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Namibia – Land of the Free?

Dieser Reisebericht soll objektive wie auch subjektive Einblicke in die namibische Gesellschaft geben. Von August bis September des vergangenen Jahres verweilten wir in Namibia. Geplant waren sechs Monate Aufenthalt (aus denen jedoch nur zwei wurden; doch dazu später).
Unsere Intention zur Reise war menschlicher Natur – wir wollten schlichtweg helfen. Die Aufgabe bestand darin, sogenannten „Buschmannkindern“ in einer spärlich hergerichteten Schule die grundlegendsten Fähigkeiten – schreiben, zählen etc. – zu vermitteln. Die Erwartungen, die wir an die Reise hatten, schwankten, d.h. es war nicht so klar absehbar, dass die Hilfe in einem solchen Desaster enden würde. Allerdings traten wir unsere Reise schon mit weniger schönen Erwartungen an, da es sich bei dem seit 21.3.1990 unabhängigen Namibia1 um eine ehemals deutsche Kolonie handelt (1884-1915 Deutsch-Südwestafrika, ab 1920 verwaltet durch die südafrikanische Mandatsmacht), deren Bevölkerung noch heute sehr unter den Folgeschäden der Kolonialherrschaft leidet. Die Kolonialschuld trifft auf viele europäische Länder zu; jedoch ist bei der Betrachtung der deutschen Geschichte diese Tatsache angesichts der nationalsozialistischen Barbarei meist in den Hintergrund gerückt. Dennoch muss man sich vor Augen halten, dass es sich bei den heutigen Tansania, Kamerun, Kongo und eben Namibia um ehemals deutsche Kolonien handelte. Vor dem Hintergrund der rücksichtslosen Ausbeutung der Eingeborenen und damit der Durchsetzung kapitalistischer Gesellschaft2, soll hier ein konkretes Beispiel deutscher Kolonialpolitik genannt werden: die menschenverachtende Niederschlagung des Aufstandes der einheimischen Hereros. Dieser Aufstand ist als Höhepunkt des Widerstandes gegen die kaiserliche Besatzungsmacht anzusehen, bei dem im Jahre 1904 etwa 60000 Angehörige der Hereros (80%) auf grausame Weise ihr Leben ließen. Die Deutschen hatten zwar Schutzverträge mit den Hereros und den Nama abgeschlossen (1880er); die kriegerischen Auseinandersetzungen waren aber trotzdem unausweichlich, weil die Eingeborenen Tag für Tag unter sklavenartigen Bedingungen schuften mussten. Auch wurden die Nahrungs- und Lebensgrundlagen zerstört oder dort hergestellte Produkte in den Besitz des wilhelminischen Kaiserreichs überführt, so dass viele Engpässe in der sowieso spärlichen Versorgung entstanden. Im Januar 1904 begann schließlich der Aufstand gegen die Kolonialherren und darauf folgend setzte eine mörderische Hetzjagd gegen die als minderwertig betrachteten Widerständler ein (es herrschte eine rassistische Vernichtungsrhetorik seitens der deutschen Sklavenhaltermacht vor, die sich auf die „totale Auslöschung“ der gesamten Bevölkerung konzentrierte, welche aber glücklicherweise nicht vollendet wurde). Im August 1904 kam es zu der entscheidenden Schlacht am Waterberg: Die Hereros mussten eine schwere Niederlage einstecken und die Überlebenden flüchteten sich in die wasserlose Omaheke-Halbwüste, woraufhin die deutsche Schutztruppe die einzigen Wasserlöcher in der Gegend besetzt hielten, um die Vertriebenen verdursten zu lassen. Der deutsche Oberbefehlshaber Lothar von Trotha erließ daraufhin folgenden Befehl: „Das Volk der Hereros muss jedoch das Land verlassen. (...) Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Hereros mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber oder Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volk zurück oder lasse auf sie schießen.“3 Viele der Geflohenen kamen durch diesen Vernichtungsbefehl auf qualvolle Weise ums Leben – durch Verdursten, Verhungern oder Erschöpfung. (Die Nama hingegen versuchten die deutschen Truppen nicht durch eine offene Feldschlacht zu stoppen, sondern führten einen Guerillakrieg.) 1919, nach dem Ersten Weltkrieg, wurde Deutschland die Kolonie Deutsch-Südwestafrika endgültig durch den Versailler Vertrag abgesprochen und damit die deutsche Herrschaft beendet. Seit dem Begräbnis des Herero-Führers Samuel Maharero 1923 wird nun alljährlich der Herero Day feierlich begangen. Mit der Unabhängigkeit Namibias 1990 sah sich die deutsche Bundesregierung Forderungen nach Wiedergutmachung ausgesetzt, die bis jetzt aber durch den Verweis auf die deutsche Entwicklungshilfe entschieden abgelehnt wurden. Nur in einem ist sich die bundesrepublikanische Regierung sicher: „Verantwortlich waren wir.“ Deshalb reisten auch Joschka Fischer (2003), Gerhard Schröder (Januar 2004) und Helga Wieczorek-Zeul (August 2004), die deutsche Entwicklungshilfeministerin, nach Namibia, um ihr Bedauern für die Untaten auszudrücken. Aber trotz der offiziellen deutschen Entschuldigung der Entwicklungshilfeministerin zum 100-jährigen Gedenken an den Hereroaufstand stehen vorerst keine Entschädigungen in Aussicht. Auch mit dem Verweis auf die deutsche Entwicklungshilfe ist den Opfern von damals bzw. den Hinterbliebenen nicht viel geholfen: Es werden kaum die Hereros unterstützt, sondern vielmehr der gesamte namibische Staat – die Minderheiten (wozu auch die Hereros zählen) sehen davon kaum einen Cent. Die namibische Regierung stellt dies als eine „Separatforderung einer Minderheit“ dar und behält sich somit vor, das Geld anderweitig auszugeben (z.B. für einen letztlich erbauten großen Präsidentenpalast). Die seit 1990 regierende SWAPO (South West African People’s Organization) wird von der Bevölkerungs-Mehrheit der Ovambo gestellt, die immer ihren Stammeshäuptling wählen (in der Präsidentenwahl im November 2004 wurde der vom Präsidenten Sam Nujoma ernannte Nachfolger mit 76% der Stimmen gewählt: Hifikepunye Pohamba). Von wirklich demokratischen Verhältnissen kann also nicht ausgegangen werden, weil auch die Bevölkerung mit diesen nicht bewusst umzugehen weiß4. Hinzu kommen die durch die Kolonialvergangenheit beigebrachten großen Wunden, die bis heute nicht verheilt sind: „So ist das Stadtbild der Hauptstadt Windhoek geprägt von der alles überragenden Alten Feste und der Reiterstatue, einem Siegerdenkmal der ehemaligen Kolonialherren zu Ehren der Gefallenen der deutschen Schutztruppe, die hierarchisch gegliedert nach Rang, Alter und Geschlecht (...) angeführt werden, wohingegen die Zehntausenden afrikanischen Opfer bis heute unerwähnt bleiben. Auch das übrige Land ist mit Resten und Memorabilia kolonialer Kriegsführung (Gedenksteine und Friedhöfe) übersät, die oft als nostalgische Erinnerungsorte von Veteranenvereinen und als Touristenziele fungieren“.5 Wenn man durch die Straßen Windhoeks geht, ist es manchmal kaum zu glauben, wie offensichtlich sich die deutsche Vergangenheit normalisiert hat. Die Straßennamen bzw. Flussnamen (Flussbette) erinnern häufig an koloniale Zeiten, so sind die Wilhelmstraße oder der Bismarckfluss als normale Bezeichnungen in der namibischen Gesellschaft etabliert. Das verwundert ein wenig, sind doch von den etwa 1.8 Millionen Einwohnern Namibias (bei einer Bevölkerungsdichte von 2 Menschen auf 1 km²) 86 Prozent Schwarzafrikaner, etwa 6,5 Prozent „Weiße“ (denen 40% des Landes gehören; darunter sind 20 000 Deutsche) und etwa 7,5 Prozent sogenannte „Mischlinge“. Der geringe Anteil der „deutschstämmig-weißen“ Bevölkerung hat auch heute noch generationsübergreifend enormen Einfluss auf die Geschichtsschreibung dieses Landes. Und das ist in der namibischen Gesellschaft nach wie vor weitgehend unhinterfragt. Auch haben heute die wenigen „weißen“ Farmer durch ihren nicht unerheblichen Anteil am Bruttosozialprodukt starken Einfluss auf politische Entscheidungen. Zum Beispiel können sie dadurch die von der Regierung angestrebte Landreform beeinflussen, vor der sich viele von ihnen fürchten, da diese wie in Simbabwe aufrührerische Enteignungen zur Folge haben könnte. Wenn Farmenteignungen genauso wie in diesem östlich von Namibia gelegenen Land anstehen würden, wäre die namibische Wirtschaft wahrscheinlich schlechter dran als jetzt. Doch bis jetzt ist es den deutschen Familien weiterhin möglich ihre Kinder gut genährt aufwachsen zu sehen, wohingegen die einheimischen Bevölkerungsschichten die „Wahl“ haben, für den Luxus dieser „German Krauts“ zu schuften oder sich eben der kargen Subsistenzwirtschaft zuzuwenden.

Das Erlebte als Horror auf Lebenszeit

Als wir am Windhoeker Flughafen (Windhoek ist die Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Landes mit 169000 Einwohnern) ankamen, sahen wir viele unserer schlimmen Ahnungen bestätigt und noch bei weitem übertroffen: Fährt man einmal mit einem teuren Reisebus durch das Land, so fällt auf, dass sich die deutsche Gemeinde in den Städten und Dörfern angesiedelt hat und ein sehr wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung ist. So verwunderte es wenig, wenn sich in den Läden auch eine gewisse „Allgemeine Zeitung“6 deutscher Natur finden lässt. Sie selbst wird als die älteste Tageszeitung Namibias tituliert (existierend seit 1916, steht sie in der Tradition, koloniale Scheiße weiterzuverbreiten). Als diese Zeitung mit einem „Tag der offenen Tür“ einen Einblick in ihre Arbeit gewährt hatte, titulierte man ein Bild der „Extrasorte“ wie folgt: „Traute Runde: AZ-Korrekturleser Adolf Stephan mit Kurt Werner Lyhs und Heinrich Roth (v.l.n.r). Roth ist mit fast 91 Jahren einer der ältesten Besucher der offenen Tür gewesen. Die AZ liest er seit 1935, als er ins Land kam, täglich – auch heute noch“ (88.Jahrgang, Nr.200; Dienstag, 19.Oktober 2004). Diese Zeitung der Gemeinschaft fügt sich wunderbar in die Tradition des Deutschen Schulvereins ein, der seit 1934 existiert und mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Zusammenhang steht.
Abgesehen von diesen ersten mehr oder minder krassen Eindrücken sind die Bilder der Landschaft sehr einprägend gewesen: Die Halbwüste Namibias mit ihren Dornsavannen und gigantischen Sonnenauf- und -untergängen ist unbeschreiblich schön. Auch die vielen Tierarten und die im Winter angenehmen warmen bis heißen Temperaturen machten die Reise bei allen Unannehmlichkeiten genießbar. Doch auch wenn man sich diesen Eindrücken hingegeben hatte, war doch klar, dass es im nächsten Augenblick schon wieder anders aussehen konnte. Die erste Rinderfarm nämlich, auf der wir übernachteten, war eine Durchgangsstation, um von dort aus auf die Farm zu gelangen, auf der sich die sogenannte „Buschmannschule“ befand und die uns weitere Eindrücke der vorherrschenden Verhältnisse vermittelte. Diese speisten sich zunächst einmal aus dem allumfassenden Luxus, den diese Rinderfarm (und auch Touristenfarm) zu bieten hatte: Pool, sehr gutes Essen, einen alten Tennisplatz, Fernsehraum/Internet, Bar am Lagerfeuer, Tierreichtum, Sonne und vor allem Ruhe zum Lesen. Doch worauf basierte dieser Luxus? Die schwarzafrikanische Bevölkerung diente auf dieser deutschen Farm als Personal. Es wurde den Gästen – also auch uns – alles zurecht gemacht, von Bedienen über Hauswirtschaften (Wäsche waschen und Essen kochen) bis zum Ausmisten. Der Luxus des Farmerpaars galt so auch für uns. Es stellte sich als schwierig heraus, auf die Angestellten zuzugehen, da wir „Weiße“ für sie waren und unsere Position damit schon feststand. Hinzu kam, dass die Angestellten ihren über Generationen vermittelten „Untertanenstatus“ nicht einfach ablegen konnten, um sich zu verhalten, als wären sie uns gleichgestellt. Durch diese Erfahrung bedingt, ging uns zum ersten Mal der Gedanke durch den Kopf, von dort so schnell wie möglich abzureisen – aber man wollte ja helfen (wenn nicht hier, dann doch zumindest in der Schule). Man stelle sich vor, als Mensch mit humanistischer Erziehung in eine solche Lage zu kommen und damit umgehen zu müssen. Man konnte es nur passieren lassen, denn einfach mal den Farmern erzählen, wie scheiße sie sich verhalten, anstatt aus ihrer Geschichte zu lernen, das war nicht drin! Denn sie hatten wirklich nichts gelernt: Im gemütlichen Heim mit deutschem Fernsehen und Radio, „Allgemeiner Zeitung“, deutscher Kuckucksuhr und deutschen Gästen konnte nicht ein Fünkchen Gutes entstehen. Eher unterhielten sie ihre Gäste mit gefährlichem rassistischen Gelaber: Als wir z.B. eine Farmrundfahrt machten und von einem „Schwarzen“ mit seinem Sohn rumgefahren wurden, erzählte uns der Farmer, warum er diese Rasse (!) eingestellt hätte: Sie würde nicht so viel reden, alles gewissenhaft erledigen und vor allem sei sie nicht so schwarz (!!!). Am liebsten hätte man diesem Assi einfach auf die Fresse gehauen und wäre gegangen. Aber wie schon gesagt: Jegliche Widerrede oder physisches Begreiflichmachen hätte das Ende unserer Reise bedeutet und damit unsere Absicht zu helfen zunichte gemacht. Aber nicht nur, dass sich dieser „normale“, seit Generationen vermittelte Rassismus in Worten ausdrückte, auch die materiell-strukturellen Zwänge sind für die Angestellten enorm ausgeprägt: Bei einer Arbeitswoche von 45-60 Stunden und einem Monatslohn von 473 N$ (ungefähr 60 Euro) plus zusätzliche Rationen war es gerade so möglich, die kinderreichen Familien zu ernähren. Damit ging es den Angestellten auch noch verhältnismäßig gut, d.h. sie mussten nicht Hunger leiden und konnten auf die Unterstützung der Farmer zählen, wenn sie Probleme hatten. Die Farmerleute wollten so vielleicht sogar Gutes für die MitarbeiterInnen, reflektierten aber nicht, dass sie selbst aufgrund der Ausbeutung ihrer Angestellten wie die Made im Speck leben. Die Gäste dieser Farm gaben sich manchmal extrem reaktionär: Zuweilen musste man sich, nachdem die „schwarze“ Bedienung den pompösen Raum verlassen hatte, alle rassistischen Ressentiments gefallen lassen, die überhaupt vertreten werden können. Als Beispiel soll ein deutscher Veterinär mit seiner Frau herhalten, der von seiner Jagd auf „schwarze“ Diebe erzählte und sich brüstete, wie toll doch seine Waffen seien. Er brachte uns mehrmals zum Ausrasten, als er parolenartig von den angeblichen Merkmalen der „Neger oder Kaffer“ erzählte: Im Stehen würden sie stehlen und im Liegen ficken. Übler geht’s nimmer!! Die Verarbeitung dieser Scheiße fiel schwer, weil immer wieder neuer Mist hinzukam. Wir unternahmen eine Reise ins sogenannte „Buschmannland“ und wurden mit der Intention dahingeschickt, zu prüfen, ob die Eingeborenen ihrer Arbeit gewissenhaft nachkamen. Dort wurden wir mit der Existenz eines „lebenden Museums“ konfrontiert, in dem die frühere autochthone Lebensweise dargestellt war – natürlich von „authentisch“ aussehenden Darstellern und für diejenigen, die es sich leisten können, d.h. Weiße. Wir bekamen mehr und mehr Einblick in die Situation der Schwarzen, von denen viele an Unterernährung leiden, in äußerst ärmlichen Lehm- oder Blechhütten und unter unhygienischen Bedingungen leben. Die Arbeitslosigkeit liegt in ganz Namibia bei etwa 30 bis 40 Prozent und hier zeigten sich die Auswüchse sehr extrem. Viele Menschen sind mit HIV infiziert7. Und diejenigen, die arbeiten, erhalten Hungerlöhne und bekommen trotz der Arbeit nicht die Möglichkeit, in höhere soziale Schichten aufzusteigen. Betteln und absolut unzulängliche Subsistenzwirtschaft sind „Alternativen“, um zu überleben. Die Gewalt, die unter solchen sozialen Bedingungen erfahren wird und die durch die weitgehende Abstinenz von Bildung das Individuum ungebremst ergreift, setzt sich innerhalb der patriarchalen Familienstrukturen verbal und körperlich fort, etwa zwischen Geschwistern. Die soziale Situation der Schwarzen dient den rassistischen Weißen in Namibia auch noch zur Belustigung. Mit dem Witz, dass die Schwarzen wegen ihres wenigen Eigentums das Glück hätten, nicht so schwere Umzüge meistern zu müssen, glaubte eine Farmerfrau, uns erheitern zu können. Nachdem wir die erste Farm verlassen hatten, setzte sich der Wahnsinn fort. Unsere Übernachtung in einem christlichen Schulzentrum erlaubte uns nicht nur Einblicke in die aufdringliche christliche Erziehung der deutschsprachigen Kinder, sondern auch in eine dort – für alle – ausliegende Zeitschrift mit dem Namen „Der Eckart“. Schon ihr Titelmotto verriet ihre politische Richtung: „Soweit die deutsche Stimme reicht“8. Ihr Inhalt bestand aus Antiamerikanismus und der Anbetung des deutschen Kulturvolks. Die Gespräche, die uns in diesem Schulzentrum ereilten, waren nicht anders.

Die Farm der „Buschmannschule“

„Die Präsenz der deutschen Geschichte und Kultur ist in Namibia unübersehbar, nicht nur durch deutsche Symbolorte und Straßennamen, sondern auch durch die dort lebenden Deutschen und die deutsche Sprache. Seit Beginn der 1880er Jahre, seit Ankunft der ersten deutschen Missionare, Kolonialisten, Schutztruppen, ist die Gesellschaft deutsch geprägt.“9 Um dieses Zitat zu unterstreichen, soll hier die nächste Farm herhalten, an der wir unsere persönliche Entwicklungshilfe leisten wollten. Auch diese Farm wurde von einem sympathischen Paar bewohnt: Der Farmer war durch seinen Vater (1902 in Dresden geboren und 1943 von den Sowjets vertrieben) nach Namibia gekommen, um hier die „alte Schule“ weiterzuleben (an der Wand hingen u.a. eine Karte von Deutsch-Südwest, Verse des Südwester-Liedes, ein Porträt von einem kaiserlichen Reichsoffizier; auf dem Tisch reihten sich Jubiläumsgläser mit der Aufschrift des 1934 (!) gegründeten Deutschen Schulvereins). Als Choleriker schrie der Farmer wütend durch die Gegend und als Patriarch ließ er die Küchenarbeit von seiner Frau oder den Angestellten erledigen. Das Farmerhaus, eine ehemalige deutsche Kavalleriestätte, erinnerte an sehr alte Zeiten. Die Technikfeindlichkeit des Farmerehepaares tat ihr übriges und verhinderte einen Kontakt mit der Außenwelt –abgesehen von einem deutschen Radiosender, der „Allgemeinen Zeitung“ und Gott, der allgegenwärtig war (zumindest in der Einstellung und den Gebeten des Farmerehepaars). Gott bestimme alles, auch den menschlichen Willen und den Todeszeitpunkt jedes Individuums. Manchmal jedoch schien der Farmer über diesen Zeitpunkt bestimmen zu wollen oder zumindest zu glauben, dem Willen Gottes nachzuhelfen. So mussten auf seinen Befehl hin schwarze Angestellte Arbeiten durchführen, die lebensbedrohlich waren. Überhaupt hatten jene – und selten er – die Drecksarbeit zu machen. Und dafür bekamen sie einen so geringen Lohn, dass ihnen die Fahrt in den nächsten Ort unmöglich war. Das meiste Geld (ca. 80% des Lohns) gaben sie daher im farmeigenen Shop aus. In den Gesprächen des Farmerehepaars firmierten sie als faules Pack, unfähig, einen Staat zu organisieren und eine funktionierende Wirtschaft aufzubauen und daher einer führenden Hand bedürftig. Der positive Referenzpunkt im Weltbild des Farmerehepaars war der Kaiser und die mit diesem verbundenen alten Werte. In Acht nehmen müsse man sich vor der „gelben Gefahr“ (gemeint waren asiatische Einwanderer), die nicht nur den namibischen Markt mit billigen Waren, sondern auch das Land mit Drogen überschwemmen würde. Um das schaurige Bild dieser Farm, auf der wir unseren Dienst antraten, zu komplettieren: Es gingen zahlreiche deutsche Urlauber ein und aus, um munter ihr wahnhaftes Weltbild mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Eine Lehre aus der Entwicklungshilfe

Eins unserer größten Probleme in der Schule war die Verständigung: Durch die Tausenden unterschiedlichen Sprachen des afrikanischen Kontinents, die u.a. auf Schnalz- und Klacklaute basierten, diente die Kolonialsprache Africaans – eine Mischung aus Niederländisch, Englisch und Deutsch – als Unterrichtssprache. Deshalb mussten wir sie so schnell wie möglich lernen.
Die Einweisung ins Schulgeschehen durch zwei südafrikanische oder namibische „weiße“ LehrerInnen entsprach unseren bisherigen Eindrücken: Sie vermittelten uns, wie es sei, sich als LehrerIn vor eine Klasse „sehr ungezogener Buschmannkinder“ zu stellen und deren „angeborenes Gefühl zur Natur“ zu respektieren. Wenn wir die Klasse betreten, sollten wir uns wie „Weiße“ verhalten, um unsere autoritäre Haltung vor ihnen zu wahren. Schließlich verträgt sich die Mentalität der „Weißen“ mit der der „Schwarzen“ nicht sonderlich, und eine von beiden müsse den Ton angeben, nämlich – geschichtlich interpretiert – die „Weißen“, also wir. Durch das Elend bedingt (niemand von den Kindern besaß etwas außer der zerlumpten Kleidung, die kaum Schutz vor der Kälte am frühen Morgen oder späten Abend bot) neigen die Kinder zum Stehlen und dazu, uns auf allen Gebieten auszutesten. Das hieß konkret, dass sie oft versuchten, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken (z.B. durch Schlagen ihrer MitschülerInnen) und unsere Reaktion abwarteten, die dann über den Fortgang unserer weiteren Tätigkeit bestimmen sollte. Die Kinder (6-16 Jahre alt; manche wussten ihr Alter nicht, da es kaum Geburtsurkunden gab) zeigten ein für europäische Maßstäbe abnormales Verhalten: Sie sprachen sich gegenseitig Drohungen aus, bespuckten und schlugen sich und des Öfteren warfen sie Steine aufeinander, was nicht selten zu Verletzungen führte. Auch spielten die Kinder in ihrer Freizeit ein Spiel mit Magalanis (einer harten Frucht), das sich riotähnlich abspielte und bei dem es darum ging, in Gruppen andere anzugreifen. Manchmal machten sie sich einen sadistischen Spaß daraus, Tiere zu quälen. Die Frage nach der Ursache für solch ein Verhalten lässt sich auch aus den traditionell ärmlichen und autoritär-patriarchalen Familienverhältnissen erklären, die nicht selten Misshandlungen für die Kinder bedeuteten. Die Möglichkeiten, gesellschaftlich aufzusteigen, sind für viele der Familienangehörigen so gering, dass sie wohl oder übel generationsübergreifend an der Farmwirtschaft teilnehmen und dadurch den Status quo aufrechterhalten, der sehr an koloniale Zeiten erinnert. Die privat-christliche Schule, die sich auf dem Farmgelände selbst befand, bekam kaum staatliche Subventionen – außer dem Essen zahlte der Staat noch 10N$ im Jahr (!) pro Kind (allein das Schulgeld, das von den Eltern bezahlt werden musste, betrug ein Vielfaches). Die Schule selbst hatte eine sehr bescheidene Einrichtung, allenfalls den Standard einer gehobenen „3.Welt“-Schule (festes Gebäude, Wasser, Strom). Viele der Kinder hatten das Vorschulalter längst überschritten und waren schon viel zu alt, um am Unterricht der unteren Klassenstufen teilzunehmen. Aber die Aussichten, mit diesem grundlegendsten Wissen etwas anzufangen, waren aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit so erbärmlich, dass die Hoffnungen, den Kindern wirklich helfen zu können, im Keim erstickten. Dennoch bestand, wenigstens formell, die Möglichkeit, dass ein Kind den Aufstieg in eine andere Schule schaffte. Dieser Umstand paarte sich mit dem Bestreben, den Kindern das nötigste Wissen zu vermitteln, um im Farmladen einkaufen zu gehen (viele der erwachsenen Angestellten mussten ihren Lohn mit einem Fingerabdruck entgegennehmen, weil sie des Schreibens nicht mächtig waren – bei einer Alphabetisierungsrate von 81% der Bevölkerung über 15 Jahren). Dokumente zu entziffern, was z.B. für eine Wahl unerlässlich ist, oder vielleicht später einmal ein kluges Buch zu lesen ist für die Kinder illusorisch. Der positive Bezug auf Kulturen, die die LehrerInnen als naturgegeben hinnahmen, ging einher mit Eigenschaftszuschreibungen, denen die „Buschkinder“ sich nicht entziehen können: Sie würden auf Grund ihrer kulturellen Eigenarten (oder auch rassischen Merkmale) die Nahrung der „Weißen“ nicht essen10, Spielzeug wegwerfen oder zerstören bzw. Geschenke als „wertlos“ betrachten, weil sie es ja umsonst bekamen (so waren die Mitbringsel unsererseits – als Geschenke gedacht – nur unter Inkaufnahme des Verlustes unserer Autorität zu haben; die Kinder hatten es sich angewöhnt, wenn sie einmal Geschenke bekamen, diese auch jeden Tag wieder einzufordern, sonst hätten sie sich dem schulischem Betrieb verweigert). Die Oberlehrerin dieser Institution, auch „bitch“ genannt, versuchte uns nun tatsächlich begreiflich zu machen, dass disziplinarischen Maßnahmen (anschreien, in Reih und Glied stehen, Gewalt androhen, Gewalt ausüben ...) wichtig seien, um die Mindeststandards von Hygiene, denen die Kinder außerhalb des Schulgeländes gar nicht nachkommen konnten, und einen geregelten Schulbesuch zu ermöglichen bzw. um die Kinder überhaupt von ihren asozialen Verhaltensmustern abzuhalten und ihnen die Normen bzw. Regeln der „weißen“ Gesellschaft zu lehren, die für sie dann später essentiell seien. Abgesehen davon, dass es für uns von vornherein schwierig war, uns in die Rolle eines Lehrkörpers einzufinden, mussten wir auch noch diese unsäglichen Zwänge umsetzen. Es war den Kindern noch nicht einmal klarzumachen, dass wir auf „weiße“ Autoritäten ebenso scheißen und dass wir nicht so sind wie die anderen Deutschen. Doch wie kann man mit dieser Situation als vernünftig denkender Mensch umgehen? Schon alleine die Tatsache, dass die Schule christlich11 geführt wurde (als Grundlage diente eine Bibel in Africaans von1933 [!]), was die Kinder, die biblische Namen trugen, von größerem Unheil abhalten sollte, konnte unseren Zwiespalt zum Gegebenen nicht vermeiden. Eigentlich sollte die „Kritik der Religion [...] die Voraussetzung aller Kritik“ (Marx) sein, aber unter diesen Umständen war es besser so als anders: Bevor die Farmangestellten sich dem Christentum zuwandten, tranken sie Alkohol, stachen sich mitunter im Saufgelage ab und vergewaltigten ihre Frauen. Wäre das christliche Glaubensbekenntnis vor mehr als zehn Jahren nicht eingeführt worden, hätte es auf jeden Fall heute schlimmer ausgesehen. Fängt man aber an, diese Form der Religiosität zu verteidigen, womit die unmenschlichen Zustände verlängert werden und die Hoffnung auf Emanzipation begraben, dann muss doch die Frage aufkommen: Wozu das Ganze?12 Diese Frage warf sich auf, und ich hab keine Ahnung, wie wir uns hätten anders verhalten sollen. Die Hoffnung zu wahren, dass die Kinder immer was zu essen im Bauch haben (von ihren Eltern bekamen sie kaum etwas), dass sie vielleicht in der Farm angestellt werden (was mitunter die bessere Wahl ums Verrecken war) und obendrein in emanzipatorischer Absicht handeln könnten, war nur unter folgenden Umständen möglich: autoritäre Lehrkörper mimen, den rassistischen Alltag ertragen, den geschichtsrevisionistischen Umgang mit Kaiserreich/Nazireich/Deutschland runterschlucken etc. Da wir an den gegebenen Umständen rein gar nichts ändern konnten, blieb die Frage offen: Was wäre, wenn nicht wir, sondern andere unsere Aufgaben übernommen hätten? Hätte das die Situation grundlegend geändert?
Um nun die Aussicht auf Besserung unserer Lage gleich zu negieren, wenden wir uns dem „normalen Buschmann-Schulalltag“ zu.

Der geregelte Schulbesuch

Nach dem Aufstehen, vorbildhaft pünktlich um sieben, stand man stramm und sang die Nationalhymne Namibias gesungen (deren englischsprachigen Text kaum jemand verstanden hat): Namibia, land of the brave/Freedom fight, we have won/Glory to the bravery/Whose blood waters our freedom/We give our love and loyalty/Together in unity ... Danach wurde gebetet, die Lehrerin las aus einer Kinderbibel kurze Passagen vor, und später sprachen die Kinder, die nie Kuchen gegessen hatten, Reime nach, die sich um Kuchenbacken drehten. Aus sozialpädagogischer Sicht sollte dies Wiederholen von Sätzen das Erlernen der Unterrichtssprache erleichtern; denn viele sprachen nicht Africaans. Es folgten christliche Lieder und der Übergang zum Morgensport (mit einem Reifenparcours, der als einzige Sitzmöglichkeit außerhalb der Klassenräume errichtet wurde), in Verbindung mit dem schwer durchsetzbaren Toilettengang. Auf den Morgensport legten die LehrerInnen besonderes Augenmerk, weil die Voraussetzungen für die Disziplinierung in den Klassenräumen hier geschaffen werden sollten. Konnte ein Kind den Parcours springend einwandfrei überwinden, dann besaß es möglicherweise die Fähigkeit, Schreiben und Lesen zu erlernen. Manche der Kinder waren von derart schmächtiger körperlicher Verfassung, dass sie nur mit Schwierigkeiten die koordinierte Schnelligkeit erlangen konnten und getrimmt werden mussten. Die Oberlehrerin setzte auch auf (Androhung von) Prügelstrafen, wenn nicht alles so glatt ging, wie sie es sich vorstellte, oder sie auch nur einen schlechten Tag hatte. Verstehen kann und muss man das alles nicht. Nur erzeugte die harte elterliche Erziehung bei den Kindern einen Widerstand, der erst brach, wenn sie die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatten; wollte man also einen „normalen“ Schulbetrieb aufrechterhalten, musste man sich des Anschreiens und Anstoßens der Kinder bedienen – es ist einfach unglaublich, dass hier die Vernunft einfach auf der Strecke blieb, egal wie man handelte. Die direkte Gewaltherrschaft wurde als legitimes Mittel von allen außer uns anerkannt. Andererseits diente diese Tortour zur Stärkung der eh schon schwachen Muskulatur, wie auch die Ausgabe von zweimal Essen täglich und Vitaminpillen, die den Mangel an Obst und Gemüse abdecken sollten. Und das war nur in schulischem Rahmen möglich..
Die ganze Situation wirkte sich für uns logischerweise auf das gemeinschaftliche Farmleben aus, das hinter Stacheldraht und mit Hunden13 bewacht stattfand (äußerer Rahmen mit Zäunen für die Rinder, Schule und Lehmhütten für die Familien der Angestellten; innerer Rahmen das traute Familienleben und wir mittendrin). Da wir keinen wirklichen Kontakt zu diesem bekloppten Paar suchten (worüber sollte man mit denen auch reden – über Kuhscheiße vielleicht oder „unsere gemeinsame Heimat“?), stellten sie uns auch vor die Wahl entweder uns mehr zu integrieren – obwohl doch, wie sie sagten, das Farmleben „wie von selbst“ funktionieren würde und das Mitarbeiten mehr einem spaßig-soliden Beschäftigtsein diente – oder zu verschwinden. Zunächst einmal entschieden wir uns für die Kompromissebene; wir stellten die Ohren auf Durchzug und konzentrierten uns auf unsere Aufgabe an der Schule (von der ich als Mann, laut Meinung der „Oberlehrerinnen“, eigentlich keine rechte Ahnung haben konnte). Doch da sich die Situation an der Schule verschlimmerte und die Lehrerinnen uns beschuldigten, wir hätten Disziplinlosigkeit bei den Kindern verursacht (seit unserer Ankunft erst würden die Kinder durchdrehen, sich dem Unterricht verweigern usw.) und verlangten, entweder die Disziplin mit Schlägen durchzusetzen oder zu gehen, sind wir gegangen. Diese krasse Situation verschärfte sich noch, als das Farmerpaar uns als Fremdkörper (oder auch Parasiten) in ihrer Gemeinschaft brandmarkte und nicht verstehen konnte, warum wir so viel Geld für den Flug ausgaben, um dann unsere Aufgabe in der Schule nicht gewissenhaft (d.h. inklusive Misshandlungen) auszuführen. Diese Frage bleibt für mich mit diesem Artikel auch unbeantwortet, aber als emanzipatorisch denkender Mensch muss man so etwas nicht machen.
Emanzipation – als Grundlage für Aufklärungsarbeit wie lesen und schreiben lehren – und Antiemanzipation – autoritäre Erziehung – und sind hier aufeinandergeprallt, ohne dass dieser Dissens für uns glücklich gelöst worden wäre. Es gab auch einwandfreie Zeiten, in denen sich ein Mittelweg ausmachen ließ, der Freude und glücklichen Momente für die Kinder und uns darstellte. Aber wir fühlten uns vorwiegend beschissen (auch wegen unseres „weißen“ Arsches), weil wir zwar den Kindern helfen konnten14, aber andererseits den Luxus genossen, den die Eltern dieser Kinder, die in größter Armut lebten, bereitstellten. Da die Entwicklungshilfe auf Grundlage der „weißen“ und deutschen Verhältnisse basierte – der Ordnungs- und Disziplinierungswahnsinn somit integraler Bestandteil war – muss man sich eingestehen, dass es sich um eine Illusion gehandelt hatte, hier wirklich helfen zu können. Inwieweit es also möglich ist, einen gewissen Handlungsspielraum in der Gesellschaft zu nutzen, der es zulässt, sich um Menschen in „rückständigen Ländern“ zu kümmern, ohne sich auf die vorherrschenden Verhältnisse einzulassen (ohne deutsch-schulische Disziplin keine Chance zum Aufstieg): Diese Frage bleibt ebenso unbeantwortet.

qws


1 Allen sei hiermit angeraten, sich bei Interesse selbst mit diesem Thema auseinander zu setzen und die hier spärlich vorgebrachte kritisch-historische Darstellung um ein Vielfaches zu ergänzen.
2 „Die Entdeckung der Gold- und Silberländer in Amerika, die Ausrottung, Versklavung und Vergrabung der eingebornen Bevölkerung in die Bergwerke, die beginnende Eroberung und Ausplünderung von Ostindien, die Verwandlung von Afrika in Geheg zur Handelsjagd auf Schwarzhäute bezeichnen die Morgenröte der kapitalistischen Produktionsära.(...)Der außerhalb Europa direkt durch Plünderung, Versklavung und Raubmord erbeutete Schatz floß ins Mutterland zurück und verwandelte sich hier in Kapital.“ (Marx-Engels-Werke 23, S.779, 781)
3 Margit Reiter, Mittelweg 36, Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Dezember 2004/Januar 2005, S.43, zit. nach Zimmerer; in Zimmerer/Zeller, S.51
4 Was ist Demokratie? Was bringt sie? Kann ich mich beteiligen? Die Antworten auf solche Fragen werden der Bevölkerung durch die korrupte Regierung vorenthalten. Außerdem wird das ohnehin schon miserable Bildungsniveau von den Herrschern Namibias konsequent ignoriert.
5 Margit Reiter, Mittelweg 36, Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Dezember 2004/Januar 2005, S.48
6 www.az.com.na
7 Durch die hohe Aidsrate von 22,5% (!) (zum Vergleich: Deutschland hat eine Rate von 0,1%; Stand: 2001) wird nach „Informationen der International Labour Organisation (ILO) [...] Namibia bis zum Jahr 2020 durch HIV/Aids 25% bis 35% seiner Arbeiterschaft verlieren.“ (Allgemeine Zeitung, 16.9.2004, S.3); Diese schlimmen Aussichten werden durch den Fortgang des Zeitungsartikels als schlecht für die Industrie (!) gebrandmarkt – so müsse man deswegen unbedingt etwas unternehmen...
8 Da diese Zeitung zum Glück keine Website hat, seien die hier aufgeführten Links empfohlen: http://www.hagalil.com/archiv/2005/01/eckart.htm, http://www.dsz-verlag.de/Artikel_04/NZ40_4.html, http://www.nrw.vvn-bda.de/hma/an_2005_04.htm
9 Margit Reiter, Mittelweg 36, Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, Dezember 2004/Januar 2005, S.49
10 Wir für unseren Teil saßen jeden Tag an einem vollgedeckten(!) Tisch und aßen vor den Kindern – wegen Aufsichtszwecken. Diese bekamen jeden Tag Porridge/Maisbrei, der nicht – wie normal – gelb war, sondern weiß, denn hier wurden nicht die eigentlich nahrhaften Maiskornhüllen verarbeitet. Jene wanderten in die Mägen der Rinder (!), die viel Geld für die Regierung einbrachten. Diese hirnrissige Dummheit der LehrerInnen konnte auch nicht mit dem Argument beseitigt werden, dass die Kinder – wer noch nicht ausgerastet ist, der/die tut es wahrscheinlich jetzt – unsere Orangenschalen aus den Mülltonnen rausholten, um sie als Beigeschmack für ihre Mahlzeit zu nutzen.
11 80-90% der Bevölkerung gehören dem christlichen Glauben an (davon über 50% den Lehren des Antisemiten Luthers...dazu ausführlicher der Text im CI Nr.88: Deutscher Arbeitswahn und Antisemitismus
12 „Der indische oder chinesische Kuli, der sein Schicksal unbewußt, wie selbstverständlich gottergeben tragend dem Joch dient, leidet innerlich weniger als derjenige, der um die grauenhafte Ordnung der Dinge weiß, der also bewußt sich gegen die Sklaverei empört. Wer würde fordern, daß man aus Gründen der Menschlichkeit dem Kuli die Wahrheit über sein Leiden vorenthalten soll? Nur der Mystiker, sein faschistischer Auftraggeber und irgendein chinesischer Professor für soziale Hygiene. Diese ‘Menschlichkeit’ ist Verewigung der Unmenschlichkeit und ihre Verhüllung gleichzeitig.“ (Wilhelm Reich, Die Massenpsychologie des Faschismus, S.176)
13 Es schien sogar so, als ob die Hunde der Hautfarbe nach unterschieden, d.h. sie bellten extrem wenn sich „Schwarze“ näherten.
14 Die schönen Erinnerungen bleiben auch die Spiele, die wir mit den Kindern ab und zu durchführten. Wir brachten Tennisbälle und Frisbees mit und die Kinder strahlten bis über beide Ohren.