Sächsische Zeitung
[26.07.2000]
Chaostage bleiben Zittau erspart
Das Grenzcamp bereitet der Stadt Forst Kopfschmerzen
Zittau/Forst. Das am Freitag beginnende diesjährige "antirassistische
Grenzcamp" wird nicht in Zittau, sondern im brandenburgischen Forst
stattfinden. Darauf hat Zittaus Oberbürgermeister Jürgen Kloß (CDU)
vor dem Stadtrat hingewiesen. Alles andere seien völlig aus der Luft
gegriffene Gerüchte. Die Stadtverwaltung von Forst teilte dagegen
gegenüber der SZ mit, das Camp untersagt zu haben.
Bereits Mitte vergangener Woche hatten Meldungen für Unruhe gesorgt,
nach denen das Grenzcamp im Landkreis Löbau-Zittau durchgeführt werde.
Es würden Verhandlungen mit Grundstücksbesitzern in Neugersdorf und
Seifhennersdorf geführt, hieß es in einem Schreiben: Gleich für die
ersten Tage seien täglich zur Rushhour Protestdemos gegen das Verbot
in Forst geplant. Diese würden in Zittau an exponierter Stelle
stattfinden.
Der Antrag an die Stadt, ein kommunales Grundstück für
das Camp zur Verfügung zu stellen, sei aus naturschutzrechtlichen
Gründen negativ beschieden worden, sagte Jürgen Goldschmidt,
stellvertretender Bürgermeister von Forst. Überdies habe man
das Ansinnen, ein Grenzcamp durchzuführen, in Absprache mit der Polizei
prinzipiell abgelehnt, "weil die Initiatoren kein Sicherheitskonzept
vorlegen konnten". Die polnische Polizei kündigte an, auf ihrem
Hoheitsgebiet "kein Grenzcamp Teil 2" zuzulassen.
Ein eigens im Potsdamer Innenministerium gebildeter Krisenstab
beobachtet das Treiben der Grenzcamp-Aktivisten genauso wie
Spezialisten im sächsischen Innenministerium. Nach den Randalen im
vergangenen Jahr in Zittau wolle man vor Überraschungen gefeit sein,
sagte ein Ministeriumssprecher. Über eine Verlagerung des Camps ins
ostsächsische Grenzgebiet sei nichts bekannt. Allerdings würden die
Zufahrtstraßen nach Zittau kontrolliert.
Man halte trotz Verbot an Forst als Veranstaltungsort fest, teilten
die Organisatoren des Grenzcamps gestern mit. Die Angst der Forster
vor Chaos und Bedrohung nehme man ernst, aber ziviler Ungehorsam
müsse ausgehalten werden.
In Zittau seien Parolen gesprüht worden, erinnerten die
Grenzcamp-Leute: "Die Bimmelbahn wurde gestoppt und mit Transparenten
geschmückt."
(SZ/pc)
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