Sozialisation und Sphärentrennung
Die Existenz von Geschlechterrollen schlägt einem im alltäglichen Leben, wie zum Beispiel in der Schule, ständig entgegen. Untersuchungen zeigten1, dass Lehrer in ihrer Pflicht, objektiv – also ohne Beachtung des Geschlechts – zu bewerten, kläglich versagen. In dem Glauben, die Hausarbeit eines Jungen vor sich zu haben, bewertete der Lehrer diese wesentlich kulanter (die unordentliche Schrift wurde verständnisvoll mit einem Augenzwinkern übergangen), als er es nach eigenen Aussagen getan hätte, wäre es die Arbeit eines Mädchens gewesen. Solch Einsicht ist selten vorhanden, üblicherweise wird eher von einer gleichberechtigten Behandlung, wenn nicht sogar von einer Bevorzugung zugunsten der Mädchen, ausgegangen. In diesem Text legen wir dar, wie Rollenzuschreibungen (Männer sind rational, forsch, besitzen ein größeres Abstraktionsvermögen, Frauen sind emotional, haben Defizite hinsichtlich logischen Denkens, um nur einige der angeblich genetisch bedingten Eigenschaften zu nennen) durchgesetzt werden und wie tief verwurzelt dieses Denken in der Gesellschaft ist2.
Der Einfluss der Gesellschaft auf die Entwicklung geschlechts-spezifischer Handlungs- und Denkmuster
In diesem Teil des Textes soll es darum gehen, einer biologistischen Argumentation den Boden zu entziehen. – Sicher ist es verlockend, sich auf eine Theorie zu berufen, die jegliche Verhaltensmuster auf genetische Veranlagung und Überreste im Denken aus der Urzeit reduziert; jedoch sind es Institutionen wie Kindergarten und Schule oder auch natürlich das Elternhaus und Freunde, die den Menschen zu dem machen, was er später ist. Häufig wird sich auf das Verhalten von Kleinkindern bezogen und darauf, dass diese ebenfalls geschlechtsspezifische Handlungsweisen an den Tag legen, allerdings belegt dies nichts weiter, als dass Kinder schon in den frühesten Jahren ihre Umwelt genau beobachten und diese reproduzieren. Ein typisches Beispiel dafür sind die sogenannten Vater-Mutter-Kind-Spiele, bei denen sich die Kinder durch Imitieren der Verhaltensweisen Erwachsener, und zwar nicht zwangsläufig ihrer Eltern, ganz spielerisch Werte und Normen (natürlich auch in Bezug auf Geschlechterrollen) aneignen und sich somit schon den Weg zum Erwachsenwerden ebnen. Aber auch wenn Kinder nicht den genannten Spielen nachgehen, ist doch zu beobachten, dass Mädchen die Mutter und Jungs den Vater nachzuahmen versuchen: So stolziert beispielsweise das kleine Mädchen geschminkt und in den Sachen der Mutter durch die Wohnung, während der kleine Junge beginnt, sich für Autos und Fußball zu interessieren – weil er merkt, wie sich sein Vater freut, wenn er eine Automarke erkennt. Überhaupt unterscheidet sich die Art und Weise des Spielens schon grundlegend: Jungs spielen eher auf die Umwelt fixiert und sind sehr aktiv, erforschen die Umgebung und bilden Banden, in den nicht selten harte Maßnahmen gegen diejenigen ergriffen werden, die Schwäche oder Schmerz zeigen. So lernen Jungen schon früh, dass sie gewisse Dinge nicht machen können, ohne als verweichlicht und weibisch zu gelten, und auch die Unterordnung unter Hierarchien wird hier verinnerlicht. Mädchen hingegen, von Erziehenden und auch Gleichaltrigen in eine passive Rolle gedrängt, konzentrieren ihr Spiel eher auf passive und häusliche Dinge, beispielsweise auf Puppen oder Handarbeit. Die „typisch weibliche“ Zurückhaltung wird also schon in frühen Jahren geprägt. Wenn nun ein Kind allerdings aus dem Rahmen fällt, ein Mädchen also z.B. lieber draußen tobt und sich rauft oder ein Junge sich wesentlich mehr für Hausarbeit und andere weiblich konnotierte Beschäftigungsbereiche interessiert, ist mit mehr oder minder starken Sanktionierungen seitens der Lehrer oder Gleichaltrigen zu rechnen: durch schiefe Blicke, durch das Drängen in die Außenseiterrolle. Kinder müssen sich schon früh an Hierarchien gewöhnen, allerdings geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Jungs legen eher auf der physischen Ebene, mittels Prügeleien, den „Rangobersten“ fest und kontrollieren sich in Banden, in deren Rangordnung der Einzelne durch „falsches Verhalten“ schnell sinken kann. Mädchen hingegen regeln das vorrangig durch Intriganz und Unterwerfung. Es werden nur in den seltensten Fällen Mädchenbanden gegründet; wesentlich häufiger zeigt sich das Phänomen der Freundschaft zwischen drei Mädchen, die durch Gerüchte, „Kaufen von Sympathien“ und natürlich Intrigen immer eine der drei ins Abseits drängen. Im Wunsch, nicht diejenige zu sein, die ausgeschlossen wird, stellt das Mädchen natürlich nicht die ganze Freundschaft in Frage, sondern ordnet sich unter diese Hierarchie.
Natürlich spielt auch das Fernsehen eine wichtige Rolle bei dieser Problematik: Wenn man sich Werbung für Actionspielzeug oder Schminkköpfe anschaut, komm kein Zweifel auf, für wen das jeweilige Spielzeug gedacht ist. Allerdings sollte man das Fernsehen nicht als Manipulationsinstrument verstehen, da es – genau wie die Geschlechterrollen und die sie beeinflussenden Institutionen – nur den Verhältnissen entspringt und somit nicht direkt beschuldigt werden kann.
In der Schule wird die Geschlechterdifferenz nicht etwa aufgehoben, es kommen eher andere, sie fortführende Komponenten hinzu. Beginnend mit dem Beispiel des Sportunterrichts ist ganz offensichtlich, wie Lehrer und der Lehrplan sie noch forcieren; so gibt es von vornherein Sportarten, zu denen die Mädchen verpflichtet werden, wie Bodenturnen oder Schwebebalken, und solche, denen die Jungen nachgehen müssen, wie Fußball, Turnen am Reck oder Kampfsportarten. Es geht also bei der sportlichen Erziehung der weiblichen Schüler ganz klar um die Ausbildung von Grazie und Körperbeherrschung und bei den männlichen Mitschülern um Kraft und Ausdauer. Auch wenn es den Schülern teilweise offen steht, welche Sportart sie im Unterricht treiben, so sind die Folgen einer Entscheidung, die nicht dem männlich-weiblichen Erwartungsbild entspricht, doch fatal: Interessiert sich ein Mädchen mehr für Kugelstoßen oder den männlich konnotierten Bereich des Kraftsports, so gilt sie schnell als unweiblich, die Reaktionen seitens der Mitschüler kann man sich denken. Dasselbe kann man bei den Jungs beobachten: Fallen sie aus dem Rahmen und richten ihr Interesse entgegen den Erwartungen von Mitschülern und Lehrern nicht auf die Ausbildung von Kraft und Ausdauer, sondern eher auf die weiblich konnotierte Gymnastik oder Tanz, werden sie schnell verlacht und aus der Klassengemeinschaft ausgestoßen. Hier wird also schon deutlich, dass die Gleichberechtigung nur eine scheinbare ist und dass es unangenehme Erfahrungen und Probleme birgt, wenn ein Mädchen sich männlich verhält oder ein Junge sich seine weiblichen Seiten eingesteht.
Sucht man weitere Beispiele im Bereich Schule als Instanz, welche die Reproduktion von Geschlechterrollen vorantreibt, kommt man nicht umhin, das leidige alte Thema der „typischen Jungs-, bzw. Mädchenfächer“ zu erwähnen. Es ist ja schon ein alter Hut: Jungs sind angeblich begabter in den Naturwissenschaften, Mädchen hingegen eher sprachlichen und sozialen Bereich, da ihnen logisches Denken schwer falle und Jungs zu unsensibel für beispielsweise Pädagogik seien. Diese Vorstellung ist schon Jahrtausende alt (siehe Historischer Abriss zur Entstehung von Geschlechterrollen auf www.tomorrow.de.ms) und setzt sich bis heute fort, da sich kaum jemand von ihr lösen kann. Beweisen intelligente Mädchen allerdings das Gegenteil und haben gute oder sehr gute Leistungen in Mathe o.ä., wird das eher auf Fleiß zurückgeführt, bei Jungs ist es dagegen die natürliche Begabung, da sie ein wesentlich größeres Abstraktionsvermögen besäßen. Generell werden Mädchen, die sich zu behaupten wissen und dominantes Verhalten zeigen, wesentlich stärker sanktioniert als ihre männlichen Klassenkameraden, bei denen eher ein Auge zugedrückt wird: So seien sie nun mal! Für ein Mädchen ist dergleichen untypisch und wesentlich weniger akzeptabel. Ein beliebtes Mittel, um eine unruhige Klasse zu disziplinieren, ist ja auch, die rowdyhaften Jungs neben Mädchen zu setzen, die die Jungs mit ihrer besonnenen Art ohne Zweifel beruhigen werden. Es wird also ohne weiteres davon ausgegangen, dass Mädchen kontrollierter, ordentlicher und ruhiger seien. Zudem wird dem Zustand, dass das Mädchen nun möglicherweise permanent von ihrem Nachbarn abgelenkt und gestört wird, keine Beachtung geschenkt. Durch diese und andere ähnliche Maßnahmen sowie Zustände (Statistiken zeigen, dass Mädchen im Unterricht wesentlich weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird, sie als eher uninteressant und weniger originell gelten) haben viele Mädchen von klein auf ein Defizit an Selbstvertrauen und damit einhergehende Probleme, sich selbst zu behaupten und wirklich Kritik zu äußern, wenn sie ignorant übergangen werden oder Ähnliches.
Will man als Mädchen also deutlich machen, dass man ein Problem mit den bestehenden Verhältnissen hat, kommt man nicht umhin, sich gewissermaßen zu vermännlichen und beispielsweise in Diskussionen auf selbstbewusste Art seine Kritik zu formulieren, auch wenn das Verhalten der männlichen Mitdiskutanten solch untypisches Verhalten erschweren mag.
Dieser Abschnitt sollte zeigen, dass die Einschränkung durch Rollen, in die man von klein auf gepresst wird, durch geschlechtsspezifische Sozialisation zu erklären und somit eine rein gesellschaftlich bedingte ist. Durch eine Veränderung oder besser gesagt Abschaffung der bestehenden Verhältnisse würde sich somit auch das Verhältnis der Menschen zu „Geschlechtereigenschaften“ grundlegend ändern.
Sphärentrennung
Der Einfluss der Sozialisation auf die Herausbildung der Geschlechterrollen wird also meist unterschätzt. Da die Sozialisation unwiderruflich mit der Gesellschaft verbunden ist und diese auf der Warenproduktion beruht, darf man diese beiden Faktoren bei einer kritischen Betrachtung nicht voneinander trennen. Doch oftmals fällt es schon schwer, die Geschlechterverhältnisse als gesellschaftliche zu begreifen. Viele berufen sich auf eine angeblich genetische Verankerung und greifen dabei tief in die Trickkiste:
In der Wochenzeitschrift Spiegel vom Juni des Jahres 2004 ließ sich ein verblüffender Artikel finden. In „Angeknackste Helden“ wurde von einer Affenhorde berichtet, der man Kinderspielzeug (Autos, Kochtöpfe, etc.) vorgelegt hatte. Anhand des Auswahlverhaltens der Tiere sollte die genetische Verankerung von geschlechtspezifischen Eigenschaften belegt werden. Tatsächlich trat ein, was logisch nicht nachvollziehbar war: Die weiblichen Tiere nahmen Kochutensilien; die männlichen griffen zu den Pkws. Neben der Tatsache, dass es sich der Kenntnis der Affenweibchen bis jetzt entzogen haben wird, dass Kochtöpfe dazu dienen, auf Elektroherden Speisen für Menschen herzustellen, kann man nicht leugnen, dass Kinder wahrscheinlich ähnlich gehandelt hätten, hier aber die Vermutung, dass sie es sich bei ihren Eltern abgeschaut haben, nahe liegt. Der Beweis der Natürlichkeit einer solchen Zuschreibung wäre also immer noch zu erbringen. Und er wird auch nicht zu erbringen sein, denn das Geschlechterverhältnis, in dem Mann und Frau zueinander stehen, ist ein gesellschaftlich bedingtes.
Es fällt nicht schwer, das aktuelle Geschlechterverhältnis als ein asymmetrisches Modell aufzufassen. Frauen und Männer gehen zwei vollkommen unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen nach: Ein Blick in die Tageszeitung genügt, um sich von der männlichen „Übermacht“ in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu überzeugen (daran ändert auch eine Angela Merkel herzlich wenig). Dagegen verwundert der Anblick des Vaters samt Sprössling auf dem Spielplatz noch immer, wird nicht selten mit mitleidigen Blicken honoriert.
Das Entstehen solcher Einteilungen wird verständlicher, wenn man die Gesellschaft als in zwei Sphären unterteilt begreift. Zum einen gibt es die öffentliche, zum anderen die private Sphäre.
Zur öffentlichen Sphäre gehören alle staatlichen Institutionen wie Schule und Kindergarten, die Kinder zu neuen leistungsstarken und konkurrenzfähigen Arbeitskräften ausbilden, und natürlich die Gerichtsvollstreckung und die Gesetze, sowie die Polizei als ausführender Arm der Staatsgewalt. Hinzuzuzählen sind auch die Produktion und der Vertrieb von Produkten. In der öffentlichen Sphäre herrscht eine „Zeitsparlogik“ vor, d.h. jeder Produzent strebt danach, mehr Produkte in einer kürzeren Zeit herzustellen. Dazu perfektioniert er Arbeitsabläufe, indem er sie bspw. mechanisiert oder jegliche Tätigkeit, die den Produktionsprozess bremsen könnte, unterläuft – was eben solche Dinge sind, die bekanntermaßen wenig am Arbeitsplatz zu suchen haben: Liebe, Emotionen, Erholung. Jene unproduktiven, schöngeistigen Intimitäten müssen unterlassen und in den extra dafür geschaffenen Raum der Freizeit verschoben werden. Und diese Freizeit gestaltet sich nun im für jeden Bürger privaten Raum – der privaten Sphäre also, die man auch Reproduktionssphäre nennt, denn in ihr wird dem vom der Arbeit gestressten Individuum der Platz zur „Reproduktion“ aller Kräfte (vor allem der Arbeitskraft) sowie dem Erziehen der Kinder gewährt. Hier herrscht als Pendant zur vorherigen Ebene die „Zeitverausgabung“ vor: Entspannung vom harten Alltag, Kräfteschöpfen beim Abendschmaus und Verwesen vorm Fernseher.
Untrennbar zugehörig sind die geschlechtsspezifischen Merkmale der beiden Sphären. So ist es der Mann, dem durch sein rationales, beherrschtes, vernunftbegabtes Wesen in der Arbeitswelt all die Türen offen stehen, die den Frauen verschlossen bleiben, wohl weil sie auszeichnet, was man eher in die private Sphäre verfrachten möchte: Emotionalität, Friedfertig- und Geistlosigkeit, Charakterschwäche, Sinnlichkeit. Sicherlich sind Mann und Frau auch nur die Kinder ihrer Eltern, will meinen, dass auch sie von Kindesbeinen an unfreiwillig zu dem erzogen werden, was sie später einmal als Frau oder Mann auszeichnet. Diese – schon im ersten Teil eingehend erklärte – Sozialisation geschieht in erster Linie durch die Erziehung durch die Eltern (aber natürlich auch die Schule), die ebenfalls gesellschaftlich entstandenen geschlechtsspezifischen Denkweisen unterworfen sind, von denen sie sich nicht loslösen können. Die Eltern besitzen ein bestimmtes Erwartungsbild von ihrem Kind und zwingen es bewusst oder/und unbewusst in jene Schablone hinein. Den Kindern bleibt anfangs nichts anderes übrig, als haargenau dieses erlernte Muster zu reproduzieren.
Doch wie ist nun das Verhältnis dieser beiden Sphären zu betrachten? Indem sie füreinander die Voraussetzung darstellen, einander bedingen, sollte man der Versuchung widerstehen, eine der anderen voranzustellen. Denn es geht hier nicht um die Klärung der Frage, ob das Ei vor dem Huhn oder andersherum, sondern es ist vielmehr der Tatbestand hervorzuheben, dass die eine ohne die andere nicht existieren kann, dass kein Ableitungsverhältnis besteht, sondern eher die eine Sphäre die andere Seite derselben Medaille ist. Inwieweit sie einander notwendig bedingen, lässt sich beispielhaft über das Konsumverhalten klären: ohne Geld, das ja in der öffentlichen Sphäre erarbeitet wird, lässt sich kein Essen kaufen. Andersherum wird die private Sphäre einerseits als Absatzmarkt gebraucht, denn sie ist auch jene Sphäre, in der der Verbrauch der in der öffentlichen Sphäre hergestellten Produkte gesichert ist; andrerseits gilt sie als Rückzugspunkt, den der Mensch zur Regeneration seiner Kräfte benötigt.
Nun mag man vorwerfen, dass dies doch alles längst überholt ist, denn auch Frauen arbeiten ja mittlerweile, sind also in der öffentlichen Sphäre anzutreffen. Doch ist dabei Einiges anzumerken: Frauen sind, historisch gesehen, die Letzten, die den Arbeitsmarkt betreten haben; bei einer Wirtschaftskrise und daraus folgenden Rationalisierungen sind sie auch den ersten, die ihren Arbeitsplatz wieder verlassen dürfen. Die weibliche Arbeitskraft ist also, zumindest in westlichen Staaten, eine minderbewertete und billige. (Was, nebenbei bemerkt, in China zu genau umgekehrten Verhältnissen führt, da dort die Frauen gerade, weil sie so ihre Arbeitskraft so billig veräußern, lieber eingestellt werden, als ihre teuren Männer. Am Prinzip ändert das aber nichts.)
Des Weiteren wird von Frauen eine viel höhere Anpassungsleistung erwartet, weil sie sich rigoros den männlichen Verhaltensweisen anzupassen haben, wenn sie nicht am Mobbing neidischer Kollegen zerbrechen wollen. Dazu gehört es eben, jede Sinnlichkeit, Emotionalität, Fürsorge abzuwerfen und umso kühler, besonnener, selbstbewusster aufzutreten, je höher frau auf der Karriereleiter angelangt ist. Sie muss den Weg eines Mannes gehen, dem dieses Verhalten schon als kleinem Jungen vermittelt wurde. Das trifft allerdings nicht bei frauentypischen, „wie für sie gemachten“ Berufen zu, wie Sekretärin (endlich wird das Kommunikationspotential der Frauen ausgeschöpft), Kindergärtnerin, Model (schweigt und sieht gut aus, dass Hauptsächliche, was eine Frau zu tun hat).
Dazu kommt, dass Frauen oftmals zwei Dinge auf einmal zu bewältigen haben (sich doppelt vergesellschaften müssen), denn nicht selten wartet auf die arbeitstätige Frau zu Hause noch ein gros an Hausarbeit, will die traute Familie umsorgt sein und der Ehegatte verwöhnt werden.
Wo wir beim leidigen intimen Verhältnis von Mann und Frau als Ehepartner wären, denn das Geschlechterverhältnis spiegelt sich selbstverständlich gerade in der Sexualität der Menschen wider, sei es in der oftmals passiven, unterwürfigen Rolle der Frau beim Sex oder der damit interagierenden aktiv-aggressiven Befriedigungsmanier des Mannes. Was jetzt sehr überspitzt erscheinen mag, trifft nicht selten zu. Einem aktiven sexuellen Werbeverhalten ausgehend von Frauen wird oftmals mit Beschimpfungen à la „notgeile Schlampe“ begegnet; der Mann mit den vielen Affären hat es eben drauf und, im Gegensatz zur Frau, nur seinen Spaß und muss sich „mal die Hörner abstoßen“.
Abschließend ist also festzustellen, dass eine verkürzte Kritik an den Verhältnissen, wie sie seitens feministischer Gruppierungen oft formuliert wird, keine wirkliche Gleichberechtigung aller Individuen einfordert, unabhängig von Geschlecht, Rasse, etc. sondern vielmehr oftmals die Rolle der Frau als Mutter zu etablieren versucht, oder gar Lohn für Hausfrauen einfordert. Nicht, dass wir die Notwendigkeit der Hausarbeit absprechen wollen: Aber diese Kritik verkennt, dass auch die eingeforderte Gleichberechtigung immer dem männlichen Prinzip unterworfen ist. Es soll also nicht darum gehen, die Rollenverteilung hochzuhalten und ihnen gleichermaßen Wertung zukommen zu lassen, sondern die Verhältnisse, die solche Rollenzuschreibungen hervorbringen, zu hinterfragen und als unmenschliche zu erkennen und deshalb ihre Abschaffung einzufordern. Stattdessen sollte eine Gesellschaft eingerichtet werden, in welcher der Mensch frei und vergnügt leben kann.
1 Alle nachfolgenden Statistiken und Untersuchungen sind dem Buch „Die Schule macht die Mädchen dumm“ entnommen, welches allerdings in seiner Gesamtaussage von den Autorinnen des Textes nicht vertreten wird, da es die Lösung des angesprochenen Problems nicht in der Abschaffung der bestehenden Verhältnisse sieht, sondern den Kern des Übels in der Koedukation (also in Schulen, die Jungs und Mädchen in gemischten Klassen unterrichten) vermutet, und somit keine radikale Kritik formuliert.
2 Im Internet auf der Seite www.tomorrow.de.ms ist ein Abriss zu finden, welcher dem interessierten Leser die historische Entwicklung näher bringen will. [Anm. d. Webmasters: Ende November 2004 bis auf weiteres noch nicht verfügbar]
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