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Brandverletzungen können sehr unterschiedliche Ursachenhaben: Flammen, Sonneneinwirkung ("Sonnenbrand"), Kontakt mit heißen Gegenständen, Verbrühungen durch heißes Wasser oder Dampf uvam.
Schäden durch Hitzeinwirkung betreffen zuersteinmal immer die Haut, besonders aber bei starken Verbrennungen auch das darunterliegende Gewebe und im Extremfall den gesamten Organismus. Je nach Intensität und Dauer der Hitzeeinwirkung treten unterschiedliche Schädigungen der Haut auf.
Verbrennungsnotfälle wirken in der Regel sehr dramatisch, da sie starke Schmerzen hervorrufen. Als schwierig erweist es sich aber immer wieder, einzuschätzen ob es sich um eine bedrohliche Situation handelt oder nicht. Gehe hier einfach vom Schlimmeren aus - das schadet auf keinen Fall. Wenn die Betroffene Kreislauf- oder Atemprobleme hat, brauchst Du auf jeden Fall schnellstmöglich professionelle Hilfe. Das selbe gilt bei sehr starken Schmerzen. In diesen Fällen reichen einfache Erste-Hilfe-Maßnahmen nicht aus!
Zur Einteilung der Verbrennungsstärke gibt es ein Modell, das Verbrennungen nach Verbrennungsgraden einteilt (1. - 3. °). Diese Bewertung bezieht sich also auf die Intensität der Gewebeschädigung. Neuere Literaturquellen unterteilen Brandverletzungen in 5 Grade. Für die Erstversorgung ergeben sich daraus jedoch keine Unterschiede, so dass Du wohl mit dem "einfachen" Schema ganz gut zurecht kommen solltest.
Als erste Stufe tritt eine Reizung der oberflächlichen Hautschichten auf. Sichtbar ist meistens eine Rötung der Haut. Manchmal sind auch die Härchen an der Hautoberfläche versengt.
Die Betroffene hat meistens Schmerzen und ist an den betroffenen Körperstellen berührungsempfindlich. Diese Stufe der Schädigung wird auch als Verbrennung ersten Grades (1.°) bezeichnet.
Ist die Hitzeeinwirkung stärker oder dauert sie länger kann es zu weitergehenden Schäden kommen: Verbrennung 2.°. Diese Stufe ist durch die Bildung von Brandblasen an der Hautoberfläche gekennzeichnet. Nicht sichtbar, aber dennoch vorhanden ist in dieser Phase eine starke Erwärmung der tieferliegenden Hautschichten, was weitere Schäden verursacht.
Verbrennungen 2.° rufen starke Schmerzen hervor!
Wenn die Hitzeeinwirkung so stark ist, dass die Hautoberfläche zerstört ist, nennt sich das Verbrennung 3.°. In dieser Stufe sind auch Strukturen in den unteren Hautschichten zerstört. Das Schmerzempfinden kann gestört werden oder ausfallen, da hiervon auch die Nerven in der Haut betroffen sind. Die besondere Gefahr liegt darin, solche Verbrennungen zu unterschätzen, weil die Betroffenen nicht über Schmerzen klagt.
Die Zerstörung der Haut führt zur Bildung von Substanzen, die sich auf den Körper toxisch (giftig) auswirken. Außerdem ist die Temperaturregulation stark beeinträchtigt, weil die Haut an den zerstörten Stellen keinen Schweiß bilden kann.
Ein weiteres Schema zur Einschätzung von Verbrennungen ist die "Neunerregel". Danach wird die Haut in Regionen eingeteilt, die jeweils 9 Prozent der Oberfläche ergeben. Die Genitalgegend wird mit 1% berechnet. Die Neunerregel hilft Dir als bei der Einschätzung der Ausdehnung einer Verbrennung.
Kinder und Säuglinge haben andere Körperproportionen als Erwachsene. Daher muß die Neunerregel für sie etwas modifiziert werden: [ » Kinder | » Säuglinge ].
Das ist aber sicherlich Expertenwissen und dürfte auf Demos und Aktionen keine Rolle spielen.
Wenn Dir die Neunerregeln zu kompliziert sind, gibt es noch eine Alternative: die Handfläche der Verletztn entspricht in etwa einem Prozent ihrer Körperoberfläche.
Wenn Du eine Einschätzung der Verbrennung nach den obigen Schemata vorgenommen hast, gehe davon aus, dass 2.gradige Verbrennungen von 10% oder mehr auf jeden Fall lebensbedrohlich sind! Kritisch sind Hitzeschäden immer auch dann, wenn über die lokale Schädigung der Haut hinaus weitere Auswirkungen auftreten. Das ist allerdings nicht immer sofort abzusehen. Du solltest also im Zweifelsfall vom Schlimmeren ausgehen, d.h. sofort fachkundige Hilfe rufen.
Im Vordergrund stehen hier in der Akutphase einer Brandverletzung eindeutig die Anzeichen eines [ » Schocks ], also schneller Puls, Blässe, Zyanose (Blauverfärbung der Haut), flache Atmung usw.. Gefährlich können auch die starken Schmerzen werden, die eine Verbrennung hervorruft. Überlege also auch deshalb, ob Du die Hilfe des Rettungsdienstes brauchst, damit die Verletzte wirksame Schmerzmittel erhält.
Wie Brandverletzte notfallmedizinisch versorgt werden, hängt davon ab, wie ausgedehnt und schwerwiegend die Schädigungen sind und ob "Begleitverletzungen" oder "-vergiftungen" vorliegen. Die häufigste Todesursache bei Verbrennungen sind nicht die Brandwunden, sondern Vergiftungen durch giftige Gase und die Beschädigung der Atemwege durch heißen Dampf.
Das "Notfalltaschenbuch" rät:
Und natürlich nicht vergessen: schwere Brandverletzungen sind immer ein Fall für den Rettungsdienst!
Auch elektrischer Strom kann Verbrennungen hervorrufen, dies gilt vor allem für Starkstrom. Tückisch ist hierbei, dass Stromverbrennungen von außen meistens harmloser aussehen, als sie es sind.
Der Strom tritt an einer relativ kleinen Fläche in den Körper ein und breitet sich trichterförmig im Inneren aus. Die Stelle an der der Strom wieder aus dem Körper austritt ist meist grösser, als die Eintrittsstelle. Die Auswirkungen der Stromschädigung treten dann oft unterhalb der Oberhaut auf, sind von außen also nicht einzuschätzen.
Sei Dir bewußt, dass bei Stromverletzungen zuersteinmal die Risiken für Herz und Kreislauf im Vordergrund stehen, da sie häufig unmittelbar lebensbedrohlich sind (Herzrhythmusstörungen).
Ein Inhalationstrauma entsteht durch das Einatmen heißer Luft oder heißen Dampfes und tritt besonders bei Explosionen und bei Stichflammen auf. Wenn eine Verletzte Verbrennungen im Gesicht hat, mußt Du immer auch ein Inhalationstrauma befürchten - besonders beachten solltest Du die Region um Mund und Nase der Verletzten.
Die Gefahren des Inhalationstraumas liegen in der Schädigung der Atemwege. Die Hitze zerstört auch hier die betroffenen Strukturen. Am häufigsten kommt es zu einem Anschwellen der Schleimhäute in Mund und Rachen, was zu Atemproblemen führt. Besonders gefährlich wird es, wenn die tiefergelegenen Atemwege betroffen sind. Hier kann es zur Schädigung des Kehlkopfes, der Luftröhre und Bronchien oder sogar der Lungenbläschen kommen. All dies mußt Du immer als absolut lebensbrohlich ansehen.
Schädigungen durch Vergiftungen mit Rauchgasen treten häufig unmittelbar nach dem Notfallgeschehen auf. Zu diesem Zeitpunkt steht fast immer eine massive Atemnot im Vordergrund. Toxische (giftige) Substanzen, wie beispielsweise Cyanide und Salzsäuredämpfe, entstehen bei der Verbrennung von Kunststoffen. Kunststoffe wiederum sind in fast jeder Wohnungs- oder Raumeinrichtung reichlich verbaut (Teppiche, Arbeitsplatten usw.).
Deine besondere Aufmerksamkeit erfordern hier vor allem die Vergiftungen mit Kohlenmonoxid (CO), das bei allen "unvollständigen" Verbrennungen entsteht. Im Körper des Menschen bindet es sich wie der Sauerstoff an Bestandteile der roten Blutkörperchen. Die Folge ist, dass Betroffene "rosig" aussehen, als ob sie ganz normal mit Sauerstoff versorgt wären. Du kannst hier also leicht die Vergiftung und die Atemnot übersehen.