Stellungnahme
des Plenums des Bunten Hauses zur Berichterstattung in der CZ vom 23.02.2002
FÜR
EINE LEBENDIGE DISKUSSIONSKULTUR
DAS
BUNTE HAUS WEIST JEDEN VERSUCH VON POLITISCHER ZENSUR ZURÜCK
Das
Bunte Haus weist den Versuch von Polizeichef Schomburg und der CDK-Aufsichtsratsvorsitzenden
Hogenkamp, dem Celler soziokulturelle Zentrum ein Klischee von Linksextremismus
aufzudrängen, mit aller Entschiedenheit zurück. Bei der Veranstaltung,
die den Anlass für die in der CZ erhobenen haltlosen Vorwürfe
gab, handelte es sich um eine Informations- und
Diskussionsveranstaltung über das Verbot der kurdischen Arbeiterpartei
PKK in Deutschland. Neben dem Rechtshilfeverein AZADI, für den
die Referentin der Veranstaltung tätig ist, forderten im Dezember
in einer Resolution z.B. auch die Deutsche Sektion der Internationalen
Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in
sozialer Verantwortung (IPPNW), medico international und die Humanistische
Union die Aufhebung des PKK-Verbots. Nach Auffassung dieser anerkannten
Menschenrechtsorganisationen sollte kurdischen ExilpolitikerInnen endlich
wieder eine legale Organisierung ihrer auf Demokratisierung und die
Verbesserung der Menschenrechtssituation in der Türkei zielende
Politik ermöglicht werden. Vor drei Jahren hat die PKK den bewaffneten
Kampf in Kurdistan eingestellt, schon vorher und verstärkt seitdem
fordern die der PKK nahe stehenden kurdischen PolitikerInnen einen Dialog
zur Herstellung von Frieden und Menschenrechten in der Türkei.
Die Bundesregierung hat leider bisher auf diesen Prozess in keinster
Weise reagiert. Das Bunte Haus sieht sich als Kultur- und Kommunikationszentrum,
in dem die Diskussion von Themen, die die BesucherInnen und NutzerInnen
des Hauses interessieren, zum selbstverständlichen Alltag gehört.
Thematisch sind die Diskussionen und die sich daraus entwickelnden Veranstaltungen
zumeist dem Diskurs der neuen sozialen Bewegungen verpflichtet. Aktuelle
Themen, zu denen im Bunten Haus zuletzt Veranstaltungen durchgeführt
wurden oder in nächster Zeit werden, sind z.B. die Anti-Terror-Politik
der NATO, die Globalisierungsdebatte, der Neofaschismus in Deutschland,
der Komplex Atomausstieg und Castor-Transporte u.ä. Das Bunte Haus
wird sich in diesen Fragen jedem Versuch einer politischen Zensur widersetzen.
Eine lebendige Diskussionskultur lebt von Positionen, die sich nicht
mit denen von Regierungsbulletins oder Verlautbarungen der Oppositionsparteien
decken. Vor diesem Hintergrund grenzen die Stellungnahmen des Celler
Polizeichefs und der CDK-Aufsichtsratsvorsitzenden fast an üble
Nachrede. Herr Schomburg bemüht für seine Vorwürfe ein
Zitat aus dem nds. Verfassungsschutzbericht. Dieses Zitat wird dort
der Kurdistan-Solidarität Göttingen (nicht Uelzen!) im Zusammenhang
mit einer Flugschrift vom April 1999 zugeschrieben. Was bitte hat das
mit der Veranstaltung im Bunten Haus zu tun? Ist - als Vergleich - die
FDP Celle verantwortlich zu machen für das, was ein FDP-Wähler
aus Saarbrücken in einem Leserbrief an die dortige Lokalzeitung
schreibt? Ohne einen einzigen konkreten Beleg behauptet Frau Hogenkamp,
die in der Veranstaltung anwesend war, es sei starker Tobak geboten
worden. Gibt es mittlerweile einen "gefühlten Linksextremismus",
dessen oberste Stufe "starker Tobak" ist? Das Bunte Haus wird
in den nächsten Tagen und bei Genehmigung der Autorin den Vortrag
der AZADI-Referentin auf seine Homepage setzen (www.bunteshaus.de).
Wir bitten wirklich alle Interessierten, sich diesen Beitrag durchzulesen
und zu überlegen, worin dieser Vortrag linksextremistisch oder
gar verfassungsfeindlich sein soll. Wer mit dem Bunten Haus zu tun hat,
weiß, in welch hohem Maß sich alle Beteiligten um Transparenz
in allen Entscheidungen bemühen. Die zwischen den Zeilen zu lesenden
Spaltungsversuche werden deshalb nicht aufgehen. Basisdemokratie und
Selbstverwaltung stehen im Bunten Haus nicht auf dem Papier, sondern
werden als Ausdruck einer emanzipativen Alltagskultur erfolgreich umgesetzt.
(im übrigen bei einer stetig steigenden Zahl von NutzerInnen und
BesucherInnen.) Dass sich auf dieser Basis eher Menschen zusammenfinden,
die vieles an den bestehenden Verhältnissen kritisieren und verändern
wollen, statt solcher, die affirmativ in der Spaßgesellschaft
aufgehen, sollte niemanden wundern. Dem Bunten Haus ist klar, dass das
nicht allen schmeckt - diese Suppe lassen wir uns deshalb aber noch
lange nicht versalzen.
Celle,
den 23.02.2002
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Staatsschutz
leitet Strafverfahren ein: Steht "Buntes Haus" vor dem Aus?,
Cellesche Zeitung, 27.02.2002
Eklat
mit Polizei: "Buntes Haus" als rechtsfreier Raum? Celleschen
Zeitung, 23.02.2002
"Starker Tobak"
- Auswirkungen des PKK-Verbots Pressemitteilung der Kurdistan Solidarität
Uelzen