Ergänzung zum >> WiderstandsChronologie-Eintrag zur Solidemo gegen G-8-Treffen und Polizeigewalt am 21. Juli 2001:
Trauern verboten
Bericht eines Demonstranten
Die Demonstration wurde an der Ecke Salesianergasse/Rennweg durch eine Reihe
von Exekutivbeamten aufgehalten. Sie gaben auch auf mehrmalige Nachfrage durch
mehrere KundgebungsteilnehmerInnen keine Auskünfte über die Gründe
der Sperre, sondern verwiesen vielmehr auf den Einsatzleiter 'dort hinten' (in
Richtung Schwarzenbergplatz weisend). Erfahrungsgemäß sind Einsatzleiter
'dort hinten' schwer auffindbar.
PassantInnen durften jedoch die Sperre passieren. Ich hatte mich der Kundgebung
in der Absicht angeschlossen, meiner Bestürzung und Trauer über den
sinnlosen Tod eines Demonstranten Ausdruck zu verleihen, indem ich eine Kerze
bei der italienischen Botschaft deponierte. Ich verließ nun die Kundgebung,
da ich annahm, daß mir das als Einzelperson gestattet würde, und
ging über einen Umweg um die Sperre zur italienischen Botschaft.
An der Ecke Metternichstraße/Rennweg wurde ich erneut von einem Exekutivbeamten
aufgehalten, der mich fragte, wohin ich wollte. Auf meine Auskunft, daß
ich zum Zeichen meiner Trauer eine Kerze zur italienischen Botschaft stellen
wollte (Herzeigen der Kerze), erfuhr ich, daß mir das nicht gestattet
sei. Die Frage nach einer Begründung dafür blieb unbeantwortet, dahingegen
wurde ich belehrt, daß ich nicht auf anderem Weg zur italienischen Botschaft
hätte gehen 'brauchen', wenn weiter unter am Rennweg der Zutritt verwehrt
wäre. Auch meine Erklärung, daß ich die Kundgebung gerade deswegen
verlassen hätte, und daß der Kontext ja nun ein anderer wäre,
nämlich die Handlung einer Einzelperson im Gegensatz zu der Menge einer
Kundgebung, nutzte nichts. Ich fragte den Beamten nach seiner Dienstnummer,
worauf ein anderer Beamter, scheinbar dessen Vorgesetzter, hinzukam und das
Gespräch weiterführte. Dieser erklärte mir, daß hier Platzverbot
herrsche, ich könne meinem Anliegen (eine Kerze aufzustellen) gerne später
ausführen. Ich fragte nun diesen Beamten nach seiner Dienstnummer, auf
die Frage, warum ich die wissen wolle, antwortete ich wahrheitsgemäß,
daß ich die Richtigkeit seiner Angaben überprüfen wolle. Ich
erhielt seine Dienstnummer allerdings erst nachdem er meine Personalien aufgenommen
hatte.
Einige Stunden später kam ich mit einer Person zur italienischen Botschaft
zurück und wir stellten unsere Kerzen zu der bereits vorhandenen unter
ein Kreuz mit Blumen und einem Foto des Verstorbenen. Der dort diensthabende
Beamte notierte die Kennzeichennummer des Autos, mit dem wir wegfuhren.
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