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Donnerstag, 4. Oktober |
Donnerstagsdemo
Zirka 170 DemonstrantInnen waren es, die auch diesmal wieder vom
Ballhausplatz loszogen – gegen die FPÖ-ÖVP-Regierung, gegen
den angekündigten Krieg und speziell diesmal gegen jene
rassistischen Maßnahmen, die im Schatten der Kriegshetze von den
österreichischen Regierungsparteien und ihren einfachen
Mitgliedern derzeit geplant oder umgesetzt werden, wie die
Einschränkungen im Asylrecht oder der "Integrationsvertrag" mit
den darin enthaltenen Sprachkursverpflichtungen. Mit einer
gefährlich aussehenden "FingerAbdruckRegistrierSystem
(FARS)"-Apparatur machte eine Gruppe als StaatsschutzbeamtInnen
verkleideter mutmaßlicher >>>Außerirdischer
auf die laufende Perfektionierung des Überwachungsstaates
aufmerksam – um "sozusagen prophylaktisch damit zu beginnen, alle
BerufsdemonstrantInnen im Rahmen einer Performance zu registrieren".
Gefordert wurde einmal mehr uneingeschränktes Aufenthaltsrecht
für alle, die dies wollen. Zudem wurde gegen das Verfahren gegen
den unter fadenscheinigen Gründen festgenommenen und am 3. Oktober
gegen Kaution freigelassenen Echo-Gründer und -Aktivisten
Bülent Ö. protestiert (weitere Infos dazu auf der >>>ecHomepage und bei >>>no-racism.net).
Die Route führte zu Justizministerium, Landesgericht,
FPÖ-Zentrale und Innenministerium.
Bereits vor der Demo gab es bei der Botschaft besorgter
BürgerInnen die Möglichkeit, bei einem Notar
Unterstützungserklärungen für das >>>Sozialstaat-Volksbegehren
zu unterschreiben.
Route/Ablauf: Ballhausplatz/Heldenplatz (Losziehen
um ca. 20.10 Uhr) – Ring (TATblatt-Zählung: 170 DemonstrantInnen)
– Schmerlingplatz – Volksgartenstraße – Neustiftgasse (20.20 Uhr:
Justizministerium) – Kellermanngasse – Lerchenfelder Straße –
Lange Gasse (TATblatt-Zählung: noch 140 DemonstrantInnen) –
Florianigasse – Wickenburggasse (20.45 Uhr: Landesgerichtliches
Gefangenenhaus) – Alser Straße – Universitätsstraße –
Schottengasse – Ring – Börsegasse – Eßlinggasse
(Polizeiabsperrung mit Tretgittern und einer sehr losen Reihe SWB ohne
Helm oder Schild an der Ecke Gonzagagasse knapp vor der
FPÖ-Zentrale) – Gonzagagasse – Heinrichsgasse – Tiefer Graben –
Strauchgasse – Herrengasse (21.25 Uhr: Innenministerium) –
Michaelerplatz – Schauflergasse (TATblatt-Zählung: noch 100
DemonstrantInnen) – Ballhausplatz (Ende um 21.32 Uhr).
Wegen einer Panne bei Wartungsarbeiten am Mediaweb-Server war die TATblatt-Site unter den Adressen tatblatt.mediaweb.at, tatblatt.net und tatblatt.at für ein paar Tage leider nicht erreichbar. Wir bitten um Entschuldigung, wollen aus diesem Anlass aber auch wieder einmal darauf hinweisen, dass die TATblatt-Site sowohl bei Mediaweb (tatblatt.net) als auch bei nadir (www.nadir.org/nadir/periodika/tatblatt (aus technischen Gründen im Planbetrieb immer ca. eine Stunde nach mediaweb aktualisiert)) abrufbar ist. Zumindest eine dieser Adressen sollte immer funktionieren.
Es handelte sich dabei aber um den ersten größeren Ausfall von mediaweb seit mehr als einem Jahr.
Sonntag, 7. Oktober |
Anti-Kriegskundgebungen anlässlich des Beginns der US- und UK-Angriffe auf Afghanistan
Bis zu 95 Menschen sammelten sich nach Bekanntwerden der ersten
Raketenangriffe auf Afghanistan am Stock-im-Eisen-Platz. Mitgebrachte
Kerzen wurden angezündet, eilig kopierte Plakate mit dem
Friedenszeichen und der Aufschrift "Nein zum Krieg" am Boden aufgelegt,
weitere Plakate mit Filzstift angefertigt und ein paar
Anti-Kriegs-Parolen mit Kreide auf das Straßenpflaster
geschrieben. PassantInnen nahmen die Kundgebung großteils
interessiert zur Kenntnis, erfuhren die meisten doch erst dadurch vom
Kriegsbeginn. Einige PassantInnen begannen mit DemonstrantInnen zu
diskutieren, viele entschlossen sich auch, ein bisserl länger
stehen zu bleiben.
Probleme gab es nur mit zwei "Straßenkünstlern", die rund
zwanzig Meter weiter eine Performance abhielten, sich von der fast
lautlosen Kundgebung aber gestört fühlten und zweimal
höchst aggressiv zu den DemonstrantInnen kamen, schimpften und
drohten.
Gegen 22.00 Uhr machten sich neun DemonstrantInnen auf den Weg zur
US-Botschaft. Vis-a-vis des nur kleinräumig mit Tretgittern
abgeriegelten Botschaftsgebäudes ließen sie sich nieder.
Einer zeichnete mit Kreide ein Friedenssymbol auf eine Mauer
gegenüber der Botschaft. Als er auch noch einen Text dazuschreiben
wollte, wurde ein Sicherheitswachebeamter mit Maschinengewehr auf ihn
aufmerksam und forderte ihn auf, "das" wieder zu entfernen. Da der noch
unvollständige Schriftzug "No ..." in Kombination mit dem
Friedenzeichen daneben ohnedies eher missverständlich war, fanden
sich DemonstrantInnen bereit, das "No" zu entfernen. Der Beamte machte
zwar noch einmal darauf aufmerksam, dass beim Saubermachen auf "den
Kreis da" vergessen worden sei. Es fehlte ihm dann aber doch an der
notwendigen Entschlossenheit, die weitere Entfernung durchzusetzen.
Zirka um 22.30 Uhr begann sich die Kleinkundgebung aufzulösen. Zu
den neun vom Stock-im-Eisen-Platz gekommenen DemonstrantInnen hatte
sich zwar noch ein weiterer Demonstrant gesellt, aber das Gefühl,
auf diese Weise angemessen und zielführend auf das Bombardement
von Afghanistan zu reagieren, wollte denn doch nicht wirklich aufkommen.
Statistik: 20.30 Uhr: 30 DemonstrantInnen, 21.00: 75, 21.30: 95, dann wurden's wieder weniger.
Montag, 8. Oktober |
Anti-Kriegs-Demo
Zwischen 800 und 900 Menschen (TATblatt-Zählung; laut von der
APA verbreiteten Polizeiangaben sollen es 500 gewesen sein) zogen aus
Protest gegen die US- und UK-Angriffe auf Afghanistan vom
Stock-im-Eisen-Platz zur Botschaft der USA. Im Gegensatz zum
Sonntagabend herrschte diesmal wieder eine dubios widersprüchliche
Themenvielfalt. Die Parolen reichten von pazifistischen und
antimilitaristischen über antiimperialistischen bis zu
anti-US-amerikanischen und auch antiisraelischen.
Geplant war es, die Demo in der Währinger Straße zu teilen,
um von zwei Seiten zur US-Botschaft zu ziehen und diese so quasi
einzukesseln. Dies hatte sich jedoch offenbar nicht ausreichend
herumgesprochen, sodass nach der Demospaltung letztlich doch beide
Züge an der gleichen Polizeiabsperrung ankamen.
Routen/Ablauf: Stock-im-Eisen-Platz
(Auftaktkundgebung ab 17.30 Uhr, Losziehen um 18.25 Uhr) – Graben –
Bognergasse (TATblatt-Zählung: rund 850 DemonstrantInnen) –
Heidenschuß – Freyung – Schottengasse – Währinger
Straße (Aufspaltung der Demo in Höhe Boltzmanngasse in zwei
etwa gleich große Teile) –
Teil 1: Währinger Straße – Strudlhofgasse – Boltzmanngasse
(geplant wäre gewesen: Währinger Straße –
Nußdorfer Straße – Alserbachstraße – Boltzmanngasse)
Teil 2: Boltzmanngasse
Teil 1 und 2: Ende vor Polizeiabsperrung (Tretgitter und eine Reihe SWB
mit abgestellten Schilden und ohne Helme) an der Ecke
Boltzmanngasse/Strudlhofgasse unweit der US-Botschaft (Ankunft um ca.
19.10 Uhr; Beendigung über Lautsprecherwagen von DemonstrantInnen
um 19.35 Uhr; Auflösung bis ca. 20.00 Uhr)
In Salzburg demonstrierten am Nachmittag rund 100 Menschen gegen den Krieg (>>>Bericht bei austria.indymedia)
Donnerstag, 11. Oktober |
SchülerInnen- und StudentInnendemo
Rund 3.000 SchülerInnen (TATblatt-Zählung) demonstrierten
am Vormittag gegen die bildungspolitischen Pläne der Regierung.
Sie zogen vom Westbahnhof über Mariahilfer Straße und
Heldenplatz zur Uni Wien. Im Vorfeld war wieder angekündigt
worden, dass eine Demo-Teilnahme nicht als Entschuldigungsgrund
anerkannt werde. Aus einer Wiener Schule wurde gemeldet, dass die
Direktion alle Schultore abgesperrt habe, um Demonstrationswillige
aufzuhalten. Die Direktion einer Schule in Niederösterreich
meldete alle zur Demo gefahrenen SchülerInnen als vermisst. Die
Gendarmerie begann die Ermittlungen bei den Eltern der
SchülerInnen.
Von der Uni Wien zogen dann insgesamt an die 4.000 Menschen
(TATblatt-Zählung; Polizeiangabe: 4.500) relativ unauffällig
nach einem kleinen Stück über den Ring und in der Nähe
der FPÖ-Zentrale vorbei über unbelebte Straßen zum
Protestfest Am Hof. Dort wurde bis in die Abendstunden gefeiert.
Dass ab der Uni nicht viel mehr Leute demonstriert haben als vorher,
bedeutet nicht unbedingt, dass sich an den Protesten kaum StudentInnen
beteiligt haben. Etliche SchülerInnen dürften auch bereits
bei der Uni weggegangen sein. Insgesamt kann aber bezüglich der
Beteiligung durchaus von einem Debakel gesprochen werden. Mitschuld
daran dürfte die schlechte Ankündigung der Aktionen gewesen
sein.
Route/Ablauf:
SchülerInnendemo: Westbahnhof (Beginn 9.00 Uhr; Losziehen ca.
10.30 Uhr (?)) – Mariahilfer Straße – Ring – Burgtor –
Heldenplatz – ??? – Herrengasse (TATblatt-Zählung: ca. 3000
DemonstrantInnen) – Schottengasse – Ring – Uni Wien (Zeit- und
Routenangaben diesmal ohne Gewähr)
StudentInnen- und SchülerInnendemo: Uni Wien (Losziehen um ca.
12.00 Uhr) – Ring (TATblatt-Zählung: ca. 3.500 bis 4.000
DemonstrantInnen) – Gonzagagasse (vorbei an der bei der
FPÖ-Zentrale mit Tretgittern und einer Reihe SWB ohne Helm und
Schild abgesperrten Eßlinggasse) (TATblatt-Kontrollzählung:
wirklich nur 3.500 bis 4.000 DemonstrantInnen) – Heinrichsgasse –
Tiefer Graben – Heidenschuß – Am Hof (Zeitangaben ohne
Gewähr; falls eineR meinen Notizblock gefunden hat: bitte ans
TATblatt schicken!; ansonsten dem Staatsschutz viel Spaß bei der
Entschlüsselung meiner Schrift!)
Über Demonstrationen in anderen Universitätsstädten liegen uns bislang keine Informationen vor.
Donnerstagsdemo
Auch an der Donnerstagsdemo beteiligten sich wie in letzter Zeit
üblich nur sehr wenige Leute (TATblatt-Zählung: 180 bis 200
DemonstrantInnen). Diese zogen erst vom Ballhausplatz zur Botschaft der
USA, um gegen den Krieg zu demonstrieren, und dann zum zu diesem
Zeitpunkt bereits weitgehend zu Ende gegangenen Fest der
HochschülerInnenschaft Am Hof. Die Möglichkeit, zuerst zum
Fest zu gehen, um dort Leute abzuholen und dann mit ihnen gemeinsam zu
demonstrieren, wurde verworfen, weil befürchtet wurde, dass mehr
DonnerstagsdemonstrantInnen beim Fest geblieben wären, als
FestteilnehmerInnen sich der Demo angeschlossen hätten.
Insgesamt kein sonderlich überzeugender Protesttag, also.
Route/Ablauf: Ballhausplatz/Heldenplatz (Losziehen
um ca. 20.05 Uhr) – Bellariastraße (TATblatt-Zählung: ca.
180 DemonstrantInnen) – so gen. Zweierlinie – Garnisongasse –
Schwarzspanierstraße – Währinger Straße –
Boltzmanngasse (ca. 20.50 Uhr: Boltzmanngasse: vor der US-Botschaft
Tretgitter und eine Reihe SWB ohne Helm und ohne Schild an der Ecke
Strudlhofgasse) – Strudlhofgasse – Währinger Straße –
Schottengasse – Freyung – Heidenschuß (TATblatt-Zählung:
noch ca. 140 DemonstrantInnen) – Am Hof (ÖH-Fest, Ankunft ca.
21.40 Uhr)
Samstag, 13. Oktober |
Breitband-Demo
Rund 210 Leute demonstrierten am Nachmittag in Wien vom Yppenplatz
zu zwei der Wiener Schubgefängnisse und zur US-Botschaft.
Über das Thema der Demo herrschte eher Uneinigkeit.
Vorbereitet worden war wie in zahlreichen anderen europäischen
Städten eine Demonstration anlässlich des internationalen
NoBorder-Aktionstages gegen die Illegalisierung von Menschen, gegen
Schubhaft und für Bewegungsfreiheit aller Menschen (siehe >>>no-racism.net/...).
Dass angesichts der US-/UK-Angriffe auf Afghanistan der Protest gegen
den Krieg auch ein zentrales Thema werden musste, war klar und von den
Vorbereitenden auch erwünscht. Aufgrund von mehr oder weniger
beabsichtigten Missverständnissen in der Vorbereitungsphase war
allerdings von antiimperialistischen Gruppen für die gleiche Zeit
und Route für eine reine Anti-Kriegs-Demo mobilisiert worden.
Einige von ihnen versuchten dann auch, ihre üblichen
antiamerikanischen und antiisraelischen Parolen in den Vordergrund zu
stellen. Vonseiten der Antinationalen gab es auch diesmal keinen
Widerstand dagegen, außer dass sie ihre eigenen Parolen riefen.
Am auffälligsten agierte wohl wieder die SoldatInnengruppe des
Volxtheaters, die marschierend, robbend oder in Deckung gehend
Kriegshetze und Menschenjagd persiflierte.
Route/Ablauf: Yppenplatz (Sammeln ab 13.00 Uhr,
Losziehen um 14.05 Uhr) – Brunnengasse – Friedmanngasse
(TATblatt-Zählung: ca. 210 DemonstrantInnen) – Innerer Gürtel
(14.15 Uhr: Schubgefängnis am Hernalser Gürtel) –
Lazarettgasse – Spitalgasse – Nußdorfer Straße –
Alserbachstraße (ca. 15.10 Uhr: Zwischenkundgebung an der Ecke
Boltzmanngasse in der Nähe der US-Botschaft; polizeiliche
Absperrung der Boltzmanngasse durch Tretgitter und eine Reihe SWB ohne
Helm und mit abgestellten Schilden) – Porzellangasse
(TATblatt-Zählung: noch 130 DemonstrantInnen) –
Grünentorgasse (15.30 Uhr: vorbei an der wegen eines
Straßenfestes abgesperrten Hahngasse) – Roßauer Lände
(15.35 Uhr: Abschlusskundgebung vor dem Schubgefängnis im PGH
Roßauer Lände; 15.40 Ende)
Donnerstag, 18. Oktober |
Donnerstagsdemo
Mit nur rund 140 DemonstrantInnen wurde ein neuer Negativrekord bei der TeilnehmerInnenzahl aufgestellt (am schlechtesten besuchte Donnerstagsdemo seit der von heftigem Regen begleiteten am 18. Mai 2000). Protestiert wurde diesmal auch gegen die europäische Kriegsbeteiligung. Erstes Ziel war daher die Botschaft des UK im dritten Bezirk. Das österreichische Verteidigungsministerium wurde danach mit geradezu militärischer Zielsicherheit verfehlt. Welche die Route mit der Polizei ausgemacht hatten, wussten nicht so recht, wo es sich befand, und als die Demo in der Nähe vorbeikam, war es für Korrekturen zu spät.
Begleitet wurde die Demo anfänglich von einem rechtsradikalen Skinhead, der, relativ betrunken, im Stechschritt neben, vor und bisweilen auch in der Demo marschierte und stenkerte. Seitens der DemonstrantInnen gab es darauf praktisch keine Reaktion. Die Polizei mahnte ihn hingegen mehrmals ab und nahm ihn schließlich, als er am Rennweg mal mehrere Meter vor der ersten Reihe ging, fest. Er wurde wegen Verwaltungsübertretungen wie Lärmerregung angezeigt und nach Auskunft der Polizei mehrere Stunden festgehalten.
Route/Ablauf: Ballhausplatz/Heldenplatz (Losziehen um ca. 20.10 Uhr) – Ring (TATblatt-Zählung: ca. 140 DemonstrantInnen) – Schwarzenbergplatz- Rennweg (20.45 Uhr: Festnahme des rechtsextremen Skinheads kurz vor der Salesianergasse) – Salesianergasse (Zwischenkundgebung an der Ecke Jauresgasse bei der UK-Botschaft) – Strohgasse – Rechte Bahngasse – Beatrixgasse – Ungargasse – Invalidenstraße – Hintere Zollamtsstraße (TATblatt-Zählung: noch ca. 100 DemonstrantInnen) – Radetzkystraße (21.25 Uhr: ca. 250 Meter am Verteidigungsministerium vorbei) – Uraniastraße – Franz-Josefs-Kai – Morzinplatz (antifaschistisches Denkmal) – Marc-Aurel-Straße – Tuchlauben – Kohlmarkt (TATblatt-Zählung: noch ca. 85 DemonstrantInnen) – Michaelerplatz – Schauflergasse – Ballhausplatz (Ende ca. 22.00 Uhr).
Donnerstag, 25. Oktober |
Donnerstagsdemo
Die Botschaft besorgter BürgerInnen erinnerte am Rande des am
Vorabend des Nationalfeiertags bereits vom Bundesheer okkupierten
Heldenplatzes an ein kleines gallisches Dorf. Ein Transparent für
Friede und Neutralität hing bereits, ebenso ein die grünen
Tische der Militärs persiflierendes Dartspiel, bei dem
"Schurkenstaaten" getroffen werden sollten – was binnen kürzester
Zeit schwere Kollateralschäden an einem Reifen eines abgestellten
Fahrrades verursachte.
Die Donnerstagsdemo war trotz allem dem Gewerkschaftsbund gewidmet, der
angesichts der nun vorliegenden Ergebnisse der Urabstimmung wieder mal
zu mehr Kampfbereitschaft und zum Generalstreik aufgefordert werden
sollte. Die Route führte zu den Gewerkschaften Öffentlicher
Dienst, Handel/Transport/Verkehr sowie Post- und Fernmeldebedienstete,
dem ÖGB-Präsidium und der Arbeiterkammer, sowie mehr oder
weniger zufällig auch zur Kanzlei Böhmdorfer/Gheneff. Das
Thema der Demo wurde vor DemonstrantInnen und PassantInnen aber
konsequent verborgen gehalten. Kein Transparent oder Taferl und kaum
ein Sprechchor nahm dazu Stellung. Und vor den angeblichen Demozielen
wurde nicht einmal mehr angehalten.
Probleme gab es unterwegs am Franz-Josefs-Kai mit einigen
überwiegend kahlköpfigen RechtsextremistInnen, die auf
DemonstrantInnen einschimpften und provozierten. Eine versuchte
körperliche Attacke eines Skinheads auf DemonstrantInnen konnte
aber durch eine – laut derStandard.at 70-jährige – Demonstrantin,
die sich dem Rechtsextremisten in den Weg stellte, erfolgreich
verhindert werden.
Weitere Schwierigkeiten bereitete am Schluss die Polizei, die die Demo
nicht über den Heldenplatz zurück zur Botschaft besorgter
BürgerInnen ziehen lassen wollte. Erst blockierten BeamtInnen das
Burgtor, dann auch noch das Gittertor beim U-Bahn-Abgang nächst
der Bellaria. Während die meisten DemonstrantInnen daraufhin
weiter zogen, um – vorbei am Parlament – über die Maschek-Seite
zum Ballhausplatz zu gelangen, verwehrten sich ca. 20 DemonstrantInnen
gegen die auferlegte Demonstrationspflicht und begehrten so lange
Durchlass, bis ihnen dieser nach rund einer Viertelstunde endlich
gewehrt wurde.
Um ca. 22.15 Uhr löste sich die Demo bei der Botschaft besorgter
BürgerInnen auf.
Zur TeilnehmerInnenzahl: Optimistisch formuliert ist die Talsohle der
vorigen Woche (140 DemonstrantInnen) überwunden. Mit diesmal nach
TATblatt-Zählung knapp 145 TeilnehmerInnen geht es zweifellos
wieder aufwärts (Wir begrüßen die endlich aus ihrem
Urlaub nachhause gekommenen VertreterInnen von Transdanubien gegen
Schwarzblau aus diesem Grund auf das Allerherzlichste zurück auf
der Straße!).
Route/Ablauf: Ballhauspatz (Losziehen um ca.20.05 Uhr) – Löwelstraße – Teinfaltstraße (GÖD, HTV; TATblatt-Zählung: 143 DemonstrantInnen) – Schottengasse – Helferstorferstraße (ÖGB-Präsidium) – Börseplatz – Wipplingerstraße – Hoher Markt – Lichtensteg – Rotenturmstraße – Franz-Josefs-Kai – Biberstraße (GPF) – Falkestraße – Ring – Schwarzenbergplatz – Prinz-Eugen-Straße (AK) – Plösslgasse – Argentinierstraße – Taubstummengasse – Favoritenstraße (Kanzlei Böhmdorfer/Gheheff; TATblatt-Zählung: noch rund 120 DemonstrantInnen) – Wiedner Hauptstraße – Kärntner Straße – Ring (ca. 22.00 Uhr: Polizeiabsperrungen bei Burgtor und Gittertor zu Heldenplatz/Ballhausplatz bei U-Bahn-Abgang; ca. 20 DemonstrantInnen bleiben zurück, viele gehen zur U-Bahn; 30 gehen weiter, vorbei am Parlament ...) – Josef-Meinrad-Platz – Löwelstraße – Ballhausplatz (Ende um 22.15 Uhr)
Freitag, 26. Oktober |
(13. Geburtstag des TATblatts)
Antimilitaristische Proteste gegen die Bundesheershow am Heldenplatz
... gab es eher wenig. Versuche, die Angelobung zu stören misslangen weitgehend. Dafür wurden vorbeiziehende Soldaten und jubelnde Massen bspw. mit Aussagen von Albert Einstein zu Krieg und Militarismus konfrontiert. Und die United Aliens gegen FPÖVP – wegen Verzerrungen im Raum-Zeit-Kontinuum diesmal im Hippie-Outfit – sekkierten Soldaten mit Friedensbotschaften.
Nachtrag: Dazu erreichte uns der folgende Bericht:
Langsam eintreffende Aktivistinnen vermehren sich bis ca. 10 Uhr auf ca. 30 Leute. Nach längerem Zögern zieht die Gruppe mit zwei Transparenten – "Soldaten morden global für das Kapital" und "Bildung statt Bomben – Menschen statt Profite" – vom Ballhausplatz den Weg zwischen Heldenplatz und der Hofburg entlang, bis auf Drängen einzelner Polizisten die Gruppe stehen blieb und lautstark einige Sprüche anbrachte.
Immer mehr Menschen kamen um zu sehen, woher der Lärm kommt – dann wandert die Gruppe wieder zurück zum Ballhausplatz und versucht über den Weg Richtung Volkstheater näher an die Angelobung zu gelangen,. wird aber neben der Botschaft besorgter BürgerInnen wieder von einzelnen Polizisten aufgehalten, die dann durch die WEGA verstärkt wurden.
Einige Trupps von Rekruten kamen den Weg entlang und wurden angewiesen, dort stehen zu bleiben, sodass sie die Gruppe der AktivistInnen in zwei Teile trennten.
Sie wurden mit den Sprüchen "Das Militär hat einen Zweck – Schmeiß Gehirn und Rückgrad weg" "Keinen Groschen für den Krieg – he! he!" "Bildung statt Bomben – Menschen statt Profite!" und einem kurzen Text von Einstein über das Militär konfrontiert.
Nach einiger Zeit wurden die Aktivistinnen angewiesen, den Platz zu verlassen – die Transparente und politische Kleidung [was ist das denn?; Anm. Tb] musste abgelegt werden. Auf dem Weg zum Eingang Richtung Volkstheater bekamen die Aktivistinnen dann die Anweisung, den Heldenplatz zu verlassen, da sie "nicht zum Ortsbild passen".
Nach einer längeren Diskussion über Demokratieverständnis bzw. Lächerlichkeit der Begründung gingen die AktivistInnen vor das Eingangstor, diskutierten dort mit PassantInnen und amüsierten sich mit einigen Propaganda-Menschen des Heeres (von einem wurde die Behauptung aufgestellt, "das ist alles privat", aber auch die Charakteristik des "demokratischen Staates" löste viel Gelächter aus...)
Um ca. 11 Uhr waren nur noch einzelne AktivistInnen anwesend.
Anti-Kriegs-Demo
Zwischen 2.000 und 2.200 Menschen (TATblatt-Zählung)
demonstrierten am Nachmittag gegen den Krieg gegen Afghanistan. Laut
KPÖ waren es 4.000 DemonstrantInnen.
Die unzähligen RednerInnen bei Auftakt-, Zwischen- und
Schlusskundgebung spiegelten die Bandbreite der höchst
widersprüchlichen Ansichten zu dem Krieg halbwegs wider – freilich
ohne aufeinander einzugehen. Ein ähnliches Bild bot die Menge der
DemonstrantInnen. Die üblichen stereotypen Parolen gab es ebenso
zu lesen und zu hören wie antimilitaristische und pazifistische.
Die Route führte vom Stock-im-Eisen-Platz über
Bundeskanzleramt bzw. Außenministerium am Ballhausplatz – wo eine
Polizeiabsperrung freilich verhinderte, dass die DemonstrantInnen der
Bundesheershow am Heldenplatz zu nahe kamen – bis knapp vor die
US-Botschaft.
Route/Ablauf: Stock-im-Eisen-Platz (Auftaktkundgebung von 15.30 bis ca.16.20 Uhr) – Graben – Kohlmarkt (TATblatt-Zählung: ca. 2.000 bis 2.200 DemonstrantInnen) – Michaelerplatz – Schauflergasse (ca. 16.35 bis 17.05 Uhr: Zwischenkundgebung an der Ecke Schauflergasse / Bruno-Kreisky-Gasse / Ballhausplatz bei Bundeskanzleramt und Außenministerium; Polizeiabsperrung mit Tretgittern und einer Reihe WEGA ohne Helme oder Schilde in Richtung Ballhausplatz / Heldenplatz) – Bruno-Kreisky-Gasse – Minoritenplatz (hier wäre der Lautsprecherwagen fast zwischen geparkten Autos hängen geblieben) – Landhausgasse (TATblatt-Zählung: noch rund 1.500 DemonstrantInnen) – Herrengasse – Freyung – Schottengasse – Währinger Straße – Boltzmanngasse (Absperrung nach der Ecke Strudlhofgasse rund 50 Meter vor der US-Botschaft mit Tretgittern und einer Reihe WEGA ohne Helm oder Schild; Abschlusskundgebung von ca. 17.45 bis 18.15 Uhr).
Samstag, 27. Oktober |
Kundgebung gegen den Terror militanter AbtreibungsgegnerInnen und für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen
Bericht von C., leicht gekürzt:
Die AbtreibungsgegnerInnen wurden – wie schon im Vormonat – kurz vor 9.00 Uhr bei der Kirche der Barmherzigen Brüder von Gegenkundgebungs-TeilnehmerInnen "abgeholt" und bis zur Klinik hin begleitet.
Vor der Klinik waren dann anwesend: 15 bis 20 Gegenkundgebungs-TeilnehmerInnen, 26 betende und singende AbtreibungsgegnerInnen (auch die waren schon mal mehr!), vier Polizisten, vier WEGA-Leute, zwei von der Stapo, ein Kameramann von den AbtreibungsgegnerInnen, eine Frau fotografierte für – wie sie sagte – private Zwecke (sie sagte mir, dass sie Infos zur Aktion im Internet gefunden habe und sich das mal anschauen wollte).
Die akustische Leistung war heute auf beiden Seiten nicht gerade berauschend.
Vor der Klinik gab es auch diesmal wieder interessante Gespräche mit PassantInnen, wobei einigen offenbar nicht klar war, dass die, die Flugzettel verteilten, nicht zu den AbtreibungsgegnerInnen gehörten.
Wie immer zogen die AbtreibungsgegnerInnen um ca. 10.00 Uhr zurück zur Kirche. Wieder gingen die Gegenkundgebungs-TeilnehmerInnen mit und verteilten weitere Flugzettel.
Kurz nach 10.00 Uhr war dann alles für diesen Monat vorbei.
Das Lokal der AbtreibungsgegnerInnen ist übrigens nach wie vor mit weißen Frauenzeichen bemalt.
>>Hintergrundartikel aus TATblatt Nr. +159
Anthony
Onyeij wurde am Samstag, dem 27. Oktober, in der Früh
abgeschoben. Sein Anwalt durfte ihn am Vorabend laut Weisung der
Bundespolizeidirektion Wien nicht mehr besuchen, obwohl Anthony die
geplante Abschiebung erst am 26. Oktober mitgeteilt worden war. Mittlerweile haben wir erfahren, dass es Anthony den Umständen entsprechend gut geht. Er wurde in Lagos anscheinend bislang nicht verhaftet. Genaueres konnten wir leider nicht erfahren. Hintergrund und Vorgeschichte bei >>>gemeinsam gegen rassismus und >>>no.racism.net |
TATblatt vor parlamentarischem Untersuchungsausschuss
Vor den parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der an und für sich die Subventionierung des SPÖ-nahen und insbesondere für Viktor Klimas "Lehrlingsoffensive" (1997 bis 1999) tätige Firmenkonglomerats Euroteam untersuchen sollte, werden nun unter anderem ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, FP-Wirtschaftssprecher Prinzhorn und – warum auch nicht? – das TATblatt geladen. Die Vorladung des TATblatts für die nächste Sitzung erfolgte auf Antrag der ÖVP. Die FPÖ wünscht VertreterInnen des Telezentrums Karnische Region zu befragen. Die SPÖ forderte daraufhin die Überprüfung des Österreichischen Instituts für Familienforschung, und die Grünen der Thomas Prinzhorn Beteiligungs-Ges.m.b.H. Insgesamt sollen auf Antrag der ÖVP nach und nach 244 als links eingestufte Organisationen auf ihre Finanzierung untersucht werden – ein Unterfangen, das nach Einschätzung der Grünen rund 5 Millionen Schilling kostet. Die Grünen sprechen von "Gesinnungsschnüffelei".
>>>weitere Infos und eine Liste jener Organisationen, die auf Wunsch der ÖVP untersucht werden sollen, bei den Grünen
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