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»Ich bin nicht stumm geblieben« | Gourmets und Guerilleros |
Julieta Flores Castillo und die UCPFV-Aktivisten aus Nueva Palestina fordern am Jahreswechsel Menschenrechtsorganisationen auf, sich der Aufklärung des Mordes an Reyes Penagos Martínez anzunehmen. Und tatsächlich läßt sich die staatliche Menschenrechtskommission CNDH dazu bewegen, eine Untersuchung einzuleiten. Das ist in Mexiko eine Ausnahme, denn oft betreibt die CNDH die Verschleierungen der Regierung mit. Doch der Tod Reyes Penagos Martínez' hat die Öffentlichkeit aufgeschreckt, Zeitungsmeldungen erscheinen und so kommt es tatsächlich zu einer Untersuchung des Falles durch die CNDH.
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Nach Angaben von Polizeisprechern hat der wegen der Straßenblockade verhaftete Reyes Penagos Martínez »spontan« seine Beteiligung an der Entführung von José Rito Solis »gestanden« und sich »freiwillig« angeboten, die Polizei zur vergrabenen Leiche des PRI-Politikers zu führen. Am 18. Dezember seien Reyes Penagos Martínez und seine zehnköpfige Polizei-Begleitung per Hubschrauber in die Nähe von Nueva Palestina geflogen worden. Nach einem etwa 90-minütigen Fußmarsch seien sie an die Stelle gelangt, wo die sterblichen Überreste Dr. Rito Solis gefunden worden seien. Plötzlich seien die Polizeikräfte, ausgerüstet mit AR-15 Gewehren, von »Unbekannten« beschossen worden. Nach einem kurzen Feuergefecht hätten sich die Uniformierten zurückgezogen, um die Verwundeten, zwei Polizisten und Reyes Penagos Martínez, zum über eine Stunde Fußmarsch entfernten Hubschrauber zu bringen. Auf dem Weg ins Krankenhaus sei dann Reyes Penagos seinen Verletzungen erlegen.
In der im Juli 1996 veröffentlichten Studie 61/96 kommt die CNDH zu einem gänzlich anderen Ergebnis. Nach einem von Spezialisten der Kriminalpolizei durchgeführten Ortstermin ergibt sich, daß es an besagter Stelle gar keinen »Schußwechsel« oder »Hinterhalt« gegeben haben kann. Alle an Bäumen registrierten Einschüsse stammen aus Polizei-Gewehren. Weiterhin haben ballistische Untersuchungen ergeben, daß die leichten Verletzungen am linken Arm vom Polizeiführer Francisco Hernández Chacón und am rechten Bein von Jaime Cabrera Ferro auf Schüsse zurückzuführen sind, »die aus einer Entfernung von weniger als 70 cm abgegeben wurden. Die Polizisten müssen sich die Wunden selbst zugefügt haben.«
Weiterhin beweist die Studie, daß Reyes Penagos Martínez durch »einen Schuß in den Rücken getötet wurde, der von einer hinter ihm gehenden oder stehenden Person von unten nach oben abgefeuert wurde. Der Tod des Opfers muß aufgrund der schweren Lungenverletzungen innerhalb von 15 Minuten eingetreten sein.« Somit wird die offizielle Version, dernach Reyes Penagos Martínez erst im Hubschrauber verstorben sei, widerlegt, da er zu dem Zeitpunkt nicht mehr gelebt haben kann.
Auch bei der Untersuchung des mit Wunden übersäten Körpers gibt es für die Ärzte der CNDH keinerlei Zweifel. Die Hautabschürfungen und Blutergüsse an Kopf, Brustkorb, Rücken, Bauch, Armen und Beinen sind durch »exzessive Gewaltanwendung« hervorgerufen worden, die nach der Festnahme erfolgt sein muß. In ihrer Studie kommt die CNDH zu folgendem Urteil: »Herr Reyes Penagos Martínez wurde illegal festgenommen, isoliert und von Angehörigen der Procuradoría General de Justicia del Estado de Chiapas (PGJE) gefoltert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde er von Polizisten der PGJE erschossen. Die offizielle Version ist haltlos und unglaubwürdig.« Hunderte politische AktivistInnen erlitten in den letzten Jahren ein ähnliches Schicksal wie Reyes Penagos Martínez.
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