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Oktober 2000 |
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Sa
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36. Woche | |||||||
37. Woche | |||||||
38. Woche | |||||||
39. Woche | |||||||
40. Woche |
Sonntag, 1. Oktober |
Keine Aktionen in Wien bekannt.
Die von Gettoattack angekündigte "Ulrichsbergattacke" mit Hubschraubern, Klanginstallation, Flugblättern u.a. gegen SS-Veteranen und die anderen, sie treu ehrenden, FestgästInnen musste wegen einer behördlich verhängten Luftraumsperre entfallen.
mehr zum Ulrichsberg-Treffen und der gescheiterten
Gettoattack-Aktion:
>> http://www.gruene.at/watch/themen.php?tid=1053&kat=gesamt%FCbersicht+nach+Ereignisdaten+sortiert&kid=101&wo=2&anzahl_a=128
>> http://www.gettoattack.net/forum/termine/wien/101.htm
Montag, 2. Oktober |
Keine Aktionen bekannt.
Dienstag, 3. Oktober |
Demo gegen Studiengebühren
Rund 350 DemonstrantInnen (TATblatt-Zählung) zogen nach 12.30 Uhr von der Universität über den Roosevelt-Platz vorerst in Richtung ÖVP-Zentrale. Ein kurz darauf einsetzender Regenguss führte zu einem raschen Absinken der wohl witterungsbedingt ohnehin niedrigen TeilnehmerInnenzahl auf knapp 300 (TATblatt-Zählung). In der Lichtenfelsgasse verhinderten Polizeisperren mit Tretgittern, vor die ÖVP-Zentrale zu gehen. Auch Ausweichversuche blieben erfolglos. Sogar am Rathausplatz stellte sich die Polizei den DemonstrantInnen mehrmals in den Weg. Eine Sperre auf der Ringstraße wurde von der Polizei hingegen rasch aufgegeben. Durch Laufen gelang es schließlich zwar, vors Rathaus zu gelangen, näher zur ÖVP kamen die DemonstrantInnen trotzdem nicht. Zirka um 14.00 Uhr löste sich die Demo vor der Universität auf.
Route und Ablauf im Detail: Uni - Ringbesetzung 12.30 bis 12.45 Uhr - Schottentor - Währinger Straße - Rooseveltplatz - Universitätsstraße (Neues Institutsgebäude) - Landesgerichtsstraße - Friedrich-Schmidt-Platz (Polizeisperre bei Lichtenfelsgasse vor ÖVP-Zentrale, Kundgebung von 13.10 bis 13.20 Uhr) - Felderstraße - Rathausplatz (Polizeisperre vor Rathaus) - Ring (kurze, bald aufgegebene polizeiliche Versuche der Polizei, die Demo aufzuhalten) - Rathausplatz (durch Laufen gelang es vors Rathaus zu kommen, Lichtenfelsgasse war gesperrt) - Uni (Ende um ca. 14.00 Uhr)
Kundgebung gegen Repression gegen IWF/WB-DemonstrantInnen in Prag
An die 50 Leute protestierten ab 15.00 Uhr vor dem Tschechischen
Zentrum
in der Herrengasse gegen die Repression gegen
Anti-IWF/WB-DemonstrantInnen
in Prag und gegen die schweren Misshandlungen von Festgenommenen (siehe
http://www.no-racism.net/s26)
Mittwoch, 4. Oktober |
Keine Aktionen bekannt.
Donnerstag, 5. Oktober |
Rund 1.500 (TATblatt-Zählung Schottengasse) folgten dem Aufruf
der ÖH zu einem Fackelzug gegen Studiengebühren zum
Bildungsministerium
am Minoritenplatz. Zirka 2.300 (TATblatt-Zählungen Parlament und
Alser
Straße) nahmen an der Donnerstagsdemo teil, die ebenfalls im
Zeichen
der StudentInnenproteste stand, und zuerst unter anderem zur Uni Wien,
dem Uni-Campus im Alten AKH und der WU, später zur Kronen-Zeitung
und schließlich zurück in die Innenstadt führte.
Bei der Oper bereitete die Polizei kurz vor Mitternacht der
Demonstration
ein jähes Ende, als sie zwei Personen, welche sie
verdächtigte,
Filzstift-Bemalungen an der Fassade des Kronen-Zeitungs-Haus angebracht
zu haben, brutal aus der Demo zerrte. Einer der beiden Demonstranten
wurde
sofort wieder freigelassen, von dem anderen wurden die Personalien
aufgenommen,
seine Taschen durchsucht und ihm eine Anzeige angekündigt, ehe
auch
er wieder gehen durfte. Eine weitere Personalienaufnahme gab es bereits
zuvor direkt am Parkplatz des Kronen-Zeitungs-Hauses.
ÖH-Fackelzug gegen Studiengebühren
Zu Beginn erweckte der von der Österreichischen
HochschülerInnenschaft
(ÖH) organisierte Fackelzug gegen Studiengebühren den
Eindruck
einer geschlossenen Veranstaltung der - sich zwar gegen
Studiengebühren
wendenden, sich von weiter gehender Regierungskritik jedoch
distanzierenden
- ÖVP-StudentInnenfraktion "Aktionsgemeinschaft (AG)". Nur rund
250
DemonstrantInnen, überwiegend in orangenen ÖH-Leiberln,
zogen,
begleitet von zahlreichen bezahlten ÖH-WU-Ordnern, kurz nach 17.00
Uhr von der Wirtschaftsuniversität (WU) los. Als die Demo gegen
18.30
Uhr zur Ringstraße kam, war sie jedoch bereits auf 400
TeilnehmerInnen
angewachsen. Und ab der Hauptuni waren es schließlich rund 1.500,
die da gegen Studiengebühren protestierten. (Alle
TeilnehmerInnenangaben
laut TATblatt-Zählung) Spätestens hier konnte vom Charakter
einer
AG-Veranstaltung keine Rede mehr sein. Waren bis dahin nur Parolen
gegen
Studiengebühren zu hören gewesen, wurde nun auch umfassendere
Ablehnung der ÖVP-FPÖ-Regierung laut.
Ziel des Fackelzugs war das Bildungsministerium am Minoritenplatz.
Direkt vor das Ministerium konnten die DemonstrantInnen allerdings
nicht
ziehen. Eine Polizeisperre mit Tretgittern und einer Reihe BeamtInnen
mit
Schild, aber ohne Helm, schnitt den Weg ab, sodass sich die
DemonstrantInnen
bis weit in die Herrengasse zurück stauten.
Gegen 20.00 Uhr machten sich viele Fackelzug-TeilnehmerInnen zum
Ballhausplatz
zur Donnerstagsdemo auf, und bewirkten das, was die AG befürchtet
hatte: eine Durchmischung der beiden Demos.
Dass sich die Donnerstagsdemo ebenfalls zum Minoritenplatz bewegt,
sollte - offensichtlich - auf alle Fälle verhindert werden. Ein
von
Gendarmerie-Einheiten (!) unterstütztes Großaufgebot an
Polizei
und mehrere Reihen Tretgitter sperrten bis zum Ende der
ÖH-Schlusskundgebung
den Weg vom Ballhausplatz zum Minoritenplatz ab. Zum Ballhausplatz
wurden
die DemonstrantInnen aber durchgelassen.
Route: WU - Liechtenwerder Platz (17.10 Uhr) - Liechtensteinstraße - Schottenring - Schottentor (Vereinigung mit DemonstrantInnen von der Haupt-Uni, zu denen sich zuvor auch ein kleiner Block von rund 30 DemonstrantInnen vom Juridikum gesellt hat) - Schottengasse - Herrengasse - Landhausgasse - Minoritenplatz (Ankunft 19.40 Uhr)
Donnerstagsdemo
Die StudentInnenproteste gegen Studiengebühren prägten auch die Routenwahl zu Beginn der Donnerstagsdemo. Vom Ballhausplatz zogen rund 2.300 DemonstrantInnen (TATblatt-Zählung beim Parlament und in der Alser Straße; Schätzung des Aktionskomitees: 3.800; Polizeiangabe laut "Standard": ca. 2000) über die Uni-Wien zuerst zum Uni-Campus im alten AKH, dann zur WU, und anschließend auf der Brigittenauer Lände, einem Autobahnzubringer zur A22, ebenso symbolträchtig wie zufällig, Richtung Prag. Noch vor Beginn der Autobahn schwenkten die DemonstrantInnen aber ab und gingen zum Kronen-Zeitungs-Haus in der Gunoldstraße, wo sie u.A. gegen rassistische Medienberichterstattung protestierten. Mehrere SicherheitswachebeamtInnen, teilweise mit Helm und Schild, bewachten das Gebäude. Eine Reihe BeamtInnen ohne Schild und Helm versperrte den Weg zum sonst frei zugänglichen Parkplatz. Als Teile der DemonstrantInnen bereits weiter zogen, öffnete die Polizei unerwarteter Weise diese Sperre, woraufhin mehr als 100 Leute auf den Parkplatz strömten, was zu einer kurzzeitigen Teilung der Demo führte.
Am Parkplatz kam es zur ersten Personalienaufnahme an diesem Abend. Der betroffene Demonstrant durfte danach aber weitergehen. Die ParkplatzbesucherInnen versuchten anschließend, den Hauptteil der Demo wieder einzuholen.
An irgendeiner Stelle des Kronen-Zeitungs-Hauses dürfte, wie die Polizei später angab, die Fassade mit einem Filzstift beschrieben worden sein. Auch einige Eier waren gegen das Zeitungsgebäude geflogen.
Rund 350 DemonstrantInnen zogen noch zurück in die Innenstadt. Bei der S- und U-Bahn-Station Spittelau traten jedoch viele den Heimweg an. Andere machten sich mit der U-Bahn zum Schwedenplatz auf, von wo aus sie weiter demonstrieren wollten (über diese Demo-Abspaltung liegen uns bislang keine Informationen vor). Nur mehr knapp 200 demonstrierten von der Spittelau zu Fuß weiter in Richtung Innenstadt, zum Stephansplatz und weiter in die Kärntner Straße ...
Hier ließ uns ein freundlicher Staatsschutz-Beamter ausrichten, dass wir doch bitte schreiben mögen, dass sich die FPÖ-Zentrale mittlerweile nicht mehr in der Kärntner Straße befindet, und dass wir das eigentlich wissen sollten. Dieser Aufforderung kommen wir hiermit beschämt nach: Die FPÖ-Zentrale befindet sich seit 2. Oktober in der Eßlinggasse, der die Donnerstagsdemo kurz zuvor aber ohnehin sehr nahe gekommen war.
Nachdem die TeilnehmerInnenzahl bereits auf ungefähr 100 gesunken war und immer mehr SicherheitswachebeamtInnen mit Helmen die Demo begleitet hatten, erwarteten kurz nach 23.30 Uhr bei der Oper auch zahlreiche WEGA-Beamte in ihren neuen Kunststoff-Körperpanzern die DemonstrantInnen. Ohne Vorwarnung stürmten plötzlich mehrere Beamte mit gezückten Gummiknüppeln in die Demo, warfen zwei Demonstranten zu Boden und zerrten sie, mitunter begleitet von ein paar Schlägen, zu am Herbert-von-Karajan-Platz stehenden Polizeiautos. Sie wurden laut Aussage eines Beamten verdächtigt, für die Filzstift-Beschriftungen am Kronen-Zeitungs-Haus verantwortlich zu sein. Einer der weggezerrten Demonstranten wurde unverzüglich wieder frei gelassen, von dem anderen wurden die Personalien aufgenommen, die Taschen durchsucht und eine Anzeige angekündigt, ehe auch er wieder zurück zu den wartenden DemonstrantInnen durfte.
Nach diesem Polizeieinsatz löste sich die Demonstration rasch auf. Um Punkt Mitternacht zog sich auch die Polizei zurück-
Route: Ballhausplatz/Heldenplatz (Losziehen um ca.
20.00
Uhr) - Ring - Uni Wien - Universitätsstraße - Alser
Straße
- Uni-Campus im alten AKH (20.30 Uhr) - Spitalgasse -
Währinger
Straße - Gürtel - Heiligenstädter Straße -
Liechtenwerder
Platz (WU, 21.10 Uhr) - Josef-Holaubek-Platz - Nordberg-Brücke -
Überplattung
der Franz-Josefs-Bahn bei der Hst. Spittelau -
FußgängerInnen-
und RadfahrerInnen-Brücke entlang der U6 - Donaukanal Straße
(B227 entlang Brigittenauer Lände bis in Höhe Forsthausgasse)
-Brigittenauer Lände - Heiligenstädter Brücke -
Gunoldstraße
(ca. 22.00 Uhr: Kronen Zeitung; Aufspaltung in ca. 100 Leute auf
Parkplatz,
Rest weiter Gunoldstra0e; später kehren auch die Leute vom
Parkplatz
zum Hauptteil der Demo zurück) - Heiligenstädter Straße
(22.20 Uhr: S/U-Bahn-Station Spittelau: Abspaltung eines Demo-Teils,
der
mit der U-Bahn zum Schwedenplatz fahren und dort weiter demonstrieren
will)
- Liechtenwerder Platz (WU) - Liechtensteinstraße - Schottenring
- Börsegasse - Am Gestade - Salvatorgasse -
Marc-Aurel-Straße
- Tuchlauben - Brandstätte - Stephansplatz - Stock-im-Eisen-Platz
- Kärntner Straße - Oper (23.38 Uhr Polizeieinsatz,
Demo-Auflösung
bis ca. 24.00 Uhr)
Freitag, 6. Oktober |
Keine Aktionen in Wien bekannt.
Nachtrag: Graz: Brutaler Polizeieinsatz gegen DemonstrantInnen
Zahlreiche Anzeigen wegen Widerstands und Versammlungsstörung,
massives Vorgehen gegen Personen, die das Vorgehen dokumentieren
mehr dazu:
>> Bericht
von MayDay 2000 aus Graz bei den TATblatt-Kurzmeldungen
>> Bildbericht
auf
der Site von MayDay 2000
Samstag, 7. Oktober |
HumpiDumpi-Fest im Karl-Seitz-Hof in Floridsdorf/Jedlesee
Vor sehr kleinem Publikum, gerade mal 70 Leute -
FP-FunktionärInnen,
eine Hand voll RegierungsgegnerInnen und vermutlich auch einige
Staatsschutz-Beamte
schon mitgezählt -, dafür aber in ungewohnter Weise
ungestört,
präsentierten sich Hilmar Kabas und Co. bei einem FP-Fest im
Karl-Seitz-Hof
in Wien 21. Die meisten Leute dürfte die Polizei mobilisiert
haben:
Neben normaler Sicherheitswache und Staatsschutz warteten auch
WEGA-Beamte
im und rund um den Hof, bei allen Zugängen und einer nahen
Bushaltestelle,
auf RegierungsgegnerInnen. Dennoch dürfte zumindest ein
mutmaßlich
Freiheitlicher dem staatlichen Schutz immer noch nur wenig vertraut
haben.
Er brachte zwei Kampfhunde mit, die an einem Mistkübel angekettet,
der Dinge harren mussten, die dann doch nicht kamen.
Anwesende "TransdanubierInnen gegen Schwarz-Blau" (Kontakt: transdanubiengegensb@yahoo.de)
beschränkten sich darauf, zu diskutieren und - zielgruppengerecht
- Flugblätter an jene zu verteilen, die aus gutem Grund
größtteils
nicht an der FP-Veranstaltung teilnahmen: die BewohnerInnen des
Gemeindebaus.
Diese erhielten das regierungskritische Informationsmaterial direkt an
die Wohnungstür geliefert.
"Volkstanz" gab's diesmal in
Wien keinen, die Soundpolitisierung fand diesmal in Celovec statt.
Sonntag, 8. Oktober |
Keine Aktionen in Wien bekannt.
Montag, 9. Oktober |
Keine Aktionen in Wien bekannt.
Dienstag, 10. Oktober |
Höllinger-Büro für drei Stunden besetzt
Neun Studentinnen besetzten um 10 Uhr das Büro des im Bildungsministerium für Universitäten zuständigen Sektionschefs, Sigurd Höllinger. Höllinger argumentiere, so eine der Besetzerinnen in einer Aussendung, bereits seit Jahren den "sozialen Umverteilungsnutzen" von Studiengebühren. Die Besetzung sei aber nur ein Zeichen, dass von der Regierung in ihrer Existenz bedrohte Studierende auch dazu bereit seien, zu radikalen Maßnahmen zu greifen. Die heutige Besetzung sei lediglich eine Probe aufs Exempel, es gebe Unmengen weiterer potenzieller Aktionsziele.
Kurz nach 14.00 Uhr, beim Eintreffen der dienstäglichen StudentInnendemonstration, beendeten die Frauen, wie sie es ursprünglich geplant hatten, die Besetzung. Polizei schritt nicht ein.
Uni-Demo
Die dienstägliche Uni-Demo begann auf Grund der Besetzung des
Höllinger-Büros
ausnahmsweise vor dem Bildungsministerium am Minoritenplatz. Die
DemonstrantInnen
wurden am angekündigten Treffpunkt Universität von der Aktion
informiert und begaben sich einzeln und in kleinen Gruppen dorthin.
Nachdem
die Besetzerinnen das Ministerium verlassen hatten, demonstrierten sie
gemeinsam zurück zur Universität, wo sich die Demo um ca.
13.45
Uhr auflöste.
Die Anzahl der TeilnehmerInnen war - einen Tag vor dem
angekündigten
österreichweiten Uni-Aktionstag - erschreckend gering. Nur 62
Leute
waren nach TATblatt-Zählung vor dem Ministerium erschienen.
Celovec/Klagenfurt:
"ethnisch sauber - völkisch rein?"
Schwebendes Transparent über dem Festzug zur 10.-Oktober-Feier
>> Bericht
Mittwoch, 11. Oktober |
Zigtausende bei Demos gegen Studiengebühren
Zigtausende Menschen demonstrierten in Wien gegen
Studiengebühren
und für freie Bildung. In einem Sternmarsch bewegten sich am
Vormittag
StudentInnen, SchülerInnen, GewerkschafterInnen - vor allem von
der
Gewerkschaft der EisenbahnerInnen - und unzählige andere
solidarische
Menschen von der Uni-Wien (wohin zuvor auch zahlreiche große und
kleine Demonstrationen von Fakultäten und Instituten
führten),
dem Westbahnhof (Treffpunkt für SchülerInnen, LehrerInnen,
EisenbahnerInnen
und alle Anderen), TU, WU, Schwarzenbergplatz (Musikuni),
Universität
für angewandte Kunst und Praterstern (VetMed) zum Parlament, wo um
12.00 Uhr eine gemeinsame Kundgebung abgehalten wurde. Von dort zog
eine
gemeinsame Demo die Ringstraße entlang zur Oper, kehrte in einer
größeren Schleife durch Seitengassen um, und bewegte sich
anschließend
wieder über den Ring zum Ballhausplatz, wo nach 14.30 die
Abschlusskundgebung
stattfand.
Dass bei der Demo-Planung die ÖVP-StudentInnenfraktion
"Aktionsgemeinschaft"
ihre Finger maßgeblich im Spiel hatte, zeigte sich an mehreren
Details,
unter anderem an:
- der schlechten Ankündigung der Demo-Treffpunkte
- der Demo-Route, die an neuralgischen Punkten weit vorbei führte
- bezahlten Demo-Ordnern
- der Auswahl der RednerInnen (Nachtrag:
so wurde beispielsweise die BundesschülerInnenvertretung trotz
ihrer
massiven Unterstützung der Demo und dem großen
SchülerInnenanteil
an den TeilnehmerInnen von der RednerInnenliste gestrichen, nachdem die
AG erfahren hatte, dass der vorgesehene Sprecher der
sozialdemokratischen
"Aktion kritischer SchülerInnen" und nicht der
ÖVP-"Schülerunion"
nahe steht)
- dem Umstand, dass die DemonstrantInnen am Ballhausplatz sehr lange
mit Musik berieselt wurden, bis endlich die Abschlusskundgebung begann,
auf der dann durch Stromabdrehen zu verhindern versucht wurde, dass auf
eine nachfolgende HörerInnenversammlung im Audimax hingewiesen
wird
u.v.a.
Ein Demonstrant dürfte Medienberichten zufolge während der
Abschlusskundgebung aus nicht näher bekannten Gründen von der
Polizei abgeführt worden sein, was andere DemonstrantInnen mit
Eierwürfen
beantwortet haben sollen. Der Abgeführte wurde - laut
Medienberichten
- nach Aufnahme seiner Personalien wieder freigelassen.
Eier waren aber auch bereits vorher geflogen. Ihr Ziel war die Hofburg.
Die Gesamtzahl der TeilnehmerInnen an den Demonstrationen in Wien
dürfte
zumindest gegen 30.000 gehen. Allein von der Uni-Wien zum Parlament
bewegten
sich nach TATblatt-Zählung rund 10.000 Menschen, an der
nachfolgenden
Demo beteiligten sich nach TATblatt-Zählung 20.000 bis 25.000. Da
jedoch bereits während der Kundgebung vor dem Parlament ein
stetiges
Abwandern von DemonstrantInnen eingesetzt hatte, konnten bei keiner der
TATblatt-Zählungen wirklich alle Beteiligten erfasst werden.
Die Polizei sprach von 20.000 Leuten auf der Demo, und laut APA von
30.000 insgesamt.
Die ÖH meldete 50.000 DemonstrantInnen.
Demoablauf (exkl. Sternmarsch): Parlament (ca.12.00
bis
12.30 Uhr) - Ring - Kärntner Straße - Walfischgasse -
Schwarzenbergstraße
-Seilerstätte - Weihburggasse - Ring -Heldenplatz/Ballhausplatz
(Ankunft
ca. ab 14.10, Beginn der Kundgebung 14.40)
Unter Einsatz einer Spitzhacke durchgesetzte HörerInnenversammlung
Tausende DemonstrantInnen, die nach 15.00 Uhr in die Uni Wien zu
einer
HörerInnenversammlung gekommen waren, fanden das Audimax
verschlossen
vor, was vorerst einige Verwirrung auslöste. Zuerst wurde
versucht,
die Versammlung in die Aula zu verlegen. Da sich diese als zu klein
erwies,
kehrten die StudentInnen jedoch bald wieder zum Audimax zurück.
Nach
ebenso lautstarkem wie erfolglosem Fordern nach Öffnung der
Türen,
griffen einige StudentInnen zur Selbsthilfe. Vorbei an etwas
überraschten
Uni-Securitys eines privaten Wachdienstes holten sie von einer
Baustelle
im Hof eine Spitzhacke, mit der sie dann daran gingen, eine der
Türen
zu bearbeiten. Kurz bevor diese nachgab, erschien der von den Securitys
alarmierte Uni-Senatsvorsitzende, Jörg Hoyer, und hielt die
studentischen
HandwerkerInnen zurück. Ein Aufsperren verweigerte er aber vorerst
mit der Begründung, dass Universität und Studierende doch
gemeinsam
kämpfen müssen, dass doch nicht sichergestellt werden
könne,
dass das Audimax nach einer HörerInnenversammlung wieder verlassen
werde, und dass keine HörerInnenversammlung angemeldet worden sei.
Nach einem kürzeren Wortwechsel, und nachdem die Hacke zur
nächsten
Tür weiter gereicht worden war, veranlasste er aber
schließlich
doch ein Aufsperren der Türen.
Kurz nach 16.00 konnte somit die HörerInnenversammlung beginnen,
bei der es vor allem um die weitere Vorgangsweise im Kampf gegen
Studiengebühren
ging. Neben dem Erheben von Streikforderungen wurden zahlreiche
Aktionen,
wie österreichweite Verkehrsblockaden oder die Organisierung eines
Boykotts der Zahlung von Studiengebühren (mehr Infos: http://strike.action.at/special/nullgeld.htm),
angeregt. Gegen Ende der Versammlung äußerte sich auch Hoyer
zu den Studiengebühren und erklärte, wenn die
Universität
mit deren Einhebung beauftragt werden solle, "dann heben wir sie
halt
nicht ein, wir sind dazu auch gar nicht in der Lage, [...] die
Universität
ist kein Finanzamt".
Streikbeschluss wurde in der HörerInnenversammlung keiner
gefällt.
In den nächsten Tagen soll jedoch an den Instituten in dieser
Richtung
informiert und agitiert, und in einer nächsten
HörerInnenversammlung
am Montag, dem 16. Oktober, um 14.00 Uhr im Audimax weiteres besprochen
werden.
Eine Auflistung der bei der HörerInnenversammlung gemachten
Vorschläge,
Termine, weiter führende Links u.v.a.m. zum Thema gibt es auf der
wieder belebten Uni-Aktions-Website Strike.
Feueralarm angesichts brennender Republik
An zahlreichen AHS und BHS lösten am frühen Nachmittag
LehrerInnen
aus Protest Feueralarm aus und beendeten damit vorzeitig den
Unterricht,
an dem wegen der Demonstrationen ohnehin viele SchülerInnen nicht
mehr anwesend waren.
Über weitere Aktionen an den Schulen warten wir noch auf
Informationen.
Mahnwache vor Bundeskanzleramt
Dazu fehlen uns auch noch nähere Informationen. Die Mahnwache
soll
jedoch am Nachmittag begonnen haben.
Demos in Salzburg, Linz, Graz, Leoben, Celovec, Innsbruck und Feldkirch
Authentische Berichte von den Demonstrationen außerhalb Wiens
liegen uns noch nicht vor. Laut Medien demonstrierten in Salzburg 3.500
Menschen (laut Polizei), in Linz zwischen 1.000 (laut Polizei) und
2.500
(laut ÖH), in Graz zwischen 4.000 und 6.000 (laut ORF), in Leoben
250 (laut ORF), in Celovec 500 (laut ORF), in Innsbruck 4.000 bis 8.000
(laut ORF bzw. Kulturverein Sägefisch), in Feldkirch "tausende
Schüler"Innen
(laut ORF).
Donnerstag, 12. Oktober |
Donnerstagsdemo
Die Wirtschaftskammer Österreich im 4. Bezirk und ein Burschenschafterfest im Uni-Campus im alten AKH waren die Ziele der diesmaligen Donnerstagsdemo. Letzteres zu erreichen scheiterte an der polizeilichen Abriegelung aller Zugänge zum Uni-Campus und an zwei Fensterrahmen, die vom 5. Stock eines Wohnhauses auf die Demo fielen, wobei zwar durch Zufall keineR ernsthaft verletzt wurde, die Demo aber längere Zeit aufgehalten, in der Folge von vielen verlassen und letztlich in zwei Teile aufgespalten wurde.
Die Anzahl der DemonstrantInnen war verglichen mit den letzten Donnerstagsdemos eher bescheiden, nach TATblatt-Zählung (Museumsplatz) und gleich lautenden Polizeiangaben (laut Standard) waren es rund 1.300, laut Aktionskomitee 3.000.
Bis kurz vor 22.30 Uhr kam es zu keinen besonderen Vorfällen. Dann stürzten in der Lenaugasse im 8. Bezirk plötzlich zwei mehrere Kilo schwere Fensterrahmen mit einem metallenen Gitter - einer Art Katzen- oder Vogelgitter - vom fünften Stock eines Wohnhauses auf die Straße. Eine Demonstrantin wurde davon am Arm gestreift, zog sich dabei aber zum Glück nur eine leichte Prellung zu. Dass nicht mehr passiert ist, dürfte dem Umstand zu verdanken sein, dass die Demo an dieser Stelle nicht sonderlich dicht war.
Die getroffene Demonstrantin erstattete bei einem Staatsschutzbeamten Anzeige, mehrere andere DemonstrantInnen meldeten sich als ZeugInnen. Nach Aussage eines Beamten habe eine erste Befragung ergeben, dass die Fensterrahmen versehentlich hinuntergefallen seien (dafür spreche, dass derartige Konstruktionen eher aufwändige und unhandliche Wurfobjekte wären - dagegen, dass sie schon sehr fahrlässig montiert gewesen sein müssen, wenn sie sich so einfach selbstständig machen; die Möglichkeit, dass sich die BewohnerInnen zum Beispiel zu sehr gegen das Gitter gelehnt haben, um die Demo zu sehen, und es sich wirklich um einen Unfall gehandelt hat, sollte aber jedenfalls nicht vollkommen ausgeschlossen werden; Anm.).
Während der Aufnahme der Daten der ZeugInnen zog ein großer Teil der Demo weiter. Der andere folgte etwa eine Viertelstunde später. Die meisten Leute verließen an dieser Stelle die Demo.
Beim alten AKH blockierten PolizistInnen-Reihen alle Eingänge zum Uni-Campus und verhinderten so den ungebetenen Besuch eines Burschenschafter-Festes. Noch vor 23.00 Uhr löste sich die Demo allmählich auf. Als der letzte Demo-Rest bereits sehr klein war, machte die Polizei die Campus-Zugänge wieder frei. Von einem trommelnden Demonstranten (einem anderen als am 21. September) wurden die Personalien aufgenommen, weil er Lärm erregt haben soll. Einzelne kleine DemonstrantInnengruppen zogen abschließend doch noch pfeifend, schimpfend oder "Widerstand"-rufend bei den Burschenschaftern vorbei.
Route/Ablauf: Ballhausplatz/Heldenplatz (Losziehen
ca.
20.10) - Bellariastraße - Museumsplatz - Getreidemarkt (an der
Secession
links vorbei) - Operngasse - Paulanergasse - Wiedner Hauptstraße
- Schönburgstraße (Wirtschaftskammer, ca. 21.00) -
Rainergasse
- Johann-Strauß-Gasse - Lambrechtgasse - Mittersteig -
Straußengasse
- Margaretenstraße - Pilgramgasse - Pilgrambrücke -
Hofmühlgasse
- Gumpendorfer Straße - Barnabitengasse - Mariahilfer
Straße
- Museumsplatz - Museumsstraße - Auerspergstraße -
Lenaugasse
(Zwischenfall mit Fensterrahmen, ca. 22.30 Uhr) - Schloßer Platzl
- Wickenburggasse (Landesgericht) - Thavonatgasse (Uni-Campus, altes
AKH,
Auflösung ca. 23.00 Uhr)
Freitag, 13. Oktober |
Prozess gegen Obiora C-Ik Ofoedu
Zu zehn Monaten bedingter Haft wegen angeblicher Geldwäsche
wurde
der im Mai 1999 im Rahmen der "Operation Spring" verhaftete
Schriftsteller
Charles Obiora C-Ik Ofoedu im Wiener Landesgericht verurteilt. Von
allen
anderen Anklagepunkten wurde er freigesprochen. Nach seiner Verhaftung
war Ofoedu öffentlich zum großen europäischen
Drogenboss
gestempelt worden. Ofoedu selbst erklärte immer wieder seine
Unschuld.
In mehreren Veröffentlichungen vor und nach seiner Verhaftung
wandte
er sich immer wieder gegen Drogengebrauch und -handel. Das Urteil ist
noch
nicht rechtskräftig.
ZuschauerInnen wurden diesmal ohne Beschränkung in den
Verhandlungssaal
eingelassen. Vor dem Eingang des Landesgerichts in der Wickenburggasse
gab es einen Infostand.
>> Ausführlicher Prozessbericht
Ofoedus Erleben der Operation Spring und seine Erfahrungen mit rassistischer Polizei- und Justizgewalt können in seinem Buch "Morgengrauen" nach gelesen werden.Unis: Schwarzer Freitag
Rezension bei dérive:
>> http://www.t0.or.at/~derive/operation_spring/morgengrauen.htmHintergrundinformationen zur Operation Spring bei "Für eine Welt ohne Rassismus":
>> http://www.no-racism.net/staatsrassismus/operationspring/operationspring_index.htm
und bei dérive:
>> http://www.t0.or.at/~derive/operation_spring/inhaltopspring.htm
Die freie Bildung und Wissenschaft wurde an verschiedenen
Uni-Instituten symbolisch "zu Grabe getragen" und betrauert. Rund 50
Studierende begleiteten einen Sarg vom Uni-Campus im alten AKH ins NIG,
wo die Verschiedene unter der dort befindlichen mittlerweile
anachronistisch anmutenden Inschrift "Die Wissenschaft und ihre Lehre
ist frei" eine letzte Ruhestätte fand - zumindest bis der Sarg am
Abend sicherheitshalber wieder abgeholt wurde. Trauerfahnen und
Gedenkminuten gab es auch am Publizistik-Institut sowie
Trauerzeremonien im Bio-Zentrum.
Nachtrag: Schaufensterscheiben
eingeschlagen
In der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober wurden die Schaufenster eines
Geschäftslokals im dritten Bezirk eingschlagen, in denen
antisemitische Hetzparolen zu lesen waren. Dazu erreichte uns nun ein
BekennerInnenschreiben:
>> Dem Antisemitismus
entgegentreten!(TATblatt-Originaltextservice)
Samstag, 14. Oktober |
Keine Aktionen in Wien bekannt (die "Volkstanz"-Soundpolitisierung
fand diesmal in Graz statt)
Polizeiübergriffe bei Kulturkaravane in Graz
>> Bericht
Sonntag, 15. Oktober |
Keine Aktionen bekannt.
Montag, 16. Oktober |
ÖGB-Wachrütteln
Den ÖGB aufwecken und unter anderem zu "gezielten
Streikaktionen"
aufrütteln wollten am Vormittag rund 30 AktivistInnen der
Alternativen
und Grünen GewerkschafterInnen / Unabhängige
GewerkschafterInnen
(AUGE/UG) mit Trommeln, Pfeifen und einem Transparent "ÖGB - Wann
handelst du?", das sie aus einem Fenster des ÖGB-Hauses
hängten.
>> http://www.ug-oegb.at/auge/aktuell/00-10-16-oegb.htm
Audimax-Plenum
Im Audimax-Plenum wurden überwiegend Aktionstermine
ausgetauscht.
Künftig sollen die HörerInnenversammlungen der Uni-Wien jeden
Donnerstag um 16.00 Uhr im Audimax stattfinden. Von dort wird gemeinsam
zur Donnerstagsdemo auf den Ballhausplatz gezogen.
Dienstag, 17. Oktober |
Bildungszugang vermauert
Symbolisch wurde am Vormittag der Zugang zur Uni Wien durch eine von
StudentInnen errichtete, nur einen schmalen Durchgang freilassende
Ziegelmauer
erschwert. Ebenso symbolisch wurde die Mauer wenig später
eingerissen.
Ein überdimensionales "Studiengebührenmonster" war auch zu
bewundern.
Die dienstägliche Demonstration kam jedoch mangels Beteiligung
nicht
zustande.
Mittwoch, 18. Oktober |
Demonstrationen anlässlich der Budgetrede im Parlament
Der Plan, durch eine morgendliche Parkplatzblockade die Nationalratsabgeordneten an der Teilnahme an der Parlamentssitzung zu hindern scheiterte, nachdem die Abgeordneten bereits da waren, DemonstrantInnen jedoch fast gar keine. Zum Treffpunkt 8.00 Uni kamen gerade mal 20 Leute. Vor dem Parlament wuchs die TeilnehmerInnenzahl auf immerhin 70 an (TATblatt-Zählung), nachdem auch der GLB zu einer Kundgebung vor dem Parlament aufgerufen hatte. Bei strömendem Regen wurde einmal um das Parlament herum demonstriert, dann löste sich die Versammlung auf.
Um 18.00 Uhr bildeten zirka 450 Leute (TATblatt-Zählung) eine Menschenkette vor dem Parlament. Eine weitere Menschenkette setzte sich aus Polizei- und GendarmeriebeamtInnen zusammen. Gegen 18.30 zogen die DemonstrantInnen einmal um das Parlamentsgebäude. Um zirka 19.00 erklärten GPA-AktivistInnen die Aktion für beendet. Die meisten TeilnehmerInnen gingen weg. Rund 100 blockierten noch eine Stunde lang die Parkplatzausfahrten. Die TeilnehmerInnen an der südlicheren Blockade wurden von der Polizei jedoch mehrmals auseinander gedrängt, um Abgeordneten die Ausfahrt zu ermöglichen.
Hausdurchsuchungen bei DieKlone.at
Sowohl (!) Wohnungen als auch
Büroräumlichkeiten
des Satiremagazins wurden untersucht. Das Verbrechen: dieklone.at hat
sich
mit der "Krone" angelegt. mehr bei ballhausplatz.at:
>> http://johcgi.akis.at/cgi/ballhausdynamisch/TCgi.cgi?target=home&selected_TYPE=NEWS&selected_ID=336
>> http://johcgi.akis.at/cgi/ballhausdynamisch/TCgi.cgi?target=home&selected_TYPE=NEWS&selected_ID=337
Donnerstag, 19. Oktober |
AMS-Zentrale besetzt
Mehrere FrauenLesben besetzten um 11.00 Uhr die Bundesgeschäftsstelle des Arbeitsmarktservice (AMS) in der Treustraße. Zahlreiche weitere fanden sich vor dem Haus zu einer Kundgebung ein. Um 14 Uhr hielten die Besetzerinnen im Konferenzraum des AMS eine Pressekonferenz ab. Dort kündigten sie an, solange zu bleiben, bis sich Wirtschafts-und-Arbeits-Minister Bartenstein, die AMS-Vorsitzenden Böhm und Buchinger, das EU-Kommissions-Mitglied Wolf [?; Anm. Tb], Volkshilfe-Präsident Wiedenholzer, ÖGB-Vorsitzender Verzetnitsch und Meißl vom WAFF in der AMS-Bundesgeschäftsstelle zu einer Auseinandersetzung mit ihren Forderungen einfinden, die da wären:
NEU:
>> Erklärung der
Besetzerinnen
Donnerstagsdemo
Erstes Ziel der Donnerstagsdemo war diesmal selbstverständlich
die besetzte AMS-Zentrale in der Treustraße. Vergeblich versuchte
die Polizei mittels Straßensperren, die Demo vom AMS fern zu
halten.
Die DemonstrantInnen kamen einfach von hinten durch den Hof.
Anschließend führte die Demo zurück in die Innenstadt,
wo sie um zirka 22.15 Uhr vor dem Parlament endete.
Beim Weggehen wurde ein Demonstrant wegen einer angeblichen
Übertretung
der Straßenverkehrsordnung angehalten und kurz darauf
festgenommen.
Dazwischen soll er Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet und eine
schwere Körperverletzung begangen haben. AugenzeugInnen konnten
nichts
dergleichen beobachten. Als mehrere DemonstrantInnen sich dem
Abtransport
des Festgenommenen in den Weg stellten, rempelten sich die Polizisten
recht
unsanft den Weg frei.
Teilgenommen haben an der Demo nach TATblatt-Zählung
(Museumstraße)
zwischen 800 und 850 Leuten, laut Aktionskomitee zirka 3.000.
Die AMS-Zentrale wurde nach Verlassen des Ballhausplatzes auf möglichst direktem Weg angesteuert, da befürchtet wurde, dass eine gewaltsame Räumung der Besetzerinnen bevorstehe. Eine polizeiliche Sperre der Ringstraße zwang jedoch zu einem Umweg über die so gen. Zweierlinie. Bei der Friedensbrücke, kurz vor dem AMS, wurde bekannt, dass Polizeisperren auf der Treustraße verhindern sollten, dass die Demo bis vor das AMS gelangt. Die DemonstrantInnen bogen daraufhin erst in die Brigittenauer Lände, dann in die Zufahrt einer Computerfirma ein, und gelangten so durch den Hof in die Treustraße, zwischen die Polizeireihen, direkt vor das besetzte Gebäude. Dort wurden sie von aus den Fenstern winkenden Besetzerinnen und vor dem Haus stehenden Unterstützerinnen begrüßt. Danach verließen die Besetzerinnen das Haus, wurden dabei allerdings von im Auftrag des AMS arbeitenden privaten Securitys attackiert. Die Nationalratsabgeordneten Petrovic (Grüne) und Silhavy (SPÖ), welche zuvor zusammen mit dem Abgeordneten Öllinger (Grüne) mit den Besetzerinnen gesprochen und mit dem Versprechen, deren Anliegen im Parlament vorzubringen, zur Beendigung der Aktion beigetragen hatten, wurden sogar für einige Minuten am Verlassen des Hauses gehindert. Die Besetzerinnen konnten unerkannt in der DemonstrantInnenmenge untertauchen.
Von der Treustraße bewegte sich die Demo wieder zurück in die Innenstadt. Vor dem Schubgefängnis an der Rossauer Lände wurde kurz angehalten und gegen staatlichen Rassismus protestiert. Ein Besuch der neuen FPÖ-Zentrale wurde durch eine Reihe von Gendarmerie-Beamten mit Helmen, Schilden und Tretgittern am Beginn der Eßlinggasse verhindert.
Um zirka 22.15 Uhr endete die Demo vor dem Parlament.
Beim Weggehen wurden um zirka 22.45 Uhr mindestens zwei
Demonstranten
wegen angeblicher Übertretungen der Straßenverkehrsordnung
angehalten.
Einer, der bei Rot eine Fahrbahn überquert haben soll, berichtete,
dass ihm unter anderem Anzeigen wegen Lärmerregung und Erregung
öffentlichen
Ärgernisses angekündigt wurden. Zudem soll ihm ein Beamter
mitgeteilt
haben, dass er eigentlich umgebracht werden sollte.
Ein anderer Demonstrant, der nach einer angeblichen
StVO-Übertretung
angehalten wurde, soll - so der Vorwurf der Polizei - Widerstand
geleistet
und dabei einem Beamten Hautabschürfungen und einen verstauchten
Finger
zugefügt haben. AugenzeugInnen berichteten hingegen, dass der
Demonstrant
gegen ein Tor des Parlaments gestoßen wurde, wo er
anschließend
festgehalten und perlustriert wurde. Widerstand und schwere
Körperverletzung
konnten sie nicht wahrnehmen. Der Demonstrant wurde in der Folge
festgenommen.
Mehrere DemonstrantInnen versuchten vergebens, sich den
abführenden
Beamten in den Weg zu stellen und den Gefangenen zu befreien. Sie
wurden
zur Seite gestoßen. Einige landeten dabei auf der Erde.
Nachtrag:
Der festgenommene Demonstrant wurde am Freitag, kurz vor 10.00 Uhr,
freigelassen. Wie angekündigt, wurde er wegen angeblicher schwerer
Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt sowie
mehrerer
Verwaltungsübertretungen angezeigt.
ZeugInnen gesucht! Gedächtnisprotokolle
entweder an uns zur
Weiterleitung
mailen (unser PGP-Schlüssel) oder bei
der
Rechtshilfe anrufen (während Demos): Telefon (01) 535-91-09.
Zirka zehn DemonstrantInnen forderten bis kurz vor Mitternacht vor dem Kommissariat am Deutschmeisterplatz lautstark die Freilassung des Gefangenen.
Route/Ablauf: Ballhausplatz/Heldenplatz (Losziehen
um
zirka 19.50) - Bellariastraße - Museumstraße -
Auerspergstraße
- Landesgerichtsstraße - Garnisongasse -
Schwarzspanierstraße
- Berggasse - Jörg-Mauthe-Platz - Porzellangasse -
Julius-Tandler-Platz
- Alserbachstraße - Friedensbrücke - Brigittenauer
Lände
- durch den Häuserblock - Treustraße (ca. 20.45 bis 21.05:
AMS-Zentrale)
- Wallensteinstraße - Friedensbrücke - Rossauer Lände
(21.25
Polizeigefangenenhaus / Schubgefängnis) - Franz-Josefs-Kai (21.35
Eßlinggasse von Gendarmerie-Beamten gesperrt) - Morzinplatz
(antifaschistisches
Denkmal) - Marc-Aurel-Straße - Tuchlauben - Kohlmarkt - Michaeler
Platz - Heldenplatz - Burgring - Dr.-Karl-Renner-Ring (22.15 Ende vor
Parlament)
Schaufensterscheiben eingeschlagen
Bereits in der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober wurden die Schaufenster eines Geschäftslokals im dritten Bezirk eingschlagen, in denen antisemitische Hetzparolen zu lesen waren. Dazu erreichte uns nun ein BekennerInnenschreiben:
>> Dem Antisemitismus entgegentreten!(TATblatt-Originaltextservice)
MoneyNations-Kongress
Eröffnet wurde heute der bis Sonntag dauernde
"Money-Nations-Kongress"
im WUK.
Allgemeines und Programm:
>> http://www.moneynations.ch/exnergasse/index.htm
Das TATblatt nimmt dabei schriftlich an der Diskussion
"Medienpraxis und Kampagnenpolitik II" am Sonntag teil.
>> TATblatt-Positionspapier
Freitag, 20. Oktober |
Proteste gegen Gemeinderats-Wahlkampf-Auftakt der FPÖ mit Jörg Haider in der Wiener Stadthalle - mindestens zwei Festnahmen
Mit mindestens zwei Festnahmen endeten die Proteste gegen eine FPÖ-Veranstaltung mit Jörg Haider in der Wiener Stadthalle. Davor war es den insgesamt mindestens 750 DemonstrantInnen zwar zeitweise gelungen, alle Zugänge zur Veranstaltung zu blockieren, allerdings erst, nachdem diese bereits begonnen hatte. Zeitweise wurde nach irreführenden Aufrufen eines Linkswende-Aktivisten falsche Zugänge blockiert. Dabei wurden auch PassantInnen, die offensichtlichst nicht zur FPÖ-Veranstaltung wollten, willkürlich mit Farbbeutel beworfen! Erst nach 19.00 Uhr gelangen zielgerichtete Blockaden und treffsichere Eier-Würfe gegen FPÖ-Fans. In der Stadthalle selbst kam es zu keinen Störungen.
Nicht wie angekündigt am Vogelweidplatz, direkt vor dem Eingang zur FPÖ-Veranstaltung - dort war die angemeldete Kundgebung von der Polizei untersagt worden -, sondern im Märzpark starteten um 17.00 Uhr die Proteste anlässlich des Auftakts zum Wiener Gemeinderats-Wahlkampf der FPÖ. Nach einigen Reden, u.a. von der Grünen Nationalratsabgeordneten Petrovic, setzten sich um ca. 18.00 Uhr die mittlerweile rund 750 DemonstrantInnen (TATblatt-Zählung - später dürften es aber noch mehr geworden sein; laut Kabeltext soll die Polizei ca. 200 gezählt haben) dennoch in Richtung Eingang zur Halle E, wo Kabas, Haider und Co. auftreten sollten, in Bewegung.
Bereits nach wenigen Metern wurden die DemonstrantInnen von rund zehn Skinheads angegriffen. Einige DemonstrantInnen vertrieben die Skins, welche unter anderem in ein Lokal in der Hütteldorfer Straße flüchten konnten. EinE AugenzeugIn berichtete, dass die Skins später von Männern mit RFS-Stickern abgeholt und zur Stadthalle begleitet wurden, wo sie von anderen RFS- und FP-Leuten mit Bravo-Rufen begrüßt wurden.
Um 18.20 Uhr stand die Demonstration am Vogelweidplatz in Höhe Alberichgasse, rund 50 Meter vor dem Eingang zur Halle E, bei einer Polizeisperre mit Tretgittern und mehreren Reihen von Beamten mit Helmen, Schilden und teilweise gezückten Schlagstöcken an. Mehrere Knallkörper wurden über die Beamten hinweg in Richtung Halleneingang geworfen. Hinter der Polizeiabsperrung plauderte der FPÖ-Landesparteisekretär und AUF-Vorsitzende Kreissl mit anwesenden höheren Polizeibeamten.
Um 18.30 Uhr rief ein Linkswende-Aktivist mit der Begründung, dass wir nicht gegen die Polizei sondern gegen die FPÖ demonstrieren, über Megafon dazu auf, wieder zurück zu gehen und lotste so die DemonstrantInnen just zum märzparkseitigen Haupteingang der Stadthalle, wo zwar auch eine Zufahrt zur Halle E blockiert wurde, die meisten DemonstrantInnen aber ab ca. 18.40 Uhr die Zugänge zu den Stadthallen-Kassen belagerten. Um 18.45 Uhr flogen erste Farbbeutel zuerst auf die Scheiben des Kassenraums, dann auch in den Kassenraum hinein und auf einzelne darin befindliche Leute. Dies, obwohl bekannt sein musste, dass einerseits die FPÖ-Veranstaltung auf der anderen Seite der Stadthalle stattfand, und andererseits dafür kein Eintritt verlangt wurde, es sich bei den an den Kassen stehenden Leuten also keinesfalls um BesucherInnen der FPÖ-Veranstaltung handeln konnte.
Erst gegen 19.00 Uhr, als der Großteil der BesucherInnen der FPÖ-Veranstaltung bereits in der Halle E war, wies der von den meisten offenbar als Veranstalter-Vertreter akzeptierte Linkswende-Aktivist (Ergänzung: die der Demo vorausgegangene Kundgebung war von einem Linkswende-Aktivisten angemeldet und von der Linkswende massiv beworben worden) mit Megafon auf diesen Umstand hin, und erreichte damit, dass sich die DemonstrantInnen wieder von den Kassen entfernten. Um 19.05 Uhr standen die DemonstrantInnen wieder an der Polizeisperre Ecke Vogelweidplatz/Alberichgasse. Erst jetzt gelang es einzelnen Autonomen, einen Teil der DemonstrantInnen dazu zu bewegen, sich auf verschiedene Zufahrtswege zur Halle E aufzuteilen: in die Langmaisgasse und auf die andere Seite des Vogelweidplatzes zur Reuenthalgasse. Die Polizei sperrte die betreffenden Straßen sogleich mit Tretgittern und BeamtInnenreihen, und ließ großteils auch FPÖ-Anhänger nicht mehr durch, die auf diese Weise ungewollt inmitten der DemonstrantInnen festsaßen. Ein FPÖ-Anhänger begann in der Langmaisgasse daraufhin wild um sich zu schlagen und verletzte einen Demonstranten. Erst als sich die DemonstrantInnen zu wehren begannen, ließ ihn die Polizei doch passieren.
Zu diesem Zeitpunkt gelang es weitgehend, zumindest die zu spät gekommenen FPÖ-Fans erfolgreich am Betreten der Stadthalle zu hindern.
Immer wieder durchquerten jedoch FPÖ-AnhängerInnen die Demo-Teile und wurden dabei mitunter körperlich attackiert. Von der Langmaisgasse flogen zahlreiche Eier auf zum Halleneingang durchgekommene FPÖ-BesucherInnen, an der Ecke Vogelweidplatz/Alberichgasse auch mehrere Flaschen und Knallkörper.
Um ca. 19.43 Uhr entdeckten die DemonstrantInnen an der Ecke Vogelweidplatz/Reuenthalgasse einen Konvoi mit einem von Polizeifahrzeugen eskortierten Schwechater Mietwagen, der in eine Garageneinfahrt einbog. Laufend versuchten sie, den Konvoi zu erreichen, um ihn aufzuhalten, kamen aber zu spät. Es war Jörg Haider, der da ungehindert zufahren konnte, wie sich später herausstellte.
Bei der Alberichgasse wurde mittlerweile ein hölzernes Scherengitter der Polizei verbrannt. Rund 150 DemonstrantInnen saßen herum, wärmten sich, sangen und musizierten, die Polizei beschränkte sich darauf, zu beobachten. Mitten in der schönsten Lagerfeuerstimmung versuchte sich plötzlich wieder ein FPÖ-Anhänger den Weg zur Halle E zu bahnen. Nachdem er von der Polizei an deren Sperre zurückgewiesen worden war, ging er provozierend und auf die DemonstrantInnen einschimpfend zurück, wurde dabei aber von mehreren DemonstrantInnen attackiert und bekam einige Hiebe ab. Um 20.07 Uhr mischten sich WEGA-Beamte ein, drängten die DemonstrantInnen ab, und versuchten kurzzeitig auch, DemonstrantInnen aus der Menge zu fassen, zogen sich dann allerdings doch wieder zurück. Nachtrag: Mindestens eine Demonstrantin erlitt in diesem Zusammenhang durch einen Gummiknüppel eine Platzwunde am Hinterkopf. Andere Polizeibeamte löschten das Feuer. Dann bildete sich eine Beamtenreihe mit gezückten Schlagstöcken vor dem Tretgitter. Als klar wurde, dass eine gewaltsame Räumung unmittelbar bevorstand, zogen sich die DemonstrantInnen rasch Richtung Märzpark zurück, woraufhin auch die Polizei wieder hinter ihre Gitter zurückging.
Um 20.25 Uhr, als in der Stadthalle gerade Jörg Haider sprach, erklärte der Linkswende-Sprecher mit Megafon die Kundgebung für beendet und rief auf, nachhause zu gehen, ohne die noch bestehenden Blockaden auch nur zu erwähnen.
Rund 100 Leute bildeten einen Demonstrationszug zum Gürtel und blockierten für wenige Minuten die Kreuzung Gürtel/Hütteldorfer Straße. Zirka 60 Leute zogen anschließend noch über die Westbahnstraße in Richtung Innenstadt.
Ohne ersichtlichen Grund überfiel um 20.45 Uhr an der Ecke Westbahnstraße/Hermannstraße plötzlich ein WEGA-Trupp die DemonstrantInnen, zerrte zwei Leute aus der Demo, stieß sie gegen eine Hauswand, perlustrierte sie und nahm sie fest. Dabei versuchten die Beamten, den Sichtkontakt zwischen den Festgenommenen und den restlichen DemonstrantInnen zu unterbinden. AugenzeugInnen konnten dennoch eine recht unsanfte Behandlung und auch Schläge wahrnehmen.
Nachdem die Festgenommenen weggeführt worden waren, setzten kurz nach 21.00 Uhr noch zirka 20 Leute ihren Weg in Richtung Innenstadt (über Westbahnstraße - Siebensterngasse - Breite Gasse - Burggasse) fort, teils am Gehsteig, teils auf der Fahrbahn. Gegen 21.30 Uhr löste sich die Gruppe beim Volkstheater auf.
Nachtrag:
Laut Auskunft der Polizei gegenüber den Grünen und Orange
94,0 sind die um 20.45 Uhr in der Westbahnstraße festgenommenen
Antifaschisten
inzwischen wieder frei. Weitere Festnahmen von AntifaschistInnen soll
es
am Freitag laut Polizei nicht gegeben haben.
Nachtrag (nachdem nach einer Reihe
widersprüchlicher
Meldungen nun endlich ein genauer Bericht vorliegt, neuerlich
korrigiert):
Gegen 22.00 Uhr wurden fünf SJ-AktivistInnen auf dem Weg von der
Stadthalle zur U-Bahn von sieben rechtsradikalen Skinheads beschimpft,
attackiert, schwer geschlagen und einer auch mit dem Messer bedroht. Korrektur:
Zwei Antifaschisten wurden schwer, einer leichter verletzt. Einer der
schwer
Verletzten wurde von der Rettung mit Verdacht auf
Schädel-Hirn-Trauma
ins Spital gebracht. Die ÄrztInnen im Spital diagnostizierten
Schädelprellung,
Gehirnerschütterung und eine offene Wunde am Oberarm. Nach einer
Nacht
auf der Intensivstation befindet er sich inzwischen auf dem Weg der
Besserung.
Der andere schwer Verletzte erlitt einen gebrochenen Mittelfinger, eine
stark blutende Platzwunde am Kopf, etliche Blutergüsse und
Schürfwunden.
Der leichter Verletzte kam mit einem geschwollenen Gesicht, einigen
Abschürfungen
und dem Schrecken davon. Die Skins wurden von der Polizei gefasst.
Weiteres
ist uns nicht bekannt.
>> Ausführlicher
Bericht von der SJ-Wien
Ergänzung:
>> Bericht von "drinnen"
Samstag, 21. Oktober |
Keine Aktionen bekannt. Volkstanz gab's heute auch keinen.
Sonntag, 22. Oktober |
Keine Aktionen bekannt.
Montag, 23. Oktober |
Keine Aktionen bekannt.
Dienstag, 24. Oktober |
Uni-Aktionstag:
Widerstandsübungen
Verkehrsblockade-Aktionen wurden im Rahmen des Uni-Aktionstages in
Hinblick
auf geplante österreichweite Blockadeaktionen im Dezember
geübt.
Um 12 Uhr teilten sich rund 150 DemonstrantInnen vor der Uni in drei
Gruppen,
welche an mehreren frequentierten Kreuzungen im 6., 7., 8. und 9.
Bezirk
für jeweils bis zu zehn Minuten den Verkehr blockierten. In den
meisten
Fällen beschränkte sich die Polizei auf Beobachtung. Die
Gruppe,
welche eine Blockade bei der Rossauer Kaserne durchführte, wurde
hingegen
von der Polizei angegriffen: mehrere DemonstrantInnen wurden
herausgegriffen,
ihre Personalien wurden aufgenommen und sie wurden wegen
ordnungswidrigem
Benutzen der Fahrbahn angezeigt.
Vor den Blockaden fanden vor der Uni Eierwerfübungen statt. Von
der BOKU aus gab es eine kleine Demonstration zum Aktions-Treffpunkt
vor
der Uni Wien.
Podiumsdiskussion abgebrochen
Nur eine halbe Stunde lang dauerte eine für 14.00 Uhr angesetzte, von Universitätsleitung, Rektorenkonferenz (ÖRK), HochschülerInnenschaft (ÖH) und Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals der österreichischen Universitäten (BUKO) veranstaltete Podiumsdiskussion zum Thema "Gravierende Veränderungen im tertiären Bildungsbereich geplant?". Den Unmut eines Teils der ZuhörerInnen erregte u.a. die Teilnahme der WissenschaftssprecherInnen von ÖVP und FPÖ. Nach mehreren kurzen Unterbrechungen durch Zwischenrufe setzte um 14.30 ein von blauschwarz-geschminkten Studierenden dargestelltes "Zwangsexmatrikulationskommando" der Veranstaltung ein Ende. Unter "Bezahlt wird nicht!"-Sprechchören und unter Beschuss mit Wasserbomben verließen die DiskutantInnen den Hörsaal.
Bettelaktion
Von 6.00 Uhr früh an bettelte eine kleine Gruppe von
Studierenden
vis-a-vis des Wohnhauses der Bildungsministerin in der
Josefstädter
Straße 58 um Unterstützung für die Finanzierung der
Studiengebühren.
Dafür, dass sie nicht näher an den Hauseingang herankamen,
sorgten
in der Früh mehrere Busse voller PolizistInnen, im Verlauf des
Tages
nur mehr ein patrouillierender Beamter. Bis 16.00 hatten die
DemonstrantInnen
nur rund 120 Schilling (TATblatt-Zählung) erschnorrt. Die Aktion
soll
bis Mittwoch, 6.00 früh dauern. Die Ministerin selbst wurde
bislang
nicht gesichtet.
Mittwoch, 25. Oktober |
Shoah-Mahnmal enthüllt
Das Shoah-Mahnmal am Judenplatz und das Museum Judenplatz als Außenstelle des Jüdischen Museums wurden heute enthüllt bzw. eröffnet. Regierungsmitglieder waren der Bitte, fern zu bleiben, nachgekommen.
mehr zu Mahnmal und dem Projekt der namentlichen Erfassung der österreichischen Shoah-Opfer auf der Site des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands:
>> http://www.doew.at/thema/judenplatz/gedenken.htmlBericht bei www.ballhausplatz.at:
>> http://johcgi.akis.at/cgi/ballhausdynamisch/TCgi.cgi?target=home&selected_TYPE=NEWS&selected_ID=350
Donnerstag, 26. Oktober |
Bundesheer-"Informationsschau" am Heldenplatz - wenig Gegenaktionen
Ein Heer von MilitaristInnen und NationalistInnen belagerte bis
18.00
Uhr den Heldenplatz. Fünf Minuten lang vermochte um ca. 11.00 Uhr
eine kleine Gruppe von AntimilitaristInnen bei der Angelobung von 1000
RekrutInnen ein Transparent "Flüchtlingsjagd verweigern" zu
halten.
Dann wurde es ihnen von zivilen Beamten unbekannter Herkunft entrissen.
Von zwei AntimilitaristInnen wurden die Personalien aufgenommen.
Neu:
>> Fotos
Die Botschaft besorgter BürgerInnen durfte bekanntlich, entgegen früheren Ankündigungen der Burghauptmannschaft, trotz des Bundesheerspektakels am gewohnten Platz bleiben. Weil es nach eigenen Angaben angeblich nicht in innenpolitische Auseinandersetzungen verwickelt werden wolle, hatte das Militärkommando einen "Waffenstillstand" zwischen Burghauptmannschaft und Botschaft bis zum 29. Oktober ausgehandelt. Im Gegenzug sollten während der "Informationsschau" von der Botschaft keine Aktionen gegen das Bundesheer ausgehen.
Gleich nachdem die "Informationsschau" um 18.00 Uhr mit einem
"feierlichen
Zapfenstreich" zu Ende gegangen und nebstbei endlich Dunkelheit
eingebrochen
war, feierten die aus dem Frühjahr bekannten Dia-Projektionen auf
das Bundeskanzleramt ein überraschendes Come-back. Während
die
BundesheergästInnen den Heldenplatz verließen und der
Abtransport
der Panzer begann, erstrahlten über die ganze Fassade des
Bundeskanzleramts
Worte wie "Zapferlstreich", "Nazi anal feiertag", "Blut und Hoden",
"Lebenslang
für Waffendealer", "Infantilerie", "treffsicher" u.v.a.m.
Korrektur: Bereits als die
Donnerstagsdemo,
welche sich wie jede Woche um 19.00 Uhr am Ballhausplatz gesammelt
hatte,
loszog, konfiszierte ledoch die Polizei das Stromkabel zwischen
Dieselaggregat
und Projektor und sorgte so für ein jähes Ende des
angeblichen
Korrektur:
"Unfugs",
wie die Beamten es ausdrückten.
In größerem Rahmen als sonst präsentierte sich diesmal die Widerstandslesung, die - ebenfalls wie jede Woche - um 17.00 begonnen hatte, diesmal aber ein kleines Stück von der Botschaft entfernt. Militär und Polizei fühlten sich dennoch bemüßigt, bis 18.00 Uhr mehrmals das Entfernen mitgebrachter Transparente zu verlangen. Dem wurde auch unverzüglich Folge geleistet - jedes Mal.
Ein provokant schnell gefahrener Bundesheer-LKW-Fahrer streifte um 18.47 Uhr beim Abtransport eines Panzers mit einem Tieflader das Botschaftszelt. Das Zelt gab nach, wurde aber nicht beschädigt.
Nächtlicher Angriff auf Botschaft besorgter BürgerInnen
Bereits in der Nacht auf Donnerstag wurde die Botschaft von jugendlichen Rechtsextremisten angegriffen, die Plakate runterrissen und den hölzernen Esel entführen wollten. Sie konnten jedoch von Botschafts-AktivistInnen beim Ausgang des Heldenplatzes gestellt werden. Als Polizisten dazu kamen und den Rechtsextremisten mit Festnahmen drohten, verließen sie den Platz. Den Esel hatten sie bereits zuvor auf halbem Weg stehen gelassen, Nachtrag: nachdem sich ihnen ein Bundesheer-Wachhabender ihn den Weg gestellt hatte.
Donnerstagsdemo
Das Bundesheer war nicht nur zwangsläufig Ausgangspunkt, sondern auch Ziel der Donnerstagsdemo. Über ÖVP-Zentrale, Landesgericht und Polizeigefangenenhaus ging es diesmal zum Verteidigungsministerium in der Dampfschiffstraße. Transparente oder sonstige geeignete Mittel, um diesen inhaltlichen Bezug zu verdeutlichen oder den Zusammenhang der besuchten Schubgefängnisse mit den militärischen Flüchtlingsjagden an der EU-Außengrenze aufzuzeigen, gab es aber keine.
Rund 1.000 Menschen (TATblatt-Zählungen Friedrich-Schmidt-Platz und Garnisongasse) waren es diesmal, die gemeinsam losgezogen waren. Laut Aktionskomitee sollen es 2.700 gewesen sein. Um zirka 21.00 Uhr einsetzender starker Regen bewog jedoch die meisten bereits am Schwedenplatz, die Demo zu verlassen. Gerade mal 300 zogen vom Verteidigungsministerium noch gemeinsam zurück in Richtung Ballhausplatz. Nach einer Durchquerung des Bahnhofs Wien Mitte blieben überhaupt nur mehr 120 über.
Zu einer Konfrontation mit der Polizei kam es kurz nach 22.00 bei der Rückkehr zum Ballhausplatz, als die DemonstrantInnen ZeugInnen einer recht unsanften Amtshandlung einer Polizei-Funkstreifenbesatzung gegen einen Alkoholisierten wurden, der von der Bundesheer-Feier übrig geblieben sein dürfte, und gegen dessen Behandlung protestierten. Mehrere behelmte und beschildete Sicherheitswache-Einheiten drängten die DemonstrantInnen auseinander und hielten sie auf Distanz. Einem einem Rettungsdienst zugewiesenen Zivildiener unter den DemonstrantInnen wurde erlaubt, den mittlerweile mit Armfesseln in einer Wasserlacke liegenden Alkoholisierten zu untersuchen. Er konnte einen Abtransport mit der Rettung erwirken.
Um zirka 22.20 Uhr löste sich der letzte Rest der Donnerstagsdemo auf.
Route/Ablauf: Ballhausplatz (Aufbruch um 19.45 Uhr)
-
Löwelstraße, hinter dem Burgtheater vorbei - Ring -
Rathausplatz
(neben dem Parlament vorbei) - Lichtenfelsgasse (ÖVP-Zentrale;
hier
kam es an der Ecke Rathausstraße zu einer kurzen Unterbrechung,
nachdem
ein WEGA-Beamte einen Demonstranten am Filmen hindern wollte) -
Friedrich-Schmidt-Platz
- Landesgerichtsstraße - (Landesgericht) - Garnisongasse -
Schwarzspanierstraße
- Währinger Straße - Hörlgasse - Schlickgasse -
Servitengasse
- Grünentorgasse - Rossauer Lände (Polizeigefangenenhaus) -
Franz-Josefs-Kai
(ca. um 22.00 Uhr Einsetzen von Regen, Abbröckeln eines
Großteils
der DemonstrantInnen bei der U-Bahn-Station Schwedenplatz) -
Uraniastraße
- Dampfschiffstraße (21.15 Uhr Verteidigungsministerium) -
Radetzkystraße
- Hintere Zollamtsstraße - Bahnhof Wien Mitte (ca. 21.30 Uhr
Durchquerung
von Eingang Marxergasse zum Haupteingang, neuerliches Abbröckeln
zahlreicher
DemonstrantInnen) - Landstraßer Hauptstraße -
Stubenbrücke
- Weiskirchnerstraße - Wollzeile - Rotenturmstraße -
Stephansplatz
(21.50 Uhr) - Stock-im-Eisen-Platz - Graben - Kohlmarkt -
Michaelerplatz
- Schauflergasse - Ballhausplatz (Ankunft ca. 22.10, Demoauflösung
ca. 22.20)
Freitag, 27. Oktober |
Keine Aktionen bekannt.
Samstag, 28. Oktober |
Celovec/Klagenfurt: Demo zum Abschluss der Widerstandstage - Zwei Festnahmen
Zwischen 1.200 und 1.300 DemonstrantInnen (TATblatt-Zählung)
widerlegten
zum Abschluss der dreitägigen Widerstandstage in
Celovec/Klagenfurt
die Aussage Haiders vom 20. Oktober, dass sich, seit er Landeshauptmann
ist, die Linken in Kärnten (Koroska) nicht mehr zu demonstrieren
trauen.
Unter anderem aus England, Frankreich, Deutschland, Mexiko, Slowenien
und - besonders stark vertreten: - aus Italien waren solidarische
AntifaschistInnen
gekommen, und freilich auch aus vielen Teilen Österreichs.
Die Polizei war vor allem mit unzähligen zivilen Beamten, aber
vorerst mit auffallend wenig Uniformierten vertreten.
Einige rechtsradikale Skinheads, einer bewaffnet mit einem
Baseball-Schläger,
die sich während der Auftaktkundgebung um 14.00 Uhr unter die
DemonstrantInnen
mischen wollten, wurden von der Polizei des Platzes verwiesen.
Die Demo-Route führte vom Neuen Platz (rund um den Lindwurm) über den Landhaushof und die Landesregierung zurück zum Neuen Platz.
Nur wenige Minuten nachdem die Demo um 16.40 Uhr losgezogen war, gab
es bereits die erste Festnahme: Im Landhaushof versuchte der Dadaist
Viktor
Rogy die Absperrung vor dem Kärntner-Einheits-Denkmal zu
überwinden.
Mehrere Polizisten stürzten sich auf den Künstler, und mit
vereinten
Kräften gelang es ihnen, den 75-Jährigen zu
überwältigen
und festzunehmen.
Auf dem Weg in die nur wenige Meter entfernte Polizei-Dienststelle
versuchten ein paar DemonstrantInnen, Rogy der Staatsgewalt zu
entreißen.
Die Polizei reagierte mit einer weiteren Festnahme.
Obwohl sofort versucht wurde, möglichst viele DemonstrantInnen
von dem Zwischenfall zu informieren, zog die Demo unbekümmert
weiter.
Nur rund zwanzig DemonstrantInnen blieben - bewacht von einer mit der
WEGA
vergleichbaren MEK-Einheit - vor der Polizei-Dienststelle
zurück
und forderten die Freilassung der Festgenommenen.
Beim Sitz der Landesregierung flogen unterdessen Farbbeutel erst in
Richtung Gebäude und dann auf die die DemonstrantInnen auf Distanz
haltenden PolizistInnen. Gleichzeitig pirschten sich zwei
"Blauhelm-SoldatInnen"
mit Maschinengewehrattrappen unbemerkt hinter die Absperrungen und
versuchten
theatralisch Koroska/Kärnten von einem undemokratischen Regime zu
befreien.
Farbbeutel waren zuvor auch gegen eine am Weg befindliche
McDonalds-Filiale
geflogen.
Kurz vor 18.00 Uhr kehrte die Demo auf den Neuen Platz zurück und ging in ein Widerstandsfest über.
Ebenfalls um zirka 18.00 Uhr wurden die beiden Festgenommenen wieder
freigelassen. Beiden wurden Anzeigen wegen Anstandsverletzung [?!] und
schwerer Körperverletzung angekündigt.
Zusammen mit den DemonstrantInnen, die auf sie gewartet hatten, zogen
in einer kleinen Spontandemo schließlich auch sie zum
Widerstandsfest.
Sonntag, 29. Oktober |
Keine Aktionen bekannt.
Montag, 30. Oktober |
Keine Aktionen bekannt.
Dienstag, 31. Oktober |
MinisterInnenrat - Begrüßung
Begrüßt wurden vor dem Bundeskanzleramt zur Abwechslung
mal wieder die TeilnehmerInnen am MinisterInnenrat - diesmal von
RegierungsgegnerInnen
in Halloween-Kostümen.
Uni-Aktionstag
Auf den von der Gras organisierten und von Studierenden wenig
beachteten Speekers-Corner vor der Uni Wien beschränkten sich im
Wesentlichen die Aktivitäten am dienstäglichen Uni-Aktionstag
gegen die Studiengebühren. Eine angekündigte
"Karteileichen-Ausgrabungs-Aktion" wurde auf nächste Woche
verschoben. Für die übliche Demonstration mangelte es an
TeilnehmerInnen.
|
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