GegenDruck Nr. 20 - Januar/Februar 1998
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Mit Wut und Witz gegen jeden Castor-Transport,
bis zur Stillegung aller Atomanlagen

Nix fährt mehr!

Für das Frühjahr 98 haben AKW-BetreiberInnen und PolitikerInnen den nächsten Castor-Transport in ein "Zwischen“lager geplant. Diesmal vom AKW Neckarwestheim ins Brennelemente-"Zwischenlager“ Ahaus. Sie meinten damit die Lehren aus dem heftigen Widerstand in Gorleben gezogen zu haben. Im vermeintlich "widerstandsfreien“ Ahaus hofften die BetreiberInnen, völlig problemlos Atommüll einlagern zu können. Dies war ein Irrtum. Tatsächlich weht ihnen heute in Ahaus der Wind ins Gesicht. Für den nächsten Transport sollen allein dort 18.000 PolizistInnen aufgeboten werden, um den Widerstand von Anfang an in einer Übermacht zu erdrücken. Nicht mit uns!

Von Neckarwestheim bis Ahaus: der Castor geht uns alle an!

Den Castor verhindern, bevor er losfährt. Das bleibt unser Ziel! Daher rufen wir zu lebhaften Widerstandaktionen von Neckarwestheim bis Ahaus auf. An beiden Orten liegen die Schwerpunkte der "Nixfährtmehr“-Kampagne. Entlang der gesamten Strecke sollen viele weitere Aktionen stattfinden. Alle Aktivistlnnen aus dem Süden fordern wir auf, sich am Widerstand in Neckarwestheim zu beteiligen. Sollte der Castor dennoch das AKW verlassen, bleibt noch genügend Zeit, um auch in Ahaus aktiv zu werden
Die Widerständlerlnnen in Neckarwestheim und Ahaus haben sich in einer antiatomaren "Städte“Partnerschaft gegen den geplanten Transport gestellt. Eine ähnliche Unterstützung gegen den Atomstaat haben die beiden Atommüll"zwischen“-lagerstandorte Ahaus und Gorleben geschlossen. Transporte nach Gorleben sind auch weiterhin geplant. Dabei ist auch nicht auszuschließen, .daß ein solcher Transport zeitgleich mit dem Transport Neckarwestheim-Ahaus durchgeführt wird.Händeringend suchen AKW-BetreiberInnen und Bundesregierung nach einer Möglichkeit, ihren Atommüll irgendwo loszuwerden. Tatsächlich gibt es diese Möglichkeit nirgendwo auf der ganzen Welt. Castortransporte, Wiederaufarbeitung (WAA) im Ausland und "Zwischen“lagerung sollen suggerieren, es gäbe einen Weg, Atommüll sicher zu entsorgen. Die sogenannte "Zwischen“lagerung des Atommülls, sowie dessen Wiederaufarbeitung im französischen La Hague und im englischen Sellafield dienen den Betreiberlnnen als Entsorgungsnachweis, der für den Betrieb der Atomkraftwerke (zumindest nach derzeitiger Gesetzeslage) notwendig ist. Die auslaufenden Verträge der AKW-BetreiberInnen mit den WAAs führen dazu, daß die BetreiberInnen zukünftig vermehrt den Weg der "Zwischen“lagerung gehen müssen, sollen ihre AKWs denn weiterlaufen. Dies würde häufige Transporte in die "Zwischen“Lager bedeuten. Ahaus und Gorleben spielen in ihren Plänen eine zentrale Rolle.
Die Atomtransporte sichern somit den Betrieb der Atomanlagen. Sie sind die Achillesferse der Atomindustrie, denn wenn die Lagerkapazitäten der AKWs erschöpft sind, müssen diese abgeschaltet werden. Wir wollen mit unserem Widerstand an diesem Knackpunkt ansetzen, um das gesamte Atomprogramm zu Fall zu bringen. Die sofortige Stillegung aller Atomanlagen ist unser Ziel! Castor-Stopp geht uns alle an!

Die Stärke des Widerstandes

Zeitungsanzeigen, Unterschriftensammlungen, Gottesdienste und Treckerdemos, Hüttendörfer, Demonstrationen, Sabotageaktionen und Barrikadenbau sind Ausdruck der Vielfalt des Widerstandes. Nur gemeinsam, mit Toleranz und Rücksichtnahme, sind wir bei aller Unterschiedlichkeit stark genug. Die HERRschende Politik möchte den Widerstand spalten.
Wo "friedlicher“ Protest Jahrzehnte lang ignoriert, verschwiegen oder beiseite geräumt wurde, werden nun Menschen, die durch Blockaden und Sabotage, durch Anketten oder Schienen zersägen den Widerstand praktisch werden lassen, als Gewalttäterlnnen, Randaliererlnnen und Chaotlnnen diffamiert. Nur der gemeinsame Widerstand kann BetreiberInnen und herrschende Politik zum Umdenken zwingen. Die Vielfalt, zu der unterschiedlichste Aktionsformen gehören, ist unsere Stärke. Von Neckarwestheim bis Ahaus soll jedeR Widerständische eigenverantwortlich entscheiden, wie sie/er handelt. Dabei gehört es für uns selbstverständlich dazu, daß niemand die Aktionsformen des/der anderen verhindert, behindert oder auf sonstige Weise ins Gegenteil verkehrt. Gemäß dem Grundsatz der Anti-Atom-Bewegung, keine Menschen zu gefährden, wollen wir keine Gewalt gegen Menschen und fordern ein verantwortungsvolles Verhalten während der Aktionen.

Legal und Legitim

Viele Aktionen am Tag X verlassen den Rahmen des Legalen. Selbst eine Protestkundgebung auf den Schienen ist nicht mehr legal. Wir halten aber solche Ordnungswidrigkeiten und andere Verstöße gegen geltendes Recht für legitim, um uns gegen die ungleich größere Bedrohung durch die Nutzung der Atomkraft zu wehren. Für uns gilt der Grundsatz, daß alle Aktionen verhältnismäßig und vermittelbar bleiben. Sinnlose Zerstörung und Militanzgehabe schaden uns nur.

WIGA

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