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März 2000 |
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9. Woche |
Ruhe. Die "Botschaft" wurde entgegen kursierender Befürchtungen
- zumindest noch - nicht polizeilich geräumt. Der
Präsidententrakt
der Hofburg erstrahlte am Abend abermals im Lichte auf ihn projizierter
antirassistischer Text-Dias. [Fotos]
Die donnerstägliche Demonstration gegen die
Rechts-Rechtsextrem-Regierung
war diesmal mit einem antifaschistischen Faschingstreiben rund um den
Opernball
verbunden. Zumindest am Anfang beteiligten sich daran rund 12.000
(Polizeiangabe)
bis 15.000 (TATblatt-Schätzung) Menschen.
Die Demonstration führte vom Ballhausplatz quer durch die
Innenstadt
über Stephansplatz, Wollzeile, Parkring, Schubertring,
Schwarzenbergplatz,
Kärntner Ring in Richtung Staatsoper. Das Konzept, die Oper je
nach
von polizeilichen Absperrungen gebotenen Möglichkeiten zu
umkreisen,
konnte nicht realisiert werden. Während es an einer Polizeisperre
Ecke Kärntner Ring / Akademiestraße mit einiger Mühe
noch
gelang, die Demo geschlossen an der Sperre abzulenken und
weiterzuführen,
teilten sich die DemonstrantInnen beim Karlsplatz auf die zur Oper
führenden
Straßen - Kärntner Straße und Operngasse - auf.
Etliche
zogen auch in Richtung Opernring weiter, um sich von dort der Oper zu
nähern.
Einigen dieser DemonstrantInnen gelang es in weiterer Folge beim
Albertinaplatz
die Zufahrt von Ballgästen empfindlich zu stören. Ein nicht
unbeträchtlicher
Teil der DemonstrantInnen dürfte auch den Heimweg angetreten
haben.
Ab etwa 21.00 Uhr war die Demonstration auf mehrere Kundgebungen rund
um die Oper aufgesplittert. An den polizeilichen Absperrungen -
bestehend
aus Tretgittern und mitunter mehreren Reihen von PolizistInnen mit
Helm,
Schlagstock und Schild - kam es zu lautstarken Missfallenskundgebungen.
Versuche, die TeilnehmerInnen dieser aufgesplitterten Kundgebungen zu
einem
neuen, gemeinsamen Sammelpunkt zu bewegen, scheiterten.
Um ca. 22.00 Uhr ließ sich ein als Adolf Hitler verkleideter antifaschistischer Schauspieler in einem Luxuswagen zur Staatsoper chauffieren, stieg aus und ging in die Oper. Dort wurde er allerdings verhaftet. Ebenso verhaftet wurde sein Chauffeur, ebenfalls Schauspieler.
Während es bei den Opernballdemonstrationen der Jahre 1987-1990 stets ab 22.00, dem Zeitpunkt der Balleröffnung, zu brutalen Polizei-Prügeleinsätzen gekommen war, verhielten sich die BeamtInnen diesmal an den Sperren vorerst weiterhin friedlich.
Nachtrag: An der Ecke Nibelungengasse/Makartgasse kam es allerdings um ca. 22 Uhr zu einer ersten gewalttätig durchgeführten Ausweiskontrolle. Ein Demonstrant wurde dabei von einem Zivilpolizisten von hinten attackiert und auf die Straße geworfen. [dazu: AugenzeugInnenbericht]
Zu einer schweren Polizei-Provokation kam es um ca. 22.30 in der Nibelungengasse. Während die letzten paar hundert DemonstrantInnen von der Operngasse in Richtung Opernring abziehen wollten, fuhren plötzlich drei Mannschaftswägen in den Demonstrationszug. Dabei wurden DemonstrantInnen von den Bussen im Schrittdemo wiederholt angefahren und gestoßen. Verletzungsabsichten dürften damit nicht verfolgt worden sein. Eher schien es, als ob damit eine Eskalation provoziert werden sollte. Nachdem dies nicht gelang, und die DemonstrantInnen besonnen aber entschlossen weiterzogen, sprangen die BeamtInnen aus den Fahrzeugen und erweckten den Eindruck, dass jeden Moment losgeprügelt würde. Die DemonstrantInnen verhielten sich defensiv, gingen aber weiter. Letztlich zogen sich die Polizeibusse und die BeamtInnen in eine Seitengasse zurück. Die DemonstrantInnen konnten unbehelligt und unverprügelt weiterziehen.
Ein gröberer Polizei-Einsatz dürfte dann auch für den Albertinaplatz vorgesehen gewesen sein. An einer Absperrung, an der neben größeren Polizeikräften auch Wasserwerfer und ein Notarzt-Bus bereitgestellt waren, kam es zu einem härteren Polizeivorgehen, worüber uns bis jetzt leider noch keine genaueren Informationen vorliegen. Von Seiten der Demonstration gelang es, die Situation aber zu deeskalieren und schließlich wieder weiterzuziehen.
Danach teilte sich die Demonstration erneut auf. Während eine Gruppe die Oper über Kärntner Ring - Karlsplatz - Opernring und zurück zur Albertina umrundete, demonstrierte eine andere auf der inneren Kärntner Straße zwischen FPÖ-Zentrale und Oper. Kurz vor Mitternacht kamen beide Gruppen in der Kärntner Straße wieder zusammen. Gegen 0.30 lösten sich die letzten Reste der Demonstration auf. Auf den Demonstrationsschauplätzen war es bis dahin zu keinen weiteren Polizeiprovokationen mehr gekommen.
Deutlich weniger friedlich verhielt sich die Polizei abseits der Demonstration:
Bereits gegen 23 Uhr wurde in der Operngasse eine Person, die alleine unterwegs war, und - begründet oder unbegründet - als Demonstrant angesehen wurde, von zwei behelmten Polizisten erst niedergeschlagen und dann verhaftet. Ein Zeuge, der den Vorfall aus einem Lokal beobachtet hatte und zu fotografieren begann, wurde bedroht, ebenfalls niedergeschlagen zu werden. Zudem wurde versucht, ihm den Fotoapparat zu entreißen. Erst als etwa 25 weitere Lokalgäste zu Hilfe eilten, ließ die Polizei von ihm ab. Die Fotos blieben unbeschädigt. [dazu: Aussendung der GRAS: AugenzeugInnenbericht]
Nachtrag: Um ca. 23.50 Uhr wurde eine weitere Person auf dem Nachhauseweg am Burgring von Zivilpolizisten festgenommen. Nach ZeugInnenaussagen kam es zu schweren Übergriffen seitens der Polizei. Die Festgenommene wurde von Beamten gegen eine Mauer geschleudert und geschlagen. [dazu: AugenzeugInnenbericht]
Um ca. 0:45 wurden [Korrektur:] vier
weitere vermutliche Demonstranten von vermummten Polizisten in Zivil
mit
gezogener Pistole aus einem Taxi gezerrt, zwei
von
ihnen verhaftet. Durch Zufall kamen andere DemonstrantInnen und
ein Kamerateam dazu, wodurch eine weitere Eskalation von Seiten der
Exekutive
verhindert werden konnte.
[dazu:
Augenzeugenbericht]
[FOTOS]
NEU: Ausschnitt aus dem Video von den Festnahmen nach der Demo am 2.3. in der Schwarzenbergstraße als MOV-Datei (QuickTime) ACHTUNG! große Datei (ca. 5MB)
(C) Copyright "Schnittpunkt - Film- und Multimediaproduktion", 2000
Für Anfragen bezüglich Verwendung der Bilder wenden Sie sich per E-Mail an: schnittpunkt@gmx.at
Eine weitere Frau wurde im Burggarten mit dem Kopf gegen eine Mauer
geschlagen und anschließend verhaftet.
Insgesamt wurden an diesem Tag laut Rechtshilfe (Informationsstand
2.00
früh) 5 Personen verhaftet. [dazu:
Information der Rechtshilfe *** aktualisiert: Stand 3.3. 11 Uhr]
Die "Botschaft besorgter BürgerInnen" zog von ihrem Zelt in einen künstlerisch sowie fantasievoll gestalteten, vor allem aber wind- und wetterfesten Container um. Um punkt 10.00 Uhr wurde unter Anwesenheit von KünstlerInnen der Container am Ballhausplatz aufgestellt und geschmückt. Die Polizei griff nicht ein. Dadurch wurden auch die bestehenden Befürchtungen einer polizeilichen Räumung vorerst zerschlagen. Die in dieser Chronologie bei der Eintragung vom 29. Februar kritisierte EU-Fahne wurde übrigens längst wieder entfernt.
An der Fahrrad-Demo "Zweirad gegen Doppelmoral" nahmen rund 40 Personen teil. Ab 16 Uhr wurde vom alten AKH über die so gen. 2er-Linie, durch den 7. Bezirk zum Gürtel und dann zum Schwarzenbergplatz gefahren. Nach 18 Uhr ging's mit etwas geringerer Beteiligung über 2er-Linie und Ringstraße zum Ballhausplatz. Die Polizei beteiligte sich nicht an der gemeinsamen Gestaltung von Verkehrchaos, sondern hielt sich von der Demo fern.
Bitte auch Ergänzungen bzw. Korrekturen bei den Einträgen vom 28. Februar und 2. März (Opernball) beachten. Ebenso ergänzt bzw durch aktuellere Versionen ersetzt wurden die AugenzeugInnenberichte über Polizeiüberfälle am 2. März sowie die Berichte der Rechtshilfe. Außerdem gibt es nun auch Fotos vom Einsatz der vermummten Zivilpolizisten am 2. März.
NEU: Ausschnitt aus dem Video von den Festnahmen nach der Demo am 2.3. in der Schwarzenbergstraße als MOV-Datei (QuickTime) ACHTUNG! große Datei (ca. 5MB)
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Nachdem immer noch mindestens drei der nach der Demonstration am 2. März festgenommenen Personen in Haft sind, führte die "Volkstanz"-Demo gegen die FPÖVP-Regierung abweichend von der angemeldeten Route samt DJ-LKW beim Landesgericht vorbei. Zumindest zwei der Festgenommenen waren bereits Freitag dorthin überstellt worden. Vor allem beim Eingang Alser Straße und in der Wickenburggasse wurde lautstark die Freilassung der politischen Gefangenen gefordert. Sprechchöre, die bereits üblichen Trillerpfeifen, Knallkörper und volle Bässe vom LKW sollten sicherstellen, dass die Demo auch von den Gefangenen gehört werden konnte, denen bislang jeder Kontakt nach außen verwehrt worden war. Auch ihrem Anwalt war bisher verweigert worden, mit ihnen zu sprechen.
Anschließend zog die Demo über Florianigasse, so gen.
2er-Linie,
Linke Wienzeile, Hofmühlgasse, Gumpendorfer Straße,
Gürtel,
Mariahilfer Straße und Johnstraße zum Meiselmarkt.
Mit dabei waren diesmal - bei Wind und Schnee - deutlich weniger Leute
als am 26. Februar. Zu Beginn der Demo - um 15 Uhr - gingen zwischen
300
und 500 Menschen mit. Am Meiselmarkt kamen drei Stunden später nur
mehr knapp 100 an. Den Abschluss bildete - bis kurz vor 19 Uhr - eine
Straßenparty.
Bereits in der Nacht auf Samstag wurde von Behördenseite
versucht,
den Botschafts-Container am Ballhausplatz abzutransportieren. Als
für
kurze Zeit keine "BotschafterIn" anwesend war, rückte
plötzlich
ein Kranwagen der Magistratsabteilung 48 an. Quasi in letzter Minute
konnte
die "Botschaft" durch herbeieilende AktivistInnen gerade nochmal
gerettet
werden.
NEU: Ausschnitt aus dem Video von den Festnahmen nach der Demo am 2.3. in der Schwarzenbergstraße als MOV-Datei (QuickTime) ACHTUNG! große Datei (ca. 5MB)
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Korrektur: Mangels
DemonstrantInnen
ausgefallen ist eine Kundgebung vor dem Austria Center Vienna
anlässlich
des RadiologInnenkongress, zu dem ca. 15.000 ÄrztInnen aus aller
Welt
erwartet wurden. Im Aufruf zu der Leider-nicht-Demo war zu lesen: "Bei
dem Publikum dürfen wir natürlich auch nicht fehlen. Zumal so
ein Event (auch wenn schon ewig geplant) in Zeiten wie diesen nicht
neutral
ist, sondern von Schwarzblau und der Krone jubelnd als Blockadebruch
interpretiert
werden kann."
Auf den Straßen war es wieder ruhig. Auf institutioneller
Ebene
zogen die Polizeiüberfälle von der Nacht vom 2. auf den 3.
März
nun aber ein erstes Nachspiel nach sich:
Der Grüne Parlamentsklub präsentierte in einer
Pressekonferenz
jenes Video der Medienöffentlichkeit, das die Festnahmen durch
vermummte
Polizisten nach der Demo vom 2. März zeigt.
Zudem
wurden zu den Vorfällen parlamentarische Anfragen an Innen-
und Justizminister
gestellt.
Nachdem das TATblatt bereits am 3. März einzelne Standbilder
und am 5. März Teile
des Videos als MOV-Datei im Internet veröffentlicht hatte (Copyright
"Schnittpunkt - Film- und Multimediaproduktion", 2000), zogen
nun
auch ORF und ATV nach, und strahlten in ihren Informationssendungen
jene
Bilder aus, die beweisen, was die Polizei bis vor kurzem noch
dementierte.
Während sich die Polizei-Pressesprecherin Edelbacher am Freitag in
einem Interview mit Orange 94,0, dem freien Radio in Wien, noch
unwissend
gab, und meinte, dass sie sich eine solche Vorgangsweise nicht
vorstellen
könne (Orange aktuell, 3.3.00), reagierte Polizeipräsident
Stiedl
via Austria Presseagentur nun offensiv. Er rechtfertigte den Einsatz
damit,
dass die Festgenommenen "führende Mitglieder der
'Aktionsgemeinschaft
gegen die Polizei'" (APA-Meldung) seien und zur Gewalt gegen die
Exekutive
aufgerufen hätten.
Da wir bislang noch keineN finden konnten, die/der je von einer solchen
Gruppe gehört oder gelesen hatte, stellt sich die Frage, worauf
dieses
Konstrukt von Exekutiv- bzw. Justiz-Seite gestützt werden soll.
Mittlerweile steht fest, dass allen drei Festgenommenen, von denen
wir
bisher wissen, Landfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt
vorgeworfen wird. Bis spätestens 16. März muss eine
Haftprüfung
erfolgen. Bislang dürfte dafür jedoch noch kein Termin
festgesetzt
sein.
76 Personen bildeten ab 10 Uhr eine Menschen- bzw. Transparent-Kette
vor dem und teilweise um das Bundeskanzleramt am Ballhausplatz.
Erklärtes
Ziel der RegierungsgegnerInnen war es, den dienstäglich dort
stattfindenden
MinisterInnenrat "zu begrüßen". Nach 10.30 Uhr sorgte die
Polizei
mit sanftem aber entschiedenem Nachdruck dafür, dass die Kette vor
dem Haupteingang unterbrochen wurde, um eine ungehinderte Ein- und
Ausfahrt
zu ermöglichen.
Bei dem diesen Polizeieinsatz vorangegangenen Wortwechsel zwischen
dem ranghöchsten anwesenden Sicherheitswachebamten und dem
staatspolizeilichen
Behördenvertreter stellte der uniformierte Sicherheitswachebeamte
die Frage in den Raum, wozu ein solcher Einsatz gut sein solle, und
vertrat
die Ansicht, dass damit ein unnötiger Konflikt ausgelöst
würde.
Der Staatspolizist berief sich auf eine Weisung "vom Generaldirektor"
(für
öffentliche Sicherheit?), wonach die Kette unterbrochen werden
müsse.
Gegen 12 Uhr löste sich die Menschen-/Transparent-Kette auf.
Die Regierungsmitglieder waren bereits vor Beginn der Protestaktion
und dementsprechend ungehindert in das Bundeskanzleramt gelangt. Zum
Verlassen
des Gebäudes dürften sie wieder einmal
standesgemäß
auf unterirdische Gänge ausgewichen sein.
Am Vormittag protestierten FrauenLesbenMädchen vor und bei einer davon empfindlich gestörten Pressekonferenz der Initiative freiheitlicher Frauen unter dem Titel "Frau sein allein ist kein Programm - Freiheitliche Zukunftspolitik für Frauen" mit FPÖ-Frauensprecherin Theresia Zierler und der Bundesvorsitzenden der "Initiative freiheitlicher Frauen", Frauenlandesrätin in Oberösterreich und Haider-Schwester Ursula Haubner.
Zwischen 700 und Korrektur: 2000 FrauenLesbenMädchen demonstrierten anlässlich des internationalen FrauenLesbenMädchen-Kampftags bei zum Teil strömenden Regen vom Meiselmarkt in die Innenstadt - für befreite Gesellschaften, für ein Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung, und damit auch gegen die frauenlesbenmädchenfeindliche Politik der FPÖVP-Regierung. Zwischenkundgebungen gab es u.a. bei der Baustelle des "Kosmos-Frauenraums" und beim Landesgericht, wo die Freilassung der drei dort immer noch festgehaltenen, bei der Demo vom 2. März festgenommenen, Eva, Hermann und Werner gefordert wurde.
(Hinweis: Neu bei den AugenzeugInnenberichten von den Polizeiüberfällen in der Nacht vom 2. auf den 3. März: Bericht von der Festnahme von Eva L.)
Nachtrag (korrigiert und ergänzt): Kurz
nach 18 Uhr drang während der vom Flughafensozialdienst
angebotenen
AusländerInnenberatung eine Polizeieinheit in das Lokal der
Bezirksgruppe
4/5/6 der Wiener Grünen ein. Vorwand dafür war eine anonyme
(!)
Anzeige, derzufolge ein Schwarzer vor dem Lokal mit einer Waffe
hantiert
haben soll. Waffen wurden bei der Polizeiaktion freilich keine
gefunden.
Dafür wurden die dort anwesenden Menschen, die nicht als
ÖsterreicherInnen
angesehen wurden, perlustriert und acht Personen mitgenommen. Zwei
Personen
wurden wieder freigelassen. Sechs Personen wurden wegen Verstoßes
gegen das Aufenthaltsrecht in Schubhaft genommen! Die Repression geht
weiter
... [dazu:
Aussendung der Grünen]
Zwischen 3000 (über ORF kolportierte Polizeiangabe), 5000 (TATblatt-Schätzung) und 6000 (andere Schätzung) Leute beteiligten sich an der donnerstäglichen Demonstration, die aus aktuellem Anlass vor allem zu Landesgericht und Schubgefängnis führte.
Mit einer ohrenbetäubend lauten Umrundung des Landesgerichts wurden die nach der Demo vom 2. März verhafteten und immer noch in Untersuchungshaft befindlichen Eva, Hermann und Werner gegrüßt und einmal mehr deren Freilassung gefordert.
Danach ging es über Alser Straße, Spitalgasse, Nußdorfer Straße, Alserbachstraße zum Franz-Josefs-Bahnhof. Bei einer Durchquerung der Bahnhofshalle wurden unter anderem die EisenbahnerInnen zum Streik aufgefordert.
Die weitere Route führte über Friedensbrücke, Brigittenauer Lände, Obere Donaustraße, Roßauer Brücke vorerst mal nur in die Nähe des Schubgefängnisses an der Rossauer Lände. Dort werden unter anderem jene sechs Menschen festgehalten, die am 8. März beim Polizeieinsatz gegen die AusländerInnenberatung im Bezirkslokal 4/5/6 der Grünen festgenommen wurden.
Nachdem die wieder einmal die Demospitze übernommen habenden VertreterInnen trotzkistischer Gruppen wie SLP eine Solidarisierung mit den Schubhäftlingen vor dem Gefängnis in unfassbarer Weise verhindern wollten, bog die Demo erst in die Berggasse ein. Nach einigem guten Zureden konnten die ersten Reihen dann aber doch zur Rückkehr zum Schubhäfen überredet werden. Schließlich wurde das Gefängnis umrundet und die Freiheit für alle Schubhäftlinge sowie ein Bleiberecht für alle gefordert.
Nachtrag: Die SLP stellte dazu unterdessen klar, dass sie keine Solidarisierung verhindern wollte, sondern über den Gefangenhaltungsort der Schubhäftlinge falsch informiert worden war.
Abschließend wurde zurück zum Parlament demonstriert.Die Polizei war diesmal deutlich präsenter als bei
vergleichbaren
Demos zuvor. Vor Landesgericht und Schubgefängnis waren
Polizeiketten
mit Helm, Schild und Schlagstock aufgefahren worden. Zumindest bis zum
Ende der Demo verhielten sich die BeamtInnen aber ruhig.
Zu einem Zwischenfall mit einem privaten mutmaßlichen
Rechtsextremisten
kam es im 9. Bezirk. Der Mann kam in die Demo und schlug ohne
Vorwarnung
einer Frau mit der Faust ins Gesicht. Der Rechtsextremist konnte aus
der
Demo gedrängt werden. Die Frau wurde ins Spital begleitet.
Über
den Grad möglicher Verletzungen ist bislang nichts bekannt.
Um die 20 Leute fahrraddemonstrierten 13 km durch Wien: vom alten
AKH
u.a. über Gürtel, Roßauer Lände
(Schubgefängnis,
wo u.a. sechs der beim Polizeieinsatz gegen die
AusländerInnenberatungsstelle
im Grünen Bezirkslokal 4/5/6 am 8. März Festgenommenen
festgehalten
werden), Alser Straße, /Wickenburggasse (Landesgericht, wo die
nach
der Demo vom 2. März Festgenommenen sitzen), so gen. 2er-Linie,
Mariahilferstraße,
Wienzeile zum Schwarzenbergplatz.
Die Straßen wurden dabei über die gesamte Breite in Beschlag
genommen. Polizei fuhr zwar mit, versuchte aber lediglich, den
Autoverkehr
von der Demo fernzuhalten.
Ab sofort gilt als Treffpunkt für die Fahrraddemo nur noch: jeden
Freitag, 16 Uhr: Altes AKH, Hof 1. Am Schwarzenbergplatz ist dann
meistens
Schluss.
Nachtrag: Die Gattin von
Reverend
Victor I., einem Aktivisten der Association for Human Rights and
Democracy
in Africa wurde am Freitag wegen "Widerstands gegen 3 Polizisten"
verhaftet.
Ihrem Gatten wurde die Kontaktaufnahme mit ihr im Polizeigefängnis
am Deutschmeisterplatz verweigert.
Nähere Umstände waren bei Redaktionsschluß nicht
bekannt.
Die Frage ist, ob sich dieser Vorfall in die Serie der rassistischen
Polizeiübergriffe
der letzten Tage einreihen läßt. Informationen bitte auch an
die Rechtshilfe weiterleiten. mail: rh_wien@yahoo.com
(Quelle: Für
eine Welt ohne Rassismus)
Eva ist frei!!!
Eva, eine der drei nach der 2. März-Demo
festgenommenen
Leute, wurde am Freitag, den 10. März aus dem Gefängnis
entlassen!
Um rauszukommen, musste sie allerdings ein Gelöbnis [Korrektur:]
ablegen, sich während des Verfahrens von Demonstrationen
fernzuhalten.
Das heißt: ihr wird damit explizit ein Grundrecht entzogen.
Genauer bekannt sind nun auch die Vorwürfe, die ihr gemacht
werden.
Sie soll - laut Begründung für die Aufhebung der
Untersuchungshaft
-
"mit weiteren Personen ein Absperrgitter in Richtung der Absperrkette
der
Sicherheitswachebeamten getragen und in der Folge gegen diese geworfen"
haben. Weiters wird ihr - in Bezug auf die Stunden später
stattgefundene
Festnahme - vorgeworfen, "habe sie versucht, sich der Festnahme zu
entziehen".
Eva selbst bestreitet alle diese Vorwürfe.
In der Begründung wird übrigens auch ausdrücklich
festgehalten:
"Während der Demonstration, insbesondere durch das
gegenständliche
Eisengitter, wurde kein Beamter verletzt."
Noch nicht verifizierten Polizeiaussagen im Fernsehen zufolge,
sollen
auch zwei der sechs nach dem Polizeieinsatz gegen die
AusländerInnenberatung
im Grünen Bezirkslokal 4/5/6 am 8. März
in
Schubhaft gesteckten Personen wieder freigelassen worden sein.
Zirka 300 Menschen demonstrierten mit dem "Volkstanz"-Soundpolitisierungs-LKW
quer durch die Innenstadt, vom Heldenplatz über Graben,
Stephansplatz
zur Marienbrücke, dann weiter zum Karmelitermarkt im 2. Bezirk,
und
wieder zurück über Taborstraße, Stephansplatz und
Graben
zum Heldenplatz.
Bereits vor Beginn der Demonstration gab es von vielen Leuten Kritik
daran, dass die - bei der Polizei angemeldete - Demonstrationsroute
nicht
am Landesgericht und dem Schubgefängnis vorbeiführte, wo
immer
noch zwei der nach der 2.-März-Demo
bzw.
zumindest vier der bei dem Polizeieinsatz gegen die
AusländerInnenberatung
in einem Grünen Bezirkslokal am 8. März
Festgenommenen
festgehalten werden, und die VeranstalterInnen aus der Gruppe "Volkstanz"
diesmal zu keiner Änderung der Route bereit waren. Sie
begründeten
dies unter anderem damit, dass ihnen die Polizei bereits nach der
Routenänderung
am 4. März mit Schwierigkeiten gedroht
hätte.
Unter anderem soll ihnen angekündigt worden sein, dass
künftige
Soundpolitisierungs-Demos bei weiteren kurzfristigen Änderungen
untersagt
würden.
Immerhin wurde am Graben, bei einem der zahlreichen Zwischenstopps,
die Freilassung der Gefangenen gefordert.
Ein Protestfest "Hora-Tanzen gegen Schwarz-Blau" veranstalteten die
Vereinigung jüdischer HochschülerInnen in Wien, die
jüdische
Gemeinde und FreundInnen am Nachmittag am
Desider-Friedmann-Platz.
Um die 100 Menschen kamen.
Ruhe... Von einer von SLP/SOV angekündigten Kundgebung am
Stephansplatz
konnten beim besten Willen nicht einmal die VeranstalterInnen gefunden
werden.
Knapp 50 Menschen "begrüßten" eine Stunde lang links und rechts vom Haupteingang des Bundeskanzleramts den MinisterInnenrat, dessen Mitglieder aber - mit Ausnahme von Kunststaatssekretär Franz M. - einmal mehr unterirdische Gänge bevorzugten. Der Haupteingang selbst wurde diesmal von Anfang an von der Polizei freigehalten.
In einer HörerInnenvollversammlung im beinahe voll besetzten Audimax der Universität Wien wurde beschlossen, ab 22. März in einen "aktiven Streik" zu treten. "Aktiv" bedeutet dabei, dass alle StudentInnen aufgefordert werden, nicht einfach zu Hause zu bleiben, sondern sich an Aktionen zu beteiligen. Nach einer ersten Streik- und Aktionswoche soll in einer neuerlichen HörerInnenversammlung über das weitere Vorgehen beraten werden. Die Zeit bis zum 22. März soll zur Vorbereitung von Streik und Aktionen, insbesondere der Information der Studierenden genutzt werden. Dazu finden fortan täglich um 10 Uhr Plena im Audimax statt.
Das Audimax wurde mit sofortiger Wirkung als besetzt erklärt und soll fortan als Kommunikationszentrum für den Widerstand dienen. Dazu ist es wichtig, dass rund um die Uhr möglichst viele Leute anwesend sind (nach Möglichkeit Schlafsack mitnehmen!)
Ebenfalls der Kommunikation im Widerstand dienen soll "Strike!", eine neue Streikzeitung, die ab sofort täglich erscheint, und auch im Internet abrufbar ist: http://strike.action.at .
Während der HörerInnenversammlung kam es vereinzelt zu Störversuchen durch Mitglieder des Ringes Freiheitlicher Studenten (RFS). Es gelang jedoch rasch, die RFSler zum Verlassen der Versammlung zu bewegen.
Im Anschluss an die HörerInnenversammlung fand eine Spontandemonstration zum Landesgericht und zurück statt, um die Freilassung der nach der Demonstration vom 2. März festgenommenen, und immer noch in U-Haft befindlichen Werner und Hermann zu fordern. Daran nahmen allerdings nur knapp 70 Leute teil.
Mehr zur HörerInnenversammlung findet ihr in der Nullnummer der Streikzeitung.
Die am Freitag, den 10. März wegen angeblichen dreifachen Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommene Gattin von Reverend Victor I., einem Aktivisten der Association for Human Rights and Democracy in Africa, befindet sich unterdessen wieder in Freiheit. Genaueres ist uns immer noch nicht bekannt.
Richtigstellung: Zu unserer Meldung über die Freilassung von
Eva
am 10. März teilte uns die Rechtshilfe mit,
dass
sie das Gelöbnis, bis zum Ende ihres Verfahrens an keinen
Demonstrationen
teilzunehmen, entgegen unserer - inzwischen ausgebesserten -
Bahauptung,
nicht unterschrieben, sondern lediglich mündlich abgelegt hat.
Nach dem Audimax der Uni Wien wurde am Donnerstag um 18 Uhr auch die
Aula der Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz besetzt. Nachtrag/Ergänzung:
Initiiert
wurde dies durch die Organisationen k0 (Kommune null), Volkstanz.net,
Betazine.org
und Gettoattack. Die Aula wurde allen Widerstandsinitiativen zur freien
Verfügung gestellt. Sie soll mit der am 20. März
eröffneten
"Schluss!Aus!Stellung!" das Wohnzimmer des Widerstands werden.
Der Maler Markus Prachensky widmet seine Abschiedsausstellung als
Akademie-Professor
den BesetzerInnen. Am 28. März wird er mit seinen Werken
dazustoßen
und das Projekt finanziell mittragen.
Der ORF, der am 19. März in der Aula Szenen einer neuen Folge
der Tatort-Reihe abdrehen wollte, musste die besetzten
Räumlichkeiten
von den WiderständlerInnen für einen Vormittag anmieten. Die
erlösten 15.000 Schilling werden den nach der Demo vom 2.
März Inhaftierten des Opernballs zur Verfügung gestellt.
Die WiderständlerInnen, die die Akademie als Kommune besetzt
halten,
beschreiben ihre Vorgangsweise als "Wegelagerei gegen einen Staat, der
vor Geiselnahme nicht zurückschreckt."
Um 19 Uhr zogen vom Ballhausplatz zwischen 2.500 (über ORF
kolportierte
Polizeiangabe) und 7.000-8.000 (TATblatt-Schätzung) Menschen zur
donnerstäglichen
Demonstration los. Über die Ringstraße wurde erst zur
besetzten
und widerständisch geschmückten Akademie der bildenden
Künste
gezogen, dann über die Wienzeile und kreuz und quer durch den 6.
Bezirk
zum Westbahnhof. Nach der fast schon traditionellen
Bahnhofshallendurchquerung
wurde eine Runde durch den 15. Bezirk gedreht, um anschließend,
diesmal
am Westbahnhof vorbei, über den Gürtel - nachträgliche
Ergänzung: vorbei am Polizeigefangenenhaus Hernalser
Gürtel,
einem der Wiener Schubgefängnissen - und die Alser Straße
zum
Landesgericht zu demonstrieren. Dort wurde einmal mehr lautstark die
Freilassung
von Werner und Hermann und überhaupt aller politischer Gefangener
gefordert. Abschließend wurde zur Uni Wien gegangen und die Demo
schließlich um ca. 23 Uhr beim besetzten Audimax aufgelöst.
Nur gerade mal 10 Leute beteiligten sich an der freitäglichen Fahrraddemo, die erst zum besetzten Audimax der Uni Wien und dann über so gen. 2er-Linie und Mariahilfer Straße in den 7. Bezirk führte, wo sie sich nach relativ kurzer Fahrt auflöste. Polizei hielt sich von der Minidemo fern.
Nachtrag: Am Nachmittag fand in
Wien 10 eine Kundgebung gegen Zwangsarbeit statt, an der rund zwanzig
Menschen
teilnahmen. Für die Organisation zeichneten die "Revolutionär
Kommunistische Liga (RKL)" und befreundete Gruppen verantwortlich.
Unter
dem Titel "Gegen Zwangsarbeit" und "Keine Regierung der Reichen" wurde
dazu aufgerufen, die herrschenden Klassen zu bekämpfen. Mit etwas
dogmatischen Redebeiträgen wurden die Menschen, die sich in
Hörweite
des Megaphons befanden, darüber informiert, warum die "Politik des
kleinen Mannes" eine solche nicht sei, und dass eben diese "kleinen
Leute"
jetzt die Rechnung bezahlen würden. Im Laufe der Veransaltung kam
es zu einigen verbalen Auseinandersetzungen mit rechtsextremen
PassantInnen.
(Danke an die Plattform
für eine Welt ohne Rassismus für die Infos)
Diesmal ohne DJ-Truck, dafür aber mit unzähligen tragbaren
Radiogeräten, machten sich um 15 Uhr rund 500 Leute bei der
samstäglichen,
von der Gruppe "Volkstanz"
organisierten, Soundpolitisierungs-Demo gegen Schwarzblau auf den Weg.
Das dazugehörige Radioprogramm mit Musik und inhaltlichen
Beiträgen
wurde von "Volkstanz"-AktivistInnen über Orange 94,0, dem freien
Radio
in Wien, beigesteuert.
Die Demo führte vom Heldenplatz erst zum Schillerplatz zur
Akademie
der bildenden Künste, deren Aula seit 16.
März
besetzt ist. Anschließend ging es zur Linken Wienzeile, selbige
ein
Stück stadtauswärts, dann über die Rechte Wienzeile
zurück
in die Innenstadt, die anschließend durchquert wurde.
In der Innenstadt stellte sich die Polizei mehrmals den
DemonstrantInnen
in den Weg und erzwang so justament bei einer der wenigen angemeldeten
Demonstrationen unvorhergesehene Routenänderungen. Korrektur
und Ergänzung: Am Michaelerplatz kam es dabei um ca.
17
Uhr zu einem Zwischenfall, als WEGA-Polizisten die DemonstrantInnen
handgreiflich
zurückdrängten - für WEGA-Verhältnisse allerdings
eher
sanft mittels Faustschlägen, Remplern und Fußtritten.
Darüber,
ob auch Gumminknüppel eingesetzt wurden, gibt es unterschiedliche
Berichte. Es kam zu Verletzungen. Verhaftet wurde jedoch keineR.
Ergänzung (nach Informationen der
Rechtshilfe):
Kurz
darauf entrissen PolizistInnen mit Helm und Schutzschirm einer Frau
eine
Videokasette und schlugen auch auf sie ein.
Die Demo konnte anschließend, wenn auch über einen kleinen
Umweg, zum geplanten Zielpunkt, der Akademie der bildenden Künste,
fortgesetzt werden. Korrektur und
Ergänzung
(nach Informationen der Rechtshilfe): Um
18 Uhr wurde ein Demo-Teilnehmer, der die Polizeieinsätze mit
Videokamera
aufzeichnete, von PolizistInnen angegriffen. Aufgrund des couragierten
Einschreitens anderer DemonstrantInnen konnte eine Vehaftung jedoch
verhindert
werden. Es wurden "nur" seine Personalien aufgenommen. Die
amtshandelnden
PolizistInnen weigerten sich, sich mittels Dienstnummer zu
legitimieren.
Einer der Polizisten kommentierte dabei provokant unpassend,
dass
ihn das daran erinnere, wie im Nationalsozialismus die Juden auch nach
ihrer Nummer gefragt worden waren.
Zwischen 50 und 60 DemonstrantInnen zogen von dort noch weiter zum
Landesgericht, um die Freilassung von Werner und Hermann zu fordern,
und
schließlich ins seit 15. März besetzte
Audimax
der Uni Wien.
Auf dieser nicht angemeldeten Route kam es zu keinen
Provokationen
der Polizei.
keine neuen Aktionen, alle bekannten Besetzungen weiter aufrecht
Bitte auch die Korrekturen und Ergänzungen beim Eintrag zum 18.
März beachten.
Die für 8.00 Uhr befürchtete Erstürmung des Audimax durch Mitglieder des Ringes Freiheitlicher Studenten (RFS) fand - zumindest vorerst - nicht statt. Eine für diesen Zeitpunkt angesetzte Jus-Vorlesung wurde entgegen vorheriger Ankündigungen doch ins Juridikum verlegt. Für Entwarnung ist es aber dennoch zu früh. So kündigten RFS-ler inzwischen an, dass wenn die Besetzung Dienstag noch andauere, sie diese beenden wollen. Für Mittwoch 8.30 ist eine juristische Vorlesung des ehemaligen FPÖ-Abgeordneten Brauneder angesetzt. Aus diesen Gründen ist es weiterhin wichtig, dass zu jeder Tageszeit, insbesondere aber in der Nacht und in der Früh (Dienstag Jus-Vorlesung um 10.30 Uhr, Mittwoch Brauneder-Jus-Vorlesung um 8.30 Uhr) möglichst viele BesetzerInnen im Audimax anwesend sind.
In einer HörerInnenversammlung im Audimax, die wie derzeit jeden Tag um 10 Uhr begann, wurde mehrheitlich beschlossen, dass im Audimax angesetzte Prüfungen, so sie nicht verlegt werden können, stattfinden dürfen. Damit sollte vor allem verhindert werden, dass Studierende aufgrund der Besetzung wichtige Voraussetzungen für den weiteren Bezug von Stipendien oder von Visa nicht erbringen können. Vorlesungen sollen jedoch weiterhin verhindert werden, es sei denn, sie werden in Diskussionen über die Rechts-Rechtsextrem-Regierung umgewandelt, wozu sich bereits mehrere Vortragende bereit erklärt haben.
In zahlreichen Wortmeldungen wurde auch darüber diskutiert, inwieweit widerstandsbereite Studierende durch den Streikbeschluss des Audimax-Plenums überrollt und damit die Widerstandsbewegung an der Uni geschwächt würde. Insbesondere von Institutsgruppen, von StudierendenvertreterInnen, vom Kommunistischen StudentInnenverband (KSV) und vom Verband sozialistischer StudentInnen (VSStÖ) wurden Vorwürfe laut, dass im Audimax eine selbsternannte Speerspitze der Bewegung eine zentralistische Hierarchisierung der Bewegung forciere, welche in krassem Widerspruch zur vielfältigen, dezentralen und spontanen Struktur stehe, welche die seit dem 1. Februar anhaltenden Proteste auszeichnete. Solch ein Zentralismus behindere die Mobilisierung von Studierenden, und verhindere so einen Erfolg jener Aktionswoche ab dem 22. März, die bereits lange vor dem Streikbeschluss vorzubereiten begonnen wurde. RednerInnen vor allem trotzkistischer Gruppen wiesen diese Vorwürfe zurück und betonten die Wichtigkeit, die Proteste nun zu einem Streik weiterzuentwickeln, welcher Anstoß zu Streiks in der ArbeiterInnenklasse sein könnte und sollte, wodurch ein Rücktritt der Regierung erzwungen werden könne.
Der bereits am 15. März gefasste Beschluss, ab 22. März in den Streik zu treten, bleibt weiter aufrecht. Die bislang nur mäßig gut angelaufenen Vorbereitungen auf den Streik, insbesondere die Information der Studierenden, sollen bis dahin intensiviert werden.
Nachtrag: Da der normalerweise
Dienstag stattfindende MinisterInnenrat wegen der für Dienstag
geplanten
Nationalratssitzung auf Montag verlegt wurde, und zudem die
Parteivorsitzenden
der Oppositionsparteien SPÖ und Grüne zu Gesprächen
über
einen "Schulterschluss" gegen die internationale Kritik an
Österreich
ins Bundeskanzleramt eingeladen waren, demonstrierten an die zwanzig
Menschen
am Ballhausplatz gegen die Rechts-Rechtsextrem-Regierung und gegen
besagten
"Schulterschluss".
Zumindest bis Mittag ist der befürchtete Angriff von freiheitlichen Studenten auf das besetzte Audimax ausgeblieben. Unklar war am Vormittag noch, wie mit für den Nachmittag angesetzten Vorlesungen im Audimax umgegangen werden soll. Eine von einigen geforderte neuerliche Abstimmung darüber fand zwar nicht statt, doch zeigte sich ein gewisses Missverhältnis zwischen den zur Umsetzung des Beschlusses vom 20. März, alle Vorlesungen, die nicht zu regierungskritischen Alternativveranstaltungen umgewidmet werden, verhindern zu wollen, notwendigen und den tatsächlich vorhandenen Kräften. Die Besetzung bleibt jedenfalls - ungeachtet allfälliger Vorlesungen - aufrecht. Seit den Morgenstunden steht neben der Universität ein Mannschaftswagen der Polizei bereit.
Einigkeit bestand darüber, dass die für Mittwoch 8.30 Uhr angesetzte Vorlesung von Ex-FPÖ-Abgeordneten Brauneder verhindert werden soll. Mittwoch ab 8.00 Uhr sollen sich möglichst viele BesetzerInnen im Audimax einfinden, was angesichts des für diesen Tag angesetzten Streikbeginns kein Problem darstellen sollte.
Die Vorbereitungen auf den Mittwoch beginnenden Streik gehen indessen weiter - im Audimax und vielmehr noch auf den verschiedenen Instituten. Am Mittwoch um 17 Uhr findet im Audimax wieder eine große HörerInnenversammlung statt. Weitere Infos und Termine dazu finden sich in der Streikzeitung "Strike!"
Nachdem der normalerweise Dienstag stattfindende MinisterInnenrat
bereits
am Montag stattgefunden hatte, zogen die 20-30
Leute,
die zum dienstäglichen Vormittagskundgebungs-Termin auf den
Ballhausplatz
gekommen waren, in Richtung Parlament, wo in der dort stattfindenden
Nationalratssitzung
die Budgetrede des Finanzministers am Programm stand. Die
Mini-Demonstration
löste sich aber bald auf.
Mit HörerInnenversammlungen, Alternativlehrveranstaltungen und Aktionen auf zahlreichen Uni-Instituten begann die vorerst bis 29. März angesetzte Widerstandswoche auf der Uni Wien. Der am 15. März im Audimax beschlossene Streik erwies sich hingegen als zumindest vorerst nicht durchsetzbar.
Dies wurde auch bei der HörerInnenversammlung von Studierenden aller Studienrichtungen um 17 Uhr im Audimax mehrheitlich erkannt. In zahlreichen Wortmeldungen wurde über die daraus zu ziehenden Konsequenzen debattiert. Schließlich wurden zwei alternative Vorschläge zur Abstimmung gebracht. Dem ersten - von einer SLP-Vertreterin eingebrachten - Vorschlag zufolge sollte der geplante Streik auf einen eintägigen Warnstreik am 29. März, also am Ende der Widerstandswoche, verkürzt werden, auf den in den nächsten Tagen gezielt hingearbeitet werden könnte. Außerdem vorgesehen in diesem Vorschlag: eine Großdemonstration der Studierenden am 29. März. Der zweite Vorschlag - eingebracht von einem Vertreter der Gruppe ArbeiterInnenstandpunkt - beinhaltete einen Streik am 23. März, der bei Erfolg verlängert werden sollte. Letztendlich wurde mit knapper Mehrheit für der ersten Vorschlag entschieden.
Eine Fortführung der Audimax-Besetzung wurde von keiner und keinem in Frage gestellt. Ein Antrag der GRUWI-Fakultätsvertretung, der die Ermöglichung der Durchführung von Lehrveranstaltungen im Audimax, die nicht verlegt werden können, forderte, wurde jedoch mehrheitlich angenommen - allerdings mit der Einschränkung, dass in Einzelfällen von HörerInnenversammlungen auch beschlossen werden könne, dass bestimmte Lehrveranstaltungen trotzdem verhindert werden sollen. Dieser Zusatz zielte vor allem auf die Vorlesung des ehemaligen FPÖ-Abgeordneten und Rechtsextremen Brauneder ab, die jeweils für Mittwoch 8.30 angesetzt ist. Heute war diese Vorlesung übrigens verlegt worden.
Schließlich wurde noch ein "Koordinationsrat" für die Koordination weiterer Aktivitäten eingesetzt, über den jede Woche neu abgestimmt werden soll.
Unabhängig vom Audimax sind für die Aktionswoche auf den
einzelnen
Fakultäten und Instituten vielfältige Aktionen geplant
worden.
Zur Information über weitere Aktivitäten im Rahmen der
Aktionswoche
an der Uni-Wien empfehlen wir die Site der Streikzeitung "Strike!"
bzw. auf die Institute zu schauen und sich den dortigen
Aktivitäten
anzuschließen. Fortgesetzt wird der Widerstand freilich auch auf
der Akademie der bildenden Künste, deren Aula
selbstverständlich
auch weiterhin besetzt bleibt. An der TU-Wien findet am Donnerstag, den
23. März um 15 Uhr eine HörerInnenversammlung statt.
Aktionstage
sind ab 23. März auch auf den Universitäten Innsbruck und
Salzburg
geplant. In Linz findet, ebenfalls am 23. März, um 14 Uhr ein
offenes
StudentInnenplenum statt.
Eine Gruppe von Lesben- und Schwulen-AktivistInnen besetzte am Vormittag für zwei Stunden die portugiesische Botschaft in Wien, um anlässlich des derzeit in Lissabon stattfindenden EU-Gipfels auf die massiven Menschenrechtsverletzungen an Homosexuellen in Österreich hinzuweisen.und einmal mehr die Aufhebung des Paragrafen 209 StGB sowie die Freilassung der nach diesem Gesetz inhaftierten Personen zu fordern. Dieser Paragraf beinhaltet ein Mindestalter für homosexuelle Beziehungen unter Männern von 18 Jahren, das somit vier Jahre über jenem für Heterosexuelle und Lesben liegt. Weiters wurde gefordert, dass die Bestimmungen des Opferfürsorgegesetzes auf die wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgten Personen ausgeweitet werden oder eine eigene gleichwertige gesetzliche Regelung geschaffen wird.
Kreuz und quer durch die Innenstadt führte diesmal die abendliche Donnerstagsdemo. Unter anderem führte die Route an der portugiesischen Botschaft am Opernring vorbei, um die Solidarität mit den BesetzerInnen vom Vormittag auszudrücken und sich deren Forderungen anzuschließen.Über die TeilnehmerInnenzahlen gibt es wie immer recht
unterschiedliche
Angaben. Laut ORF schätzten sowohl Polizei als auch Aktionskomitee
5.000 bis 6.000 TeilnehmerInnen. Die TATblatt-Schätzung
beläuft
sich auf 8.000-9.000 Leute, und liegt damit erstmals über jener
des
Aktionskomitees. Ein Vergleich der Polizeiangaben von dieser und der
letzten
Donnerstagsdemo lässt allerdings den Schluss zu, dass diesmal
deutlich
mehr Menschen unterwegs gewesen sein dürften als zuletzt, was eher
für unsere Schätzung spricht.
Sehr klein und kurz fiel die Fahrrad-Demo "Zweirad gegen Doppelmoral" aus. Die nur sechs TeilnehmerInnen führen gemeinsam zum Ballhausplatz und beschlossen dort, die Fahrraddemo fortan statt am Freitag am Montag abzuhalten, um mehr Menschen die Möglichkeit zur Teilnahme zu bieten. Neuer Termin für die Fahrraddemo ab sofort: Treffpunkt jeden Montag, 18 Uhr Ballhausplatz (beginnend mit Mo. 27. März).
Anlässlich des Jahrestages des NATO-Überfalls auf
Jugoslawien
demonstrierten ab 18 Uhr zirka 800 Menschen gegen WEU und NATO, gegen
Beistandspflicht,
gegen Sozialabbau zu Gunsten von Aufrüstung und für den
Erhalt
der Neutralität.
"KUNSTvoller Widerstand" wurde von Studierenden der drei
Kunstuniversitäten
Wiens im Rahmen der samstäglichen "Volkstanz"-Demo
organisiert.
Zirka 1.000 Menschen zogen vom Heldenplatz über die
Ringstraße
zur Akademie der Bildenden Künste am Schillerplatz, weiter
über
Ring, Heumarkt und Vordere Zollamtsstraße zur Hochschule für
Angewandte Kunst am Stubenring, über Ring und Stubenbastei
zur
Universität für Musik und Darstellende Kunst in der
Seilerstätte
und schließlich zur Oper.
Dort veranstalteten KunststudentInnen ein Konzert des Widerstands gegen
Sexismus, Rassismus und Faschismus. Zusätzlich gab es
Farbbeutelwerfen
gegen ein "Schwarz-Blau"-Transparent, Theatereinlagen und
Diaprojektionen.
Eine - nicht zuletzt durch Volksmusik - erheblich erweiterte Palette
dargebotenener
Musikstilrichtungen ließen die Veranstaltung erstmals wirklich zu
einem richtigen Volxtanz werden. Unzählige DemonstrantInnen und
von
ihnen aufgeforderte ZuschauerInnen und TouristInnen verwandelten zu den
Klängen des Donauwalzers den Platz neben der Oper zum vielleicht
antifaschistischsten
Ballsaal der Welt.
bislang keine Aktionen bekannt (außer den fortdauernden Besetzungen des Audimax der Uni Wien und der Aula der Akademie der Bildenden Künste, der immer noch vor dem Bundeskanzleramt am Ballhausplatz bestehenden "Botschaft besorgter BürgerInnen", den nächtlichen Diaprojektionen auf das Bundeskanzleramt usw. usf.)
Aus dem Gefängnis gelangte ein Brief
eines der nach der Demonstration vom 2. März
Festgenommenen
an die Öffentlichkeit.
Die erstmals für Montag angesetzte Fahrrad-Demo entfiel,
nachdem
nur sehr wenige TeilnehmerInnen zum Treffpunkt gekommen waren. Der
neue,
erst letzten Freitag festgesetzte Termin (jeden Montag, 18 Uhr,
Ballhausplatz)
dürfte sich noch nicht wirklich herumgesprochen haben.
Information aus Linz:
Am Samstag, den 8. April findet in Linz (Brucknerhaus) der Bundesparteitag der FPÖ statt. Für den ganzen Tag sind Gegenveranstaltungen geplant. Dafür wurden im gesamten Raum rund um das Brucknerhaus Demos angemeldet.
Die Aktion Zivilcourage (eine Komitee verschiedenster linker Gruppen), die die bisherigen Kundgebungen gegen die blau-schwarze Regierung organisiert hat, ruft zum Treffen und Aktionstag unter dem Motto "Party statt Parteitag" auf. Dafür ist die gesamte Donaulände am 8. April von 8:00 Uhr (Früh) bis 24:00 Uhr als Veranstaltungsortangemeldet. Vor dem BRUCKNERHAUS werden Kundgebungen und Straßenfeste stattfinden.
ergänzt: [Info aus Tirol: Prozess wegen "Widerstands gegen die Staatsgewalt" und "Körperverletzung"]ergänzt: LeserInnenbrief "Sexismus und Widerstand" zu sexistischen Kabarett-Einlagen auf der Volkstanz-Demo über Orange 94,0 (Neu: Stellungnahme von Orange 94,0)
Die dienstägliche "Begrüßung des MinisterInnenrats"
entfiel, nachdem nur rund zehn DemonstrantInnen gekommen waren. Der
nächste
MinisterInnenrat, und damit auch die nächste
"Begrüßung",
findet ausnahmsweise erst am Mittwoch, dem 5. April, statt. Ein genauer
Termin wird noch bekannt gegeben.
Nur wenig Beteiligung fand der Streik der Studierenden an der Uni Wien.
Nachtrag: An einigen Instituten
gab es allerdings Aktionen und alternative Lehrveranstaltungen. So
wurde
bspw. am Institut für Ethnologie ein alternatives
Lehrprogramm
mit Vorträgen, Diskussionen und Filmen gegen Rassismus,
Antisemitismus
und Sexismus abgehalten. Ein Hörsaal wurde in einen akustischen
Musiksaal
verwandelt.
Am Institut für Philosophie wurde in zahlreichen Vorlesungen die
aktuelle Situation thematisiert, zahlreiche Studierende beteiligten
sich
an den Diskussionen.
Sprachwissenschafts-StudentInnen befestigten bereits zu Beginn der
Widerstandswoche ein Transparent mit der Aufschrift "Normalisierung
tötet"
am Institutsgebäude in der Berggasse und verwandelten den
Instituts-Hörsaal
in ein Kommunikations- und Organisationszentrum für den
"linguistischen
WIderstand" um. Zur Untersuchung rassistischer und antisemitischer
Rhetorik
wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, welche die Nutzung der
Instituts-Infrastruktur
für ihre Arbeit fordert. Die meisten Vortragenden widmeten nach
Absprache
mit HörerInnenvertreterInnen die Lehrveranstaltungen zur
Besprechung
von linguistischen Aspekten von Rassismen, Sexismen und Populismen um.
Zumindest während der Demonstration entfielen die
Lehrveranstaltungen.
Mit der Entwicklung, Bewerbung und Verteilung von "Lingua
Forte" wurde im öffentlichen Raum Diskriminierung durch
rassistischen
Sprachgebrauch thematisiert.
An der nachmittäglichen "Großdemonstration" nahmen nach TATblatt-Zählung nur zwischen 600 und 700 Leute teil. Im Audimax wurde von 1000 TeilnehmerInnen gesprochen. Jedenfalls waren es wesentlich weniger Menschen, als an den Donnerstagsdemos teilnehmen, und auch weniger Menschen, als zur HörerInnenversammlung am 15. März, bei der der Streik beschlossen worden war, ins Audimax gekommen waren.
Die Demoroute führte von der Uni zuerst zum Landesgericht, wo immer noch zwei nach der Demo vom 2. März Festgenommene festgehalten werden, und dann vor dem Landesgericht vorbei - also für die Gefangenen höchstwahrscheinlich nicht hörbar, da die Zellen hofseitig angeordnet sind und nur von der hinter dem Landesgericht liegenden Wickenburggasse akkustisch erreicht werden können. Anschließend wurde über den Ballhausplatz und quer durch die Innenstadt zur ÖGB-Zentrale in der Wipplingerstraße gezogen, wo die Gewerkschaft zu Kampfmaßnahmen aufgefordert wurde. Abschließend ging's zurück zur Uni.
Bei der anschließenden HörerInnenversammlung wurde nach
obligaten
Schuldzuweisungen für das Misslingen von Aktionswoche, Streik und
Demo über die weitere Vorgangsweise abgestimmt. Dabei wurde
einstimmig
beschlossen, künftig das so gen. ProminentInnenzimmer für
Versammlungen
und Alternativlehrveranstaltungen nutzen zu wollen.
Mehrheitlich wurde ferner beschlossen, dass
Wie nun langsam bekannt wurde, kam es in den letzten Tagen zumindest zweimal zu Personalienaufnahmen und/oder Perlustrierungen von Audimax-BesetzerInnen durch PolizistInnen, die vom Sicherheitsdienst der Uni wegen angeblicher Sachbeschädigungen (bspw. einer schadhaften Türschnalle) gerufen worden waren. (Betroffene bitte unbedingt bei der Rechtshilfe melden - erreichbar während Demos unter der Tel.-Nr.: (01) 535 91 09)
Mit Blasmusik zelebrierte die EisenbahnerInnengewerkschaft zu Mittag
eine Kundgebung am Westbahnhof anlässlich des "Internationalen
Tags
der Eisenbahner"Innen. Neben zahlreichen sozialdemokratischen
GewerkschaftsfunktionärInnen
nahmen auch eine Handvoll kommunistischer GewerkschafterInnen,
AktivistInnen
des ArbeiterInnenstandpunkts und anderer linker Gruppen sowie ein paar
StudentInnen daran teil, die - weitgehend ignoriert - zu
gewerkschaftlichen
Kampfmaßnahmen aufriefen. AK-Wien-Vizepräsident
Stöger
ging in seiner Rede kurz darauf ein, indem er sagte, dass Streiks in
Österreich
nicht notwendig seien, weil es ohnehin die AK und den ÖGB gebe!
Der
Vorsitzende der EisenbahnerInnengewerkschaft referierte vor allem
über
Wettbewerbsprobleme des Unternehmens ÖBB.
Rund 70 AntifaschistInnen standen zwischen 11.00 und 12.00 Uhr
anlässlich
einer Kundgebung des "Ringes Freiheitlicher Studenten" (RFS) vor der
Uni
etwa gleich vielen Rechtsextremen gegenüber. Der RFS polemisierte
gegen, wie er es nannte, "Linksfaschisten, Berufsdemonstrierer und
Chaoten"
und forderte vom Rektor, Streikmaßnahmen entschieden
entgegenzutreten
und die Personalien der "Besetzer"Innen des Audimax feststellen zu
lassen.
Die AntifaschistInnen machten ihren Unmut gegen die rechtsextremen
DemonstrantInnen
mit Pfiffen, Parolen und vereinzelt Eiern Luft.
Bereits nach wenigen Minuten drängten WEGA-Bamte die
AntifaschistInnen
mit vorerst noch relativ geringer Gewaltanwendung ab und sorgten
für
einen Abstand von ca. 15 Metern zwischen RFS- und Gegendemo. Um 11.30
Uhr
begannen die WEGA-Beamten ohne ersichtlichen Anlass in die
antifaschistische
Kundgebung hineinzuprügeln und damit weiter abzudrängen.
Mehreren
DemonstrantInnen wurde dabei mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Ein
Demonstrant wurde gegen eine Glasscheibe eines U-Bahn-Abganges
geschlagen,
auf den Boden geworfen und verprügelt. Die Sicherheitsglasscheibe
ging dabei zu Bruch. Der Demonstrant wurde dabei glücklicherweise
nur leicht verletzt. Einige weitere DemonstrantInnen trugen nach
Faustschlägen
durch Polizisten Verletzungen im Mundbereich davon. Eine Demonstrantin
wurde mit einem Krankenwagen abtransportiert, konnte aber nach
ambulanter
Behandlung wieder entlassen werden.
Festnahmen dürfte es nach unserem derzeitigen Informationsstand
nicht gegeben haben. Auch Personalien dürften nicht aufgenommen
worden
sein. Der RFS filmte die ganze Stunde über mit einer Videokamera
die
Gesichter der durchwegs unvermummten AntifaschistInnen.
Nach der Besetzung des Audimax musste um zirka 17.00 Uhr auf sanften Druck der Uni-Security hin, auch die Besetzung des ProminentInnenzimmers aufgegeben werden.
Zwischen über 1.000 (Angabe des ORF) und 3.000 Menschen (TATblatt-Zählung - das entspräche fast zehn Prozent aller HausbesorgerInnen in ganz Österreich!) nahmen an einer Kundgebung gegen die Abschaffung des HausbesorgerInnengesetzes vor der ÖVP-Zentrale teil, die am 31. März im Nationalrat beschlossen zu werden droht. Diese würde für die zirka 32.000 HausbesorgerInnen in Österreich den Verlust der gesetzlichen Grundlage des Dienstverhältnisses und die Gefahr, ihre Wohnungen zu verlieren, bedeuten. Organisiert wurde die Kundgebung von der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst. Ein Teil der KundgebungsteilnehmerInnen bewegte sich anschließend "Widerstand" und "Jetzt geht's los" skandierend zum Ballhausplatz zur Donnerstagsdemo.
Die Donnerstagsdemo war mit 2.500 bis 3.000 TeilnehmerInnen (TATblatt-Zählung) diesmal relativ schwach besucht. Die Stimmung war dafür ausgesprochen lustvoll-kämpferisch. Zuerst wurde zum Naturhistorischen Museum gezogen, wo Bundeskanzler Schüssel und Vizekanzlerin Riess-Passer gerade eine SportlerInnenehrung durchführten. Dann ging es kreuz und quer durch den 7., 6., 1. und 4. Bezirk, wobei, nachdem in der ersten Reihe diesmal andere Leute als sonst gingen, durch zahlreiche plötzliche Richtungsänderungen nach langer Zeit wieder einmal die Polizei ziemlich auf Trab gehalten wurde. Unter anderem wurde dabei beim "Kurier", dem ORF-Funkhaus, der ArbeiterInnenkammer, dem Innenministerium und dem "Standard" vorbegezogen. Anschließend wurde wie immer zum Landesgericht gegangen, um die Freilassung der nach der 2.-März-Demo Festgenommenen und der Schubgefangenen zu fordern, und ihnen die Solidarität der Protestbewegung gegen die Rechts-Rechtsextrem-Regierung auszudrücken. Zu diesem Zeitpunkt waren allerdings nur mehr zirka 200 Leute anwesend. Schuld daran dürfte gewesen sein, dass die Demo zumeist viel zu schnell unterwegs gewesen war, was besonders im hinteren Teil immer wieder zu großen Lücken geführt hatte, und dass es inzwischen bereits relativ spät - ungefähr 22.30 Uhr - geworden war.
Auf dem Weg vom Landesgericht zur Universität fuhr in der Florianigasse plötzlich ein Auto in die Demonstration und verletzte dabei eineN DemonstrantIn leicht. Der Fahrer sprang daraufhin mit einem eisenstangenähnlichen Fitness-Gerät aus dem Wagen und attackierte weitere DemonstrantInnen, konnte aber durch entschlossenes Eingreifen von Demo-TeilnehmerInnen aus der Demo entfernt werden. Als er sich daraufhin an die Polizei wandte, nahmen die BeamtInnen überraschenderweise nur seine Personalien auf, ließen die Demo-TeilnehmerInnen aber in Ruhe. Das Auto wurde in der Folge mit einem Ei beworfen und die Nummerntafel - von DemonstrantInnen - abmontiert.
An dieser Stelle löste sich die Demo schließlich
weitgehend
auf. Bei der Universität kamen nur mehr rund 50 Leute an. Einige
wenige
schauten noch in die überraschenderweise nicht abgesperrte Uni,
zogen
es dann aber doch vor, wieder hinaus zu gehen. Um zirka 23.15
löste
sich auch der letzte Rest der Demo auf.
Unter dem Titel "Budget saniert? - Gesellschaftspolitik ruiniert!"
trafen
sich um 9:45 Uhr ca. 70 Personen vor dem Finanzministerium in der
Himmelpfortgasse
8, um "Sozialpolitik und Demokratie zu Grabe zu tragen". Der Trauerzug
führte am Bundeskanzleramt vorbei zum Parlament, wo eine
Kundgebung
stattfand, und endete am Ballhausplatz.
Die Demonstration richtete sich gegen die Abschaffung des
ermäßigten
Preises für den Postzeitungsversand, die insbesondere für die
meisten Alternativzeitschriften eine akute Existenzbedrohung darstellt,
sowie gegen weitere geplante "Sparmaßnahmen" bei
gemeinnützigen
Vereinen in allen Bereichen - Rettungswesen, Gesundheit, Soziales,
Menschen
mit Behinderungen, Menschenrechte, Umwelt, Entwicklung, Kultur, Frauen,
Bildung. So bedroht die geplante Kürzung der Ermessensausgaben
viele
Hilfsorganisationen in ihrer Existenz. Einsparungen bei Zivildienern -
deren Einsatz zwar durchaus hinterfragenswert ist, da dabei aus
Kostengründen
unausgebildete Zwangsverpflichtete anstelle von kompetenten
Fachkräften
zum Einsatz kommen - ohne Ersatzmaßnahmen gefährden u.a. die
Weiterexistenz des Fahrtendienstes für behindert werdende Menschen
im gesamten Bundesgebiet mit Ausnahme von Wien.
Organisiert wurde die Demonstration von der Österreichischen
Arbeitsgemeinschaft
für Rehabilitation (ÖAR) und der Interessensvertretung
österreichischer
gemeinnütziger Vereine (IÖGV). UnterstützerInnen waren
Bizeps
und Integration Österreich.
Über die Abschaffung des staatlichen Zuschusses zum
Postzeitungsversand
soll übrigens am Mittwoch, den 5. April, im Budgetausschuss des
Nationalrates
verhandelt werden. Die Post hat in diesem Zusammenhang bereits
angekündigt,
dass ermäßigte Preise für den Zeitungsversand nicht
mehr
gewährt werden, wenn dieser Zuschuss gestrichen wird.
Insbesondere nicht-kommerzielle Alternativzeitschriften wären
dadurch in ihrer Existenz bedroht. Darauf, dass dies kein
unerwünschter
Nebeneffekt ist, deuten Wortmeldungen von ÖVP-Klubobmann Khol hin,
der im Standard mit der Aussage zitiert wurde, dass stattdessen
Direktsubventionen
gewährt und damit "die Böcke von den Schafen" getrennt werden
sollen. Wie die Erfahrungen aus den Diskussionen um die Gewährung
der Publizistikförderung der letzten Jahre zeigen, kann davon
ausgegangen
werden, dass damit insbesondere linke Zeitschriften ökonomisch
vernichtet
werden sollen.
Die Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften (VAZ)
lädt
in diesem Zusammenhang alle AlternativzeitschriftenmacherInnen für
Freitag, den 7. April um 18.00 Uhr in die Bürogemeinschaft
Schottengasse
(Wien 1, Schottengasse 3a/Stiege 1/ 4. Stock/Tür 59) zur
Besprechung
dieses Themas und von möglichen Aktivitäten dagegen ein.
Kontakt:
vaz@mediaweb.at
Ab 14 Uhr erinnerten an die 40 AntifaschistInnen, in erster Linie aus der KPÖ, an die Tötung des Antifaschisten Ernst Kirchweger durch ein Mitglied des Ringes Freiheitlicher Studenten (RFS) am 31. März 1965. Nach einer Gedenkkundgebung vor der Kirchweger-Gedenktafel in der Sonnwendtgasse im 10. Bezirk zogen sie, vorbei am Ernst-Kirchweger-Haus (EKH), zum antifaschistischen Gedenkmal am Reumannplatz.
Am 31. März 1965 waren 4.500 AntifaschistInnen auf die Straße gegangen, um gegen den durch antisemitische Äußerungen aufgefallenen Professor für Welthandel, Taras Borodajkewycz, zu demonstrieren. Einige hundert Burschenschafter sowie Mitglieder und SympathisantInnen des Rings Freiheitlicher Studenten RFS nahmen an einer Gegendemonstration teil. Unter Duldung der Polizei riefen Burschenschafter und RFS-lerInnen nationalsozialistische und antisemitische Parolen und gingen mit Stahlruten auf die AntifaschistInnen los. Der 67-jährige Pensionist und Kommunist Ernst Kirchweger, der fünf Jahre seines Lebens im Konzentrationslager verbringen hatte müssen und davon noch immer körperlich sichtlich geschwächt war, wurde von dem im "Bund Heimattreuer Jugend" ausgebildeten Günther Kümel erschlagen. Wie das Landesgericht Wien später urteilte, habe sich der junge, körperlich durchtrainierte, unter anderem in seiner Freizeit dem Boxsport wie auch dem Brandsätzewerfen nachgehende, Kümel "berechtigterweise" von dem schmächtigen Pensionisten angegriffen und dermaßen bedroht gefühlt, dass er Notwehr ergreifen habe müssen. Diese hatte er laut Gerichtsurteil lediglich überschritten, weshalb er zu zehn Monaten Arrest verurteilt wurde.
In unmittelbarer Nähe zu Kümel marschierte auf Seiten des RFS der spätere FPÖ-Spitzenpolitiker Holger Bauer. Er konnte die Vorfälle allerdings laut eigenen Aussagen nicht wahrnehmen.
An der Spitze des für die Gegendemonstration mitverantwortlichen RFS standen damals Helmut Krünes als RFS-Vorsitzender und Friedhelm Frischenschlager als RFS-Generalsekretär. Beide machten später in der FPÖ Karriere und wurden in der SPÖ-FPÖ-Koalitionsregierung Verteidigungsminister. In dieser Funktion empfing Frischenschlager 1985 den vorzeitig aus italienischer Haft entlassenen SS-Offizier und Kriegsverbrecher Walter Reder feierlich mit Handschlag in Österreich. Heute wird der inzwischen zum Liberalen Forum gewechselte Frischenschlager originellerweise als Liberaler bezeichnet.
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