"Der Park ist ein utopischer Ort, sein Vorbild ist das Paradies. Gärten versprechen ein Leben befreit von der Arbeit und der Mühsal des Alltags. Der Park setzt der Funktionalität der Stadt eine zweckfreie, amoralische Welt des Spiels, der Faulheit, der Schönheit und des Glücks entgegen. Der Park verspricht, was die Welt sein könnte." aus: Park Fiction - die Wünsche werden die Wohnung verlassen und auf die Strasse gehen, Margit Czenki, 1999
Stadtplanung schien bis vor kurzem ein von wenigen Architekten, Ingenieuren, Landbesitzern und Politikern betriebenes Geschäft zu sein, in dem Leidenschaften keine Bedeutung haben. Ausgerechnet eine selbstorganisierte Gruppe von Anwohnern entschied sich Mitte der Neunzigerjahre dazu, der bürokratischen Planung von oben ein Feuerwerk an Ideen, eine kollektive Wunschproduktion, einen Planungsprozess als Spiel entgegen zu setzen: Mit Park Fiction ist es Anwohnern gelungen, den Verkauf und die Bebauung eines innenstadtnahen und prestigeträchtigen Grundstücks am Elbufer in Hamburg-St. Pauli zu verhindern.
Stattdessen wurde - spielerisch, und mit künstlerischen Mitteln - ein öffentlicher und selbstentworfener Park durchgesetzt. Das Park Fiction Projekt funktionierte dabei als kommunikative Plattform für die Produktion und den Austausch von Wünschen.
Margit Czenki, artist in residence des Goethe Instituts Dakar im Oktober und November, und der Konzeptkünstler Christoph Schäfer, waren daran beteiligt. Sie stellen den ungewöhnlichen Planungsprozess vor und führen in die Begrifflichkeit ein: "Wunschproduktion", "interventionistische AnrainerInnen", "Aktionen die den gewünschten Park vorwegnehmen", "unwahrscheinliche Begegnungen wahrscheinlicher machen", "paralleler Planungsprozess", "lokales Wissen - globaler Austausch".
Der Plattformcharakter des Projekts hat eine Zusammenarbeit über die Grenzen von Kunst, Subkultur, Architektur und Politik hinaus ermöglicht, und hat für diese Bereiche neue Entwicklungen auf- und vorweggenommen.
2002 wurde Park Fiction auf der von Okwui Enwezor kuratierten Documenta 11 ausgestellt. Der Abend ist zugleich eine kleine "Weltpremiere": die brandneue französische voice-over Fassung des Park Fiction Films wird im Goethe Institut Dakar erstmals öffentlich gezeigt.
Neben der Geschichte von Park Fiction präsentiert der Film auch eine kurze Geschichte der Gartenkunst, vom islamischen Garten des Mittelalters bis zu den industrialisierten Fun- und Themenparks von heute. Oder, wie es im Film heisst: "Wir analysieren die ideologischen Hintergründe ihres Geschmacks".