Was die Rechten schreiben
Und wieder soll der Blick in den braunen Blätterwald nicht fehlen, der
diesmal noch um Walter Ochensbergers "Top Secret"-Blatt erweitert wurde.
Es ist nicht das erste Mal, daß in der "Aula" TATblatt-Zitate zu finden
sind, so auch wieder in der Ausgabe 2/97 (S. 13), wo natürlich die
Diskussion über die Anti-Kommersdemo die entsprechende Aufmerksamkeit
findet, so vor allem die Stellungnahmen des FrauenLesbenblocks und der Rosa
Antifa Wien.
Mit dem Cartellverband (CV) hat die "Aula" in diesem Zusammenhang besonderes
Mitleid oder wohl eher Schadenfreude, schließlich muß sie dem CV
ihr "Bedauern" audrücken, weil " ... der einst so bedeutende und im
katholischen Lager intellektuell wegweisende Verband in die Rolle des
bittstelligen Trittbrettfahrers bei Kommunisten abgerutscht ist" (ebd., S. 14).
Die "Aula" hat aber sogleich auch einen Lösungsvorschlag für dieses
"Dilemma" des CV, wie sie "... im Faschingszug der Krawallisierer ...
gesellschaftliche Anerkennung" finden können: "Es genügt eben nicht,
nur mit den Genossen von der KPÖ bussibussi zu sein. ... Folgt dem
Commandante Zellhofer ...! Vermummt euch! (Bitte ohne Coleur!) Werft Steine und
Mollies!" (ebd.)
Und auch die von der Lotta dura bereits in der letzten Nummer beworbene
Antifaschistische Quelle aus Graz findet in der "Aula" (4/97, S. 14) ihre
Erwähnung, vor allem wird hier über eine von einem "Grazer
Bürger erstattete Anzeige nach dem Mediengesetz", bezogen auf das
Impressum, berichtet. Die Staatsanwaltschaft erkannte dieses Impressum als
"offenbare Scherzerklärung" und legte daraufhin die Strafanzeige aufgrund
des Mangels an Verfolgungsgründen zurück, so lautet zumindest der
Bericht der "Aula".
"HAIDER VOR DEM SELBSTFALL"
Kaum gibt es eine inhaltlich-programmatische Diskussion in der FPÖ, ist
auch Otto Scrinzi mit Kritik an dieser sofort zur Stelle. Jörg
Haiders angeblich postulierte Abkehr der FPÖ vom
Deutschnationalismus konnte Scrinzi schon nicht ertragen, aber mit
Haiders neuesten Plänen, bezogen auf das neue Parteiprogramm mit seiner
Annäherung an die katholische Kirche und ihre AnhängerInnen, hat er
für Scrinzi wohl das Faß zum überlaufen gebracht. Und so
"stellt die geplante Abschaffung des `Staatsvolkes' - es bleibt zu hoffen,
daß sie am Widerstand des Fußvolkes der Bewegung scheitern wird -
eine ungeheuerliche Herausforderung aller deutschbewußten Heimattreuen
dar, hat die Verkündigung des Bekenntnisses zum `wehrhaften Christentum'
alle in der Tradition der Revolution von 1848 stehenden National-Liberalen auf
den Plan gerufen". (fakten / April 1997, S. 6) Nichtsdestotrotz hofft Scrinzi
trotz aller inhaltlichen Kontroversen, daß Haider durch "freiheitliche,
volksbewußte und vor Königsthronen zum aufrechten Gang entschlossene
Frauen und Männer in der FPÖ ... vor dem Selbstfall" (ebd., S. 7)
bewahrt wird.
Auch im "Eckartboten" (5/1997, S. 5) werden Kritik und starke Zweifel an dem
geplanten Programm der Haider-FPÖ geäußert, wie z.B. in bezug
auf Art. IV, in dem die in Österreich "historisch ansässigen
Volksgruppen (Deutsche, Kroaten, Roma, Slowaken, Slowenen, Tschechen und
Ungarn)" aufgezählt werden. Der Kommentar des "Eckartboten" dazu: "Hier
wird nicht mehr einer vorwiegend deutschen, sondern einer multikulturellen
Heimat das Wort geredet." (ebd.) Und sogar die Erläuterungen der FPÖ,
"das Grundrecht jedes Österreichers, seine eigene Identität und
Volkstumszugehörigkeit selbständig und frei zu bestimmen, ist
garantiert", verstetzt die Kritiker in Panik, weil ja die
"Volkstumszugehörigkeit ... wenn überhaupt, nur durch eine
längere Assimilierung geändert werden kann". Aber schon mit der
Einleitung kann der "Eckartbote" nicht zufrieden sein, schließlich
heißt es dort, daß die FPÖ Österreich "vor alle anderen,
insbesondere parteipolitische Interessen" stellt. Das kann dann also für
den "Eckartboten" nur die "Nachrangigkeit für nationale und volkliche
Interessen" (ebd.) bedeuten.
Da fühlt sich der "Eckartbote" schon viel mehr von Frankreich's
rechtsextremen Jean-Marie Le Pen, dem Führer der FRONT NATIONAL
(FN), wirklich vertreten. Demtentsprechend begeistert wird auch über den
10. Kongreß der FN in Straßburg (29. - 31. 3. 1997) mit "mehr als
2000 Deligierten", berichtet, wurde dort doch "die `rechte' Einheit
beschworen", sprach sich Le Pen für "ein Europa der Nationen (`EURONAT')"
aus, hetzte gegen die "große Bedrohung unserer Existenz durch
Monopolisten und Einwanderer" und wurde das "Ende des korrupten
`Establishments'" angekündigt (ebd., S. 2). Schließlich wurde
Straßburg auch noch zum "Symbol der deutsch-französischen
Verständigung" unter Rechtsextremen, Alt- und Neo-Nazis erkoren.
Ausschließlich mit der "jüdischen Weltverschwörung"
beschäftigt sich der paranoide Neonazi Walter Ochensberger in
seinem Blatt "Top Secret" (1/97). Angefangen bei den Briefbomben der
BAJUWARISCHEN BEFREIUNGSARMEE (BBA), über den internationalen
Drogenhandel, die US-amerikanische Mafia, die political correctness, das
Nazi-Gold in den Schweizer Banken, den Mord an Uwe Barschel bis zur
organisierten Kriminalität überhaupt - überall stehen für
Ochensberger entweder der Mossad oder andere israelische oder jüdische
Organistaionen dahinter. Ochensberger hetzt gegen den WORLD JEWISH CONGRESS,
insbesondere gegen dessen Präsident Edgar Bronfman, gegen die
ANTI-DEFAMATION LEAGUE und B'NAI B'RITH: "Von den zahlreichen Organisationen,
in denen nun Sam Bronfmans Sohn Edgar eine führende Rolle spielt, ist die
Anti-Defamation League am meisten in das organisierte Verbrechen verstrickt.
Obwohl das offizielle Ziel dieser jüdischen Organisation der Kampf gegen
Diffamierung (`political correctness') ist, überlappt sich die
Führung der ADL mit bekannten Mafia-Operationen." (ebd., S. 15) Nur einer
seiner widerlichen Ergüsse.
In der Sonderausgabe zur Nr. 1/97, die wiederum rein dem Ethnopluralismus und
der MigrantInnenhetze gewidmet ist, gibt Ochensberger dann folgenden "Hinweis":
"Zu Risiken und Nebenwirkungen der multikulturellen Gesellschaft fragen sie
einen Arzt oder Apotheker in Sarajevo!" (ebd., S. 1) Natürlich ist
für ihn auch "die Überfremdung vor allem des deutschsprachigen Raumes
in Mitteleuropa geplant und von langer Hand vorbereitet", so wurde dann auch
"das deutsche Volk fortan ... neurotisiert" (ebd., S. 2). Seine
MigrantInnenhetze findet aber auch seine Grenze bei jenen WienerInnen, die "vor
langer Zeit aus Böhmen, Mähren und Polen (zugewandert sind und) sich
voll der Solidargemeinschaft des deutschen Volkes angeschlossen" (ebd.) haben.
Trotz allem ist für Ochensberger "der Ethnosuizid an uns Deutschen" (ebd.,
S. 4) noch lange nicht abgewehrt, vielmehr soll er "jetzt endgültig
vollzogen werden" (ebd.). So ruft er zur Unterzeichnung des "Appell(s) der 300"
auf, bei dem SpenderInnen doch 1000,- DM bzw. 7000,- Ösis locker machen
sollen, um Ochensberger den Start ins Internet zu ermöglichen.
Ein anderer Aufruf findet sich in den "fakten" (2/97), in dem das FORUM
FüR EIN HUMANES UND DEMOKRATISCHES STRAFRECHT UND ZUR EINHALTUNG DER
MENSCHENRECHTE (FSM) diesmal eine Unterschriftenaktion zur Unterstützung
von vier angeklagten rechtsextremen Frauen startet. Es handelt sich hierbei um
Angela Brunner, Brigitte Binder (Ehefrau von Peter Binder,
Angeklagter im Briefbombenprozeß), Judith Kovar (Ehefrau von
Reinhold Kovar, dem ehemaligen "Gaubeauftragten" der VAPO in Wien) und
Dagmar Obermayer. Die Tatsache, daß alle vier auch Kinder haben,
soll sie vor einer Verurteilung retten. Für das FSM bedeutet diese
Situation nichts anderes als "Sippenhaftung für
`NS-Wiederbetätigung'", schließlich sind das ja "nur" Frauen und
vor allem Mütter.
Für Mütter im allgemeinen, die "weder Emanzen noch Amazonen, noch
bloß Gebärmaschinen" sind, setzt sich auch der "Eckartbote" (5/1997,
S. 3) ein. Als "einfache Mütter, Hüterinnen des Lebens (stehen) sie
als erste an der Arbeitsfront" (ebd.). Und so soll die Frau und Mutter als
"weise Ratgeberin" helfen, den "sozialen und ökonomischen Supergau" als
Produkt der Globalisierung abzuweisen, schließlich soll sich hier dann
auch der Muttertag als "Tag der Besinnung" anbieten. Das alles erinnert sicher
nicht zufällig an die Anforderungen die der NS an die Frauen und ihre
Rolle in der "Volksgemeinschaft" stellte und die diese oft auch sicherlich
allzugerne erfüllten.
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