Diskussion zur Demonstration vom 3. Februar 2001
(siehe auch WiderstandsChronologie-Eintrag
vom 3.2.01)
siehe auch:
>> Diskussion über
die Demo gegen das FPÖ-Neujahrstreffen in Oberlaa vom 21. Jänner
>> Diskussion
zur Opernball-Donnerstagsdemo / Checkpoint Opera am 22. Februar
Text 1: "der 3.2. und die endgültige (?) niederlage
der radikalen linken (auf der straße)" von: gruppe 3.2. des hw_k
Text 2: "... eine frage
der organisation ... ?" von einer vom ekhaus
der 3.2. und die endgültige (?) niederlage der radikalen linken (auf der straße)
von: gruppe 3.2. des hw_k
dies ist kein versuch, den 3.2. selbst zu analysieren oder in die stets griffbereiten
schuldzuweisungen zu verfallen, sondern einige dringend im raum stehende fragen
aufzuwerfen; mit der hoffnung, dass sich vielleicht einige andere auch gedanken
darüber machen.
nüchtern betrachtet gilt es nun tatsächlich, sich die frage zu stellen,
ob wir auf demonstrationen (als unsere klassische öffentliche aktionsform)
und die präsenz auf der straße nun endgültig verzichten wollen
und versuchen unsere (teils sehr unterschiedlichen) ziele ausschließlich
auf andere art und weise zu propagieren und zu erreichen oder ob es doch noch
eine sinnvolle vorgangsweise für die zukunft geben kann.
was wir am 3. erlebten, war die perfekte inszenierung des spektakels, welches
seine eigene opposition erschuf und sie im selben moment bereits rekuperierte,
und so wieder einmal die perfekte rechtfertigung seiner eigenen existenz aufführte,
welcher wir durch unsere bloße anwesenheit und unsere unfähigkeit,
in die geschehnisse einzugreifen - auch wenn unsere absicht das genaue gegenteil
gewesen sein mag - zusätzliches gewicht verliehen und so die bestehende
ordnung weiter festschrieben.
vorbereitungstreffen sind schön und gut, und demos auf breiter basis auch
- die frage, die sich stellt, ist nur, was haben wir dort verloren? wesentliche
entscheidungen mitbeeinflussen? die demo-route? 50m am schubhäfn vorbei
ohne davon notiz zu nehmen - auf ner demo gegen den institutionalisierten rassismus?
und die ohnmächtige wut droht einen zerspringen zu lassen auf grund der
unfähigkeit, in das ablaufende einzugreifen.
was kann getan werden, außer in zukunft seine zeit schlicht und einfach
besser zu nutzen; nichts gegen einen schönen spaziergang - aber dann doch
lieber in netterer umgebung und ansprechenderer gesellschaft.
wenn wir bei ähnlichen gelegenheiten jedoch wieder auftreten wollen, gilt
es unsere eigenen strukturen zu schaffen, uns im vornherein zu organisieren
und (trotz aller differenzen) geschlossen aufzutreten, um die lähmende
normalität zu durchbrechen und von passivem erleben zum aktiven eingreifen
und mitgestalten zu gelangen.
eigene vorbereitungstreffen und vor allem gemeinsames auftreten derer, die sich
nicht als teil des guten anständigen österreichs sehen und zumindest
in der klaren ablehnung des bestehendes übereinstimmen mit dem resultat
der bildung eines eigenen blockes (wie auch immer der nun heißen mag -
er kann auch ganz gut unbenannt bleiben), mit allen konsequenzen, erscheint
uns im moment der einzige weg, um aus vielen vereinzelten ohnmächtigen
mitläuferInnen, die durch ihre bloße präsenz die farce des widerstandes
legitimieren, aktiv eingreifende und gestaltende zu machen.
falls dies nicht erfolgt können wir nur dringend anraten, künftig
von solchen veranstaltungen fernzubleiben.
mit der ausdrücklichen bitte um weiterleitung und diskussion.
gruppe 3.2. des hw_k
... eine frage der organisation ... ?
von einer vom ekhaus
kaum eine politische aktion in der letzten zeit, die zu mehr gut zu sein scheint,
als zur frustration. es ist nicht die mangelnde zahl von leuten - immerhin waren
am 3.2. zwischen 5.000 und 10.000 menschen in gemeinsamer sache auf wiens straßen
unterwegs.
oder etwa doch keine gemeinsame sache?
inwiefern sind diese "symbolischen" demonstrationen - und symbolisch
sind sie, denn wären sie mehr als bloß ein mittel zur gewissensberuhigung,
mehr als der zugewiesene platz in einem ausgeklügeltem system, dann wären
sie auch energischer, entschlossener, fordender. inwiefern sind diese demonstrationen
also wirksam? und sollen sie überhaupt wirksam sein, sind sie nicht eher
ein gut gehaltenes werkzeug?
so verkümmert der anspruch, eine demonstration sein zu wollen, zur farce.
schon längst scheint mensch damit keinen hund mehr hinter dem ofen hervorlocken
zu können. an diesem punkt stellen sich mir schon wieder fragen. erstens:
aus welchem grund finden diese demonstrationen nun tatsächlich statt? welche
anderen widerstandsformen gibt es? mit welchem einsatz komme ich zu welchem
ziel? und zugut(?)erletzt: was ist das ziel? das ziel einer demonstration ist
einerseits natürlich die präsenz auf der straße, die vernetzung
und die weitergabe von informationen. doch das ziel einer demonstration kann
auch, zum beispiel, die konkrete verhinderung/blockade einer veranstaltung sein,
die mit ihrer ideologie menschen isoliert, ja sogar die existenz verunmöglicht.
darüber hinaus gäbe es noch weitaus mehr ziele, kommt halt auf den
grund der demonstration an.
ich vertrete schon die meinung, dass eine bessere organisation der autonomen
(in diesem fall tatsächlich alle parteiunabhängigen gemeint) linken,
ein besserer grad der vernetzung, eine breitere widerstandsbasis eröffnen
würde. dabei scheint es mir aber alles andere als zielfuehrend, immer wieder
details inhaltlicher differenzen als hauptaufhänger für nicht-vernetzungs-argumente
vorzuschieben. keine frage: eine vollkommene überschneidung der standpunkte
wird es zwischen verschiedensten gruppen/einzelpersonen nie geben. es muss jedoch
ein minimalkonsens in weg und ziel der verschiedenen gruppierungen angestrebt
werden. dabei dürfen selbstverständlich schwerwiegende vorwürfe
nicht unter den tisch fallen. diese müssen klar ausgesprochen, diskutiert
und analysiert werden.
deswegen kann ich nur erneut auf den punkt zurück kommen, dass, hätten
sich einige menschen vor der demonstration am 3.2. besser abgesprochen, es eventuell
nicht passiert wäre, dass kommentarlos - oder üeberhaupt nicht - am
schubhäfen oder der övp-zentrale vorbeigeschlendert wird. so waren
zwar eine menge menschen auf der demonstration, doch es war kaum, bis überhaupt
nicht, möglich, sich auch nur irgendwie zu koordinieren. wieder, wie nach
dem 21.1./oberlaa, liegt der fehler hauptsächlich in der organisation derer,
deren interessen nicht in einem gemütlichen spaziergang liegen.
WEIL WIR NUR KRIEGEN WAS WIR UNS NEHMEN !!!!
eine.vom ekhaus
(dieser text spiegelt nicht die meinung des gesamten ekh-wohnprojekts
wider, sondern wird sozusagen von einzelpersonen unterstützt !!!!!!!)
siehe auch:
>> Diskussion über die Demo gegen
das FPÖ-Neujahrstreffen in Oberlaa vom 21. Jänner
>> Diskussion
zur Opernball-Donnerstagsdemo / Checkpoint Opera am 22. Februar
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