Durch mehrere tausend Flugzettel wurde, wenige Tage nach
den Munkbrarup/Boel-Ereignissen, die Flensburger
Öffentlichkeit über das Treiben einer regionalen
Nazibande aufgeklärt. Weiter wurde darüber
informiert, welche Personen hinter dieser Gruppe stehen.
Wir geben hier den Text des Aufklärungsschreibens in
gekürzter Fassung wieder:
„Es ist soweit! Der nördlichste
JN-Stützpunkt steht felsenfest.” So beginnt ein
Lagebericht einer Flensburger Neonazigruppe im
„Nationalistischen Infoblatt - Der Aktivist.”
(...) Seit dem Verbot etlicher Gruppen durch das
Innenministerium hat die JN in der deutschen Naziszene eine
herausragende Rolle übernommen. Laut des
Verfassungs-schutzberichtes Schleswig-Holstein nimmt die JN
auf bundesweiter Ebene „eine Schlüsselrolle im
Neonazismus ein”. Auch in Flensburg haben sich
verschiedene Personen unter dem Namen dieser rassistischen
„Jugendpartei” vereint,(...). Der
Verfassungsschutz sieht in Flensburg einen der Schwerpunkte
der JN-Mitglieder in Schleswig-Holstein. „Die
Propagandaarbeit läuft ununterbrochen”, prahlen
die Flensburger Neonazis. „Eine Delegation der
JN-Flensburg nahm auch an der 1. Mai- Kundgebung in Berlin
teil, ferner stellte die Gruppe bei der norddeutschen
Sonnenwendfeier Fahnen- und Fackelträger, welche auch
Feuersprüche vortrugen”, geben sie stolz
bekannt. Weiter besuchten sie die Landesversammlung der
NPD-Hamburg und organisierten, nach eigenen Angaben, den
Ordnerdienst während des Parteitages des
NPD-Landesverbandes Schleswig-Holstein.(...)
Der Flensburger Neonazikreis mobilisierte durch Plakate und
Aufkleber massiv für den Rudolf-Hess-Marsch 1996. Sie
beteiligten sich im November ’96 an einer verbotenen
Totenehrung für die gefallenen deutschen Soldaten im
1. und 2. Weltkrieg. Auch an der Beerdigung des prominenten
Altnazis Thies Christo-phersen versuchten einige
teilzunehmen. Wenig später verteilten sie zu diesem
Anlaß Flugblätter in der Flensburger Innenstadt.
Wieder durch Plakate und Aufkleber machten sie dann im
April ’97 auf sich aufmerksam: Sie riefen zur
Beteiligung an dem geplanten 1. Mai-Nazi-Massenspektakel in
Leipzig auf und boten Interessenten Mitfahrgelegenheiten
an. Diese Nazizusammenkunft konnte glücklicherweise
verhindert werden. Von der Polizei ungehindert,
marschierten hingegen im Mai ’97 ca. 150 Neonazis in
Bad Segeberg. Unter ihnen, stolz mit Transparenten und
Fahnen, die Flensburger „Kameraden”. Unter dem
scheinheiligen Namen „Bürgerinitiative gegen
Gewalt und Drogen” hetzte die Gruppe in einem
Flugblatt verleumderisch gegen alternative Personen und
Projekte. Ihr neustes Werk ist der Druck von einigen
tausend Aufklebern, die hauptsächlich den Stadtteil
Mürwick, aber auch z.B. die Schleswiger
Einkaufsstraße mit u.a. rassistischen und
ausländerfeindlichen Inhalten verschmutzen. Die
Organisatoren werten die Aktion als Erfolg. Viele neue
Informationen, über fast alle der
veröffentlichten Neonazis, konnten verbucht werden.
Reaktionen kamen auch von der Staatschutzabteilung der
Kriminalpolizei Nord: „Wir haben auch nichts für
diese Leute aus der rechten Szene übrig. Aber wenn man
etwas degegen unternehmen will, dann muß das Hand und
Fuß haben.” Wenn der Staatsschutz effektivere
Aktionsformen gegen Rechtsradikalismus vorzieht, wäre
sicherlich ausnahmsweise nichts dagegen einzuwenden.
Allerdings ist der angebliche Wille kaum ernstzunehmen,
wenn der Staatsschutz zu dem Schluß kommt:
„Nach unseren Beobachtungen gibt es keine
organisierte rechtsradikale Szene in
Flensburg”.
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