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Unterabschnitte

Kameras

Eine Kamera macht sich im Urlaub, bei Familienfeiern und bei einem Ausflug mit den Kleinen in den Zoo immer gut. Auch ist eine Kamera praktisch, wenn man »interessante« Menschen und ihre Treffen festhalten möchte. Für den einen ist der wohlgeformte Nachbar von gegenüber ein interessantes Objekt, und andere richten ihre Kameras auf Leute, die einer abweichenden Meinung zugetan sind. Der Sensationspresse ist es vor allem an koksenden Bürgermeistern und hohen Politikern, die im Garten nackt herumhopsen, gelegen, während die Polizei Fotos von Hausbesetzerinnnen, kritischen Studenten oder Atomkraftgegnerinnen sammelt.

Kameras können dafür verwendet werden, klammheimlich Leute zu fotografieren und um bestimmte Informationen aufzuzeichnen. Sowohl bei der klassischen Militär- als auch bei der modernen Wirtschaftsspionage gehört die Minikamera zum Standardpaket. Kommerziell erhältliche Objektschutzkameras sind im großen Maßstab verbreitet. Die modernen Kameras verbannten den herkömmlichen Nachtwächter mit Taschenlampe auf die Kinoleinwand. Die Anzahl der Videokameras, welche die Sicherheit von Personen und Objekten gewähren sollen, ist immens. Kameras werden eingesetzt, um Überfällen auf Tankstellen vorzubeugen, um den Verkehr zu überwachen, oder um dafür zu sorgen, daß auf dem Bahnhof ältere Damen nicht die Handtaschen geklaut werden. Kameras bilden einen immer normaleren Bestandteil unseres Stadtbildes.

In diesem Kapitel beschäftigen wir uns nun damit, was für Kameratypen es gibt, wie und unter welchen Umständen sie benutzt werden und was dagegen unternommen werden kann. Unter Kameras verstehen wir sowohl Foto- als Videokameras, es sei denn, daß dies im Text anders angegeben wird.

Die ersten Kameras mußten sich noch mit Kinderkrankheiten herumschlagen, die inzwischen jedoch behoben wurden: Kameras sind nun stoßfester, kleiner, lichtempfindlicher und billiger als in der Vergangenheit. Aufgenommene Bilder können auf verschiedene Arten übermittelt werden und eine Kamera kann mit einer Fernbedienung gesteuert werden. Zur Übertragung von Bildern können die gleichen Medien benutzt werden, mit denen andere digitale Daten übermittelt werden: (Koaxial) Kabel, Glasfaser, herkömmliche Telefonleitungen, ISDN12.1, Autotelefon, usw. Für kurze Entfernungen eignet sich sogar Infrarotlicht. Auch Fernsehkabel sind mitunter brauchbar. Firmen senden heute bereits über die nicht sichtbaren Teile bestimmter TV-Frequenzen Nachrichten hin und her. Über die interaktive Nutzung der Kabel werden wir in Zukunft sicherlich noch viel mehr erfahren. Kameras können an Computer und High-Tech-Geräte gekoppelt werden. Aber natürlich hat alles auch seine Grenzen. Dies sollten die folgenden Passagen verdeutlichen.

Eine Kamera mit einem großen Zoom-Objektiv kann enorme Entfernungen überbrücken. Dessen war sich Brigitte Bardot vermutlich nicht bewußt, als ein Fotograf mit Teleobjektiv ein Foto von ihr schoß, als sie sich oben ohne auf ihrer Terrasse sonnte. Aufpassen also! Als grobe Grundregel kann vorausgesetzt werden, daß alles, was mit einem Fernglas wahrgenommen werden kann, auch zu fotografieren oder zu filmen ist. Mit teuren Apparaten kannst du so noch aus einer Entfernung von einem Kilometer »erkannt« werden.

Satellitenkameras regen in diesem Zusammenhang die Phantasie am meisten an. Mit ihnen ist es möglich, von der Erdumlaufbahn aus Fotos zu machen, auf denen nach ein paar Manipulationen sogar Autonummernschilder zu erkennen sind. Bevor du dich nun dafür entscheidest, keinen Schritt mehr vor die Haustür zu setzen, solltest du aber bedenken, daß solch eine Kamera nur jeweils einen bestimmten Ort ins Visier nehmen kann. Und du mußt schon für enorm wichtig gehalten werden, um auf diese Art observiert zu werden.

Ist keine Kamera zu sehen, heißt das noch lange nicht, von keiner Kamera gesehen zu werden. Sogar in der eigenen Wohnung ist es möglich, fotografiert oder gefilmt zu werden. Eine Kamera läßt sich in den komischsten Dingen verstecken: Stiften, Feuerzeugen, Gürtelschnallen, Türklinken, Armbanduhren, Aschenbechern, Aktenkoffern, Nachttischlampen, Büchern oder Gemälden.12.2 Doppelte Decken (die Kamera vorzugsweise neben einer Lampe installiert, da niemand dort direkt hineinsieht) und Lüftungsöffnungen sind bevorzugte Verstecke.

Kleine Kameras werden in der letzten Zeit jedoch im großen Maßstab benutzt, weil die Preise erheblich gesunken sind. Manche Geheimfotoapparate sind schon für ein paar Tausend Mark erhältlich, bessere kosten allerdings etwas mehr. Die einfachsten CCD Videokameras kriegst du ab etwa 300 DM. Die kleinsten Kameras haben ein winziges Objektiv (»pinhole«-Objektiv), das über eine dünne Röhre oder ein Kabel mit der erforderlichen Elektronik verbunden ist. Der ehemalige Bürgermeister von Washington wurde mit solch einer winzigen Kamera in einem Hotelzimmer ausspioniert. Das Objektiv befand sich in einem winzigen Loch in der Wand. So konnte dokumentiert werden, wie er sich hin und wieder dem Kokaingenuß hingab, was zu seinem Rücktritt führte. Noch raffinierter ist die »flexible« Variante, bei der die Kamera etwa durch den Lüftungskanal des Klimaanlagensystems oder eine Kabelrinne in eine bestimmte Räumlichkeit geschoben wird. Auch ist es möglich, das Objektiv in der Antenne eines Autos anzubringen. Solch eine Antenne kann über Fernbedienung gedreht werden, und es ist zugleich möglich, die Bilder andernorts zu empfangen. Das fällt weniger auf als der Typ mit Sonnenbrille, der an deinen Fersen klebt.

Es ist schwer, sich vor der Kamera-Observation zu schützen, vor allem, wenn sie kaum zu bemerken ist. In manchen Fällen hilft Vermummung. In der BRD ist es aber bekanntlich verboten, sich auf Demos zu vermummen. Eine hübsche Mütze, eine Sonnenbrille, ein falscher Schnurrbart, oder ein Rock und etwas Busenfüllung tuns natürlich auch. Besonders wenn sich Leute in großen Menschenmengen befinden ist es häufig schwierig, die gewünschte Person zu filmen oder zu fotografieren. Blendlicht mit Halogenscheinwerfern auf die Observierer zu richten, hilft aber nicht viel, die verwendeten Kameras wissen oft, wie eine Überbelichtung zu vermeiden ist.

Nachtsichtgeräte (Restlicht-, Infrarot- und Wärmekameras)

Früher war es unmöglich, im Dunkeln zu sehen. Seit der Erfindung des Restlichtverstärkers und des Infrarotsichtgeräts ist dies nun ohne weiteres möglich. Anfänglich war die Bildqualität nicht optimal. Es konnte geschehen, daß auf dem Schirm ein grauer Fleck zu sehen war, hinter dem die Visage des Bankräubers nur vermutet werden konnte. Manchmal ist das immer noch so. Es gibt jedoch Geräte, mit denen sogar gefilmt oder fotografiert werden kann, auch wenn es zappenduster ist.

Es gibt zwei Typen von Infrarotkameras, aktive und passive. Die aktive Kamera sendet über einen Scheinwerfer, der sich auf der Kamera oder dem Sichtgerät befindet und einer schwarzen oder roten Scheibe ähnelt, Infrarotlicht. Ebenso wie nicht jeder Ton vom menschlichen Ohr gehört werden kann, ist nicht jede Sorte Licht für unsere Augen wahrnehmbar. Infrarotlicht ist ohne spezielle Hilfsmittel mit bloßem Auge nicht zu erkennen.

Um zu vermeiden, daß für den Menschen sichtbare Bestandteile des Lichts wahrnehmbar sind, muß der Scheinwerfer mit einem Filter ausgerüstet sein. Dieser Filter wird je nach der Größe des Sendebereichs des Scheinwerfers größer und dicker. Die aktive Infrarotkamera ist ein Stromfresser, infolgedessen hat auch das Speisungsgerät ein hohes Gewicht. Darum reichen die meisten mobilen Infrarotkameras nicht weiter als hundert Meter, obwohl so mancher Hersteller behauptet, daß sein Gerät mehr schaffen würde. Aktiv-Infrarotsichtgeräte dürfen keinem Sonnenlicht ausgesetzt werden.

Aktiv-Infrarot kann auch auf eine spezielle Art und Weise dazu genutzt werden, um Töne aus einem bestimmten Raum abzuhören, wobei unter anderem eine Art Kamera Verwendung findet. Bei einem Fenster im Raum werden kleine Infrarotlampen angebracht, die in einer Frequenz blinken, die dem Ton entspricht, der im Zimmer aufgefangen wird. Die Lampen müssen beim Fenster stehen, so daß die »Kamera« von draußen das Aufblinken der »unsichtbaren« Lampen registrieren kann und diese Signale wieder in Töne umgesetzt werden können. Die Kamera muß natürlich eine unbehinderte Sicht auf die Lampen besitzen, sie kann dann bis in 300 Meter Entfernung postiert sein. Dieses System kann nicht mit Hilfe von Funkwellenortern, dafür mit Infrarotortungsgeräten aufgestöbert werden und ist schon für ein paar Tausend Mark zu erwerben.

Unter einer passiven Infrarotkamera verstehen wir die Wärmekamera oder, im technischen Jargon, die Thermographiekamera. Die Funktion dieser Kamera basiert auf der Tatsache, daß Objekte mit einer Temperatur zwischen 0°C und 40°C (also auch hoffentlich dein Körper) Wärme im Infrarotbereich ausstrahlen. Eine moderne passive Infrarotkamera, die Temperaturdifferenzen bis 0,01°C registriert, setzt Wärme in ein sichtbares Bild um. Dabei ergibt das Wärmemuster kein direkt erkennbares Bild, warme Oberflächen erscheinen als helle Flecken, die kalten als dunkle. Mit Hilfe einer solchen Kamera ist aber feststellbar, ob und wieviele Menschen sich etwa an einem bestimmten Ort befinden und deren Konturen sind auch durch Wände erkennbar. Diese Kameras eignen sich auch dazu, jemanden im Freien zu orten, eine Stelle zu ermitteln, an der sich jemand noch vor kurzem befunden hat. Der Fahnder kann damit ein erst vor kurzem geparktes Auto identifizieren oder einem fahrenden PKW folgen. Die Kameraleistung wird weder von Rauch, undurchdringlichem Nebel oder absoluter Finsternis behindert. Die Wärmekamera kann einer feuchten Spur auf dem Teppich folgen und feststellen, ob gerade noch jemand im Bett lag. Alles das, was mit Temperaturunterschieden zu tun hat, kann registriert werden, allein die Interpretation der von der Kamera erzeugten Bilder ist mitunter ziemlich schwierig.

Hat der Wärmesensor dieses Kameratyps ungefähr dieselbe Temperatur wie das gesuchte Objekt, funktioniert er nicht. Deshalb liegt der Sensor besserer Geräte bei etwa -200°C.12.3

Eine weiteres Gerät, um im Dunklen beobachten zu können, ist der Restlichtverstärker. Dieser verstärkt das im Dunkeln vorhandene Licht, das vom Mond oder den Straßenlaternen stammt. Die Vertreiber solcher Geräte machen in ihren Werbeprospekten in der Regel völlig übertriebene Leistungsangaben. Ein gutes Gerät verstärkt das Restlicht in etwa um das 7000fache. Der Restlichtverstärker eignet sich nicht für die Anwendung bei Tageslicht (zu viel Licht) oder bei absoluter Finsternis (kein Licht vorhanden, das verstärkt werden kann). Um letzteres Problem zu beheben, wird der Restlichtverstärker oftmals zusammen mit einem Infrarotscheinwerfer benutzt. Dieser sendet, wie bereits erläutert, für das menschliche Auge unsichtbares Licht, mit dem der Restlichtverstärker hervorragend funktioniert.12.4

Das Gerät ist sehr teuer, besitzt jedoch ein breiteres Anwendungsspektrum, ist nicht so schwer und hat einen größeren Bereich als die Aktiv-Infrarotkamera. Regen und Nebel behindern das effektive Funktionieren des Restlichtverstärkers. Restlichtverstärker werden unter anderem von der US-amerikanischen Grenzpolizei bei der Fahndung nach MexikanerInnen, die versuchen, illegal über die Grenze in das »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« zu gelangen, verwendet.

Einer Passiv-Infrarotkamera kannst du dich möglicherweise dadurch entziehen, daß du isolierende Kleidung anziehst, die dazu führt, daß die Körpertemperatur nicht von den Wärmekameras »gesehen« wird. Die Außenseite des Anzugs wird (nach einer gewissen Zeit) die Temperatur der Umgebung angenommen haben. Gesicht und Hände müssen ebenfalls bedeckt sein, da sie sonst weiterhin die verräterische Wärme ausstrahlen. Guerillas in El Salvador wickelten sich manchmal in Alufolie und zogen darüber nasse Kleidung an, damit sie von mit Wärmeinfrarotkameras ausgerüsteten Militärflugzeugen nicht so leicht entdeckt werden konnten. Damit konnte zumindest eine gewisse Wärmeisolation erzielt werden, die die Interpretation der Bilder erschwerte.

Gegen Aktiv-Infrarot hilft jedoch keine Isolierung. Das einzige, was dagegen unternommen werden kann, ist zu versuchen, daß die »unsichtbaren« Lichtbündel einen nicht erreichen. Jemand, der selbst über ein Infrarotsichtgerät verfügt, kann andere Aktiv-Infrarot-Scheinwerfer entdecken. Noch simpler zur Ortung von Infrarotstrahlen sind kleine Karten im Format von Kreditkarten, die grün aufleuchten, wenn eine Infrarotquelle auf sie gerichtet ist. Solch eine Karte kostet ein paar Mark, für einige Hundert Mark sind Geräte zu erwerben, die mit Ton-, Vibrations- oder sichtbaren Signalen vor infraroten Lichtbündeln warnen. Auch einige Ferngläsern der Bundeswehr oder NVA sind mit Infrarotentsuchern ausgestattet.

Überwachungskameras

Einige Betriebe und Behörden verwenden Kameragehäuse, die nichts weiter als billige Kamera-Imitationen sind, mit allem drum und dran wie blinkenden Lämpchen, die den Menschen signalisieren sollen, sie würden beobachtet. Attrappen sind schwer von echten Kameras zu unterscheiden. In einer modernen Stadt ist dieses sogenannte »Closed Circuit Television« überall zu finden: in der U-Bahn, auf Bahnhöfen, bei Banken, Tankstellen, in Einkaufszentren, Parkhäusern, an Botschaften und Hauptverkehrsstraßen. Manchmal absichtlich und drohend sichtbar, manchmal jedoch kaum bemerkbar, im Auge einer Modepuppe versteckt, hinter einer verspiegelten Glaswand, durch die von der anderen Seite hindurchgeschaut werden kann,12.5 in einer Kugel an der Decke usw. Die vielen Bilder sieht sich möglicherweise nie jemand an, geschweige denn, daß sie gespeichert werden. In anderen Fällen ist dies aber sehr wohl gang und gäbe. Du könntest dich fragen, auf wievielen Videobändern oder Computerfestplatten dein Gesicht festgehalten wird, wenn du durch die Stadt spazierst oder radelst. Die meisten Banken machen Videobilder von dir, wenn du mit einer EC-Karte Geld abhebst. Und womöglich finden wir eines Tages in unserer Post einen Prospekt von Karstadt, weil wir dort 10 Minuten lang vorm Schaufenster über den Sinn des Lebens sinniert haben.

Nicht jeder kann permanent unter Beobachtung stehen, das ist allein schon wegen des finanziellen Aufwands nicht machbar. Andererseits sind durch die Möglichkeit, daß Kameras an Computer gekoppelt werden können, viele neue technische Möglichkeiten entstanden. So sinken die Preise für digitale Speichermedien (Festplatten, überschreibbare CD-ROM-Disketten). Speicherkapazität kann weiter erhöht werden mit Hilfe moderner effizienter Datenkomprimierungstechniken, wodurch ein Bild in weniger Bits (Nullen und Einsen) gepreßt werden kann. Es ist kein Problem mehr, 20000 Aufnahmen auf einen Gigabyte zu bekommen. Auch können Kameras so eingestellt werden, daß sie zwar ständig Aufzeichnungen machen, jedoch nur während fester zeitlicher Intervalle (»time-lapse«) ein Teil davon auf Videorecorder (»time-lapse-recorder«) aufgenommen wird. Andere Kameras nehmen ihre Dreharbeiten erst auf, wenn der zu observierende den Raum betritt oder dort bestimmte Bewegungen stattfinden (die von speziellen Sensoren geortet werden). Moderne, mit Computern gesteuerte Überwachungssysteme können so programmiert werden, daß sie nur Objekte ab einer bestimmten Größe, die sich mit einer bestimmten Geschwindigkeit in eine bestimmte Richtung bewegen, orten und gegebenfalls Bilder festhalten.

Sollte die Aufnahme aus irgendeinem Grunde eine schlechte Qualität haben, beispielsweise wegen eines verschmutzten Objektivs oder eines zu oft verwendeten Bandes, so kann mit Hilfe von Computertechniken nachträglich noch ein überraschend scharfes Bild erzeugt werden. Die neuesten Kameratypen machen nur noch »digitale Fotos«. Die Kamera, an der nichts besonderes zu sehen ist, speichert das Bild sofort in Form von Einsen und Nullen. Das so festgelegte Foto wird später direkt in den Computer eingegeben, der die eigentliche Abbildung auf den Schirm zaubert.12.6 Solch eine Kamera ist zusammen mit Computerprogrammen, die eigens dafür entwickelt wurden, in der Lage, eine Reihe charakteristische Maße wie die Entfernung zwischen Mund- und Augenwinkel zu speichern. Werden diese Daten mit anderen Maßen kombiniert, so ergibt sich ein einzigartiges Identifikationssystem. Diese Programme sind vor allem bei polizeilichen Stellen sehr beliebt.

Wie preiswert mittlerweile der Einstieg in einfache Überwachungstechniken ist, zeigt der Blick in einschlägige Fachzeitschriften. Dort werden einfache schwarz/weiß Überwachungskameras inklusive Langzeitvideorecorder und Monitor schon ab 1500 DM angeboten.

Polizei und Kameras

Kameras in Einkaufsläden, an Gebäuden und entlang den öffentlichen Straßen können für die Polizei aus verschiedenen Gründen äußerst praktisch sein. Die Aufklärungsrate von Überfällen auf Geschäfte mit Überwachungskameras ist natürlich ziemlich hoch. Kameras sind nicht immer auf das Objekt gerichtet, wie es einem erscheinen mag. Eine »Verkehrskamera« im niederländischen Arnheim war tatsächlich auf die Hausbesetzer des »Hotel Bosch« gerichtet.12.7 Verkehrskameras eignen sich im Zusammenspiel mit der neueren Computertechnik hervorragend dafür, um zu ermitteln, wo sich jemand mit seinem Fahrzeug gerade befindet.

Was geschieht mit all diesen Bildern von Leuten, die an öffentlichen Orten von Überwachungs- oder Verkehrskameras festgehalten werden? Wer verwaltet den zunehmenden Informationsstrom? Wer hat Zugang dazu? Für welche Zwecke werden die Bilder benutzt?

Die polizeiliche Verwendung von Kameras zur Observation ist gesetzlich nicht verboten. Auch werden die Geräte immer billiger. Die meisten Polizeieinheiten und gewiß die technischen Dienste, die den Observierungseinheiten zur Seite stehen, verfügen sicherlich auch über Minikameras (zum Beispiel die Videoantenne), große Teleobjektive, Nachtsichtgeräte usw. Auch der getarnte Beobachtungsbus mit eingebauten Foto- und Videogeräten eignet sich hervorragend dafür, ein Objekt zu observieren. In welcher Größenordnung derlei Methoden Verwendung finden, läßt sich schwer sagen. Das Ausmaß der technischen Ermittlungsmethoden wird vor Gericht kaum einmal behandelt.

1980 versteckte die bundesdeutsche Polizei fünf Kameras an der Villa von F.J. Kroesen, dem damaligen Oberbefehlshaber der US-Armee in Westeuropa, gegen den die Rote Armee Fraktion (RAF) später einen Anschlag verübte. Die Kameras registrierten die Personen und Autokennzeichen in der Umgebung der Villa. Das aufgezeichnete Material wurde elektronisch gespeichert. Schließlich erfolgte der Anschlag etwa 800 Meter von der Observierungszone entfernt. Durch Kameraaufzeichnungen und Computerauswertung gerieten danach ca. 200 Menschen in die Rasterfahndung der Polizei.

1987 installierte das Berliner Landesamt für Verfassungsschutz eine Überwachungskamera in einem Hinterhof. Ein Verfassungschutzagent hatte den Keller gemietet, dessen Zugang über diesen Hinterhof erfolgte. Fast ein Jahr lang wurden alle Menschen, die sich tags wie nachts durch diesen Hinterhof bewegten, auf Band aufgenommen. Nach zehn Monaten waren endlich zwei Autonome auf Band zu sehen, wie sie mit einem Rucksack durch den Hinterhof marschierten. Grund genug, die beiden neun Monate einzusperren, denn in dem Keller des Agenten befanden sich mehrere Zeitzünder, die dann beschlagnahmt wurden. Das Verfahren wurde später eingestellt, die Verhafteten erhielten ihren Rucksack zurück und mußten sang- und klanglos entlassen werden.

Wie funktionieren Kameras und Ferngläser?

Der nahezu wichtigste Faktor bei einer Kamera ist die Belichtung. Um zu verhindern, daß ein Bild über- oder unterbelichtet wird, befindet sich gegenwärtig in jeder Kamera ein Belichtungsmesser, so daß die richtige Belichtung eingestellt wird. Diese wird von der Blendengröße und der Verschlußzeit bestimmt. Die Blendengröße ist der Durchmesser der Öffnung im Verschluß. Der Verschluß trennt den Film vom zu fotografierenden Objekt. Je größer die Blendenöffnung ist, desto mehr Licht fällt auf den Film. Ein zweiter Faktor ist die Zeit, die der Verschluß geöffnet ist: die Verschlußzeit. Je länger der Verschluß geöffnet ist, desto mehr Licht fällt auf den Film. Verschlußzeit und Blendengröße stehen miteinander im Zusammenhang. Je länger die Verschlußzeit dauert, desto kleiner wird die Blendengröße. Bei einer langen Verschlußzeit entsteht ein verwackeltes, unscharfes Bild, wenn sich das Objekt bewegt oder die Kamera nicht völlig still gehalten wird.

Es gibt noch etwas, das diejenige, die jemanden fotografieren möchte, berücksichtigen muß. Je kleiner die Verschlußgröße (beziehungsweise je höher die Blendenzahl) ist, desto größer wird der Bereich, innerhalb dessen die Kamera ein scharfes Bild erzeugt (die sogenannte Tiefenschärfe). Diese dürfte im Prinzip eigentlich nie groß genug sein. Die Gefahr, daß ein Foto unscharf wird, verringert sich dadurch, und es ist nicht so wichtig, wie weit die Kamera vom zu fotografierenden Objekt entfernt ist.

Ist genug Licht vorhanden, sollte es also keine Probleme geben. Es wird eine hohe Blendenzahl gewählt (der Verschluß also nicht weit geöffnet), dies ergibt eine angemessene Verschlußzeit und eine gute Tiefenschärfe. Bei wenig Licht wirst du gezwungen, die Blende weit zu öffnen, um eine noch akzeptable Verschlußzeit zu erhalten. Die Tiefenschärfe nimmt damit ab. Gelingt es nicht, ein Objekt scharf zu stellen, so wirst du dir eine Spezialkamera anschaffen müssen.

Auch die Filmsorte ist wichtig. Die Lichtempfindlichkeit eines Films wird in ISO beziehungsweise mit der alten Bezeichnung DIN/ASA ausgedrückt. Ein häufig verwendeter Film ist der ISO 21/100 (21 DIN beziehungsweise 100 ASA). Für weniger lichtempfindliche Filme (z.B. 50 ASA) ist mehr Licht erforderlich, um dieselbe Kombination zwischen Blendenzahl und Verschlußzeit und der sich daraus ergebenden guten Tiefenschärfe zu erhalten. Der Vorteil bei diesen Filmen liegt darin, daß sie eine feinere Körnung besitzen, das Foto also aus kleineren Punkten zusammengesetzt ist. Auf einer normalen Vergrößerung sieht das menschliche Auge keine Punkte, sondern ein zusammenhängendes Bild. Lichtempfindlichere Filme (z.B. ein 1600-ASA-Film) besitzen eine viel gröbere Körnung. Einzelheiten können dadurch verloren gehen, infolge dessen ist solch ein Film nicht für alle Zwecke geeignet. Es ist also nicht so, daß ein stark vergrößertes Foto immer mehr Einzelheiten sichtbar macht.

Film- und Videobilder bestehen aus Linien. Je mehr Linien, desto schärfer wird das Bild. Die Punkte, an denen sich die horizontalen und vertikalen Linien kreuzen, werden Pixel genannt. Je mehr Pixel, desto besser das Bild. Es heißt, daß das Bild bei mehr Pixeln einen größeren Auflösungsgrad besitzt.

Schließlich gibt es noch ultraviolett-empfindliche Filme. Diese Filme werden zum Beispiel dafür benutzt, um berühmte Gemälde zu untersuchen oder herauszufinden, ob in einem wichtigen Dokument Wörter gestrichen worden sind. Wenn du solch einen Film verwenden möchtest, genügt eine normale Kamera vollkommen.

Kameras sind mit allen möglichen Objektiven zu bestücken. Mit Hilfe eines 50-mm-Objektivs entsprechen die gemachten Fotos ziemlich genau dem, was mit dem bloßen Auge wahrgenommen wird. 50mm bezieht sich auf die Brennweite des Objektivs. Eine kleinere Zahl betrifft ein Objektiv mit einem kleineren Winkel, die sogenannten Teleobjektive, mit denen Objekte herangeholt werden können. Ein 50-mm-Objektiv ist mindestens 50mm lang, extrem lange Teleobjektive können bis zu 2 Meter lang sein, was den Gebrauch natürlich nicht gerade sehr praktisch macht. Mit allerlei Spiegeln können sie wohl in ein handlicheres Format umgewandelt werden. Dies geht aber wieder auf Kosten der Lichtstärke.

Auf einem Fernglas stehen immer zwei Nummern (z.B. 10 x 50). Die erste Nummer bezieht sich auf den Vergrößerungsfaktor des Fernglases, die zweite Nummer gibt an, bei welcher Lichtstärke das Fernglas noch sichtbare Bilder erzeugen kann. Je höher diese zweite Zahl ist, desto lichtempfindlicher ist der Apparat.



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