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Mai 2000 |
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16. Woche | |||||||
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Mit schlechter Organisierung, stundenlangen Demo-Verschiebungen und chaotischer Informations-Nicht-Weitergabe konnten die TeilnehmerInnenzahlen an den Protestdemonstrationen abseits der offiziellen Aufmärsche an diesem 1. Mai in Wien erfolgreich minimiert werden.
Omofuma-Gedenk-Demo
Mit einem überdimensionalen Transparent vor dem Burgtheater wurden
die TeilnehmerInnen des SPÖ-Aufmarsches auf die tödliche
Abschiebepraxis
in Österreich - bereits unter der SP-Regierung - und insbesondere
auf den ersten Jahrestag des Todes von Marcus Omofuma aufmerksam
gemacht.
Omofuma starb am 1. Mai 1999 während seiner Abschiebung, nachdem
er
von Polizisten mit Klebebändern gefesselt und geknebelt worden
war.
PolizistInnen, die auf Aufforderung der SPÖ die Entfernung des
Transparentes verlangten, konnten mit einem schlichten "Nein!"
überraschend
leicht abgewimmelt werden.
Die Omofuma-Gedenkdemonstration startete statt um 10.30 Uhr beim
Burgtheater
erst gegen 12.00 Uhr vis-a-vis der Universität.
Während sich die Demo gegen 12 Uhr endlich in Bewegung setzte,
sammelten sich aber bereits unzählige Menschen am Ballhausplatz zu
einer für 12 Uhr angesetzten Demonstration "für ein Leben
ohne
Ausbeutung und Unterdrückung", unter ihnen viele derer, die beim
Burgtheater
vergeblich auf die erste Demo gewartet hatten.
Dennoch weigerten sich einige der DemonstrantInnen, die Leute beim
Ballhausplatz abzuholen. Letztendlich zogen nur knapp 200
DemonstrantInnen
(TATblatt-Schätzung), großteils mit verklebtem Mund, zur
Bundespolizeidirektion
am Schottenring, zum Innenministerium in der Herrengasse und weiter zum
Ballhausplatz. Vor Polizei und Ministerium gab es Zwischenkundgebungen.
Offene Bühne im Gedenken an Marcus Omofuma
Am Ballhausplatz gab es ab 11.00 Uhr eine von SOS-Mitmensch,
Demokratischer
Offensive und Republikanischem Club errichtete "Offene Bühne im
Gedenken
an Marcus Omofuma".
Demo für eine befreite Gesellschaft, für ein Leben ohne
Ausbeutung und Unterdrückung, weltweit
Nach 12 Uhr waren zeitweise weit mehr als 1.000 Leute
(TATblatt-Schätzung)
am Ballhausplatz anwesend, die mitunter darauf warteten, dass sich die
für 12 Uhr angesetzte Demo in Bewegung setzte. Die
OrganisatorInnen
warteten aber auf die Ankunft der Omofuma-Gedenkdemo, die nach
ursprünglicher
Planung um zirka 12 Uhr beim Ballhausplatz ankommen hätte sollen.
Gegen 14 Uhr, als bereits ein Großteil der Leute wieder gegangen
war, wurde allerdings beschlossen, nicht mehr länger zu warten und
in der Hoffnung, unterwegs auf die andere Demo zu treffen, loszuziehen.
Dieses Treffen fand dann bereits nach wenigen Metern statt, woraufhin
die
bereits losgegangenen knapp 500 Leute (TATblatt-Zählung) wieder
umkehrten,
damit anschließend gemeinsam demonstriert werden könne. Als
dann allerdings noch einige Reden eingeschoben wurden, und sich der
Abmarsch
somit weiter verzögerte, zog ein großer Teil der noch
anwesenden
Menschen vor, auch abzuhauen.
Letztendlich waren es nur mehr rund 400 Leute (TATblatt-Zählung),
also deutlich weniger als beim vorangegangenen Loszieh-Versuch, die vom
Ballhausplatz zur Demo "für ein Leben ohne Ausbeutung und
Unterdrückung"
aufbrachen. Auf dem Weg über Burgtheater und Parlament zur so gen.
Zweierlinie wuchs die Demo kurzfristig wieder auf rund 500 Leute an.
Die
ersten Reihen wurden von einem lautstarken
FrauenLesbenMädchen-Block
gebildet.
Die weitere Route führte durch den 7. Bezirk zum Gürtel,
den Gürtel entlang, vorbei am Polizeigefangenenhaus und
Schubgefängnis
am Hernalser Gürtel, und schließlich über die Alser
Straße
zum Landesgericht, wo ebenfalls zahlreiche Menschen in Schubhaft
gehalten
werden. Vor beiden Gefängnissen wurde mit viel Lärm
Solidarität
mit den Schubhäftlingen bekundet. Die noch vor wenigen Wochen im
Landesgericht
festgehaltenen Demonstranten, welche nach der 2.-März-Demo
festgenommen worden waren, berichteten von den Zuständen im
Gefängnis.
Einer der beiden erzählte auch, dass ihm ein neuer Haftbefehl
angekündigt
worden sei, da er angeblich DemonstrantInnen gefährde!
Nachdem beim Landesgericht nur mehr weniger als 100 Leute anwesend
waren, wurde die Demo dort beendet und gemeinsam zum
MAYDAY-2000-Parkfest
am Otto-Wagner-Platz vis-a-vis des Landesgerichts gegangen.
Straßenfeste
gab es anlässlich des 1. Mai und aus Protest gegen die
blauschwarze
Regierung mehrere in ganz Wien.
Feministische U-Bahn-Aktion
Am Abend führten Feministinnen eine Aktion in U-Bahn-Zügen
durch, wobei Texte vorgelesen, Flugis verteilt und mit
Fahrgästinnen
diskutiert wurde.
Celovec/Klagenfurt: Demo statt Parteitag
Trotz großem Aufruf zur "Demo statt Parteitag" in Klagenfurt
folgten diesem nur einige Wenige. Gerade einmal 40 Personen fanden sich
gegen 9.00 Uhr vor dem Messegelände ein, um gegen die FPÖ zu
demonstrieren. Die Polizei sperrte schon am Tag davor das
Messegelände
großräumig mit Tretgittern ab. Die Uniformierten
waren auch während der Demonstration in der Überzahl. Die
Blaskapelle der Freiheitlichen konnte mit Gepfeife trotzdem gut aus dem
Takt gebracht werden. Auch die FPÖ Regierungsmitglieder
störte
offensichtlich die Anwesenheit der DemonstrantInnen.
und vieles andere
Aktionen gab es auch in zahlreichen anderen Städten. Dazu haben
wir bislang aber leider keine Infos. Welche was wissen, bitte hier
klicken.
Bericht über Demonstration in Dornbirn
Der MinisterInnenrat und damit dessen Begrüßung wurde auf Mittwoch verschoben.
Universitätsvertretung besetzt
StudentInnenvertreterInnen aus dem Kommunistischen StudentInnenverband
(KSV) und AktivistInnen der geisteswissenschaftlichen
Fakultätsvertretung
(GEWI) besetzten während einer Sitzung das Gebäude der
Universitätsvertretung
(UV) an der Uni Wien, nachdem sich die von der
ÖVP-StudentInnenfraktion
"Aktionsgemeinschaft" (AG) gestellte Vorsitzende seit Monaten weigert,
einen Abwahlantrag auf die Tagesordnung zu setzen, obwohl das rechte
Bündnis
aus AG und RFS (Freiheitliche) über keine Mehrheit in der UV mehr
verfügt. Die Besetzung wurde bis Mittwoch Mittag geplant. (dazu:
Erklärung
der BesetzerInnen)
MinisterInnenrats-"Begrüßung"
An die zehn Leute "begrüßten" ab 9.30 Uhr vor dem
Bundeskanzleramt
den MinisterInnenrat - zur Abwechslung teilweise mit
Kampfsportübungen.
Nächster MinisterInnenrat möglicherweise
wieder
erst Mittwoch - bitte die Ankündigungen auf dieser Seite beachten!
Besetzung der Universitätsvertretung an der Uni Wien
Bis Mittag wurde das Gebäude der Universitätsvertretung an
der Uni Wien von StudentInnenvertreterInnen aus dem Kommunistischen
StudentInnenverband
(KSV) und AktivistInnen der geisteswissenschaftlichen
Fakultätsvertretung
(GEWI) besetzt gehalten. Die Besetzung begann am Dienstag während
einer Sitzung der UV und wurde heute freiwillig beendet.
Grund für die Besetzung war, dass sich die Vorsitzende der UV,
Angelika Obermayr von der ÖVP-StudentInnenfaktion
"Aktionsgemeinschaft"
(AG), seit Monaten weigert, einen Abwahlantrag auf die Tagesordnung zu
setzen, obwohl AG und RFS (Freiheitliche) über keine Mehrheit in
der
UV mehr verfügen.
Zwischenfälle wie Polizeieinsätze gab es keine.
(dazu: Erklärung
der BesetzerInnen)
Nachtrag zum 1. Mai: Demobericht aus Dornbirn
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BetriebsrätInnen- und GewerkschafterInnen-Kundgebung
Laut Medienangaben rund 100 BetriebsrätInnen und
GewerkschafterInnen
protestierten am Vormittag vor dem Wirtschafts- und Arbeitsministerium
gegen Verschlechterungen des so gen. "Arbeitnehmer"schutzgesetzes.
Frauen-Kundgebung und -Demo
Vor der Skulptur "Wächterin" beim Burgtheater sammelten sich ab
18.00 Uhr rund 70 Frauen zu einer nun jeden ersten Donnerstag im Monat
stattfindenden Kundgebung mit Kulturprogramm. Unter anderem nahmen
teil:
Trommlerinnen, Frauen aus der Frauenszene, Elfriede Jelinek, Marlene
Streeruwitz,
Johanna Dohnal und viele andere. Anschließend zogen sie zum
Ballhausplatz
zur Donnerstagsdemo.
(Hinweis: Vom 12. bis 13. Mai findet in Innsbruck ein Festkommers schlagender Burschenschaften statt. Mehr Infos dazu findet ihr auf der Site der Tiroler Plattform gegen Rassismus. Einen grundlegenden Text "Zum deutschnationalen Korporationswesen in Österreich" gibt es auf der Site des Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands zu lesen.)Anschließend ging es aus aktuellem Anlass zum landesgerichtlichen Gefangenenhaus in der Wickenburggasse, einem jener Wiener Gefängnisse, in denen unzählige Schubhäftlinge festgehalten werden, um auf den Tod von Richard S. hinzuweisen.
MinisterInnenrats-Begrüßung
13-14 Leute "begrüßten" zu Mittag die TeilnehmerInnen des
SonderministerInnenrats zur "Vorgangsweise gegen die Sanktionen der 14
EU-Mitglieder" vor dem Bundeskanzleramt mit Pfiffen und "Nazi"- bzw.
"HeuchlerIn"nen-Rufen.
Die Begrüßten reagierten betroffen und bestürzt,
benutzten
aber dennoch den Haupteingang zu eb'ner Erd'.
Justament von einem Demonstranten, der sich von der Kundgebung entfernt
hatte und sich - allein - auf der anderen Seite des Eingang aufhielt,
wurden
von der Polizei mit der Begründung "Verstoß gegen das
Versammlungsgesetz"
die Personalien aufgenommen.
Der nächste MinisterInnenrat findet erst am Mittwoch, dem 10.
Mai, statt. Treffpunkt: 9.30 Uhr Ballhausplatz.
Wir bitten um Verzeihung, dass wir gestern für lange Zeit einen falschen Zeitpunkt für die MinisterInnenratsbegrüßung angekündigt haben. Leider erreichte uns die Terminänderung von 9.30 auf 11.30 dank ständiger Ausfälle des Blackbox-Mailservers erst in der Nacht. Bis auf weiteres bitten wir, vor allem dringende Mails zusätzlich an die - vorübergehend eingerichtete - E-Mail-Adresse tatblatt@gmx.at zu schicken (weiterhin aber auch an tatblatt@blackbox.net). Danke.
Volkstanz
Erst zum Innenministerium in der Herrengasse und dann zur Justizanstalt
für Jugendliche Erdberg in der Rüdengasse, wo am 3. Mai ein
junger
Afrikaner unter noch immer ungeklärten Umständen zu Tode
gekommen
war, führte die samstägliche Volkstanz-Demonstration.
Dabei wurde nicht nur eine restlose Aufklärung des Todesfalls und
Sanktionen bei Justiz und Polizei gefordert, vom Musik-LKW wurde auch
auf
fast der gesamten Route auf den nun ein Jahr zurückliegenden und
noch
immer ohne Folgen gebliebenen Tod von Marcus Omofuma, der am 1. Mai
1999
nach Polizeimisshandlungen während seiner geplanten Abschiebung
gestorben
war, erinnert sowie rassistische Stereotype angeprangert.
Danach wurde quer durch den 3. Bezirk zum Schwarzenbergplatz gegangen,
wo sich die Demo gegen 20 Uhr beim Hochstrahlbrunnen vor dem Denkmal
der
Roten Armee auflöste.
Gestartet war die Demonstration mit bis zu 220 TeilnehmerInnen kurz
nach 16.30 auf dem Heldenplatz.
(Für die Volkstanz-Demos der kommenden Wochen gilt: Treffpunkt
14.00 Uhr Heldenplatz für Kundgebung und Party, Losgezogen wird
dann
zwischen 16.00 und 17.00 Uhr.)
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Keine Aktionen bekannt.
Keine Fahrraddemo
Die Fahrraddemo fiel mangels Beteiligung (TATblatt-Zählung um
18.25 Uhr: 0 Leute) wieder einmal aus. Nachdem dieses Mal ein letzter
Versuch
gemacht werden hätte sollen, die Fahrraddemo wiederzubeleben, wird
dieser wöchentliche Termin somit bis auf weiteres gestrichen.
Zivildiener-Warnstreik
Zum Warnstreiktag der Zivildiener liegen uns leider noch keine
Informationen
vor (bitte mailt uns was
darüber!!!).
Über die noch bis 13. Mai laufende Zivildieneraktionswoche
könnt
ihr euch auf der Site der Plattform
für Zivildiener informieren.
NACHTRAG: Kranzniederlegung
von Burschenschaftern
Zu Mittag legten einem bei uns eingegangenen Bericht zufolge rund 50
Burschenschafter in voller Montur mit Sebel beim Heldentor einen Kranz
zum Gedenken an die gefallenen nazideutschen Soldaten nieder. Auf eine
rechtslastige Rede folgte eine Schweigeminute, die gegen Ende, als die
Burschenschafter ihre Schwerter zückten, durch den Ruf
"Nazischweine"
gestört wurde. Die Polizei nahm daraufhin von den beiden einzigen
anwesenden AntifaschistInnen, die nur zufällig vorbeigekommen
waren,
die Personalien auf und drohte mit Anzeige wegen Störung einer
Versammlung.
Prozess gegen Eva
Vertagt wurde im Landesgericht in Wien nach zirka zwei Stunden der
Prozess gegen Eva, einer der nach der Demo vom 2.
März ("Opernballdemo") Festgenommenen. Die Anklage lautete auf
versuchte schwere Körperverletzung und Widerstand gegen die
Staatsgewalt.
Ihr wurde vorgeworfen, während der Demo ein Tretgitter gegen
PolizeibeamtInnen
geworfen und sich ihrer Festnahme widersetzt zu haben. Eva wies alle
diese
Vorwürfe von sich.
Nachdem die U-Haft gegen Eva bereits am 10. März aufgehoben wurde,
bleibt sie somit zumindest vorerst weiter in Freiheit.
ProzessbesucherInnen berichteten, dass der Staatsanwalt sich kein
einziges
Mal zu Wort gemeldet habe und meinten, dass Richter Zöllner aber
dafür
dessen Rolle gleich mitübernommen habe. Zudem soll er den
vernommenen
Polizisten die Worte in den Mund gelegt haben, sobald sich diese in
Widersprüche
verstrickten. Rund 20 bis 30 Menschen konnten der Verhandlung im
Verhandlungssaal
beiwohnen, mindestens noch einmal so viele warteten am Gang.
Nach der Verhandlung wurde vor dem Landesgericht ein Prozessbesucher
festgenommen, nachdem ein WEGA-Beamter behauptet hatte, dass ihm dieser
den Mittelfinger gezeigt habe. Der Festgenommene wurde wenig
später
zwar wieder freigelassen, wurde aber wegen Verletzung des
öffentlichen
Anstandes und Widerstandes gegen die Staatsgewalt angezeigt. An die
dreißig
noch anwesende Leute konnten nichts dergleichen beobachten.
Abgelehnt hat unterdessen übrigens das Oberlandesgericht einen Antrag der Staatsanwaltschaft auf neuerliche Untersuchungshaft für Werner und Hermann - die beiden anderen nach der 2.-März-Demo Festgenommenen. Auch sie bleiben somit zumindest vorerst in Freiheit. Ein Prozesstermin ist noch nicht bekannt.
Kosmos-Frauenraum-Aktion "Heiße Luft"
Mehr als 30 Leute protestierten vor dem Bürofenster von
Kunststaatssekretär
Morak gegen die Nichtausbezahlung bereits zugesagter Zuschüsse
für
den Kosmos-Frauenraum (Hintergrund dazu siehe http://www.kosmos.frauenraum.at)
Attacke gegen Botschaft besorgter BürgerInnen
Der Holzesel vor der Botschaft besorgter BürgerInnen wurde in
der Nacht auf Dienstag zerstört. Eine Beschädigung des
Botschafts-Containers
konnte gerade noch verhindert werden. Der Täter wurde angezeigt.
Ausgetrickst
Der MinisterInnenrat wurde gestern kurzfristig doch wieder auf Dienstag
zurückverlegt - dementsprechend fand heute keiner statt, das
erschienene
Begrüßungskomitee musste unverrichteter Dinge wieder
abziehen.
Donnerstagsdemo
Nicht wie von vielen erwartet und gefordert zum Jugendgefängnis
Erdberg, wo vergangene Woche
unter
aufklärungsbedürftigen Umständen ein Afrikaner gestorben
war, sondern zur Volkshochschule Ottakring führte die
diesmalige
Donnerstagsdemo. Die Entscheidung dafür fiel im Aktionskomitee mit
der Begründung, dass das Komitee "Ottakring gegen Schwarzblau" in
der VHS eine Diskussionsveranstaltung organisiert und spezielle
Aktionen
zur Begrüßung der Demo geplant habe. Alldies sei bereits
wochenlang
vorbereitet worden, hieß es.
Als die Demo nach einer Wanderung über Neustiftgasse und
Koppstraße
bei der VHS ankam, war von Begrüßung oder Aktionen
allerdings
nichts zu bemerken.
Der Rückweg führte über Hasnergasse - Gürtel -
Lerchenfelder Straße - Stolzenthalergasse - Josefstädter
Straße
- Florianigasse in Richtung Innenstadt. Kurz vor der so gen.
Zweierlinie
kam es vorübergehend zu einer Aufteilung in drei Demozüge.
Ein
Teil ging in die Schlösslgasse zur deutschnationalen
Burschenschaft
"Gothia", ein anderer Teil in die Wickenburggasse zum Landesgericht, wo
zahlreiche Schubhäftlinge inhaftiert sind. Ein dritter Teil, vor
allem
aus der bisherigen Demospitze bestehend, der ohne Umwege die
Florianigasse
weitergehen wollte, kehrte nach geraumer Zeit um und schloss sich der
Wickenburggassen-Demo
an bzw. versuchte, sich wieder an deren Spitze zu setzen.
In der Alser Straße waren alle drei Demozüge wieder vereint.
Über den Ring ging es schließlich weiter zum Rathausplatz,
wo
gerade die Generalprobe für die Eröffnung der Wiener
Festwochen
am Freitag stattfand. Während die meisten Leute pfeifend und
rufend
auf sich aufmerksam machend über den Platz zogen, blieben einige
stehen
und störten nach Kräften die Veranstaltung - zu diesem
Zeitpunkt
u.a. justament Gedichte von Bert Brecht und Musik des 1933 emigrierten
Komponisten Arnold Schönberg!!!
Der erste Teil der Demo zog unterdessen weiter zur ÖVP-Zentrale
in der Lichtenfelsgasse und schließlich zurück zum
Ballhausplatz,
wo sich die Demo nach 22 Uhr auflöste.
An der Demonstration teilgenommen haben nach TATblatt-Zählung
- wie auch schon in den letzten Wochen - rund 2.000 Leute. Laut ORF-ON
sprach das Aktionskomitee von 4.500 DemonstrantInnen, die Polizei von
knapp
3.000 :-)
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Protesttag der Zivildienst-Einrichtungen
Am Stock-im-Eisen-Platz protestierten von 10 bis 18 Uhr mehrere
Zivildienst-Einrichtungen
und die Plattform für Zivildiener gegen die Einsparungen beim
Zivildienst.
Unter anderem Arbeiter-Samariter-Bund, Kaiserin-Elisabeth-Spital und
Geriatriezentrum
Wienerwald präsentierten mittels Infoständen und
Krankentransportwagen
die Arbeit von Zivildienern und die Folgen der ZDG-Novelle.
Zivildiener: Letztes Ma(h)l
Insgesamt bis zu 600 Zivildiener und SympathisantInnen
(TATblatt-Zählung)
kamen zwischen 11 Uhr (da waren es aber sicher noch keine 600) und 14
Uhr
zum Ballhausplatz, um gegen die ZDG-Novelle und die darin vorgesehenen
Einsparungen zu protestieren sowie in einem großen gemeinsamen
Frühstück
symbolisch die letzten Essensmarken aufzubrauchen. Die für
verschiedene
Zeitpunkte angekündigte Zivildiener-Demo kam nicht zustande.
Solidarität mit politischen Gefangenen in der Türkei
und
mit Mumia Abu-Jamal
Um 14 Uhr begann auf der Mariahilfer Straße eine Kundgebung
für
Leben und Freiheit des in den USA seit 1982 in der Todeszelle sitzenden
Journalisten und Kämpfer gegen rassistische Polizei- und
Justizgewalt,
Mumia Abu-Jamal.
Zur selben Zeit startete bei der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse
eine antifaschistische Solidaritäts-Demonstration für
politische
Gefangene in der Türkei. Einen kleinen Umweg über die
Ringstraße
nehmend zogen die DemonstrantInnen in die Mariahilfer Straße zur
Kundgebung für Abu-Jamal.
Anschließend wurde in einer gemeinsamen internationalistischen,
antirassistischen und antifaschistischen Demonstration über die
Ringstraße,
vorbei am Parlament, in den 9. Bezirk zur amerikanischen Botschaft
demonstriert.
Rund 300 Menschen nahmen daran teil.
Volkstanz:
100 Tage Widerstand
100 DJs und DJanes baten ab 14 Uhr wie jeden Samstag zum Volkstanz
gegen Schwarzblau, der sich diesmal allerdings vom Heldenplatz nicht
wegbewegte,
um eine Teilnahme an den anderen Demonstrationen dieses Tages zu
ermöglichen.
"Botschafts"-Fest im Protest: 104 Tage Widerstand
Ab 18 Uhr gab's ein "Fest im Protest" bei der "Botschaft
besorgter BürgerInnen", wo bei der Gelegenheit mittels
Transparent
auch darauf hingewiesen wurde, dass 100 Tage Regierung nicht
gleichzusetzen
ist mit 100 Tage Widerstand. Letzterer setzte bekanntlich bereits am 1.
Februar ein, als unmittelbar nach dem Bekanntwerden der
Koalitionsabsichten
die ÖVP-Zentrale besetzt wurde.
Keine Aktionen bekannt.
Neu: Bericht von einer Kundgebung, die bereits am 6. Mai in Eisenstadt stattgefunden hat.
Aus Innsbruck liegen uns bislang noch keine Informationen von den Aktivitäten gegen den Kommers deutschnationaler Burschenschafter vor.
Neuerlich Tod hinter Gittern:Montag, 15. Mai
Wie erst am 12. Mai bekannt wurde, gab es bereits am 4. Mai einen weiteren Todesfall eines in staatlichem Gewahrsam befindlichen Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft. Wieder sollen Suchtmittel zum Tod geführt haben, wieder dürfte der Betroffene nicht entsprechend medizinisch versorgt worden sein, wieder erinnern Schnelligkeit und Inhalt der offiziellen Stellungnahmen an Vertuschung.
Bei dem Toten handelt es sich um einen 40-jährigen Mann aus der Slowakei. Der Todesfall trat in einer Zelle des Polizeikommissariats Wien-Landstraße ein.
Keine Aktionen bekannt.
MinisterInnenratsbegrüßung
Der MinisterInnenrat tagte diesmal zwar wieder pünktlich am
Dienstag,
dafür aber nicht im Bundeskanzleramt, sondern im Parlament. Das
"Begrüßungskomitee"
folgte ihm dorthin. Zu ihm gesellten sich Greenpeace-AktivistInnen, die
mit einer Wäscheleine voller Babywindeln für ein Verbot der
Verwendung
des gefährlichen TBT in Babywindeln und anderen Produkten
demonstrierten.
Aktionstag des ÖGB
"Um die Öffentlichkeit über die unsozialen Pläne der
Bundesregierung zu informieren" veranstaltet(e) der ÖGB einen
Aktionstag
mit an die 300 Straßenaktionen mit Transparenten und
Flugblättern
in ganz Österreich.
Betriebsratsproteste
Bis zu 120 ÖIAG-BetriebsrätInnen demonstrierten laut
bürgerlichen
Medienberichten am Vormittag vor dem Finanzministerium gegen die
Privatisierungspläne
der Regierung. Sie empfingen dabei die designierten Mitglieder des
neuen
ÖIAG-Aufsichtsrates mit einem Pfeifkonzert. Im Finanzministerium
fanden
anschließend die ÖIAG-Hauptversammlung, in welcher der neue
Aufsichtsrat bestellt wurde, und dessen erste Sitzung statt.
Witterungsbedingt beschaulich klein und kurz fiel die diesmalige
Donnerstagsdemo
aus. Nur rund 100 bis 200 DemonstrantInnen
(Radio-Orange-Schätzung)
fanden sich nach 19 Uhr am Ballhausplatz ein. Auf Grund des
strömenden
Regens beschlossen sie, die Demonstration nach Monaten erstmals wieder
in die U-Bahn zu verlagern. Mit der U3 fuhren sie erst zum Bahnhof Wien
Mitte, wo in der Bahnhofshalle eine kurze Kundgebung abgehalten wurde,
und anschließend zum Westbahnhof. Nach lautstarker Durchquerung
des
Bahnhofs ging es dann, ermöglicht durch ein deutliches Nachlassen
des Regens, endlich wieder auf die Straße. Über Mariahilfer
Straße, Babenbergerstraße und Ring zogen sie zurück
zum
Ballhausplatz, wo sich die Demonstration um 21.15 Uhr auflöste.
Keine Aktionen bekannt.
Dritter toter des Suchtgifthandels Verdächtigter
Von einem Kriminalbeamten erschossen wurde in Wien in der Nacht von
Freitag auf Samstag ein des Suchtgifthandels verdächtigter Mann.
Der
tödliche Schuss soll sich laut Polizeiangaben beim Öffnen
einer
Autotür versehentlich gelöst haben. Suchtgift wurde bei dem
Mann
oder in seinem Auto keines gefunden. In einem Lokal, in dem sich der
Mann
zuvor aufgehalten haben soll, sei aber Cannabis sicher gestellt worden,
erklärte die Polizei.
Volkstanz - Teil 1
Um 14 Uhr begann wie jede Woche die "Volkstanz"-Soundpolitisierung
gegen die FPÖVP-Regierung - wegen eines kommerziellen Festes am
Heldenplatz
diesmal jedoch am Ballhausplatz. Zirka um 16 Uhr hätte sie sich
mit
dem DJ-Bus in Bewegung setzen sollen. Diese Pläne mussten aus
aktuellem
Anlass aber über den Haufen geworfen werden ...
Massiver Prügeleinsatz gegen Demonstration gegen
Polizeigewalt
Kurz vor 15 Uhr bildete sich am Ballhausplatz eine spontane
Demonstration
aus Anlass des tödlichen Polizeieinsatzes in der vergangenen
Nacht.
An die 100 Leute (TATblatt-Schätzung) versuchten in die
Herrengasse
zum Innenministerium zu ziehen, wurden aber beim Burg-Durchgang zum
Michaelerplatz
von einer Polizeisperre aufgehalten. Daraufhin versuchten sie es
über
Ballhausplatz - Bruno-Kreisky-Platz - Leopold-Figl-Gasse. Um einer
neuerlichen
Polizeisperre zuvorzukommen, wählten sie dafür ein recht
hohes
Tempo und legten einen Teil des Weges laufend zurück. Auf diese
Weise
gelang es ihnen, ohne weitere Schwierigkeiten, bis zum Innenministerium
zu gelangen. Ein Polizist dürfte dabei allerdings gestürzt
sein
und sich verletzt haben. Die Polizei sprach später von versuchter
schwerer Körperverletzung durch einen Demonstranten.
Als die Demonstration vom Innenministerium über den Michaelerplatz
wieder zurück zum Ballhausplatz ziehen wollte, versperrte
neuerlich
eine PolizistInnenkette den Weg - mit Helmen, Schlagstöcken und
Schilden.
Wenig später wurde eine zusätzliche Polizeikette hinter den
DemonstrantInnen
aufgezogen - sie waren eingekesselt worden und konnten somit weder vor
noch zurück.
Nach kurzen Rempeleien mit den Schilden begannen einige BeamtInnen
mit kurzen, vorerst noch ohne schwere Folgen bleibenden,
Knüppeleien.
Schon wenig später erfolgte aber der erste größere
Knüppeleinsatz.
Im Zuge dessen wurde innerhalb des Kessels eine kleinere
DemonstrantInnengruppe
von den anderen isoliert und gesondert eingekesselt. Der
größere
Kessel wurde aufgegeben. Die somit wieder freien DemonstrantInnen
blieben jedoch am Schauplatz des Geschehens und forderten in
Sprechchören
die Freilassung auch der zirka 20 weiterhin Festgehaltenen. Die in
Richtung
Innenministerium stehenden Leute wurden in weiterer Folge durch die
Polizei
ohne physische Gewaltanwendung weggedrängt. In Richtung
Michaelerplatz
blieb die Herrengasse offen. Lediglich zwei Mannschaftswägen
wurden
als Barriere aufgestellt.
In der Zwischenzeit kamen immer mehr zusätzliche DemonstrantInnen
auf den Michaelerplatz, die über Radio Orange, das laufend
berichtete,
oder Telefonketten von den Vorfällen erfahren hatten. Der
"Volkstanz"
am Ballhausplatz wurde unterbrochen, die VeranstalterInnen, DJs und
zahlreiche
weitere TeilnehmerInnen machten sich ebenfalls auf den Weg zum Kessel.
In unregelmäßigen Abständen startete die Polizei
weiterhin
überraschende Prügeleinsätze - gegen die Leute im Kessel
ebenso wie gegen die umstehenden DemonstrantInnen. Zahlreiche
DemonstrantInnen
wurden dabei verletzt. Einige waren blutüberströmt.
Mindestens
zwei DemonstrantInnen wurden laut Angaben der "Ökologischen
Linken"
mit schweren Verletzungen ins AKH gebracht. EineR davon mit schwerer
Gehirnerschütterung.
Acht Ambulanz- und Notarztwagen wurden während des
Polizeieinsatzes
am Michaelerplatz bereitgehalten.
Unterdessen kamen auch die Nationalratsabgeordneten Madeleine Petrovic
und Karl Öllinger von den Grünen zur Demonstration und
versuchten,
bei der Polizei eine Deeskalation zu erwirken. Unter anderem gelang es
ihnen zu verhindern, dass die Leute im Kessel festgenommen wurden.
Während
Öllinger die BeamtInnen im Umgang mit den Personen im Kessel
beobachtete,
hielt sich Petrovic mit den anderen DemonstrantInnen vor der
PolizistInnenkette
auf, und versuchte so, weitere Prügeleinsätze zu verhindern.
Zirka um 18 Uhr wurden die Leute im Kessel nach Aufnahme ihrer
Personalien
und Anfertigung von Fotos freigelassen. Eine Person, die keinen Ausweis
bei sich hatte, wurde zur Feststellung der Identität auf ein
Kommissariat
gebracht, ist aber laut Auskunft Öllingers mittlerweile ebenfalls
frei.
Von Seiten der Polizei waren neben "normalen" SicherheitswachebeamtInnen die Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) und Beamte der Sondereinsatzgruppe Kriminaldienst (SEK, welche bei den Festnahmen nach der 2.-März-Demo durch vermummte Beamte aufgefallen war) im Einsatz.
Erste Anzeichen für einen bevorstehenden brutalen Polizeieinsatz gab es bereits am 18. Mai, als in der Kronen-Zeitung über Aktionen gegen einen Umzug katholischer Studentenverbindungen am 20. Mai spekuliert worden war. Der Generalinspektor der Wiener Sicherheitswache, Schnabl, wurde dabei mit den Worten zitiert: "Natürlich sind wir auch diesmal auf der Hut, da immer die Gefahr besteht, dass eine kleine Gruppe gewaltbereiter Linker die Demos missbraucht."
Während des Polizeieinsatzes in der Herrengasse zog der Burschenschafter-Aufmarsch auch tatsächlich am Michaelerplatz vorbei. Einige DemonstrantInnen empfingen ihn mit Pfiffen. Größere Aktionen waren aber weder vorbereitet worden, noch fanden sie statt.
Volkstanz - Teil 2
Nach der Freilassung der eingekesselten DemonstrantInnen wurde am
Ballhausplatz
der "Volkstanz"
gegen die FPÖVP-Regierung fortgesetzt. Nach einer Abstimmung
über
die Frage, ob nach den Vorfällen überhaupt noch eine
Demonstration
an diesem Tag stattfinden soll, setzten sich um zirka 19 Uhr der DJ-Bus
und 60 bis 70 DemonstrantInnen (TATblatt-Zählung) in
Bewegung.
Über Ringstraße, Stadiongasse, Josefstädter
Straße,
Gürtel - vorbei am Polizeigefangenenhaus Hernalser Gürtel,
einem
der Wiener Schubgefängnisse - zogen sie zum in einem
Stadtbahnbogen
befindlichen Lokal B72 . Den Abschluss bildete wie üblich eine
Street-Party.
Am Stadtmarathon beteiligten sich diesmal auch RegierungsgegnerInnen
mit schwarzblauen NO-Fahnen. Nationalen Schulterschließern gelang
es jedoch, eine dieser Fahnen zu entreißen.
Über Zwischenfällen mit mitlaufenden Politikern wie
Wirtschafts-und-Arbeits-Minister
Bartenstein oder Ex-Innenminister Schlögl oder mit einfachen
FPÖ-Mitgliedern
wie Haider liegen uns keine Informationen vor, obgleich der liberale
"Standard"
in seiner Samstag-Ausgabe noch von einer speziell für diesen
Anlass
gebackenen Torte wissen wollte.
(Noch) keine Aktionen bekannt.
MinisterInnenratsbegrüßung
Korrektur: Drei
Leute "begrüßten" trotz feuchtkaltem Wetter die
TeilnehmerInnen
des MinisterInnenrats vor dem Bundeskanzleramt mit einem Transparent.
Kein Theater
Organisatorischem Chaos bei den VeranstalterInnen fiel das für
heute geplante Straßentheater gegen Polizeigewalt zum Opfer.
Nachdem
es bei der Behörde angemeldet worden war, allerdings für
einen
falschen Tag, sorgte die Polizei dafür, dass es nicht stattfinden
konnte.
Ein neuerlicher Versuch soll am Mittwoch - wieder Ecke Mariahilfer
Straße / Neubaugasse (beim Generali- Center) - stattfinden.
"Bürgergespräch" mit Schüssel
Fast ungestört konnte am Vormittag Bundeskanzler Schüssel
vor einem Café in der Kärntner Straße ein
"Bürgergespräch"
mit seinen Fans abhalten, die auch Fragen stellen durften. Ein
Regierungsgegner
fragte, wann Schüssel endlich zurücktrete. Auch einige
Protest-Luftballons
waren zu sehen.
Straßentheater gegen Polizeigewalt
Nach 19 Uhr fand das zuletzt für 17 Uhr angekündigte
Straßentheater
gegen Polizeigewalt nun doch statt. Das perfekte Timing stellte sicher,
dass von den sich dort während der
Geschäftsöffnungszeiten
in großer Zahl tummelnden PassantInnen nur mehr relativ wenige
mit
der Aktion erreicht werden konnten. An der Polizei lag dies aber nicht.
Vierter "rätselhafter" Tod seit Anfang Mai
Hamid S., ein fünfjähriger, unter fremdenpolizeilich
angeordnetem
Hausarrest gestellter Bub aus Afghanistan verstarb am 17. Mai, nachdem
ihm viel zu lang entsprechende medizinische Behandlung vorenthalten
worden
war.
Bekannt wurde dies erst heute nach einem vertraulichen Hinweis an "Asyl
in Not", berichtet der Online-Standard.
Hamid befand sich, so der Standard weiter, mit seinen Eltern und
Geschwistern
auf Veranlassung der Fremdenpolizei Neusiedl am See in einer Pension in
Gols unter Hausarrest, einer mildereren Form von Schubhaft. Die Familie
war erst vor wenigen Tagen nach Österreich gekommen.
Weiters berichtet der Standard, dass bereits am Samstag vor Hamids
Tod die Eltern bei der polizeilichen Einvernahme auf eine Krankheit des
Kindes hingewiesen haben. Ein Arzt verschrieb ihm aber lediglich
Medikamente.
Am 16. Mai ging es Hamid so schlecht, dass die Eltern die
Pensions-Wirtin
um Hilfe baten. Diese gab ihnen zwar die Adresse einer Ärztin,
soll
sich aber geweigert haben, das Kind, das nicht mehr gehen konnte,
dorthin
zu bringen. Daraufhin trugen mehrere in der Pension untergebrachte
Flüchtlinge
das Kind zur Ärztin, die allerdings ebenfalls nur Medikamente
verschrieb
und das Kind zurückschickte. Am Morgen des 17. Mai erkannte ein
Bruder
Hamids den Ernst der Lage. Ein anderer Flüchtling rief den
Rettungsnotruf.
Die Rettung kam aber nicht, sondern dürfte lediglich bei der
Wirtin
angerufen haben. Jedenfalls habe die Wirtin den Flüchtlingen
später
Vorwürfe gemacht, weil ihr diese die Rettung ins Haus schicken
wollten.
Die Wirtin führte Hamid lieber selbst mit dem Auto - allerdings
nicht
ins Spital, sondern bloß zur Ärztin. Diese schickte Hamid
dann
endlich ins Spital. Beim Versuch, ihn per Hubschrauber auf eine
Intensivstation
nach Wien zu verlegen, versagte schließlich Hamids Herz.
Donnerstagsdemo
Anlässlich der Häufung von weitgehend vertuschten,
"rätselhaft"
und "versehentlich" genannten Todesfällen von in Gewahrsam von
Polizei
und Justiz befindlichen Menschen in den letzten Wochen wandte sich die
Donnerstagsdemo diesmal vor allem gegen rassistische Polizei- und
Justizgewalt.
Die Route führte vom Ballhausplatz über Ringstraße -
Schwarzenbergplatz
- Am Modenapark, wo ein FPÖ-Lokal mit Pickerln zugeklebt wurde -
erst
zum Polizeikommissariat Wien 3 in der Juchgasse und dann zum
Jugendgefängnis
Erdberg in der Rüdengasse. An beiden Orten waren in den letzten
Wochen
wegen Verdachts auf Drogenhandel festgenommene Männer unter alles
andere als geklärten Umständen ums Leben gekommen (siehe
Seite
"Bereits vier Tote seit Anfang Mai").
Danach wurde über Erdbergstraße - Landstraßer
Hauptstraße
- Ring - Kai - Schwedenplatz - Marc-Aurel-Straße -
Wipplingerstraße
zur Bundespolizeidirektion Wien am Schottenring und weiter über
Ring
- Schottentor - Schottengasse zum Innenministerium in der Herrengasse
gezogen.
Abschließend ging es zurück zum Ballhausplatz.
Um zirka 23.30, als sich die ersten DemonstrantInnen bereits am
Ballhausplatz
befanden, wurde ein Demonstrant von einem Polizeibus angefahren und
möglicherweise
leicht verletzt. Laut Angabe der Polizei habe er versucht auf das Auto
zu springen und sei dabei abgerutscht. Er wurde mit der Rettung ins
Krankenhaus
gebracht. Nachtrag: Der
Demonstrant
erlitt keine wesentlichen Verletzungen und konnte das Spital bald
wieder
verlassen. Er erstattet Anzeige wegen Körperverletzung. Die
Bekanntgabe
seiner Dienstnummer soll der Fahrer des Polizeifahrzeuges zwar
verweigert
haben, die Kennzeichennummer ist allerdings bekannt.
Kleinere Zwischenfälle im Verlauf der Demo gab es in der
Erdbergstraße,
wo ein Passant Knallkörper in die Demonstration warf; am
Schwedenplatz,
wo ein älterer Mann den DemonstrantInnen "den Hitler"
wünschte
und daraufhin von einigen DemonstrantInnen leicht attackiert und von
anderen
wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung angezeigt wurde;
und
in der Nähe des Hohen Marktes, wo eine Demonstrantin eine von
einem/r
RegierungsfreundIn geworfene Wasserbombe abbekam.
Zwei voneinander unabhängige TATblatt-Zählungen auf der
Ringstraße
kurz vor dem Karlsplatz ergaben eine TeilnehmerInnenzahl zwischen 1.500
und 2.000. Die Angabe der Polizei beläuft sich auf 2.300, jene von
Orange 94,0 auf 3.000 bis 3.500, und die des Aktionskomitees auf 4.200.
Der ursprüngliche Plan, die Demo am Anfang quer durch die Innenstadt zu führen, wurde aufgegeben, nachdem bekannt worden war, dass zahlreiche Plätze im ersten Bezirk von der Polizei besetzten Festungen glichen. Bei der Demo selbst verhielt sich die Polizei weitgehend zurückhaltend. Auffallend war die große Zahl an zivilen BeamtInnen.
Prozessbericht der Ökologischen Linken:
Opfer rassistischer
Polizeigewalt
zu 8 Monaten bedingt verurteilt
Keine Aktionen bekannt.
Nachträge:
"Neuwahltag" und "Widerstandsnacht" der Demokratischen Offensive
Mit einem dicht gedrängten Programm aus inhaltlichen
Beiträgen,
wenig Zeit für Diskussion und einem anschließenden
Kulturprogramm
beging die Demokratische
Offensive am Ballhausplatz ab 14 Uhr ihren "Neuwahltag", bzw. nach
Einbruch der Dunkelheit das, was sie "Widerstandsnacht" nannten. Der
traditionelle
Volkstanz-Umzug
entfiel daher diesmal.
MonarchistInnenaufmarsch
Ungestört konnten zur gleichen (!) Zeit (14 Uhr) rund 100
militärische
TraditionalistInnen in K&K-Armee-Uniformen mit Gewehren samt
aufgestecktem
Bajonett oder in Sanitäterinnentracht beim Burgtor Kränze
niederlegen,
Böller schießen und anschließend (14.30) über den
Heldenplatz marschieren... Lediglich knapp zehn AntifaschistInnen sahen
nach den Rechten, mussten sich aber darauf beschränken,
fassungslos
zu staunen.
Nachtrag: Neuerlich Tortenanschlag
-
das Opfer: ÖVP-Klubobmann Khol
Wie der Kurier berichtete, wurde Andreas Khol am Samstag, den 27. Mai,
im Anschluss an eine private Kabarettaufführung in der Innenstadt
von einer Torte getroffen. Bei der Tatwaffe handelte es sich um eine
seltene
Waldbeeren-Creme-Torte. Das Sakko des Klubobmanns wurde laut Kurier
"versaut".
Über das Schicksal der Attentäterin schweigt sich der Kurier
aus. (siehe auch: BekennerInnenschreiben)
Zur Sache
Nur rund zehn Leute kamen um 21.55 Uhr zum Haas-Haus am Stephansplatz,
wo u.a. der FPÖ-Abgeordnete und zweite Nationalratspräsident
Prinzhorn bei der ORF-Talk-Show "Zur Sache" über Privatisierungen
plauderte. Für den angemessenen akkustischen Hintergrund konnte
mit
so wenig TeilnehmerInnen nicht gesorgt werden.
Allzu viel Bedeutung dürfte auch die Polizei den über
Mailing-Listen
und die E-Mail-Zeitung MUND verbreiteten Aufruf nicht beigemessen haben
- sie war am Stephansplatz praktisch ebenso wenig sichtbar wie die
Kundgebung.
Demo gegen staatlichen Rassismus
Zirka 200 Menschen folgten dem Aufruf der Gruppe "Linkswende" und
demonstrierten
anlässlich der vier Todesfälle unter in staatlichem Gewahrsam
befindlichen Menschen von der Uni Wien zum Innenministerium und
zurück.
MinisterInnenrats-"Begrüßung"
mangels Teilnahme entfallen
Feldgottesdienst am Burgtor
Trotz oder anlässlich des Weltfriedenstages hielt das Bundesheer
beim Burgtor einen Feldgottesdienst mit anschließendem
Besäufnis
ab. Einige Leute verteilten Informationsmaterial zum Zivildienst.
Nachtrag: LehrerInnenproteste
Rund 80 PflichtschullehrerInnen (Standard-Bericht) protestierten am
Vormittag vor dem Bundeskanzleramt gegen geplante Einsparungen im
Schulbereich,
Pensionsreform, Mobbing gegen ältere LehrerInnen und
überhaupt:
gegen die Regierung.
Todesschuss durch SEK-Beamten -
Polizeiliche
Darstellung falsch?
Wie das Magazin Falter unter Berufung auf
einen "sachkundigen Informanten" aus Polizeikreisen und einen Zeugen
berichtet,
dürfte die Amtshandlung, bei der am 19. Mai Imre K. von einem
SEK-Beamten
erschossen wurde, anders abgelaufen sein, als bisher offiziell
dargestellt.
Der Informant aus Polizeikreisen wird mit
den Worten zitiert: "Da wird den Medien eine Variante präsentiert,
die so nicht stimmen kann ... Glauben Sie mir, diese Sache stinkt. Der
Mann ist nicht so gestorben, wie es die Polizei schildert. Da wurde
gepfuscht.
Der Erschossene saß -linke Schulter links, rechte Schulter
rechts-
ganz normal im Auto. Das wird ein ordentliches Nachspiel bei Gericht
haben."
Der Zeuge habe die Abgabe des tödlichen
Schusses so geschildert: "Der Polizist hat gesagt: 'Bleib stehen Du
Sau',
auf das Auto gezielt und dann abgedrückt", so der Falter.
Außerdem sei eine unbeabsichtigte
Auslösung
der Glock-Pistole durch deren Konstruktion verunmöglicht.
Keine Aktionen bekannt.
Bereits vier Tote seit Anfang Mai |
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