Anti-Apatija: Basisgruppen in Serbien
Serbien im Frühjahr 2001: Ein halbes Jahr nach dem Sturm
auf das Parlament und dem Sturz Slobodan Milosevics befindet sich
die serbische Gesellschaft im Umbruch. Das Oppositionsbündnis
DOS konnte sich durchsetzen und verspricht sozialen und politischen
Wandel. Doch was verändert sich wirklich? Das Ende der Isolierung
durch den Westen soll einen wirtschaftlichen Aufschwung bringen,
bisher steigen aber hauptsächlich die Preise. Die neue Regierung
kooperiert mit dem Westen, die nationalistischen Konflikte gehen
aber weiter. Das DOS Bündnis verspricht Demokratisierung,
viele administrative und politische Strukturen verändern
sich aber nur oberflächlich.
Während des Tagesseminars und den beiden
Abendveranstaltungen werden Mitglieder linker
Basisgruppen aus Belgrad und der Kleinstadt Kraljevo zur aktuellen
Situation informieren und ihre Arbeit vorstellen.
Fragestellungen dabei sind unter anderem:
Wirtschaftliche Umstrukturierung und soziale Folgen?
Serbien wird nach zehn Jahren weitgehender Isolation vom Westen
in die internationalen Finanz- und Wirtschaftsorganisationen integriert.
Schon im vergangenen Jahrzehnt begann ein Privatisierungsprozess,
der nun intensiviert werden soll. Wie weit kann die wirtschaftliche
Umstrukturierung gehen und welche soziale Folgen sind zu erwarten?
Wider-stand?
Freiheit der Medien?
Während die meisten Medien bis vor kurzem Slobodan Milosevic
bejubelten und dem Regime als Lautsprecher dienten, schreiben
heute die selben Journalisten Hymnen auf die neuen Machthaber.
Wer kontrolliert die Medien in Serbien und welche gesellschaftliche
Funktion erfüllen sie? Wie sehen Möglichkeiten unabhängiger
und kritischer Medienarbeit aus?
Feminismus?
Die nationalistischen Kriegsmobilisierungen sind immer mit der
Produktion des Bildes vom männlichen Krieger verbunden. Frauen
werden als Soldatenmütter oder sexuelles Spielzeug beschrieben.
Gleichzeitig wird der Anti-Kriegswiderstand in hohem Maß
von Frauen- und feministischen Gruppen organisiert. Wie kann feministische
Politik in Serbien aussehen?
Nationalismus im neuen Kleid?
Unter den Vorzeichen des Nationalismus wurden in Jugoslawien
seit Beginn der 90er Jahre vier Kriege geführt. Bedeutet
der Abtritt der drei »Kriegshelden« Franjo Tudjman
in Kroatien, Alija Izetbegovic in Bosnien-Herzegowina und Slobodan
Milosevic in Serbien von der politischen Bühne im vergangenen
Jahr das Ende nationalistischer Mobilisierungen? Wie definiert
sich Nationalismus in Serbien unter den neuen Verhältnissen?
Anti-Militarismus?
Im März amnestierte das Parlament die etwa 30.000 Deserteure,
welche während des Krieges der Jugoslawischen Bundesarmee
den Rücken kehrten und oft ins Ausland geflohen waren, wo
sie ebenfalls illegalisiert wurden. Ist der Schritt eine Trendwende
zur Zivilisierung des öffentlichen Lebens oder lediglich
das Abtragen eines unerträglich gewordenen Problems?
Privatisierung oder Demokratisierung der Bildung?
Die Reformvorhaben der neuen Regierung zielen unter anderem auf
Veränderungen an den Universitäten. Zeichnet sich ein
neoliberales Zuschneiden der Universitäten auf Markterfordernisse
oder eine Demokratisierung der Institutionen ab?
Ein Chance für Basisgruppen?
Sozialer Niedergang, Krieg, Nationalismus und politischer Autoritarismus
haben die Arbeit emanzipatorischer Basisgruppen in Serbien in
den vergangenen Jahren fast unmöglich gemacht. Wie ist heute
eine Arbeit unabhängiger linker Gruppen für Antimilitarismus,
Feminismus, Demokratisierung und soziale Gerechtigkeit möglich?
Für eine linke Strömung (FelS), International
Workers´Aid (IWA), Freie ArbeiterInnen Union/Berlin (FAU),
Papiertiger, AStA TU, Buchladen Schwarze Risse, Bildungswerk Berlin
der Heinrich Böll Stiftung, Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz,
Tagesseminar
Eine Chance für Basisgruppen?
Sonntag, 20. Mai 2001, 11.00 - 19.00 h
Theater im Dritten Stock (Aufgang Roter Salon)
in der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz
Ratibor Trivunac, Antimilitaristische Kampagne
und Studierendenvertretung an der Universität Belgrad
Lidija Vasiljevic, Assoziation für eine
Fraueninitiative, Belgrad
Marija Petronijevic, Drustvo za Razvoj Kulture
(DRK), Initiative für ein Jugendkulturzentrum, Kraljevo
Aco Popadic, Magazin Kontrapunkt, Kraljevo
Drazen Krsmanovic, Initiative für ökonomische
Demokratie, Belgrad
(Mit Übersetzung Serbokroatisch-Deutsch)
Workshop
Anti-Militarismus
Montag, 21. Mai 2001, 19.30 h
Mehringhof Versammlungsraum, Gneisenaustr.2a
(U-Bahn Mehringdamm)
(Diskussion auf Englisch)
Workshop
Perspektiven des Feminismus
Dienstag, 22. Mai 2001, 19.30 h
Stadtteilladen Zielona Gora,
Grünbergerstr. 73
(U-Samariterstr.)
(Diskussion auf Englisch)
|