Steinmeier in Griechenland: Same procedure...

Pressemitteilung des AK Distomo
16. Oktober 2018

Es hat sich so eingebürgert. Wenn deutsche Politiker heutzutage Griechenland besuchen, wird pflichtschuldig auch der Opfer deutscher Verbrechen während der Besatzung gedacht. Doch mit der gleichen Selbstverständlichkeit wird die Forderung nach Entschädigung für diese Verbrechen zurück gewiesen. So ist es deutscher Brauch. Das Gedenken darf nichts kosten.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte während seines jüngsten Staatsbesuchs vergangene Woche das ehemalige KZ Chaidari in einem Vorort von Athen. In diesem Lager waren während der Zeit der Besatzung insgesamt etwa 20.000 Menschen interniert. Unterernährung, Zwangsarbeit, Folter und Mord waren an der Tagesordnung. Von dort gingen die Transporte jüdischer Menschen nach Auschwitz, wo die meisten von ihnen getötet wurden.

Steinmeier bat um Verzeihung für das was geschehen ist. Doch welchen Wert hat eine solche Geste 74 Jahre nach dem Ende der Besatzung? Die Täter all der Verbrechen an der griechischen Bevölkerung leben nicht mehr, sie wurden von bundesdeutschen Gerichten nie zur Verantwortung gezogen. Sie durften ihre Karrieren in der BRD fortführen und mit ihren Kameraden ihre ”Heldentaten” in Mittenwald, Bad Reichenhall oder Marktheidenfeld feiern, gemeinsam mit der restlichen Bevölkerung.
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Live-Hörspiel: Change Your Memory

Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Johannis-Harvestehude
18. Oktober 2018, 20:00 Uhr in St. Johannis-Harvestehude
Heimhuder Str. 92, Hamburg

”Change Your Memory” ist das Motto für den Veranstaltungsabend am 18. Oktober in St. Johannis-Harvestehude, Hamburg (Heimhuder Str. 92). Um 20 Uhr beginnt die akustisch-visuelle Uraufführung des Hörspiels ”Alles verbrannt - Kalavrita 1943”, mit der Jugendliche ihren eindrücklichen Erfahrungen rund um die Stadt Kalavrita auf der griechischen Peloponnes Ausdruck verleihen, wo sie sich vor einem Jahr mit der Geschichte auseinandergesetzt haben.

Soldaten der Wehrmacht ermordeten dort 1943 in einem Rachefeldzug viele hundert Zivilisten ab 14 Jahren. Die Spuren dessen sind bis heute lebendig. Das Live-Hörspiel erinnert mit Klanglandschaften, Texten und Bildern an die Ereignisse vor 75 Jahren. Am 17. Oktober 1943 wurden bei Kalavrita von Partisanen rund 80 deutsche Soldaten gefangen genommen und später erschossen. Die 117. Jäger-Divison begann daraufhin ”schärfste Sühnemaßnahmen” und Vergeltungsaktionen ”durchzuführen”, die zur Folge hatten, dass Kalavrita, weitere 22 Ortschaften sowie 3 Klöster zerstört wurden.

Das Hörspiel hat verschiedene Erzählebenen. Es beginnt mit einem Besuch einer Antifa-Gruppe in Kalavrita in den 1970er Jahren, es folgen Statements des Führerhauptquartiers zu Griechenland, dem erstmaligen Besuch einer Deutschen nach den Massenerschießungen, der deutschen Historikerin Ehrengard Schramm in den 1950er Jahren. (Ehrengard Schramm hat lange Zeit selbst in Harvestehude gelebt.) Vor allem aber sind Augenzeugenberichte überlebender Frauen und Männer und Zitate ehemaliger deutscher Wehrmachtssoldaten zu hören.

Die Regie zum Live-Hörspiel führen Lasse-Marc Riek, Klang- und Radiokünstler aus Hanau a. M., sowie Constantin Gröhn, Pastor in St. Johannis-Harvestehude mit deutschgriechischer Herkunft. Projektionen kommen von der Hamburger Lichtkünstlerin Katrin Bethge, die virtuelle Räume live inszeniert. Ein Grußwort spricht Hauptpastor Propst Dr. Martin Vetter. Bei den Proben unterstützte auch der Schauspieler Rolf Becker die Jugendlichen.

Das Live-Hörspiel findet statt im Rahmen der Reihe Elektria in St. Johannis-Harvestehude, einem jungen Veranstaltungsformat für elektronische Kunst und Musik und aktuellen gesellschaftlichen Themen, www.elektria.org

Kontakt: Dr. Constantin Gröhn, Telefon 0176-57335486, groehn@st-johannis-hh.de.
Die Reise der Jugendlichen 2017: https://agorayouth.com/2018/01/08/lebendige-geschichte/

Distomo - Unbeglichene Schuld(en)

Dokumentarisches Theaterstück zu dem Massaker der SS in Distomo und den noch ausstehenden Reparations- und Entschädigungszahlungen an Griechenland.

31. Mai 2018, 20:00 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45, 20099 Hamburg, Eintritt: 10.-

Am 10. Juni 1944 überfällt eine deutsche SS-Einheit das griechische Dorf Distomo und ermordet 218 Dorfbewohner*innen. Die Täter werden strafrechtlich nie verfolgt, die umgerechnet 28 Millionen Euro an eingeklagten Entschädigungsansprüchen nie gezahlt.

Das Stück spannt den Bogen vom historischen Ereignis des Überfalls durch die SS, über die hartnäckigen Zahlungsverweigerungen seitens Deutschlands bis zu den juristischen Kämpfen der Überlebenden. Verwendet werden Dokumente, die Zeugnis über die SS- und Wehrmachtsverbrechen in Griechenland ablegen, Auskunft über deutsche Politik in Entschädigungsfragen geben und den Verlauf der langwierigen Prozesse der Entschädigungskläger*innen nachvollziehbar machen.

Thematisiert wird außerdem der Umgang Deutschlands mit den Tätern, die ohne Furcht vor Strafverfolgung leben konnten und sich bis in die 1980er Jahre ungehindert öffentlich versammeln durften. Das Theaterstück richtet sich gegen diese Abwehrstrategien, erinnert an die Opfer deutscher NS-Massaker und solidarisiert sich mit den finanziellen und politischen Forderungen der Überlebenden.

Der Schwerpunkt des Theaterprojekts ist nicht die Erzählung dessen, was am 10. Juni 1944 passierte. Es begnügt sich nicht damit Kenntnisse über vergangene Ereignisse zu vermitteln, sondern fordert uns dazu auf, uns nicht mit bestehendem Unrecht abzufinden. Schwerpunkt des Stückes ist es, mit den Mitteln des Theaters den Kampf der Überlebenden und den Angehörigen der Ermordeten um Anerkennung des ihnen erfahrenen Verbrechens und die Entschädigung für das erlittene Unrecht darzustellen.

Der Flyer befindet sich hier als Pdf-Dokument

Woche der Solidarität mit Griechenland
und der Stadtteilsolidarität mit Perama
vom 27. April bis 5. Mai 2018

Veranstaltungsreihe des Einwohnervereins St. Georg von 1987 e.V. in Kooperation mit verschiedenen Griechenland-Solidaritäts-Initiativen unter Schirmherrschaft des Generalkonsulats der Hellenischen Republik in Hamburg
Das vollständige Programm befindet sich hier als Pdf-Dokument

Veranstaltung des AK-Distomo
Mittwoch, 2.5.2018, 19.00 Uhr, Gemeindesaal, Stiftstraße 15 (1. Stock)
Vorführung und Diskussion der Dokumentation ”Ein Lied für Argyris” (Schweiz 2008, von Stefan Haupt, 105 min) über das SS-Massaker im griechischen Dorf Distomo am 10. Juni 1944
Der Aufruf befindet sich hier als Pdf-Dokument

Vielen von uns machte der arrogante Umgang der Europäischen Union und speziell des deutschen Finanzministers Schäuble mit Griechenland wütend. Die knechtenden Bedingungen der Troika sollten offensichtlich nicht nur den GriechInnen verdeutlichen, was es heißt, die Wirtschafts- und Finanzkrise anders lösen zu wollen als durch Sozialabbau, Massenverarmung und Umverteilung von unten nach oben. Immerhin, es entwickelte sich 2014/2015 auch eine Solidaritätswelle in Europa. Sie ist in den letzten Jahren allerdings weitgehend zum Erliegen gekommen, auch, weil die Bemühungen der griechischen Regierung, wieder auf die (eigenen) Beine zu kommen, nicht nur von populären Maßnahmen gesäumt ist.

Und warum nun eine Solidaritätswoche des Einwohnervereins St. Georg? Seit dem Jahre 2015 pflegen wir einen partnerschaftlichen Kontakt zur ”Freien Vereinigung” und ihrer Nachbarschaftsküche in Perama. Konkrete Unterstützung sollte es sein, die Bestand hat, erst recht, wenn die eigenen Wünsche und Utopien sich nicht gleich einstellen. Und Perama bot sich an: ein Vorort von Piräus mit knapp 30.000 EinwohnerInnen und einer Arbeitslosenquote von 60 Prozent, eine Freie Vereinigung, die seit 2012 versucht, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und der Armut zu trotzen, Medikamente zu organisieren, Schulmaterial zu sammeln, eine Gemeinschaftsküche zu unterhalten. Ein Ansatz, der uns als alternativer Stadtteilverein vertraut ist und am Herzen liegt. Mehrmals waren in den letzten drei Jahren St. GeorgerInnen in Perama, jetzt laden wir zwei engagierte Mitglieder von dort ein, um die Solidaritätswoche zu begleiten und über ihr Zuhause und die Probleme zu berichten.

Und wir laden die interessierte Öffentlichkeit ein, sich ein vielfältiges Bild von der Geschichte und Gegenwart Griechenlands, der deutschen Verantwortung in Folge der brutalen Besatzung von 1941 bis 1945, der weithin ausgebliebenen Wiedergutmachung und der katastrophalen Austeritätspolitik der jüngsten Vergangenheit, aber auch der Kultur, dem Engagement und der Solidaritätsarbeit zu machen.
Einwohnerverein St. Georg von 1987 e.V., im April 2018

Das Plakat befindet sich hier als Pdf-Dokument

Lieder aus dem Canto General - Unbesiegbarer Frühling
1. Mai 2018, 18 Uhr Dreieinigkeitskirche Hamburg, St. Georgs Kirchhoft
Das Plakat befindet sich hier

Buchvorstellung mit Argyris Sfountouris
Schweigen ist meine Muttersprache

Dienstag, 24. April 2018, 19:30 Uhr, k-fetisch, Wildenbruchstr. 86, 12045 Berlin

Zeit seines Lebens hat sich Argyris Sfountouris vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrung für Gerechtigkeit und Humanität eingesetzt. Sein zweites Buch ”Schweigen ist meine Muttersprache” schildert durch Briefe an den Waisenjungen literarisch eindrücklich die Erfahrung eines Lebens mit dem Verlust und der Erinnerung. Zugleich gelingt es ihm, mehr als nur einen persönlichen Erfahrungsbericht vorzulegen. So enthält das Buch zahlreiche reflexive Texte zur besonderen Rolle der Opfer von rassistischen Verbrechen für die gegenwärtige politische Arbeit und anderen Themen.
Weitere Informationen befinden sich hier

Anlässlich der Präsentation des neuen
Online-Zeitzeugenarchivs:
Erinnerung an die ausstehende Entschädigung der Opfer der Okkupation in Griechenland

Montag, 23. April 2018 15:00 Uhr
Dokumentationszentrum Topographie des Terrors, Niederkirchnerstraße 8, 10963 Berlin
Vorstellung des neuen digitalen Zeitzeugenarchiv
”Erinnerungen an die Okkupation in Griechenland”

Ganz sicher ist das Erinnern an nationalsozialistische Verbrechen notwendig. Genauso notwendig ist jedoch die Bestrafung der NS-Täter sowie die Entschädigung aller NS-Opfer. Für eine strafrechtliche Verfolgung der Täter ist es nach ihrem Tod allerdings zu spät.

An 10. Juni 1944 überfiel eine der Wehrmacht zugeordnete Einheit der SS das griechische Dorf Distomo und ermordete 218 Bewohnerinnen und Bewohner. Die Täter wurden nie bestraft. Die Opfer und ihre Angehörigen haben bis heute vom deutschen Staat keine Entschädigung erhalten. Argyris Sfountouris hat den 10. Juni 1944 in Distomo erlebt, überlebt und erinnert uns an all dies.

Doch warum erhalten die NS-Opfer und ihre Hinterbliebenen 74 Jahre nach dem Massaker immer noch keine Entschädigung? Weil dies der erklärte Wille der Bundesregierung ist und bleibt. Die Rechtsabteilung des Auswärtigen Amts war und ist dabei der Motor für das Hintertreiben jeglicher Zahlung.
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6.-8. April 2018
Koloniales Vergessen: Quo vadis, Hamburg?
2. Transnationaler Herero und Nama Kongress

6. April (Freitag) 10.00 Uhr Podium 1 MS STUBNITZ (Kirchenpauerkai 26)
7. April (Samstag) 10:30 Uhr Podium 2 Universität Hamburg
(Edmund-Siemers-Allee Hauptgebäude)


it cannot be about us without us
Erinnerungsprotest

8. April 2018 14:00 Uhr
Hauptkirche St. Michaelis, Englische Planke 1, 20459 Hamburg

Der Genozid an den Ovaherero und Nama und die Hamburger Kolonialgeschichte

Die Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe Hamburgs nimmt an Fahrt auf. Die Hamburger Rassismus-Geschichte reicht vom transatlantischen Handel mit versklavten Menschen, über die zentrale Rolle im deutschen Kolonialreich, bis in die Gegenwart hinein. Dabei wiegt die zentrale Bedeutung der Hafenstadt im Kontext des Genozids an den Ovaherero und Nama in Namibia zwischen 1904 und 1908 besonders schwer.
Welche Rolle hat Hamburg beim ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts gespielt? Welche Spuren im Stadtraum glorifizieren Kolonialismus und Völkermord und was passiert mit den erinnerungspolitischen Leerstellen?
Nach dem ersten Kongress in Berlin im Oktober 2016, sind die Vertreter*innen der Ovaherero und Nama erstmalig in Hamburg zu Gast, um diese und andere Fragen gemeinsam zu beleuchten.
Der Kongress wird in deutscher und englischer Sprache abgehalten.

Veranstalter*innen: Initiative Schwarze Menschen in Deutschland Bund e.V. und Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg sowie in Kooperation mit: Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL, Afrikanisches Bildungszentrum e.V., Ovaherero Genocide Foundation, Nama Genocide Technical Committee, Ovaherero, Mbanderu and Nama Genocides Institute und Berlin Postkolonial e.V.

Um uns die Planung etwas zu erleichtern, schreib uns doch vorher kurz eine E-Mail. Eine vorherige Anmeldung zur Teilnahme an dem Kongress ist aber nicht zwingend erforderlich.
Email: quovadishamburg[at]outlook.com

Alle Infos unter http://www.colonial-amnesia-quovadishh.eu/

Der Aufruf für den Kongress als Pdf-Dokument in deutsch und englisch befindet sich hier
Der Aufruf für den Erinnerungsprotest als Pdf-Dokument in deutsch und englisch befindet sich hier

Stellungnahme:
Gegen jeden Nationalismus - für antifaschistische Solidarität!

1. März 2018

Seit vielen Jahren engagieren wir uns für die Entschädigung der Opfer der Naziverbrechen in Griechenland. Wir unterstützen aber auch die Forderung nach Reparationen und Rückzahlung der Zwangsanleihe, die Nazideutschland dem griechischen Staat während der deutschen Besatzung abgepresst hatte. Gemeinsam mit Freundinnen und Freunden aus Griechenland und Deutschland streiten wir für dieses Ziel. Deutschland muss seine Schulden gegenüber den Menschen in Griechenland anerkennen und bezahlen! Dies ist für uns eine zwingende Lehre aus der Geschichte. Die Verbrechen Nazideutschlands müssen zu Konsequenzen führen, sonst droht eine Wiederholung.

Mit großer Sorge beobachten wir das Erstarken rechter bis faschistischer Bewegungen und Parteien in ganz Europa und darüber hinaus. Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie breiten sich überall aus, in Polen und Ungarn regieren die Rechten bereits, ebenso in Österreich. In Deutschland hat sich mit der AFD eine rechte Partei etabliert, deren Nähe zum Nationalsozialismus immer deutlicher wird. In Griechenland treibt die ”Goldene Morgenröte” ihr Unwesen, eine Partei, die sich unverhohlen in der Tradition der NSDAP sieht. In Thessaloniki und Athen fanden kürzlich große Demonstrationen gegen ”Makedonien” statt - unter anderem von der griechischen Rechten organisiert; auch die neonazistische oder neofaschistische Partei ”Goldene Morgenröte” war beteiligt. Besetzte Häuser und Treffpunkte von Linken in Thessaloniki wurden durch Faschisten angegriffen.

Die vollständige Stellungnahme befindet sich hier
als Pdf-Dokument in deutsch und als Pdf-Dokument in griechisch