
Antikapitalismus
globalisieren!
Kommt alle
Nach Nürnberg, am Tag der offiziellen Kriegserklärung
der USA gegen den Irak, 18 Uhr, Lorenzkirche
Kontakt:
oa-nuernberg@web.de
|