Liebe Leute,
wie bei den Veranstaltungen und Treffen in der BRD im Rahmen der Europa-Tour von VertreterInnen der schwarzen Gemeinschaften des Proceso de las Comunidades Negras (PCN) versprochen, soll allen am Plan Colombia und an einer Kooperation mit dem PCN und anderer Basisbewegungen in Kolumbien Interessierten die Ergebnisse und Vorschläge des europäischen Auswertungstreffens vom 23.März 2001 in Mailand zukommen. In dem folgenden Bericht wird deutlich, dass auf verschiedenen Ebenen und Themenfeldern die Möglichkeit besteht, sich aktiv innerhalb der Kampagne zu beteiligen. Dies reicht von Weiterverbreitung von Informationen aus Kolumbien über die (Mit)Organisierung von Aktionstagen bis zur Mitarbeit in thematisch aufgeteilten Arbeitsgruppen (siehe unter Ergebnisse).
Es gibt bereits eine bestehenden Mailing-Liste zu Kolumbien, auf der bisher die Europa-Tour des PCN besprochen und Informationen weiterverteilt wurden: stopplancolombia-de@yahoogroups.com
Wer Interesse hat, sollte sich auf diese Liste eintragen:
stopplancolombia-de-subscribe@yahoogroups.com
Daneben gibt es noch eine europäische, mehrsprachige Liste (v.a. Englisch u. Spanisch):
pcntoureurope@yahoogroups.com (draufsetzen über: pcntoureurope-subsribe@yahoogroups.com)
Auf dieser Liste könnten wir entscheiden, ob es verschiedene E-Mail-Listen geben sollte, die speziell zu Schwerpunkten und Themen innerhalb der Kampagne diskutieren und planen. Dort könnten sich dann Menschen je nach Interesse an der Mitarbeit eintragen, konkreter innerhalb der Schwerpunkte Prozesse starten und vorantreiben, und vermeiden, dass in nur einer gemeinsamen Liste, wie eben der < stoppplancolombia-de > alles diskutiert werden müsste, was zu einer E-Mail-Flut führen könnte.
Wenn Ihr nach dem Lesen dieses Berichtes Interesse an einer Mitarbeit habt, dann tragt Euch auf die < stopplancolombia-de > Liste und/oder die pcntour-Liste ein, und gebt ein Feedback über mögliche Beteiligung an Arbeitsgruppen/Themenschwerpunkten. Wenn Ihr vorher mehr Details oder mehr Infos wünscht, dann mailt an:
desaparecido@nadir.org
oder havaria@gmx.de
Schöne Grüße verbunden mit der Hoffnung auf rege Beteiligung
Jürgen Kraus
P.S. Als Attachment schicke ich einen ausführlicheren Bericht der Tour-Auswertung in Mailand auf Englisch(6 Seiten) mit, darin wird auch die momentane finanzielle Situation der Tour beschrieben. Es sieht sehr schlecht mit den Finanzen aus, und der zeitliche Druck, die Flugtickets der VertreterInnen des PCN zu zahlen, ist groß. Bitte ueberlegt intensiv, ob Ihr uns noch eine finanzielle Unterstützung zukommen lassen könnt (informiert uns über oben angegebene Listen oder Mail-Adressen). Vielleicht wisst Ihr noch Möglichkeiten Geld aufzutreiben, gerade das Organisieren von Soli-Partys ist eine gute Sache, die Spass macht und Geld einbringt.
In Mailand kamen am Tag vor der europäischen Konferenz von People's Global Action (PGA) Menschen und Gruppen zusammen, die an der (lokalen) Organisation der Europa-Tour von VertreterInnen der schwarzen Gemeinschaften (PCN, wo später noch VertreterInnen der Kleinbauernbewegung ANUC, Asociacion Nacional de Usarios Campesinos, und der indigenen Widerstandsbewegung der Uwas dazukamen) beteiligt waren. Von den zwei Leuten der PCN die in Deutschland waren, Martina und Nicanor, war nur noch Nicanor anwesend, da Martina bereits Anfang März nach Kolumbien zurückgekehrt ist.
Die Tour ging durch 10 europäische Länder mit zahlreichen Veranstaltungen, darunter auch Beteiligungen an Demonstrationen (gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos, Demo in Prag), Treffen mit anderen Organisationen und Diskussionen mit PolitikerInnen und im EU-Parlament.
Von den meisten lokalen OrganisatorInnen wurde positiv gesehen, dass die Tour viel Öffentlichkeit schuf und es zu vielfältigem Austausch mit Gruppen und Personen kam. Damit konnten sowohl die Arbeit und der Widerstand des PCN bekannter werden, als auch Austausch von Gruppierungen in Europa mit den VertreterInnen aus Kolumbien intensiviert werden. Zu hoffen sei, dass die Tour sowohl die Kontakte nach Kolumbien als auch die Zusammenarbeit innerhalb Europas fördern werde.
Häufige Kritikpunkte waren die oft unklare Organisationsweise und -struktur der Tour und die unterschiedlichen Erwartunghaltungen zwischen den Leuten von PCN und den europäischen Gruppen. Dies reichte von unklaren Zuständigkeiten und vielen Touränderungen über Verspätungen und unerfüllte Versprechen bis zu schlechter Dynamik und mangelndem Respekt untereinander.
Von kolumbianischer Seite (in Mailand waren von der insgesamt acht Leute umfassenden Tour noch Nicanor und Jorge von PCN und Francisco von ANUC anwesend) wurde die Gastfreundschaft der Gruppierungen in Europa und das große Interesse an der Problematik in Kolumbien positiv festgestellt. Viele Absichten der Tour konnten erfüllt werden, die langfristige Kooperation zwischen Kolumbien und Europa müsse als gemeinsamer Suchprozess ausgebaut werden, da keineR die magische Formel für Widerstand und Alternativen habe.
Als negative Punkte nannten die KolumbianerInnen den zu engen Zeitplan der Tour und die mangelnde Ausgewogenheit zwischen Treffen mit radikaleren Gruppierungen und Treffen mit NGOs bis hin zu Offiziellen. Im Vorfeld hätte sowohl die Kommunikation zwischen Europa und Kolumbien besser sein müssen (um Erwartungshaltungen auszutauschen und die Kentnisse über die politische Landschaft in Europa zu vermitteln), als auch die Kommunikation innerhalb des PCN (um informiert zu sein, welche Debatten die VertreterInnen des PCN bei Besuchen in Europa, z.B. anlässlich der Proteste in Prag, angestoßen hatten).
Das Bedürfnis auch Lobbyorganisationen, PolitikerInnen und andere Offizielle während der Tour zu treffen, sei eine taktische Sache im Kampf gegen den Plan Colombia. Identifikation dagegen könnte nur mit den autonomen Gruppen in Europa aufgebaut werden, weil sich hier auch die Zielrichtungen annähern: Es geht um die gemeinsame Bildung von Freiräumen und Autonomie in Vielfalt, um (im kolumbianischen Kontext) das Leben der schwarzen und indigenen Gemeinschaften zu sichern und (im europäischen Kontext) Alternativen zum kapitalistischen System zu formen.
Die Haltung des PCN gegenüber der Guerilla (FARC, ELN) ist ebenfalls eine taktische. Zwar haben sie den gemeinsamen Feind, aber deshalb noch lange nicht das gemeinsame Ziel, denn sie verfolgen unterschiedliche politische Projekte. Auch hier steht für den PCN die Autonomie im Vordergrund.
Es sollte für die europäischen Gruppen zwei Wege geben:
kurzfristig Aktionen und Widerstandsbündnisse gegen den Plan Colombia
langfristig Prozess der Kooperation und Identifikation mit PCN, ANUC, Uwas,... auf der Grundlage von Autonomie und Vielfalt
Damit muss es verschiedene Strategien geben:
gegen Plan Colombia muss vor allem auf Öffentlichkeitsarbeit abgezielt werden (Aktionstage, Veranstaltungen, media & corporate watch) und Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Gruppen, die zu Kolumbien und dem Plan Colombia arbeiten (Menschenrechtsgruppen, Friedensbrigaden, Lobbyorganisationen, Solidaritätsgruppen, Dritte-Welt-Aktionsgruppen). Dazu gehören auch die Überlegungen von internationalen Beobachtungsgruppen (physisch Präsenz) in Kolumbien und die Sammelaktionen für die Verbesserung der technologischen Infrastruktur der kolumbianischen Bewegungen
Kampagne für Autonomie und Freiräume muss als langfristiger Prozess gesehen werden, in welchem auf anderen Formen von Kooperation und Kommunikation aufgebaut werden müssen. Dazu bedarf es einer intensiven Debatte um Autonomie, Identität und Identifikation innerhalb Europas, einer horizontalen Vernetzung zwischen Europa und Kolumbien und innerhalb Europas, und einer dauerhaften Kommunikationsstruktur.
a) die VertreterInnen aus Kolumbien legten einen Zeitplan vor mit wichtigen Daten:
8.-9. April Nationalkonferenz von ANOCUR
Ende April Konferenz der Uwas
17. April Internationaler Tag der Kleinbauern
21. Mai offizieller Jahrestag der "Beendigung der Sklaverei"
Ende Mai Reise britischer GewerkschaftlerInnen zu kolumb.Gemeinschaften
11.-13. Juni La Via Campesina-Seminar in Bogota
20-24.Juli kolumbianische Beteiligung an den Protesten gegen den G8-Gipfel in Genua
Sept/Okt Aufstände und Protesttage der ländlichen Gemeinschaften in Kolumbien
b) Projekte, die in Kolumbien gestartet werden und Unterstützung aus Europa brauchen:
Radiosendungen technisches Ausstattung für Sendung und Empfang,
Landwirtschaft Projekte in alternativer ökologischer Landwirtschaft,
Training-Centres Kommunikationsmittel wie Computer, Drucker, Telefon,
Kommunikation konstante Struktur, die den Informationsfluss zwischen den afro-kolumbianischen Gemeinschaftsräten, aber auch zwischen Kolumbien und Europa über aktuelle Entwicklungen ermöglicht
c) Vorschläge der europäischen Gruppen und Personen
Seminare zu Plan Colombia und Widerstandsbewegungen in Kolumbien
Informationsaustausch und Bekanntmachen kolumbianischer Entwicklungen in Europa; dazu gehört das Aufbauen von Info-Verteilungs-Systemen in Europa (weites Streuen von Nachrichten, um vor allem auch den oft falschen, verkürzten oder fehlenden Nachrichten der Massenmedien etwas entgegenzusetzen), und von Strukturen, die den Informationsfluss von der Basis in Kolumbien bis nach Europa (wie?) und zurück (z.B. über europ. IndyMedia Centre) garantieren.
Diskussionsprozesse zwischen europ. u. kolumb. Gruppen um politisches Selbstverständnis
Kampagne mit Internet-Seiten, Mailing-Listen, Postern und Broschüren; dabei versuchen auch andere Spektren anzusprechen, wie Flüchtlinge und MigrantInnen aus Lateinamerika
Aktionstage in Europa parallel zu wichtigen Treffen, Jahrestagen und Events in Kolumbien:
a) in Belgien wollen Gruppen am 28.04. parallel zum Treffen der Uwas Aktionen machen, b) in Holland gibt es einen Aktionstag am 19.04 parallel zur Entscheidung im niederländischen Parlament darüber, ob die niederländischen Inseln (Antillen und Curacao) als Flugstützpunkte der US-Truppen im Plan Colombia zur Verfügung gestellt werden, c) die Proteste gegen die FTAA-Tagung in Quebec, Kanada (über die Bildung einer panamerikanischen Freihandelszone für das Jahr 2005) vom 20.-22.04 sollen mit den Kampf der Bewegungen in Kolumbien gegen den Plan Colombia in Verbindung gebracht werden.
am 19.04.01 (Entscheidung des niederländischen Parlaments), z.B. mit Blockaden vor niederländischen Botschaften
am 30.04.01 (weiteres Treffen potentieller EU-Geldgeber-Staaten für den Plan Colombia), z.B. mit Blockaden vor spanischen Botschaften, da Spanien von den euopäischen Staaten den Plan Colombia am stärksten finanziell unterstützt
weitere Aktionen im Herbst (September/Oktober) als Unterstützung der Aufstände der ländlichen Gemeinschaften in Kolumbien
Kommunikation permanente Kommunikationsstrukturen zwischen Kolumbien und Europa aufbauen
Information aktuelle Entwicklungen in Kolumbien sammeln, bekanntgeben, verteilen
Recherche und Nachforschungen welche westlichen Großkonzerne stecken in welchen Projekten in Kolumbien oder unterstützen Plan Colombia und paramilitärische Strukturen; welche Interessen haben die unterstützenden EU-Staaten;...
internationale Begleitung Möglichkeiten von Präsenz- und Begleitungsprojekten auschecken; am Vorschlag arbeiten, dass die "Nord"-TeilnehmerInnen der PGA-Konferenz in Bolivien einige Wochen vorher in Venezuela ankommen und auf dem Weg in Kolumbien Halt machen; in Kontakt treten mit einem bereits in Planung befindlichen Projekt internationaler Begleitung für den Sommer diesen Jahres in der Gegend von South Bolivar.
Finanzkoordinierung die Arbeitsgruppen sollten selber Geld beschaffen und verwalten, über eine AG zu Finanzen könnten aber fund raising-Bemühungen und gemeinsam zu verwaltendes Geld koordiniert werden
Diskussion im weitesten Sinne für Weiterbildung zuständig: interne Debatten anstoßen und begleiten, damit dieser Prozess auch inhaltlich zusammenwachsen kann; Seminare planen (Vorschlag eines Seminars vor den Genua-G8-Protesten); politische Konzepte zwischen Kolumbien und Europa diskutieren und deren Austausch vermitteln;...
Risiken und Sicherheit aus Europa zurückkehrende VertreterInnen sind in Kolumbien besonderen Gefahren ausgesetzt, gerade wenn sie kritische Veranstaltungen gemacht haben, können sie durchaus von Paramilitärs, Polizei oder auch der Guerilla bedroht werden. Die AG sollte den Zurückkehrenden internationale Unterstützung zukommen lassen, indem sie NGOs in Europa veranlassen, Briefe an Institutionen und offizielle Stellen in Kolumbien und an die Guerilla (in Brüssel gibt es ein Koordinations-Büro der FARC) zu schicken.
Es wären auch noch anderen AGs denkbar (z.B. zu alternativen Entwicklungsprojekten, organischem Landbau, Wissensvermittlung von Sprachen- u. Computer-Kentnissen,...) und natürlich sind alle Menschen, die sich an der Kampagne beteiligen wollen eingeladen, noch andere Ideen und Initativen einzubringen. Die hier vorgestellten Ergebnisse sind aus dem Auswertungstreffen heraus entstanden, aber haben natürlich auch nur Vorschlags-Charakter. Sowohl in Kolumbien als auch in Europa müssen diese Ergebnisse erst diskutiert werden.
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