Reviews
"Do it yourself!" ist der Gedanke von der Punk-Legende CRASS. Das klingt gut, ist aber in der Regel auch die einzige Möglichkeit, politische Inhalte mittels Musik zu transportieren oder transparenter zu machen. Wer sich nicht MTV-genormt vermarkten lassen und nicht von kapitalistischen Musik-Managern bevormundet werden will, muß sich eigene Wege suchen. Dazu gehört, Platten bzw. CD’s im Eigenvertrieb herauszubringen, oder auch bei einem Labelkollektiv, um den Kaufpreis niedrig zuhalten.Deshalb wollen wir Euch in dieser Rubrik Bands aus dem Punk-, Hardcore- und Hip Hop-Bereich vorstellen, die versuchen, auf nicht oder weniger kommerziellem Weg zu bestehen.
LARD:
Pure Chewing Satisfaction
LP, CD (Alternative Tentaces /EFA)
Wenn von Jello Biafra eine neue Platte oder ein neues Projekt gemacht wird, dann kommt das immer einem Feiertag gleich. Im Prinzip ist Pure Chewing Satisfaction die exakte Fortsetzung der letzten LARD-Platte. Die Songs hätten von der Art und der Klasse auch auf das letzte Album gepaßt. LARD stehen für eine fanatische, eigenständige Mixtur aus treibenden Punk und knallhartem Industrial mit Samples. Die Stücke brechen nach vorne aus, wie ein LKW, der mit 120 km/h ins Schleudern kommt und durch die Leitplanke rauscht. Wie eigentlich alle Bands, Projekte und Platten, an denen Biafra beteiligt ist, kann man auch diese neue LARD-LP blind kaufen.
MEHR WUT/SOMA:
Split
EP (World Upside Down Rec., Göttinger Str. 39, 37120 Bovenden)
Die EP ist eine Benefizplatte zugunsten der BaumbesetzerInnen im Thüringer Wald, die versuchen, den Bau der Autobahn zu verhindern. Schon deshalb ist diese EP kaufens- und unterstützenswert! MEHR WUT aus Höxter brettern einem ihren Crust um die Ohren, daß es eine wahre Wonne ist. Die beiden Sänger ergänzen sich hervorragend. Mensch spürt die kreischende Wut, die sie auszuteilen haben. SOMA warten mit bra-chialen Hardcore-Punk auf, wobei die Betonung auf Hardcore liegt. Aber nicht melodich, sondern straight in die Fresse. Das gut gemachte Drumherum gibt den letzten Schliff.
ANARCHIST ACADEMY:
Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
Maxi-CD br> (auf Community, IRS Records)
" Ja, das ist ein Schmuddelkinderlied von heute, so wie ich es auch schreiben würde, wäre ich 17 oder 25 und rappte durch Tag und Nacht in diesen lausigen Zeiten. Und die Zitate aus dem Degenhardt Song passen auch. Weiterspielen!’’ sagt Franz-Josef Degenhardt über diese gelungende Maxi. ANARCHIST ACADEMY setzen in ihrem neuem Werk, Degenhardts Lyrik mit Funk und Hip Hop gekonnt zusammen. Zunächst denkt man jedoch beim ersten reinhören, es handelt sich um eine Fanta 4-Version, doch die Radikalität der Texte zersprengt diesen Gedanken.