Am 19.August wollen Faschisten der Freien Kameradschaften
und NPD erneut durch Hamburg marschieren. Eine Route durch die Innenstadt
gegen die derzeit kritischen Presseberichte ist angemeldet worden.
Seit dem 10.7.99 haben bereits sechs Aufmärsche von
Faschisten in Hamburg stattgefunden. Seitdem ein Nazi in Bochum
drei PolizistInnen erschossen hat und in Düsseldorf ein rassistischer
Bombenanschlag zehn zum Teil Schwerverletzte forderte, haben Medien
und Politiker das Thema Rechtsextremismus entdeckt. Ein NPD-Verbot
wird diskutiert, mehr Polizei, Videoüberwachung und Schnellrichter
sollen vor Gewalt abschrecken. Doch dies löst keine Probleme mit
Faschisten, sondern dient nur dazu einen Überwachungsstaat zu installieren.
Dieser bleibt auch dann noch bestehen, wenn das journalistische
Augenmerk sich anderen Themen zuwendet und die Appelle an Zivilcourage
längst vergessen sind.
Denn die militanten Faschisten sind nicht über Nacht
entstanden. Seit vielen Jahren terrorisieren Stiefelnazis ganze
Landstriche in Ost und West. In den letzten zehn Jahren starben
über 100 Menschen infolge faschistischer Gewalt. Tausende wurde
verprügelt, mißhandelt oder angezündet. Die Opfer sind alle, die
nicht in das menschenverachtende Weltbild der Nazis passen wie z.B.
AusländerInnen, Obdachlose, Homosexuelle und Linke. Jahrelang wurden
die Faschisten vom Staat hofiert, durch "akzeptierende Sozialarbeit"
gefördert und durch Jugendclubs staatlich subventioniert. Auf der
anderen Seite bekamen Anti- Rassismusprojekte keine Gelder und AntifaschistInnen
wurde auf Demonstrationen von der Polizei zusammengeprügelt und
kriminalisiert. Die Politiker weisen selbstverständlich eine Mitschuld
an dem Aufkommen der Nazis zurück und einige, wie der Innenbayer
Beckstein, wollen ihre schwarz-braune Weste weißwaschen, indem sie
ein NPD Verbot fordern. Jetzt wollen scheinbar auch die Stichwortgeber
und rechten Meinungsmacher gegen ihren militanten Zwilling die Nazis
vorgehen.
In den Kampagnen gegen das Asylrecht, die Wehrmachtsausstellung,
die doppelte Staatsbürgerschaft und die Green Card hat die Union
dumpfe Stimmungen geschürt, die dann von den Nazis aufgegriffen
wurden um Angst und Hass zu verbreiten. Die Unionsparteien nutzten
dies dann zur Legitimation ihrer ausländerfeindlichen Politik um
so angeblich "den Nazis das Wasser abzugraben." Aber auch
die SPD- Regierung trägt zu einer solchen Stimmung bei, z.B. wenn
Innenminister Schily die Methapher vom "vollen Boot Deutschland"
aufgreift oder Asylsuchende als schmarotzende Wirtschaftsflüchtlinge
diskriminiert. Sie werden in Sammellagern ghettoisiert und Arbeitsverbote
erteilt und damit leicht angreifbar gemacht für Anfeindungen. Ihnen
wird schuld für die soziale Misere gegeben.
Wenn jetzt Appelle gegen Rassismus über die Medien
herausposaunt werden, liefern die sie und die Wirtschaftsorganisationen
eine Begründung warum Rassismus schlecht ist meist gleich mit. Nicht
entscheidend ist die Angst der Menschen, die von den Nazis durch
die Straßen gejagt und ermordet werden, sondern das Ansehen des
internationalen Wirtschaftsstandortes Deutschland. Dadurch würden
ausländische Investoren ferngehalten, ebenso könnte es sich mit
den von der Industrie heiß umworbenen "Green Card"- Computerspezialisten
verhalten. Ein solcher Rassismus passt momentan nicht in das Konzept
einer kapitalistischen Gesellschaft, die den Menschen nach seiner
ökonomischen Verwertbarkeit betrachtet.
So lieferte Beckstein kürzlich das neue Programm für
die Nazibanden: "man muss Unterscheiden, zwischen den Ausländern
die uns nutzen und denen die uns ausnutzen". Gegen diese heimliche
Kumpanei von geistigen Brandstiftern und Nazis müssen wir ankämpfen.
Denn durch diese Propaganda werden die wahren Ursachen von Armut
und Ausbeutung verschleiert und bspw. AusländerInnen und Sozialschwachen
in die Schuhe geschoben. Doch die Grenzen verlaufen nicht zwischen
den Völkern, sondern zwischen oben und unten.
Zivilcourage heißt sich den Nazis entgegenstellen
wo sie auftreten, Flüchtlinge schützen, Naziaufmärsche angreifen.
Auf allen Ebenen, mit allen Mitteln!
|