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Redebeitrag
Afrikazentrum
Schon seit einigen Jahren ist im Gespräch, im Schanzenviertel
ein Zentrum für afrikanische Jugendliche und junge Männer
einzurichten.
In einer Arbeitsgruppe der "1. Hilfe Sternschanze", dem
Selbstverständnis nach ein Stadtteilplenum, das die "Probleme"
des Viertels diskutiert und nach Lösungen sucht, wurde schon
1997 eine Projektskizze vorgelegt. Danach sollte das Zentrum neben
Freizeit- und Kulturangeboten und einigen Läden auch die Möglichkeit
bieten, sich aus- bzw. weiterbilden zu lassen. Die berufliche Qualifizierung
sollte dabei am afrikanischen Arbeitsmarkt orientiert sein, da die
Zielgruppe des Zentrums hauptsächlich minderjährige unbegleitete
Flüchtlinge seien, bei denen aufgrund ihres unsicheren Aufenthaltsstatus
damit gerechnet werde, daß sie eh nicht lange in Deutschland
leben dürfen. Die Trägerschaft sollten Vereine der afrikanischen
Gemeinde übernehmen.
Nachdem der von der Arbeitsgruppe vorgeschlagene Standort Lagerstr./
Ecke Schanzenstr., der auch vom Bezirk Eimsbüttel unterstützt
wurde, vom Bezirk Mitte, dem das anvisierte Gebäude gehört,
abgelehnt wurde, kam lange keine Bewegung in die Sache.
Letztes Jahr schlug der Bezirksamtleiter Mantell dann vor, Container
auf der Fläche neben Effenberger in der Altonaer Str. aufzustellen
und für eine Übergangszeit von ca. zwei Jahren dort das
Zentrum einzurichten. Gegenüber dieses Platzes befindet sich
eine Schule. Als eine Allianz von LehrerInnen, Eltern, NachbarInnen
und CDU allerdings vehement protestierte, wurde der Plan fallengelassen.
Der Bezirk Eimsbüttel überlegte dann, die Container neben
dem Rundbunker nahe des S-Bahnhofs Sternschanze zu errichten, der
mittelfristig sowieso für das Zentrum umgebaut werden sollte.
Schließlich war eine leerstehende Etage im "Haus für
Alle" in der Amandastr. Im Gespräch. Diese wurde vom Eigentümer
"Sprinkenhof" allerdings anderweitig vermietet.
Zur Zeit ist geplant, das Zentrum an der Christuskirche unterzubringen,
auch hier als Übergangslösung für etwa zwei Jahre.
Eine Entscheidung darüber steht noch aus.
Schon die Odyssee bei der Standortsuche für das Zentrum drückt
aus, daß ein solches im Schanzenviertel nicht gewollt ist.
Wenn es darum geht, "Widerstand gegen das Afrikazentrum",
so die Überschrift eines Artikels vom 28.03.97 im Hamburger
Abendblatt, zu leisten, reichen sich Entscheidungsträger des
Bezirks Mitte und AnwohnerInnen die Hände. Auch der etwas liberalere
Bezirk Eimsbüttel möchte dann besser nicht gegen die sog.
Sorgen und Nöte der ViertelbewohnerInnen entscheiden, die,
wenn es um andere Themen geht, gewöhnlich sang- und klanglos
übergangen werden.
Dabei entstand die Idee für das Zentrum aus den Problemen,
die große Teile der ViertelbewohnerInnen und der politischen
Öffentlichkeit mit Schwarzafrikanern hatten. Kleine Gruppen
von ihnen nutzten nämlich schon seit Jahren den Sternschanzenpark,
um in angenehmer Atmosphäre sich zu erholen und zu kommunizieren.
Als diese Gruppen im Zusammenhang mit der Vertreibung der Drogenszene
ab 1995 vom Hauptbahnhof Richtung Schanzenviertel pauschal als Dealer
identifiziert wurden, wurden sie damit als "Problemgruppe"
definiert. Während die rechts-konservative Fraktion ihr Problem
am liebsten so lösen möchte, alle Schwarzafrikaner auszugrenzen
und nach Möglichkeit abzuschieben, versucht die sich liberal
und multikulturalstisch gebende nach traditioneller Manier zu integrieren,
wer integrierbar ist, um die übriggebliebenen Anderen noch
heftiger zu bekämpfen.
Daß sich im Schanzenviertel offenbar kein Platz für das
Zentrum findet, sagt deshalb viel über das tatsächliche
Verhältnis dieser Fraktionen aus: entgegen den Beteuerungen
eines bunten, weltoffenen Viertels, das selbst nur Schein ist, wird
auf offene Ablehnung gesetzt. Der allzu deutliche rassistische Reflex
stößt dabei nicht einmal auf nennenswerte Kritik.
In der Diskussion um das Zentrum tritt für uns das Potential
an Rassismus hervor, das in den hier herrschenden Verhältnissen
steckt. Öffentliche Stärkung erfuhr das Projekt nur von
denen, die seine ordnungspolitische Funktion("die Schwarzen
von der Straße holen") in den Vordergrund stellten und
kein Interesse an einer migrantischen Selbstorganisierung hatten.
Diese sollten wir aber prinzipiell unterstützen, auch wenn
sich daraus Widersprüche ergeben. Das heißt konkret,
die Forderung nach Einrichtung eines Zentrums dort, wo es von den
Betroffenen gewollt wird, zu bekräftigen.
Rassistische Formierungen knacken !!
Wider den Kulturalismus !!
Die migrantische Selbstorganisierung unterstützen !!
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