chronik 2004 |
Diese "Chronik"
ist die Fortsetzung der
"WiderstandsChronologie" der Jahre 2000 und 2001 ab 2002 – mit
Berichten von allen Donnerstagsdemos sowie von vielen weiteren
berichtenswerten Aktionen. Wichtigste Bedingung für die Aufnahme
von Berichten ist, dass wir welche bekommen. In vielen Fällen
können wir selbst berichten. In vielen aber auch nicht. Somit
hängt die Vollständigkeit und Aktualität dieser Chronik
zu einem großen Teil von euch ab!
An dieser Stelle vielen Dank an jene DemonstrantInnen und
AktivistInnen, die diese Chronik in den letzten Monaten immer wieder
mit zahlreichen Berichten versorgt haben, und ohne deren Mithilfe diese
nicht möglich gewesen wäre.
Archiv: WiderstandsChronologie
Die Donnerstagsdemo-Nachfolge-Kundgebungen samt Speakerscorner finden weiterhin jeden Donnerstag ab ca. 19.30 Uhr am Ballhausplatz statt (TeilnehmerInnenzahl zumeist ca. 20 bis 30 Personen). Ebenso die Widerstandslesungen am Donnerstag ab 17.00 Uhr am Ballhausplatz.
Auch wenn es großteils keine Berichte mehr davon gibt.
18.
Dezember: Kundgebung für EKH.
Einige hundert solidarische Leute fanden sich ab 14.00 Uhr am langen
Einkaufssamstag am Beginn der Mariahilfer Straße ein. Wie
erwartet war der Zugang zur Mariahilfer Straße hermetisch
abgeriegelt. Trettgitter und eine dichte Reihe an PolizistInnen
bildeten eine Barriere. An den beiden Rändern konnten am Gehsteig
WeihnachtseinkäuferInnen die Sperre jedoch passieren. Vom
Westbahnhof und den U-Bahn-Stationen kommend kam ein steter Schwall an
Einkaufswütigen an der Kundgebung vorbei. Das Aussehen der
Kundgebung war geprägt von den verteilten 300 roten
Weihnachtszipfelmützen und kostümierten Weihnachtsmenschen
und Engerln. Während der ganzen Zeit verteilten AktivistInnen
Flugblätter an die verwirrten EinkäuferInnen. Nach einer
kurzen Auftaktkundgebung und längerem Herumstehen setzten sich
etwa 150 Leute in Richtung Polizeisperre in Bewegung. Das reichte, um
die Polizei zu bewegen, den
Zugang zur Mariahilfer Straße komplett abzuriegeln. Die nun
behelmten PolizistInnen hatten alle Mühe den Leuten zu
erklären, warum sie nicht mehr in das Einkaufsparadies gehen
durften. Vielen PassantInnen blieb es ein Rätsel, wie
es zu solch einem martialischen Polizeiaufgebot kommen konnte. Die
Weihnachskostümierung erfüllte ihren Zweck, den massiven
Polizeieinsatz lächerlich zu machen.
Ursprünglich war geplant, eine Demonstration zuerst über den
Gürtel und danach parallel zur Mariahilfer Straße in
Richtung Innenstadt zu führen. An beiden Seiten des Gürtels
waren jedoch große Polizeikräfte in Bereitschaft und so
wurde dieser Plan fallen gelassen. Einen Alternativplan dazu gab es, er
konnte jedoch mangels Beteiligung an der Vorbereitung nicht umgesetzt
werden. Eigene Ideen von DemonstrantInnen gab es auch keine, so blieb
es bei einer Standkundgebung an diesem Tag. Das war insofern schade, da
auch an diesem Tag noch etwas anderes möglich gewesen wäre.
Lange Zeit war der Zugang zur Mariahilfer Straße nicht komplett
abgesperrt. Selbst Leute, die offensichtlich der Kundgebung
angehörten, konnten die Sperre passieren. Ein langsames Einsickern
in die Einkaufsmeile mit anschließenden Spontanaktionen wäre
möglich gewesen. Diese Idee scheiterte sowohl an der mangelnden
Planung als auch an der Ideenlosigkeit der KundgebungsteilnehmerInnen.
Auch wenn viele TeilnehmerInnen jetzt frustriert über die
Demovorbereitung schimpfen, der 18.12. war durchaus ein Erfolg. Die
Idee bei dieser Aktion war, den geregelten Ablauf an diesem letzten
Weihnachtssamstag soweit wie möglich zu stören. Und das haben
die eingesetzten 900 BeamtInnen zur vollsten Zufriedenheit erledigt.
Tausende Einkaufswütige wurden zumindest für kurze Zeit aus
ihrem Weihnachtsrausch gerissen und viele von ihnen wurden mit den
Flugblättern zum ersten Mal mit dem EKH konfrontiert. Mit dieser
Kundgebung ist das EKH auch wieder in die kommerziellen Medien
gekommen, was mit der Demo am 12. November nicht gelungen ist. Ein mehr
an "action" (was viele KundgebungsteilnehmerInnen vermissten) kann wohl
mit diesem Organisierungsgrad in den autonomen Strukturen nicht
erreicht werden.
Da
es auch in der TATblatt-Redaktion einige frustriert auf die
Demovobereitung schimpften, hier auch noch der erste Kurzbericht von
einem Anderen vom TATblatt:
Irgendwie fiel die EKH-Solidemo diesmal vor allem der eigenen
Konzeptlosigkeit zum Opfer. Obwohl klar war, dass zwar das Sammeln im
Rahmen einer von den Grünen angemeldeten Kundgebung am Beginn der
inneren Mariahilfer Straße beim Westbahnhof möglich sein
werde, die beabsichtigte Tour durch die Mariahilfer Straße von
der Polizei jedoch zu verhindern versucht werden wird, gab es
letztendlich keine praktikablen Ideen, die Demo doch noch in
irgendeiner Form durchzuführen. So war von Anfang an die innere
Mariahilfer Straße von einer dichten Kette von Polizei- und
Gendarmerie-BeamtInnen abgeriegelt. So um 15.30 Uhr - also eineinhalb
Stunden nach dem angekündigten Demobeginn - sperrten die
Behören auch noch die anderen Gassen und Straßen zur
Kundgebung ab. Die U-Bahn-Abgänge wurden ebenfalls verriegelt. An
einzelnen Stellen wurde es erlaubt, einzeln den Kessel zu verlassen.
Nach offizieller Beendigung der Kundgebung wurde das Weggehen allen
TeilnehmerInnen ermöglicht. Um 16.30 Uhr wurde auch die
Polizeisperre Richtung Gürtel wieder aufgelöst. Die
Mariahilfer Straße blieb weiter gesperrt.
Insgesamt waren zwischen 500 und 1000 DemonstrantInnen gekommen. Eine
genauere Zahl ließ sich bei der dicht gedrängten Menge nicht
ermitteln.
9. Dezember: Turbulente Demonstration gegen
neues HochschülerInnenschaftsgesetz.
>>>Bericht
auf Indymedia
8. Dezember 2004: Veranstaltungen zum 20.
Jahrestag der Aubesetzung Stopfenreuth/Hainburg.
Zum 20. Jahrestag der Aubesetzung gegen das (damals) geplante
Donaukraftwerk Hainburg fanden am 8. Dezember (dem "offiziellen" Start
der Besetzung) eine Reihe von Veranstaltungen statt.
Bereits sehr früh ging es schon um 9.30 am Stephansplatz los. Zwei
Busse brachten TeilnehmerInnen dann zunächst in die Lobau zum
Uferhaus, in dessen unmittelbarer Nähe die so genannte
Lobauautobahn gebaut werden soll. Weiters startete ein Sonderzug
vom Westbahnhof nach Bad Deutsch Altenburg.
Danach fand - sozusagen als Abschluss - eine Kundgebung auf dem
Versammlungsgelände Stopfenreuth statt.
Hier präsentierten sich BürgerInneninitiativen und
Umweltschutzorganisationen, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr
sorgten für Speis und Trank, es gab auch ein großes
Lagerfeuer. In ihren Ansprachen wiesen die RednerInnen auf die
gegenwärtigen Gefahren für den Nationalpark Donauauen hin:
Bau von Autobahnen (Lobauautobahn, Marchfeldautobahn(en)), Donauausbau,
Donauprivatisierung.
Redebeiträge wechselten mit kulturellen Darbietungen ab.
Allgemein war mensch sehr darum bemüht, möglichst keine
romantisch-verkitschte Verklärung der Aubesetzung aufkommen zu
lassen .
Infos auch unter: http://www.20-jahre-hainburg.at.
5. Dezember 2004: "Geiselnahme" "für"
"Freiraum".
20. November: Bittere Torte für KPÖ-Vorsitzenden Walter Baier.
Eine aufgrund ihres
Tonic-Gehaltes überaus
bittere Torte bekam
KPÖ-Vorsitzender Walter Baier im Zuge einer Arbeitstagung des
Bündnisses
"Linke" im Wiener WUK ins Gesicht. Die ÜberbringerInnen der quasi
als
Dank
für die von der KPÖ in Zusammenarbeit mit Rechtsradikalen
versuchten
Zerschlagung des EKH gestifteten bitteren Süßigkeit blieben
unbekannt. Eine Torte gab es wenig später auch für
Claudia Krieglsteiner von der KPÖ Wien.
>>ausführlicher
Bericht und Erklärung der solidarischen ZuckerbäckerInnen
(tatblatt-originaltextservice) sowie Leserinnenbrief von Claudia
Krieglsteiner (KPÖ) samt Antwort
12.
November: 1300 demonstrierten gegen den Verkauf des EKH durch die
KPÖ an Rechtsextreme – EKH bleibt!
Zur ersten
großen Demonstration für den Weiterbestand des EKH und gegen
dessen von der KPÖ durch den Verkauf des Gebäudes versuchte
Zerschlagung nach Bekanntwerden des Deals zwischen KPÖ und
Rechtsextremen kamen rund 1300 solidarische Menschen
(TATblatt-Zählung auf der Favoritenstraße). Die Beteiligung
ging weit über die im Haus ansässigen Menschen und Gruppen
hinaus. Auch etliche Bis-vor-kurzem-noch-KPÖ-Mitglieder waren
gekommen.
Eine Stunde nach
dem angekündigten Treff-Zeitpunkt zog die Demo vom Südtiroler
Platz los in Richtung Innenstadt. Die bei der Polizei angezeigte Route
musste auf behördliches Betreiben in der Innenstadt
abgeändert werden, da auf der Kärnter Straße nicht
demonstriert werden durfte. Um dies durchzusetzen wurden bereits eine
Stunde vor Eintreffen der Demo die Zugänge zur Kärntner
Straße von WEGA und Hundestaffel abgeriegelt. Stattdessen wurden
die TeilnehmerInnen an Baustellen und Schuttcontainern vorbei in
Parallelgassen umgeleitet.
Auf
gewalttätige Provokationen verzichteten die Behörden jedoch.
Somit konnte die Demo um ca. 19.00 Uhr am Stock-im-Eisen-Platz in eine
laute Protest-Party übergehen.
Route/Ablauf:
Südtiroler Platz (Sammeln ab 16.00 Uhr beim Busbahnhof, Losziehen
kurz nach 17.00 Uhr) - Favoritenstraße (TATblatt-Zählung:
1300 TeilnehmerInnen) - Wiedner Hauptstraße - Kärntner
Straße - Philharmonikerstraße - Albertinaplatz -
Tegetthoffstraße - Neuer Markt - Seilergasse - Graben -
Stock-im-Eisen-Platz (teilweise bis Stephansplatz, hier schien die
vorausfahrende Polizei eher davon überrascht zu sein, dass die
Demo dann doch nicht unangemeldet weiterging; Eintreffen um ca. 19.00
Uhr, Abschlusskundgebung, Party bis lang nach 20.00 Uhr).
11. November: KPÖ vs. EKH: Bunter
Abend im Cafe 7Stern.
Einige FreundInnen des autonomen Ernst-Kirchweger-Hauses veranstalteten
gestern einen bunten Abend im KPÖ-nahen Cafe 7Stern in Wien Neubau
und sorgten damit für einiges an Irritation.
9. November: Gedenkveranstaltungen Novemberpogrom.
Bericht von
C.
Neben
zahlreichen Veranstaltungen zum Gedenken an die Pogromnacht vom
9.11.1938 fand heute auch ein Rundgang durch den zweiten Wiener
Gemeindebezirk statt. Etwa 150 Menschen nahmen daran teil. Der Weg
verband Orte in der Leopoldstadt,die in verschiedenster Weise daran
erinnern, dass es hier einmal eine lebendige jüdische Gemeinde
gab, die dann auf brutalste Weise von den NationalsozialistInnen
zerstört wurde. An den einzelnen Stationen des Rundgangs lasen
Mitglieder des Ersten Wiener Lesetheaters Texte von Stella Rotenberg
vor. Um der Veranstaltung auch einen würdigen Rahmen zu verleihen,
wurde von den TeilnehmerInnen auf Megafone, Transparente, usw.
verzichtet.
Die Route:
Kleine Sperlgasse - Hollandstraße -Leopoldsgasse - Malzgasse -
Schreygasse - Förstergasse - Schreygasse - Schiffamtsstraße
- Große Schiffgasse - Krummbaumgasse - Hollandstraße -
Kleine Sperlgasse. Beginn um 19.00, Ende etwa 20.30. Niemals vergessen !
26. Oktober: Radioballett "Zerstreut
Österreich".
Nationalfeiertage
wollen Einheit schaffen, das Radioballett schaffte Zerstreuung: am 26.
Oktober 14-16 Uhr auf Orange 94.0. Oder vielmehr direkt am Heldenplatz.
Wer teilnehmen wollte, benötigte keine tänzerischen
Vorkenntnisse; es brauchte allein ein aufmerksames Ohr und ein
tragbares Radio mit Kopfhörern. Auf Orange 94.0 wurde ein Programm
ausgestrahlt, in dem Vorschläge für Übungen in
abweichendem Verhalten gemacht wurden. Ziel war dabei nicht der
individuelle künstlerische Ausdruck, sondern serielle und
wiederholte Bewegungen in der Grauzone zwischen erlaubten,
zwielichtigen und verpönten Gesten. Mehr als 100 Radios wurden
verliehen. Viele hatten auch eigene Geräte mitgebracht.
Entsprechend groß muss die Beteiligung an der Aktion gewesen sein.
Jedes Jahr am 26. Oktober soll österreichische nationale
Identität geschaffen und bekräftigt werden. Die Konstruktion
einer nationalen Identität dient dazu, Unterschiede zwischen den
Menschen, gegensätzliche Interessen und reale Konflikte mit dem
Kitt des nationalen WIR zuzudecken. Wenn Nationen sich feiern, sind
Waffen und Uniformen immer dabei.Zehntausende PatriotInnen versammeln
sich heute unter anderem auf dem Heldenplatz, um sich bei Bier und
Panzern so richtig österreichisch zu fühlen - Donauwalzer,
Lodenjanker, Eurofighter und das Bewusstsein "jemand zu sein", das aus
dem Ausschluss des und der "Anderen" entsteht.
RADIOBALLETT AM 26. OKTOBER 2004 14.00 - 16.00 ZERSTREUT
ÖSTERREICH!
Ein Radioballett ist keine Versammlung, sondern eine Zerstreuung. Es
tanzt nicht als Massenornament. Es ist nicht gereiht, es bildet keine
Figur, sondern existiert in der simultanen, aber zerstreuten Geste.
Jede und jeder handelt als Individuum, der Assoziationseffekt entsteht
durch die Gleichzeitigkeit. Das Radioballett behindert die PassantInnen
nicht, es irritiert. Die Radiowellen infiltrieren den Raum, die Gesten
machen diese Infiltration sichtbar. Die nationale Einheitlichkeit, die
Logik des Volksfestes, die Grenze zwischen geordneten und ungeordneten,
erlaubten und verpönten Gesten wird in Frage gestellt. Dadurch
wird die Situationverändert, die Ordnung des nationalen Festes
gestört. Statt in Reih und Glied zu marschieren, tanzen
Individuen. Die Zerstreuung ist unkontrollierbar.
Das Radioballett als Aktionsform wurde von der Hamburger Radiogruppe
LIGNA entwickelt und das erste Mal im Mai 2002 in Hamburg am
Hauptbahnhof durchgeführt. Seither hat es in verschiedenen
Städten in Deutschland, der Schweiz und Österreich solche
Aktionen gegeben; an verschiedenen Orten (Bahnhöfe und
FußgängerInnenzonen) und aus verschiedenen Anlässen
(Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes,
Überwachung, Tag der deutschen Einheit, WEF-Tagung ...)
Das Radioballett dient zur individuellen Zurückgewinnung des
Öffentlichen Raumes. Beispiele bei denen der öffentliche Raum
zunehmend privatisiert und kontrolliert wird gibt es zur Genüge:
Videokameras überwachen Straßen und Plätze um
"unliebsame Verhaltensweisen" zu verhindern, Bahnhöfe werden zu
Konsumtempeln umgebaut, nicht kommerzorientierte Orte wie besetzte
Häuser und alternative Kultur wird mit Repression überzogen,
wobei der öffentliche Raum mehr und mehr zur zugangsbegrenzten
Erlebnis- und Einkaufswelt wird und auf Kosten der Öffentlichkeit
kapitalisiert wird.
LIGNA: "Die Radiowellen infiltrieren den Raum", sie können
Situationen verändern. Die Möglichkeiten der Assoziationen
sind längst nicht ausgeschöpft. Wir müssen nur lernen zu
genießen, dass das Unkontrollierbare der Zerstreuung, der
Konstellation auch in der Assoziation nicht beherrschbar ist. Es geht
darum, die Assoziation in einer Situation freizusetzen und eine
ungeheure Produktion zu ermöglichen."
>>>Berichte
und Links (Fotos, Kanal-B-Video, ...) bei indymedia
Montag,
23. August: Montagsdemo in Solidarität mit den Montagsdemos gegen
Sozialabbau in Deutschland.
10.-12. Juli: Studierende schaffen Freiraum: Gebäude im alten AKH in Wien besetzt.
1. Mai: AntifaschistInnen gegen
Nazi-Aufmarsch.
Der Neonazi Robert Faller rief für den 1. Mai in Wien zu einen Aufmarsch gegen die EU, Amerikanisierung und Überfremdung auf, Sammelplatz sollte der Westbahnhof um 12.00 Uhr sein. Angeblich unter Druck der Behörden zog er die Anmeldung für die Demonstration kurz vorm 1. Mai zurück, verbreitete jedoch weiterhin den Aufruf, sich in Wien zu treffen.
Für AntifaschistInnen wurde zum Demo-Treffpunkt um 11.00 Mariahilfer Straße / Ecke Neubaugasse aufgerufen. Die ursprüngliche Demo-Route sollte zum Westbahnhof führen, um den Nazi-Aufmarsch zu verhindern. Am Treffpunkt waren gegen 11.00 nur relativ wenige Antifas, bis ca. 11.20, als die Demo loszog waren es bereits mehrere hundert. Die Demo zog Richtung Innenstadt / Oper, bewegte sich (für eine Demo) sehr rasch Richtung Kärnter Straße und dann Stephansplatz. Etwa ab hier hatte die Polizei ihre anfängliche Desorganisation etwas überwunden und bremste das Tempo der Demo etwas ein. Die Demo zog nun durch die Schottengasse zum Schottentor / Universität und dann den Ring entlang zum Parlament, wo sich die Demo auflöste.
Alles in allem wirkte die Demo sehr entschlossen und kämpferisch, in der durch das Stadtfest sehr belebten Innenstadt machte die Demo mit beeindruckender Lautstärke auf sich aufmerksam. Die Demo dürfte auf ihren Weg durch die Innenstadt auf jeden Fall um etliches angewachsen sein.
Es wurden zwar vereinzelt Neonazis oder deren SympatisantInnen in der Innenstadt gesichtet, ein organisiertes Auftreten wurde jedoch auf jeden Fall verhindert.
Robert Faller und eine handvoll Getreuer fanden sich gegen 11.00 am Stephansplatz ein, von wo sie sich jedoch recht schnell entfernten. Von einigen Antifas und der Lärmkulisse der herannahenden Demo verfolgt, flüchteten sie sich beim Schottentor mitsamt ihren Flugblättern, die sie offenbar doch nicht verteilen wollten, in Taxis und waren nicht mehr gesehen. Personalien wurden von der Polizei von AntifaschistInnen aufgenommen.
>>Ankündigungs-
und Hintergrundbericht auf tatblatt.net.
Noch
ein Bericht:
Der völkische Aufmarsch von Alt- und Neonazis beim
Westbahnhof wurde zwar von diesen selbst abgesagt, die Vergangenheit
hat aber gezeigt, dass auch nach Verboten von Nazikundgebungen kleine
Grüppchen von braunen Recken durch die Wiener Innenstadt
schwadronierten oder gar nach Beendigung der offiziell zugelassenen
braunen Veranstaltungen, Horden von Rechtsextremen Sieg Heil schreiend
und von der Polizei unbehelligt über die Wiener Kärntner
Straße ziehen konnten (2002). Die von diversen Antiimp-Gruppen
organisierte Anitfa- Demo, ausgehend von der Mariahilfer Straße,
Ecke Neubaugasse, wurde wie geplant abgehalten. Wir begaben uns nach
der Verteilung von Infomaterial auf der Ringstraße gegen 10 Uhr
zum Albertinaplatz, wo beim Denkmal für die Opfer des Faschismus
bereits KommunistInnen und andere linke Gruppen versammelt waren. Gegen
11 Uhr erreichte uns die Nachricht aufmerksamer antifaschistischer
Augen, wonach eine Gruppe von Rechtsextremen mit Bomberjacken
Flugblätter am Stephansplatz verteilen. Wir machten uns rasch auf
den Weg dorthin und trafen tatsächlich die besagte Nazigruppe. Zu
einer direkten Konfrontation mit den Rechtsextremen kam es nicht, da
sich bei der Singerstraße ein Kordon von
SicherheitswachebeamtInnen zwischen die AntifaschistInnen und die
Braunen schob, die Wega hielt sich im Hintergrund. Die Nazis wurden von
der Polizei ziemlich zuvorkommend behandelt, die Filmerin der Stapo war
vorwiegen damit beschäftigt, uns zu verewigen, während wir
„Nazis raus!“ riefen. Nachdem sich die Braunen vertrollten, versuchten
wir über Parallelstraßen die Verfolgung aufzunehmen, wobei
sich die Polizei an unsere Fersen heftete und bestrebt war, ein
Zusammentreffen der beiden Gruppen zu verhindern. In der Nähe des
Parkrings wurden wir von der Polizei aufgehalten und zur
Ausweisleistung aufgefordert. Die Personenkontrolle wurde extrem in die
Länge gezogen, sodass die Nazis ungestört durch den Stadtpark
entfleuchen konnten. Die auf Papier aufgenommen Personaldaten wurden
von der Stapofilmerin abgefilmt. Nachdem wir entlassen wurden, zogen
wir durch die Innenstadt, wo wir bei der Freyung auf den Demozug der
Antiimps trafen. Die Abschlusskundgebung mit martialischen Reden fand
vor dem hinter Bauwänden versteckten Parlament statt.
21.
März 2004: Wöllersdorf an einem Sonntag im März.
Etwa 30 AktivistInnen haben sich heute gegen 11 Uhr am Hauptplatz in
Wöllersdorf eingefunden, um an einer "Kundgebung gegen Rassismus
und
Fremdenfeindlichkeit" teilzunehmen.
In, dem nahe Wiener Neustadt gelegenen, Wöllersdorf hatte sich in
den
letzten Tagen eine breite „Bürgerinitiative“ gegen die geplante
Verwendung einer ehemaligen Kaserne als Flüchtlingslager
gegründet.
Nicht etwa das Vorhaben von Rotem Kreuz und Innenministerium
Flüchtlinge einfach zu kasernieren, statt für
Unterkünfte zu sorgen,
die eine soziale Isolation und Marginalisierung von Flüchtlingen
verstärken, erregte dabei den Unmut der Bevölkerung. Im
Gegenteil,
unterstützt vom SP-Bürgermeister Schneider wurde im Namen der
„Sicherheit“ und des „Wirtschaftsstandortes“ gegen MigrantInnen
Stimmung gemacht. Binnen weniger Tage waren 2.400 Unterschriften
gesammelt worden, für Sonntag, den 21. März waren in den drei
Ortsteilen gar „Schweigemärsche“ geplant, eine Blockade der
Autobahn
wurde von der BürgerInneninitiative nicht ausgeschlossen.
Auch wenn diese Schweigemärsche Mitte letzter Woche abgesagt
worden
waren, war dies doch Grund genug für einige kritischen
AktivistInnen
aus der Umgebung sowie aus Wien nach Wöllersdorf zu reisen. Die
aus
Wien angereisten wurden schon beim Umsteigen am Bahnhof Wr. Neustadt
von Gendarmen argwöhnisch beäugt. Ihre Überforderung mit
der Situation
entsprechend, reagierten diese auf auf ein Foto, das ein Aktivist von
einem am Bahnsteig stehenden Uniformierten zu machen wagte, recht
nervös und mit Einschüchterungen. Nachdem die Personalien des
Fotografen aufgenommen worden waren, das Löschen des Fotos war
zuvor
verweigert worden, konnte es auch für diese Gruppe mit dem
Regionalzug
weiter nach Wöllersdorf gehen.
Dort angekommen, wurden Anreisende wiederum von uniformierten Beamten
und etwa zehn besorgten BürgerInnen, die mit Fotoapparaten und
Digitalkameras bestückt, alle am Bahnhof Ankommenden abfilmten.
Vom
Bahnhof ging es nun, unter Polizeischutz, sowie unter den Augen
unangenehm berührter EinwohnerInnen, weiter entlang der
Hauptstraße zum
Hauptplatz, wo die Kundgebung stattfinden sollte.
Trotz einer, zumindest zeitweisen Überzahl an EinwohnerInnen, die
den
bunt zusammengewürfelten Häufchen DemonstrantInnen auf einer
anderen
Seiten des Hauptplatzes gegenüberstanden, blieb die Situation
während
der gesamten Kundgebung entspannt. Zur guten Laune der
KundgebungsteilnehmerInnen dürfte aber nicht nur das Wetter
beigetragen
haben, sondern, dass auch durchwegs interessante Redebeiträge, die
an
der lokalen Situation in Wöllersdorf orientiert waren und einmal
nicht
die "Welt erklären" wollten, dominierten, was alles andere als
selbstverständlich ist. Das dürfte wohl auch ein Grund
dafür gewesen
sein, dass die anwesenden WöllersdorferInnen zeitweise sehr
aufmerksam
verfolgten, was denn da gesagt wurde.
Alles in allem war die Kundgebung in Wöllersdorf also insofern
gelungen, als sie die lokale Bevölkerung merklich verstörte
und das
rassistische Selbstbild der WöllersdorferInnen nicht nur
oberflächlich
ankratzte.
Ach ja, auch in anderen Orten in Österreich wurde versucht
aufgelassene
Kasernen zur Unterbringung von Flüchtlingen zu benützen, auch
in
anderen Gemeinden werden in dem Zusammenhang rassistische Vorurteile
gepflegt und von der SPÖ maßgeblich mitgetragen. In
Stockerau wurde
erst in den letzten Tagen im Gemeinderat eine Resolution verabschiedet,
mit der sich alle Fraktionen gegen ein Flüchtlingsquartier in der
Prinz
Eugen-Kaserne aussprachen.
(Dokumentation:
Aufruf und ev. Fotos in >>Artikel
für TATblatt Nr. 209)
8.
März 2004: FrauenLesbenMädchen-Kampftag.
Zahlreiche Veranstaltungen gab es heuer wieder rund um den
Internationalen Frauenkampftag.
Es begann schon am 7.März mit einer Kundgebung vor dem
Abschiebelager in Traiskirchen.
Dort hatte vor ein paar Wochen eine mutige Frau ihre Vergewaltigung
durch einen Wachbediensteten öffentlich gemacht. Aber auch weitere
Vergewaltigungsvorwürfe gegen Bedienstete der Firma European
Homecare liegen noch vor.
Infos und Fotos dazu auf http://at.indymedia.org
In Zusammenhang mit den Vergewaltigungsvorwürfen gab es vor
der eigentlichen Demo zum Internationalen Frauenkampftag es in Wien am
8.März auch eine Kundgebung vor dem Österreichischen
Wachdienst.
Schließlich trafen sich etwa 200 bis 300 Frauen dann an der Ecke
Mariahilfer Straße - Neubaugasse, um den Tag wirklich würdig
zu begehen. Gleich zu Beginn gab es Redebeiträge, dann versuchten
zwei Männer, die Veranstaltung zu stören, wurden aber von den
Frauen sofort in die Schranken verwiesen. Relativ spät kamen dann
auch Polizisten dazu, um die beiden von der Demo zu entfernen.
Dann ging es laut johlend und heulend und mit Percussions-Klängen
die Mariahilfer Straße runter , durchs Burgtor durch und
rüber zum Ballhausplatz, wo Frauen auf den Fenstergittern des
Außenministeriums ein Transparent befestigten. Und weil die
Frauen gar so gefährlich waren, musste auch gleich eine
Wega-Abordnung anrücken, um das Transparent zu entfernen. Es kam
zu einem Handgemenge, wobei die Frauen die PolizistInnen kurzzeitig
einkesselten.
Danach zog die Demo weiter zur Uni, wo seit den Nachmittagsstunden
Frauen das Rektorat A zum autonomen Frauenraum erklärt hatten und
damit gegen die "neoliberale Bildungsumstrukturierung - im speziellen
auf Universitäten und deren Auswirkung besonders auf Frauen"(Zitat
Flyer) protestierten. Hier fand noch eine
Straßentheater-Performance der Wilden Weiber statt, um auf den -
von der schwarzblauen Regierung initiierten - Rückzug von Frauen
in familiäre Strukturen und somit das Verschwinden von Frauen aus
öffentlichen Räumen hinzuweisen. In graue Tücher
gehüllt verharrten einige Frauen auf der Straße und wurden
mit Zitaten von Schüssel und Co. "beschleudert", so lange bis ein
paar andere Frauen sie symbolisch von den grauen Tüchen wieder
befreiten bzw. sie das auch selbst taten.
Die Demo solidarisierte sich mit den Besetzerinnen im Rektorat.
Der ursprünglich geplante Demo-Abschluss am Schwedenplatz wurde
aus diesem Anlass auch dann vor die Uni verlegt. Zahlreiche
Demonstrantinnen suchten dann auch noch den Raum vor dem Uni-Rektorat
auf.
Infos und Fotos auch unter http://at.indymedia.org
Die Besetzung wurde am Vormittag des 9. März freiwillig beendet.
Es kam zu keinen Festnahmen.
Rund
400 Menschen
(übereinstimmende Angaben von
DemonstrantInnen und Polizei) demonstrierten anlässlich des
Opernballs von der Siebensterngasse in Richtung Oper. Nachdem am Ring
an der Grenze des Sperrgebiets einzelne DemonstrantInnen versucht
hatten, Tretgitter zu entfernen, kam es zu ersten behördlichen
Prügeleinsätzen. Als sich die Demo bereits wieder in Richtung
Mariahilfer Straße zurückzog, wurden einzelne
DemonstrantInnen festgenommen, teilweise geprügelt sowie getreten
und mehr als 50 eingekesselt. Letztere wurden nach Perlustrierungen
entweder freigelassen oder festgenommen. Alle Festgenommenen wurden ins
Polizeianhaltezentrum Rossauer Länder überstellt, die meisten
wurden in den darauffolgenden Stunden freigelassen. Eine Person ist
immer noch in Haft.
(ausführlicherer Bericht folgt in TATblatt Nr. + 208)
5.
Februar 2004: Donnerstagsdemo.
Rund 500 Menschen beteiligten sich an einer nostalgischen Neuauflage
der Donnerstagsdemo aus Protest gegen vier Jahre
ÖVP-FPÖ-Koalition. Die Ziele: Innenministerium,
Bildungsministerium, FPÖ-Zentrale und ÖVP-Zentrale. Beginn:
20.15 Uhr (Treffen um 19.00 Uhr am Ballhausplatz), Ende: 22.30 Uhr beim
Burgtor nach einer über Lautsprecher genuschelten Aufforderung,
die Ringstraße zu verlassen.
©TATblatt,
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