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LeserInnenbrief zu Kurzmeldung über tödlichen Jagdunfall in TATblatt +154
Liebes Tatblatt!
Im Tb +154 ist es mittels ein paar prägnanter Sätze gelungen, alle
Beteuerungen, dass die Tierrechtsbewegung nichts mit dem Bio-Ethik-Diskurs gemein
hat, zu widerlegen. Auf Seite 7 wird unter dem Titel "Halali"
der Legitimation der "Euthanasie" und der Risikoklassenmedizin entgegengearbeitet.
Mit erschreckender Selbstverständlichkeit wird angeregt, dass ein verletzter
Jäger mit einem "Gnadenschuss" ermordet werden könnte, "um
diesen von seinem Leid zu erlösen." Damit werden meine Ausführungen
(siehe Tb +152 "Vom Töten, Leiden und Befreien")
über das Konstrukt der "Leidensfähigkeit" der TierrechtlerInnen,
das direkt und notwendigerweise zur Legitimation des ärztlichen Tötens
führt, bestätigt. Die der Bio-Ethik inhärente ökonomische
Komponente durfte freilich auch nicht fehlen. Es ist schließlich kostengünstiger
eineN Patientin/-en zu töten als zu therapieren und sei daher gesellschaftlich
und ethisch eher zu vertreten. Gemäß diesem utilitaristischen Prinzip
war im Tb zu lesen: "Der Verletzte musste im Krankenhaus auf SteuerzahlerInnenkosten
behandelt werden." (Nebenbei: Medizinische Behandlung wird nicht durch
Steuern sondern mittels Krankenkassenversicherungsbeiträge finanziert.)
Dieses Echauffieren im Stile der Kronen Zeitung, wer nicht alles ungerechtfertigt
der Allgemeinheit auf der Tasche liege, ist auch ident mit den Ideen der Risikoklassenmedizin.
Demnach ist, wer durch unerwünschten Lebensstil oder so genanntes Risikoverhalten
wie in diesem Fall während der Jagd erkrankt bzw. verletzt wird, selbst
schuld. Daher solle ihr/ihm jegliche Solidarität der Gemeinschaft der Versicherten
entzogen werden, d.h. jene Menschen müssten ihre Therapie selbst bezahlen.
Mit der Drohung den Versicherten die Leistungen der Krankenkassen zu entziehen,
sollen sie an Körper- und Verhaltensnormen angepasst werden. (genaueres
dazu: ninja-snails "Dieser Text kann ihre Gesundheit gefährden"
in: Lotta dura 13/99 oder Unitat 3+4/99)
Dass einer/einem in bürgerlichen Medien Menschenverachtung entgegenschlägt
ist nichts Neues. Dass allerdings das Tb als Multiplikator solcher Ideen auftritt,
ist hoffentlich nicht Konzept.
Mit solidarischen Grüßen
C.Ubiensis
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