Nie zuvor haben bei einer Park Fiction Aktion so viele Leute mitgemacht. Wir hatten damit gerechnet das ein, zwei hundert zur Eröffnung kommen würden - aber Tausende?! Und das, obwohl es eigentlich gar kein richtiges Programm gab. So, wie der Park aus lauter Inseln besteht und kein Zentrum hat, so gab es lauter dezentrale Miniaktionen - geplante, ungeplante, von unterschiedlichen Leuten - in unterschiedlichen Stilen. Castro hatte ein Grammophon mitgebracht und spielte im Schauermannspark Schellackplatten ab. Die Astrastuben trugen Ghettoblaster mit Elektrosounds durch den Park. Erik D. Clark, Melissa Logan und DJ Pattex legten auf ihrer Heimstereoanlagen und Sesseln auf der Palmeninsel auf. Die GWA las an den Kräutergärten etwas vor. Die Jugendlichen von Hajusom erwiesen als Kolonialherren und Plantagenbesitzerinnen verkleidet dem Park ihre Referenz - und lasen auf dem Fliegenden Teppich aus Olaudah Equiano's "Interesting Narrative". In Videozelten lief die Geschichte von Park Fiction auf DVD. Annette Wehrmann hatte ein Billieregal mit Büchern zum Tausch installiert. Die Kickboxgruppe St.Pauli veranstaltete ein öffentliches Training auf dem Tulpenfeld. Michel verteilte rund um den Park Fotos im Stil von Detektivaufnahmen - die die Gentrifizierer ins Visier nahmen. Ganz St. Pauli hing voller Transparente. Als hätte man sich verabredet, haben viele ihre Slogans gegen die Aufwertung und Gentrifizierung St. Paulis auf rosanem Vichy-Karo gemalt.
Denn in den Wochen vor der Eröffnung war der Alltag im Park durch eine extrem erhöhte Polizeipräsenz rund um die Ekelgastro "Riverkasematten" des halbprominenten Klausmartin Kretschmer geprägt . Und wie der Zufall spielt, wird kurz vor der Eröffnung die seit Jahren durch die Hamburger Kunstkommission empfohlene Aufstellung des Park Fiction Archivs für unabhängigen Urbanismus (seit Jahrtausendbeginn fester Bestandteil des Park Fiction / Antonipark Gesamtkonzepts) durch den Bauausschuss des Bezirks Hamburg-Mitte gestoppt (siehe dazu: Park Fiction Presseerklärung:
http://parkfiction.org/2006/01/87.html
Die Stimmung war also zurecht gereizt, erst recht, weil uns der unhöfliche Kasemattenwirt die Zeit stahl, weil er sich durch ein Transparent mit der Aufschrift "Dicke Schwarze Autos" beleidigt sah. Die von ihm herbeigerufene Polizei sah aber keinen Grund zum Eingreifen und argumentierte: "Unsre Aufgabe ist es auch, die Kunst zu schützen" und zu dem inkriminierten Banner gewandt: "Auch Kunst ist eine Sprache, die durch das Recht auf freie Meinungsäusserung geschützt ist".
Danke übrigens an den Hafenbazar für das leckere Steak!