Celleschen
Zeitung, 23.02.2002
Eklat
mit Polizei: "Buntes Haus" als rechtsfreier Raum?
Celle
(mi) "Wenn sich Staats- oder Verfassungsfeinde im Bunten Haus treffen
und sich mit der Polizei anlegen, dann sind das keine Kinkerlitzchen",
sagt Celles Polizeichef Gerd Schomburg. Nachdem sich dort linke und ausländische
Extremisten getroffen haben, hat jetzt der Staatsschutz ein Auge auf das
"soziokulturelle Zentrum" "Buntes Haus" (BH) auf dem
Gelände des Celler Jugendzentrums CD-Kaserne geworfen. Die Stadt
droht dem "Bunten Haus" nun kaum verhohlen mit der Kündigung
des Mietvertrages.
Zum
Eklat kam es am Mittwochabend, als Beamte des polizeilichen Staatsschutzes
der Zutritt zu einer öffentlichen Versammlung im BH verwehrt wurde.
Schomburg: "Die Unabhängige Antifa Celle und die so genannte
Kurdistan-Solidarität Uelzen, nach hiesigen Erkenntnissen eine Ein-Personen-Gesellschaft,
luden zu einer öffentlichen Versammlung zum Thema "Verbot der
kurdischen Arbeiterpartei PKK". 22 Personen, darunter auch einige
kurdische Mitbürger und ein Vertreter der PKK-nahen Özgur Politika
versammelten sich dort. Drei Polizeibeamte, die sich als solche zu erkennen
gaben, wollten an der Versammlung teilnehmen und baten um eine Platzzuweisung,
wie sie der Paragraph 12 des Versammlungsgesetzes vorsieht. Dieses wurde
ihnen verweigert."
Aus Gründen der Verhältnismäßigkeit habe die Polizei
dieses Mal ihr Recht nicht mit Zwang durchgesetzt. "Das hätten
wir tun können, und sollte so etwas noch einmal vorkommen, werden
wir es auch tun", so Schomburg. "Es wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren
gegen den Leiter der Versammlung, einen polizeibekannten Linksextremisten,
eingeleitet." Der Polizeichef betont, dass es sich bei den Veranstaltern
keineswegs um harmlose Debattierzirkel handele: "Die Kurdistan-Solidarität
ist militant und Antifa ist ein Oberbegriff für Linksextremisten,
deren Aktivitäten sich gegen tragende Grundwerte unserer demokratischen
Gesellschaft richten." Der Niedersächsische Verfassungsschutzbericht
2000 zitiert die "Kurdistan-Solidarität" wie folgt: "Tod
den menschenverachtenden Systemen in der Türkei und der BRD!"
Das klingt zumindest nicht besonders systemkonform.
Dorit
Klüver, Sprecherin der "Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur",
die das BH in der Vergangenheit schon mit Markbeträgen in fünfstelliger
Höhe gefördert hat, ist überrascht: "Zum konkreten
Fall kann ich nichts sagen. Grundsätzlich entscheiden die Häuser,
die wir unterstützen, selbst, wer sich dort treffen darf. Es wäre
natürlich nicht in unserem Sinne, wenn sich dort Gruppen träfen,
die sich nicht im demokratischen Sinn betätigen."
Deutlicher die Reaktion aus dem Celler Rathaus. Pressesprecher Wolfgang
Fischer: "Wir kritisieren dieses Verhalten auf das Schärfste.
Einen solchen Vorgang kann und wird die Stadt nicht gutheißen. Die
GmbH der CD-Kaserne hat das Recht, eigene Untermietverträge mit ihren
Nutzern abzuschließen - aber auch zu kündigen. Geschäftsführung
und Aufsichtsrat sollten sich mit diesem Vorfall umgehend befassen."
Kasernen-Aufsichtsratsvorsitzende Karin Hogenkamp nimmt den Ball an: "Ich
war bei der Veranstaltung selbst anwesend, und was dort geboten wurde,
war zum Teil starker Tobak. Wir werden es nicht zulassen, dass in städtischen
Gebäuden ein rechtsfreier Raum entsteht." Nächste Woche
sei ein Gespräch zwischen ihr, der Geschäftsleitung und Vertretern
des Bunten Hauses fällig. Hogenkamp: "Da werden sehr deutliche
Worte fallen."
Das Plenum des BH billigt im Nachhinein den Ausschluss der Beamten. "Die
Veranstaltung und ihre Besucher wurden unter einen Generalverdacht gestellt.
Da die Verfassungsschutzbeamten in eben dieser Funktion und nicht als
politisch interessierte Bürger an der Veranstaltung teilnehmen wollten,
hält das Plenum es für legitim und richtig, den Beamten die
Teilnahme zu verwehren", heißt es in einer Pressemitteilung
des BH. "Selbstverständlich" habe man dort weder verfassungsfeindliche
Reden geschwungen noch solche Symbole gezeigt.
Davon
will sich Schomburg bei einem eventuellen nächsten Mal selbst überzeugen:
"Dann gehen wir rein, zur Not auch, wenn es nicht gewünscht
ist."
Michael
Ende
Celle
22.02.02 21:38
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Staatsschutz
leitet Strafverfahren ein: Steht "Buntes Haus" vor dem Aus?,
Cellesche Zeitung, 27.02.2002
Stellungnahme
des Plenums des Bunten Hauses zur Berichterstattung in der CZ vom 23.02.2002
"Starker
Tobak" - Auswirkungen des PKK-Verbots Pressemitteilung der Kurdistan
Solidarität Uelzen
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