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Zusammenfassung/Schlußfolgerungen
Diese Broschüre ist ein erster Versuch, sich dem Thema anzunähern und erhebt damit keinen
Anspruch auf Vollständigkeit. Sie wurde aus unserem antifaschistischen Grundverständnis
heraus geschrieben.
Uns wurde das gesamte vorhandene Archiv der Gedenkstätte Buchenwald zum Thema
Internierungslager zur Verfügung gestellt. Es bestand aus 8 Kisten voller Briefe an die
Gedenkstättenleitung, Zeitdokumenten, Erinnerungsprotokollen, Berichten von Internierten
bzw. ihren Angehörigen, diversen Buchmanuskripten u. a. Was uns bei der Durcharbeitung
besonders auffiel und erschreckte war, daß sich viele der Internierten als unschuldige
Opfer fühlten.
Besonders auffällig wurde dies bei den Redebeiträgen zur Eröffnung der Ausstellung
"Das sowjetische Speziallager Nr. 2 1945 - 50" am 25.05.1997.
Gerhard Finn (ehemaliger Internierter und Vorsitzender des Häftlingsrates) äußerte bei der
Eröffnung der historischen Dauerausstellung: "Dabei sind wir uns im klaren, daß in diesem
Dokumentenhaus nicht das volle Geschehen in den knapp 5 Jahren des Nachkriegslagers
Buchenwald dokumentiert wird. Keine Ausstellung kann das. Hier können nur Äußerlichkeiten
dargestellt werden. Das ´Innere´, die bohrende Frage nach dem ´Warum gerade ich`, die bei
etlichen Inhaftierten aufgekommene Überlegung, ob man als Unterworfener oder gar als
kleines Rädchen einer Diktatur jenseits des Juristischen möglicherweise schuldig geworden
sei; die vielleicht quälenden Gedanken an die Angehörigen und die alles überdeckende
Todesangst lassen sich nicht an Ausstellungsstücken zeigen."
Obwohl Politik und Verantwortliche theoretisch die Gleichsetzung beider Lager negieren,
sieht es praktisch anders aus. Auch hier sprechen die Beiträge zur Eröffnung am 25.05.1997
eine deutliche Sprache.
Dr. Gerhard Schuchardt (Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Gedenkstätten
Buchenwald und Mittelbau-Dora, damaliger Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur
des Freistaates Thüringen): "Sachlichkeit ist der gewichtigste Gegner jeder Ideologie. ...
Der Freistaat Thüringen darf mit Recht darauf stolz sein, etwas geschaffen zu haben, das
in dieser Form in der Bundesrepublik Deutschland bisher einmalig ist."
Dr. Volkhard Knigge (Vorstand der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora,
Direktor der Gedenkstätte Buchenwald): "Wenn eine Ausstellung geschaffen worden ist, die
das stalinistische Unrecht nicht banalisiert und die nationalsozialistischen Verbrechen
nicht relativiert, wenn eine Ausstellung geschaffen worden ist, die am Ende deutlich macht,
daß Unrecht sich durch Unrecht weder beheben noch aufarbeiten läßt, dann haben wir unser
Ziel erreicht."
Eigentlich dürfte man von diesen Statements nicht überrascht sein, denn diese Art von
Geschichtsneuschreibung begegnet uns eigentlich jeden Tag.
Die Arbeitsgruppe des 11. Workcamps hatte anhand persönlicher Recherchen vor Ort und
Befragungen eine Wandzeitung erstellt und ihre Ergebnisse zusammengefaßt. Leider war es
uns nicht möglich, diese in der Broschüre zu veröffentlichen.
Wie schon eingangs erwähnt wurde, stellt diese Broschüre an diese Problematik eine erste
Annäherung dar. Deshalb wäre es zu begrüßen, wenn in weiteren Workcamps diese Thematik
erneut aufgegriffen werden würde und dabei z. B. folgende Schwerpunkte weiter vertieft
werden sollten:
- Auseinandersetzung mit der Ausstellung vor Ort unter dem Blickwinkel der Gleichsetzung beider Lager
- weitere Nachforschungen über die 64 ausländischen Internierten
- Vertiefung der Erkenntnisse über die in Waldheim Angeklagten und Verurteilten
- Umgang der DDR mit der Problematik der Internierungslager
- Gegenüberstellung der Internierungslager in allen Besatzungszonen
- Herstellung von Kontakten zu ähnlich thematisierten Projekten wie dem unseren.
Anschließend sei noch einmal der besagte Gerhard Finn zitiert: "Denn nach wie vor gilt -
völlig unmilitärisch - der alte NATO-Spruch: Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit".
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