Innsbruck:
Rechtsextreme Angriffe am Landhausplatz
Libertäre Liga Innsbruck, bearbeitet TATblatt
31. August 1997, 23.35 Uhr: Neun bekannte Innsbrucker rechtsextreme
Skinheads provozieren vier beim Denkmal auf dem Landhausplatz sitzende
Punks. Als diese sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und ihre Unterhaltung
fortsetzen, versucht einer der Skinheads einem Punk einen Aufnäher
von der Jacke zu reißen, was ihm aber nicht gelingt. Nun fordert
er den Punk mehrmals auf, die Jacke auszuziehen, was dieser nicht tut.
Das nimmt er zu Anlaß, den sitzenden Punk zurückzureißen
und ihn mehrmals mit dem Kopf auf den Steinboden zu schlagen und ihm drei
Faustschläge ins Gesicht zu verpassen. Ein anderer Punk versucht ihm
zu Hilfe zu eilen, wird aber von den Skinheads mit Fußtritten "bearbeitet".
Nachdem sie die zwei Punks noch die Stufen hinuntergetreten haben, geben
sie sich zufrieden und verziehen sich Richtung Bahnhof. Das Ergebnis dieses
Überfalls: Eine Platzwunde am Hinterkopf, eine blutige Nase, ein lockerer
Zahn, ein verstauchter Finger und mehrere Prellungen.
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1. September 1997, ca. 23.00 Uhr: Zehn bis Zwölf Skinheads,
zum Teil dieselben wie am 31. August, marschieren unter "Oi Oi Skin"-Gebrüll
auf den Landhausplatz, wo sich einige Punks und Autonome aufhalten. Diese,
schon gewarnt durch den Zwischenfall am Vortag, hatten sich mit Glasflaschen
bewaffnet, die sie aber nicht auf die anrückenden Skinheads werfen,
um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Dies stellte sich als Fehler
heraus, denn zwei Punks und ein Autonomer werden von Skins angegriffen.
Nach einem kurzen Gerangel tauchen die inzwischen von einer Punkerin alarmierten
PolizistInnen auf und beenden die Vorstellung. Die Personalien von fast
allen Beteiligten werden aufgenommen. Keiner der Angegriffenen trägt
irgendwelche Schäden davon.
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2. September 1997, gegen 0.45 Uhr: Drei am Landhausplatz sitzende
Punks werden von fünf Rechtsextremen mit einer Eisenstange und einem
Karabiner (Schlagring) bedroht. Das Ganze endet aber in einer verbalen
Auseinandersetzung, in deren Verlauf ein größerer Überfall
auf den Landhausplatz am nächsten Tag angekündigt wird. Ein Skinhead
zündet in der Zwischenzeit unbemerkt die auf den Stufen liegende Lederjacke
eines Punks an. Die Begegnung endet ohne weiteren Zwischenfall.
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3. September 1997, ca. 22.30 Uhr: Die bis jetzt größte
"Schlacht" zwischen Punks und Skinheads auf dem Landhausplatz. 17 bis 20
Skinheads (zum größten Teil dieselben Schläger, wie in
den Tagen davor) stürmen, nachdem sie zuvor schon unter "Hier regiert
die Nationale Front"-Sprechchören durch die Innenstadt gezogen waren,
mit "Sieg Heil"- und "Heil Hitler"-Rufen, teilweise auch das übliche
"Oi Oi Skin" skandierend auf den Landhausplatz und greifen sofort die dort
sitzenden 10 bis 15 Punks an. Ein Teil der Punks ergreift die Flucht, die
übrigen liefern sich mit den Skins eine Straßenschlacht mit
zwei Schauplätzen: Der erste direkt im Eingangsbereich des Landhauses,
der zweite weiter südlich, hinter dem Denkmal. Im Laufe der Schlägerei
beim Landhaus wird ein Türflügel von zwei Ringenden eingedrückt
und der Kampf spielt sich nun auch im Inneren des Landhauses ab. Ergebnis
der Auseinandersetzung beim Landhaus: Eine Punkerin erleidet eine schwere
Prellung der rechten Kniescheibe und des Schienbeins, eine zweite eine
Gehirnerschütterung, und ein Punk verstaucht sich den Finger. Verletzungen
auf Seiten der Angreifer: Ein Skinhead wird von drei Punkerinnen ziemlich
übel zugerichtet - Tritte in Bauch, Rücken, Kopf, Genick und
Unterleib, Faustschläge ins Gesicht und Schläge mit einer Eisenkette.
Einer der Skinheads trägt schwere Würgemale und zwei blaue Augen
davon.
Am zweiten Schauplatz wird ein Punk von vier Skinheads krankenhausreif
geprügelt - schwere Nierenquetschungen, Hodenprellung, ausgerenktes
Kiefer... - und ein zweiter, der sich an einer Baustelle bewaffnen wollte,
ebenfalls von vier Skins quer durch die Wiese, durch das Gebüsch und
über den Weg zum Eingang der Versicherungsanstalt "getreten" und dort
mit der Stirn gegen die Wand geschlagen. Nach heftiger Gegenwehr und gleichzeitigem
Eintreffen der alarmierten Polizei zogen sie ab. Verletzungen an diesem
Schauplatz: Der verprügelte Punk trug eine Gehirnerschütterung,
eine Platzwunde auf der Stirn, eine Hüftprellung und Prellungen am
Oberkörper und zwei angeknackste Rippen davon. Einer der Angreifer
bekam einen Faustschlag mitten ins Gesicht und ein zweiter erlitt eine
Wunde am Oberschenkel.
Weitere rechtsextreme Angriffe in Innsbruck
Jeden Monat kommt es in Innsbruck zu mehreren Angriffen auf Punks, Linke,
Nicht-Bleichgesichter oder Obdachlose. Im folgenden auszugsweise eine Chronologie
rechtsextremer Überfälle vom Jänner 1998:
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5. Jänner: Am Westbahnhof schlägt eine Gruppe von fünf
White-Power-Skins und Hooligans zwei "Sandler" nieder und verzieht sich
dann stark alkoholisiert in die Stadt.
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22. Jänner: Auf dem "Mensafestl" halten sich ca. 13 Skinheads
auf und fangen an, vermeintliche "linke" MensabesucherInnen anzupöbeln
und zu provozieren. Im Laufe des Abends kommt es noch zu mehreren Rangeleien,
bei denen aber nichts ernstes passiert. Einzig ein Punk bekommt von einem
der Skins mehrere Faustschläge verpaßt, die Situation kann aber
von den Securities beruhigt werden.
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31. Jänner: Gegen 22.00 Uhr kommen fünf Skinheads ins
Treibhaus-Lokal und fangen an, zwei dort sitzende Antifas zu provozieren
und Anti-Antifa-Aufkleber an den Stützsäulen zu verteilen. Als
sie Lokalverbot bekommen und vor das Lokal müssen, kommt es draußen
zu Handgreiflichkeiten zwischen den zwei Antifas und den Skins. Als die
alarmierte Polizei im Anrücken ist, verziehen sich die Skins. Ein
zufällig vorbeigekommener Antifa, der in diese Auseinandersetzung
verwickelt wurde, sitzt im Treibhaus, als wenig später zwei Beamte
des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) ins Lokal stürmen. Sie nehmen den
Antifa fest und durchsuchen ihn draußen. Nach heftiger Debatte wird
er aber wieder freigelassen, ein Karabiner wird beschlagnahmt, der Antifa
handelt sich eine Verwaltungsstrafe ein.
aus: TATblatt Nr. +95 (7/98) vom 9. April 1998
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