TATblatt

Schwer Verletzte nach Haiderkundgebung in Wien
FPÖ-Symphatisanten schlagen drei SJ-Mitglieder krankenhausreif

Aussendung der SJ-Wien

Am vergangenen Freitag, 20. Oktober, im unmittelbaren Anschluss an die Haider-Kundgebung in der Wiener Stadthalle wurden der Journalist János F., Daniel B. und Robert H. von offensichtlichen Sympathisanten der FPÖ, die gerade die Stadthalle verlassen hatten, brutal niedergeschlagen.

Die Bilanz dieses Vorfalls: zwei schwer Verletzte, ein Verletzter. János F. wurde von der Rettung direkt vom Ort des Geschehens mit dem Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma ins Hanusch-Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose: Schädelprellung, Gehirnerschütterung und eine offene Wunde am Oberarm. Nach einer Nacht auf der Intensivstation befindet sich János glücklicherweise am Weg der Besserung.

Daniel B. erlitt eine stark blutende Platzwunde am Kopf, etliche Blutergüsse und Schürfwunden. Heute Sonntag wurde im Wiener AKH ein gebrochener Mittelfinger diagnostiziert. Glück im Unglück war, dass der danebenliegende Nerv knapp verfehlt wurde. Robert H. kam mit einem geschwollenen Gesicht, einigen Abschürfungen und dem Schrecken davon.

János F., der an der Haider-Veranstaltung als Journalist teil nahm wurde von seiner Freundin und Freunden, die zuvor friedlich gegen Haider demonstriert hatten, abgeholt. Auf dem Weg zur U-Bahn, auf der Hütteldorfer Straße, passten sieben FPÖ-Sympathisanten die Gruppe ab. Mit Parolen wie: "Ihr gehört's uns", "Wir schleifen euch die Hütteldorfer Straße entlang", "Was der Haider nicht machen kann, das führen wir aus" und "Drinnen wird geredet und da wird gehandelt" machten sie schnell klar, worum es ihnen ging. Auch der mehrmalige Versuch der SJ-Mitglieder, die FPÖ-Schläger zu beruhigen und schließlich zu entkommen konnten die Situation nicht deeskalieren.

Das mitgeführte Transparent mit dem Titel "Wien darf nicht Kärnten werden" wurde zuerst zerrissen und dessen Stangen dienten dann den wildgewordenen Haiderfans als Waffen gegen die fünf Jugendlichen. Zwei von ihnen konnten entkommen und alarmierten sofort die Polizei.

János F., Daniel B. und Robert H. waren zehn Minuten hilflos den Schlägern ausgeliefert. Die Gewaltaktion gipfelte darin, dass der Journalist von einem Messer bedroht in eine Ecke gedrängt wurde. Als die FPÖ-Schläger aber die Polizei von weitem kommen sahen, kehrte bei diesen eine zynische Art der Vernunft ein: "Stich die linke Sau nicht ab, der ist es nicht wert." Gesagt, getan, geflüchtet.

Dank der Wiener Polizei konnten die rechtsradikalen Täter noch am gleichen Abend gestellt werden.

Zutiefst betroffen und geschockt ist der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien, Thomas Landgraf: "Wir haben in der politischen Auseinandersetzung in diesem Land offenbar einen Punkt erreicht wo Menschen wegen ihrer Überzeugung ihres Lebens nicht mehr sicher sein können. Die beängstigende Frage ist jetzt, ob erst Menschen wieder ihr Leben lassen müssen, damit jeder versteht welches System und welche Geisteshaltung hinter solchen Anschlägen stehen."

"Wenn Haider in der Wiener Stadthalle davon spricht, mit dem 'linken Gesindel' aufräumen zu wollen, um dem 'demokratischen Wildwuchs' in diesem Land ein Ende zu bereiten und 'die konsequente Beseitigung von Menschen' fordert, dann sagt er nichts anderes als 'geht auf die Straße und knöpft sie euch vor'. Wäre die FPÖ eine glaubwürdig demokratische Partei, dann würde sie mit der Gewalt nicht liebäugeln und ihre Sprache mäßigen", so Landgraf weiter.

Auch nach diesem traurigen Ereignis wird die Sozialistische Jugend Wien nicht aufhören, sich der FPÖ und dieser Bundesregierung gewaltfrei und mit demokratischen Mitteln entgegenzustellen. "Kein Weisenbericht, keine Regierungsbeteiligung und keine Pseudo-Obfrau Riess-Passer können diese FPÖ jemals reinwaschen. Mehr denn je braucht Österreich heute Zivilcourage und ein 'Nein' aller Demokratinnen und Demokraten zu den Freiheitlichen und ihrer Vorstellung des Regierens", appelliert Landgraf, denn "mir wird Angst und Bang, wenn das Kabas´ Vorstellungen von einem 'sicheren Wien' sind."

Abschließend fordert der Vorsitzende eine öffentliche und uneingeschränkte Entschuldigung bei den Opfern: "Das ist das Mindeste was ich von der FPÖ verlange."
 

mehr über die Aktionen gegen die FPÖ-Veranstaltung in der Stadthalle am 20. Oktober 2000 siehe
TATblatt-"Widerstands-Chronologie", Eintrag vom 20. Oktober 2000
 

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