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Tipps und Tricks für die Medienarbeit

zusammengestellt von der Antifa/Antira AG der Gruppe FelS

Inhalt:
  1. Die Presseerklärung (PE)
  2. Die Pressekonferenz (PK)
  3. Das Fernseh- und Radiointerview
  4. Der Umgang mit JournalistInnen
  5. Literatur

 

1. Die Presseerklärung (PE)

Eine PE erfüllt nur ihren Zweck, wenn sie gelesen wird und nicht sofort im Papierkorb verschwindet, deswegen:
die PE muss die Aufmerksamkeit der JournalistInnen wecken, deswegen
  • in der Überschrift das Wichtigste in wenigen anschaulichen Worten zusammenfassen.
  • im Text zuerst das Wichtigste, den Höhepunkt des Geschehens, schildern, also nicht erst eine lange abstrakte Herleitung; ein interessanter Anfang der PE erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie überhaupt ganz gelesen wird.

1.1 Grundsätzliches zum Inhalt einer PE

   Eine PE muss die sechs 'W-Fragen' beantworten:

  • Wer hat etwas gemacht / will etwas machen?
  • Was ist passiert / was soll geschehen?
  • Wann hat das Ereignis stattgefunden / wann findet es statt?
  • Wo ist es passiert / soll es stattfinden?
  • Wie ist es abgelaufen / wird es ablaufen?
  • Warum ist es dazu gekommen, wurde das gemacht / soll das gemacht werden?
  • ----------------------------------------------------------------------------------

    Beispiel:
    Wer: Rund 100 antirassistische Flüchtlingsinitiativen aus ganz Deutschland
    Was/Wo/Wann: werden am Freitag mit einer Auftaktdemonstration in der Jenaer Innenstadt das 5. Antirassistische Grenzcamp eröffnen.
    Warum: Mit dem Grenzcamp wollen die AktivistInnen auf die Situation von Flüchtlingen in der ostdeutschen Grenzregion aufmerksam machen. "Wir wollen eine Woche lang gegen den alltäglichen Rassismus in dieser Region protestieren.", sagte Guido Schäfer von der Initiative 'Für freies Fluten'. Die Zustände in den Lagern seien unhaltbar, so Guido Schäfer.

    ----------------------------------------------------------------------------------

   Kurz fassen

  • nicht länger als eine DIN A4-Seite

   Klar gliedern

  • gleich bleibender Kopf mit
    • Logo der veranstaltenden Gruppe(n), des aktuellen Projekts
    • AnsprechpartnerIn (Name, Telefon, Fax, e-mail) mit Tag und Uhrzeit an denen der/die AnsprechpartnerIn persönlich für Rückfragen zu erreichen ist (der Name muss nicht echt sein, sollte aber ernst zunehmend und damit zitierfähig klingen, also keine Spaßnamen)
    • Adresse der eigenen Website

  • in der die Überschrift
    • eventuell ergänzt durch kleinere Überschriftszeile(n), das Wichtigste in wenigen anschaulichen Worten zusammenfassen

  • der Text
    • der Textanfang ist der Kern der PE, hier die 'W-Fragen' beantworten: Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum?
    • dann kann die Informationstiefe langsam zunehmen: Forderungen (auch in Form von direkten Zitaten), Einzelheiten und Hintergrundinformationen
    • den Text durch Absätze nach jeweils 2-3 Sätzen übersichtlich machen

  • die ersten zwei Sätze
    • sollten für sich alleine verständlich sein. (JournalistInnen kürzen eine PE von hinten nach vorne)

  • verständlich schreiben
    • kurze klare Sätze
    • keine Ironie und Polemik
    • allgemein verständliche Sprache benutzen!
    • Fachbegriffe nur sparsam und bewusst verwenden, wenn mensch diese gezielt in die öffentliche Debatte einführen und im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen will (z.B. 'MigrantInnen' statt 'AusländerInnen' oder 'Residenzpflicht')

  • leserInnenfreundlich layouten
    • Überschrift fett, Schriftgröße 16
    • Text in Schriftgröße 11, Zeichenabstand 1,5
    • Zitate kursiv
    • Hintergrundinformationen, Verweise auf aktuelle Internet-Seiten zum Vertiefen des Inhalts als eigenen zusätzlichen Text (Anhang) bringen.
    • maximal drei verschiedene Schriftarten
    • nicht zu viel kursiv, unterstrichen, fett hervorheben

  • Sonstiges
    • direkte Rede (Zitate) mit der zentralen Forderung / Kritik nicht vergessen


1.2 Die drei Aufgaben von PE's und ihr Inhalt

   1. Ankündigen einer Demo, Kundgebung, Veranstaltung usw.

  • am Anfang die sechs 'W-Fragen' Wer? Was? Wann? Wo? Wie? Warum? beantworten (siehe: Punkt 1.1), dann folgt der Anlass für die Aktion und eventuell ein Zitat
  • die schriftliche Ankündigung muss rechtzeitig (so früh wie möglich, spätestens einen Tag vor der Aktion am Vormittag) in den Redaktionen sein
  • zusätzlich den/die zuständige/n Journalisten/in anrufen, die Aktion erklären und um deren Ankündigung bitte
  • am Tag der Aktion, diese vormittags zusätzlich telefonisch ankündigen (nicht, wenn ihr am Tag vorher schon mit dem/der Zuständigen gesprochen habt)

   2. Berichten über eine Demo, Veranstaltung, Konferenz usw.

  • Demo:
    am Anfang steht die Schilderung des Höhepunkts dann die Forderungen, Hintergründe - eventuelle Polizeirepression nicht am Anfang breittreten und dabei die eigenen Inhalte vernachlässigen
  • Veranstaltung:
    am Anfang steht das wichtigste Ergebnis, z.B.: "Die Konferenz XY forderte in ihrer Abschlusserklärung .... ", dann Informationen über Anzahl / Spektrum der TeilnehmerInnen, den Grund der Veranstaltung, Fortführung ...

   3. Stellung nehmen zu einem aktuellen Anlass / Zitatenbericht

  • am Anfang die wichtigste eigene Aussage
  • dann Hintergründe und Anlass dieser Äußerung
  • prägnante Aussagen in verständlicher direkter Rede wiedergeben (JournalistInnen bringen solche 'O[riginal]-Töne' gerne)
  • zusätzlich ist indirekte Rede möglich


 

2. Die Pressekonferenz (PK)

Nur bei wichtigen Anlässen einberufen, z.B. zum Beginn einer Aktionswoche, Ankündigung einer außergewöhnlichen Aktion usw.

Deswegen vorher klären:
  • Ist eine überhaupt PK notwendig?
  • Warum reicht eine PE nicht aus?
  • Steht der mögliche Erfolg in einem sinnvollen Verhältnis zum Aufwand, oder besteht die Gefahr, JournalistInnen zu vergraulen? (eine PE ist schnell gelesen, eine PK dagegen nimmt mindestens eine Stunde Zeit in Anspruch)

Zeitpunkt für eine PK:
  • Dienstag bis Donnerstag Vormittag
  • nicht nachmittags (da ist für JournalistInnen "Schreibzeit" und Redaktionsschluss)
  • nicht am Montag (in vielen Redaktionen findet da die Wochenplanung statt)
  • nicht am Freitag (halber Arbeitstag für JournalistInnen)
  • nicht an einem Termin an dem für JournalistInnen ein interessanterer Termine ist

2.1 Vorbereitung

   Festlegen wer worüber spricht (mehr als zwei Leute plus ModeratorIn,
   sollten nicht sprechen - Dauer der PK: max. 1h).

   Schriftliche Einladung (eine Woche vorher) verschicken.
   Inhalt:

  • Was ist der Anlass für die PK?
  • Warum ist das Thema wichtig?
  • Wer/Was erwartet die JournalistInnen?

   Zwei Tage vor der PK bei den zuständigen JournalistInnen anrufen
   und nachhaken damit sie kommen.

   Informationsmappe ("Pressemappe") für die JournalistInnen
   vorbereiten.
   Inhalt:

  • Abschrift der Beiträge, die auf der PK gehalten werden (wichtige, zitierbar formulierte Stellen hervorheben)
  • Hintergrundinformationen (Zahlen, Daten, Statistiken, Bildmaterial)
  • Selbstdarstellung der beteiligten Gruppen, Initiativen
  • bereits erschienene Zeitungsartikel zum Thema

   Statements vorbereiten.

  • Rhetorischer Aufbau:
    1. Einleitung
    2. Argumente (dabei auch auf Kritik eingehen)
    3. Forderung(en)
  • präzise Informationen und überzeugende Aussagen mit 'Nachrichtenwert' vorbereiten
  • Formulierungen so wählen, dass diese direkt im Originalton von den JournalistInnen übernommen werden können ; dazu einprägsame Begriffe und Sätzen vorbereiten, die zitierfähig sind
  • besonders Antworten auf unangenehme Fragen vorformulieren (z.B. auf Frage wie: "Wie stehen sie zur Gewalt?")
  • rhetorische Fragen vermeiden (Gefahr von Missverständnissen)

   Anwesenheitsliste vorbereiten und ausfüllen lassen, um mit den
   JournalistInnen in Kontakt bleiben zu können.

   Tischschilder mit Namen und Organisation des/der Moderierenden
   und der ReferntInnen vorbereiten.

   Hintergrund des Podiums mit Transpas/Plakaten für Foto-
   und Filmaufnahmen ausdrucksvoll dekorieren


2.2 Ablauf

   1. Begrüßung

   Der/die ModeratorIn begrüßt die JournalistInnen, stellt sich vor,
   erläutert kurz den Anlass der PK, stellt die TeilnehmerInnen vor
   und gibt eine kurze Vorschau, wer zu welchem Thema spricht.

   2. Statements

  • frei sprechen (Aufzeichnungen von Schrift- in Sprechsprache übersetzen)
  • maximal 10 Minuten pro Statement
  • nicht pastoral und moralisierend sprechen

   3. Frage- und Antwortteil

   Nach den Statements eröffnet der/die ModeratorIn den Frage-
   und Antwortteil, dabei gilt:

  • alle Fragen beantworten
  • es gibt keine dummen und unzulässigen Fragen
  • auf Kritik und Vorurteile (z.B. 'Gewaltfrage') eingehen, dabei aber selbst provokante Begriffe vermeiden
  • werden keine Fragen mehr gestellt, schließt der/die ModeratorIn die PK mit einer freundlichen Bemerkung ab

   4. Abschluss

   ReferentInnen und VeranstaltInnen sollten noch Zeit für Interviews,
   O(riginal)-Töne und allgemeine Nachfragen im kleineren
   Kreis / Einzelgespräch haben.


2.3 Nachbereitung (gilt für jede Form der Medienarbeit)

   Überprüfen, welche Medien berichtet haben.

   Wenn eingeladene JournalistInnen nicht anwesend waren,
   anrufen und nachhaken woran das lag.

   Um Konsequenzen für die eigene Arbeit zu ziehen, darauf achten:

  • Welche Aussagen wurden wörtlich zitiert?
  • Was wurde nicht/falsch wiedergegeben?
  • Bei falschen Darstellungen LeserInnenbriefe schrieben, Gegendarstellung fordern.

 

3. Das Fernseh- und Radiointerview

Bei Aktionen vorher klären, wer für welches Thema zu Interviews bereit ist.

Vor dem Interview klären:
  • Welche Themen werden angesprochen?
  • Wie viele Fragen werden gestellt?
  • Wie lang soll das Interview dauern?

Auf den Hintergrund achten (Transpas, Plakate dekorieren).

Kernaussage vorformulieren und kurz halten.

Greift bei mehreren gleichzeitig gestellten Fragen den Aspekt heraus, der euch am wichtigsten erscheint.

Ihr könnt den Interviewverlauf beeinflussen, indem Ihr das Wichtigste im jeweils letzten Satz sagt (am letzten Satz wird gern angeknüpft, um die nächste Frage zu stellen).

Ihr könnt Euch zum Nachdenken Zeit lassen und einen Überbrückungssatz sagen (kann rausgeschnitten werden).

Beim Interview die Antworten nicht gliedern, z.B.: "Ihre Frage spricht drei verschiedene Aspekte an. Ich will zunächst auf ... eingehen, dann ... und schließlich auf die Frage nach ..." (das kann schlecht geschnitten werden).

Könnt ihr eine Frage nicht beantworten, gebt es zu und verweist auf andere, kompetentere InterviewpartnerInnen.

Keine Fachausdrücke und Abkürzungen verwenden.

Bei fehlerhaften Sätzen den ganzen Satz noch einmal wiederholen (bluffen: "Ich möchte es besser formulieren ...", "präziser ..." oder "Genauer gesagt...").

Bei TV-Interviews den/die InterviewerIn anschauen, wenn er/sie euch nichts anderes sagt.

Zieht am besten Kleidung mit blassen oder getönten Farben an (alles andere flimmert oder lässt euch blass erscheinen).

Besteht bei Zeitungsinterviews auf eine Korrekturmöglichkeit / Autorisierung des Artikels vor der Veröffentlichung.


 

4. Der Umgang mit JournalistInnen

FesteN AnsprechpartnerIn in Redaktionen suchen.

Was tun, wenn Medien NICHTS berichten?

   Anrufen und fragen,

  • ob die Presseerklärung angekommen ist und bei wem sie besser ankommen sollte
  • ob weitere Informationen gewünscht sind

   Eigene Medienarbeit nicht grundsätzlich in Frage stellen.

   Kontinuität in der Arbeit herstellen.

   Funktionieren der bürgerlichen Medien klar machen
   (,Nachrichten sind Waren').

Was tun, wenn Medien NEGATIV berichten?

   Freundlich bleiben; nie arrogant

   Sachlich bleiben und Gelassenheit zeigen

   Falsche Darstellungen korrigieren (LeserInnenbriefe schreiben,
   Gegendarstellung fordern)


 

5. Literatur

Franck, Norbert: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit - Ein Ratgeber für Vereine, Verbände und Initiativen, Bund-Verlag, Köln, 1996





Grenzcamp 2002 in Jena - Schwach



Kundgebung am 14.07.02 vor der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Jena-Forst
Kundgebung am 14.07.02 vor der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge für das Bundesland Thüringen in Jena-Forst

Um es gleich vorweg zu nehmen:
Die Ergebnisse des Fünften Antirassistischen Grenzcamps im thüringischen Jena waren, freundlich ausgedrückt, bescheiden.
Zu wenig TeilnehmerInnen - nur etwa 350, statt der erwarteten 500 bis 600 - kamen nach Jena; das Interesse der überregionalen Medien war gering, die Stimmung durch Dauerregen, erdrückende Polizeipräsenz, ausfallende Veranstaltungen und schlecht funktionierende kollektive Strukturen nach einigen Tagen ziemlich lädiert. Die Gründe für das Nichtfunktionieren eines vorher offenbar erfolgreichen Konzepts sind vielschichtig, auch wenn man sie gern auf die Konkurrenz der anderen Camps in Strasbourg, Hamburg und Cottbus, die Polizei und das schlechte Wetter reduzieren würde.

Tatsächlich ist in Jena aber eine Aktionsform an ihre Grenzen gestoßen, die in den vergangenen Jahren wegen ihrer dynamischen Entwicklung auf ihre konkrete Wirkung hin nicht überprüft wurde. Die TeilnehmerInnenzahl schien stetig zu wachsen, TV-Übertragungswagen standen direkt neben den Zelten, Forderungen konnten offensiv und ohne besonderes Bemühen um Vermittlung und ohne Bestimmung der AdressatInnen formuliert werden. Da viele AktivistInnen so etwas für einen Erfolg halten, war Frankfurt am Main wohl der Höhepunkt der bisherigen Grenzcamp-Geschichte.
In Jena war man stattdessen direkt mit deutschem Alltag und der Notwendigkeit politischer Kleinarbeit konfrontiert, was dort allerdings nicht mit einem positiven Aber-wir-sind-ganz-viele-Gefühl kompensiert werden konnte.
Doch konkreter: Anders als in den vergangenen Jahren waren an der Vorbereitung des Grenzcamps in Jena verschiedene Flüchtlingsorganisationen beteiligt, vor allem natürlich die hauptsächlich in Jena aktive Gruppe "THE VOICE - Africa-Forum".
Auf deren Vorschlag hin standen die Residenzpflicht und die juristische und soziale Benachteiligung von Flüchtlingen im Mittelpunkt des diesjährigen Camps. Geplant waren neben den üblichen Demonstrationen ein Konzert, Infoveranstaltungen, Filmvorführungen, Besuche in Flüchtlingsheimen und anderes mehr. Aufgrund von Organisationsproblemen und einer meist ineffektiven Plenumsstruktur fielen leider viele der angekündigten Camp-Veranstaltungen zugunsten mehrstündiger Dauerplena aus. Besser und erfolgreicher waren in der Regel die Aktionen in Jena und Umgebung, wenn auch hier konkretes Ziel und die gewählte Form der Aktion oft nicht hinterfragt, geschweige denn genau bestimmt wurden. Die libertäre Beliebigkeit, aus der die früheren Camps ihre Kraft bezogen, wirkte in Jena etwas armselig und konzeptionslos.
Das zeigte sich auch im Verhältnis des Camps zur bürgerlichen Öffentlichkeit und der Presse. Zur Koordinierung der vom Camp-Vorbereitungskreis gewünschten Medienarbeit wurde eine Pressegruppe gebildet, in der AntirassistInnen aus Berlin (FelS), Jena, Erfurt und Göttingen mitarbeiteten. Sie hatte die Aufgabe, die inhaltlichen Schwerpunkte des Camps in Presseerklärungen und Interviews sowie durch Kontakte zu JournalistInnen an die Medien zu vermitteln. Doch die Akzeptanz dieser notwendigen Arbeit ist, trotz jahrelanger Diskussionen, immer noch gering.
So wurden Termine geplanter Veranstaltungen weder mit der Pressegruppe abgestimmt noch ihr überhaupt mitgeteilt und MitarbeiterInnen der Pressegruppe zum Teil wie "feindliche" JournalistInnen behandelt. Die Enttäuschung im Camp über fehlende Artikel zu einer Aktion ist peinlich, wenn die so genannte Öffentlichkeitsaktion erst nach Redaktionsschluss, und ohne die genau dafür zuständige Pressegruppe zu informieren, stattfindet. In ihrem im Herbst erscheinendem Auswertungspapier wird die Pressegruppe ihre Position ausführlicher darstellen.

Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge für das Bundesland Thüringen in Jena-Forst
Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge für das Bundesland Thüringen in Jena-Forst

Dennoch gehört wenigstens die Berichterstattung in den lokalen Medien zu den Erfolgen des Camps. Themen wie Residenzpflicht und die Lage in den Flüchtlingsheimen "Auf dem Forst" und Markersdorf konnten konzentriert als rassistischer Alltagsskandal auf die Tagesordnung gesetzt werden, was ohne das Camp gewiss schwerer gewesen wäre. Es ist zu hoffen, dass die vom Grenzcamp erzwungene öffentliche Wahrnehmung der Situation von Flüchtlingen auch die Position der in Jena aktiven AntirassistInnen gestärkt hat. Die Zusammenarbeit mit den im Camp zahlreicher als früher vertretenen Flüchtlingen erreichte jedenfalls eine neue Qualität und wurde als weitgehend gleichberechtigt empfunden.
Neben den campimmanenten Problemen waren, wie eingangs erwähnt, Natur- und Staatsgewalt für die laue Stimmung während des Grenzcamps mitverantwortlich. Denn die AntirassistInnen waren außer mit zermürbendem Dauerregen auch mit einer ungewohnt repressiven Polizeistrategie konfrontiert. Diese schränkte nicht nur die geplanten und ungeplanten Aktivitäten erheblich ein, sondern erzeugte auch in Jena ein Gefühl extremer Bedrohung durch so genannte angereiste Gewalttäter. Öffentliche Aktionen, egal wie gut gemeint, wurden im engen Polizeikessel zur Farce. Insgesamt waren 700 PolizistInnen - also doppelt so viele wie CampteilnehmerInnen - ständig präsent und nutzten die Gelegenheit zu verschärften Residenzpflichtkontrollen. Bereits im Vorfeld hatte die Polizei an Unternehmen, AnwohnerInnen und in Kleingartenanlagen Informationsblätter zum Antirassistischen Grenzcamp verteilt, in denen vor Straftaten wie Haus- und Landfriedensbrüchen, Sachbeschädigungen, Körperverletzungen etc. gewarnt wurde. Im Universitätsklinikum bereitete man sich gar auf zahlreiche Verletzte vor und teilte dem Klinikpersonal noch einmal gesondert mit, dass AsylbewerberInnen nur eine "Notversorgung" zustünde. Letztere Anordnung zog die Klinikleitung wegen ihrer "Missverständlichkeit" nach Protesten zurück.

Es bleibt abzuwarten, wie die verschiedenen an der Vorbereitung beteiligten Initiativen das Fünfte Antirassistische Grenzcamp in Jena einschätzen und welche Schlüsse daraus für zukünftige Camps gezogen werden. Abgeschlossen ist auch noch nicht die Diskussion über den Umgang mit einem sexuellen Übergriff während des Camps.
Es ist zu hoffen, dass statt optimistischem Positivismus und Erzählen vieler schöner Campanekdoten eine kritische Auswertung zu einer Weiterentwicklung der wichtigen Ansätze der Grenzcamps beiträgt.

Antifa-Antira-AG der Gruppe FelS, Oktober 2002

Mehr davon:
30 min Video zum 5. antirassistischen Grenzcamp in Jena bei kanalB
(in Ausgabe 16: schnappschuss Deutschland 2002)





Unsere Plakatreihe zur Kampagne "Kein Mensch ist illegal":

Wir hatten 1999 in Zusammenarbeit mit der LayouterInnengruppe "Zusammen gestalten!" eine Plakatreihe im Rahmen der bundesweiten Kampagne "Kein Mensch ist illegal" entworfen.

Die 4 Plakate können einzeln, aber auch aneinandergereiht aufgehängt werden.

Idee war, daß die Plakatreihe in Gruppenräumen, Praxen, Kanzleien, Läden, Kneipen, Beratungsstellen, Plakat- und Hauswänden - eigentlich überall - hängt. Das Format der Plakate ist A1, sie sind zweifarbig.

Die Reihe kann noch in kleinen Mengen gegen einen Unkostenbeitrag (Versandkosten) gegen Vorkasse in bar bei uns bestellt:
FelS-Antifa/Antira-AG c/o Buchladen Schwarze Risse, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin
Mail an: fels-antifa@lists.nadir.org

oder selbst abgeholt werden:
Stadtteilladen Zielona Gora, Grünberger Straße 7, 10245 Berlin-Friedrichshain

   fels-antifa@lists.nadir.org

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FelS - Für eine linke Strömung, c/o Schwarze Risse, Gneisenaustraße 2a, 10967 Berlin