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"Solche Leiden, wie in der Dokumentensammlung der Nationalen Gedenkstätte (Mahnmal) geschildert, sind im Lager 45 - 1950 nicht bekannt geworden. Dafür war in diesem Lager:

    1. Jede Baracke war mit Stacheldraht eingezäunt
    2. Sprechverbot mit Kameraden einer anderen Baracke
    3. Schreibverbot mit Angehörigen und Bekannten
    4. kein Empfang von Paketen und Geld
    5. kein Einkauf von Lebensmittel außer Tabak
    6. kein Geld
    7. kein Verkehr mit der Außenwelt
    8. drei Jahre keine Zeitungen und kein Tabak,
    9. zwei Jahre keine Heizung
    10. kein Kirchgang
    11. kein Freudenhaus"
(Ernst Beutin)

"Im September 1947 kam die erste Zeitung ins Lager. ´Neues Deutschland´, ´Berliner Zeitung´, ´Für Dich´ und so weiter. Später kam dann noch die ´National Zeitung´ dazu. Anfangs, als alles noch sehr neu und ungewohnt war, wurden Lesestunden organisiert. Bald aber hörte niemand mehr zu."
(Dr. Ehrhart Glaser)

"Es waren viele Direktoren von großen Werken, wie z. B. Gerneraldirektor Goerz der Kunze-Knorrbremse, Dir. Stamm von Schwarzkopf Lokomotive Fabr. Berlin, Dir. Lipperheide von der A.E.G. E-Lok-Fabr. Berlin, ein Herr von Siemens, Direktoren von Siemens, Telefunken, also alle Intelligenz von Deutschland. Dabei war auch Dr. Rößler von der Deutschen Bank Dresden, er war nach der Haft Generaldirektor der Deutschen Bank in Düsseldorf. Er erzählte mir einmal, wie er von den Russen verhaftet wurde. Man holte ihn zu Bankberatungen und Währungssachen, brachte ihn in einer Villa unter bei sehr gutem Essen, täglich waren Besprechungen und Dinners bei allen möglichen Fachleuten und russ. Offizieren. Eines Tages während des Abendessens kam ein Offizier, winkte ihn kurz heraus und brachte ihn in einen Keller, und er hatte das gleiche Los wie die anderen. Zur Verhaftung genügte schon ein Titel ´Rat´, wie Bundesbahnrat, Reichsbankrat, Oberlehrer, selbst Feuerwehrhauptmann. Oft genügte schon im Wohnzimmer ein Bild in Uniform ... Sehr viele waren ja strenge und verbitterte Nazis, die sich längst aus der Kirche abgemeldet hatten. Es fanden viele in der höchsten Not wieder zum Glauben und zu Gott zurück und hofften auf dessen Hilfe. Andere wieder verließen den Glauben und behaupteten, Gott könne diese Verbrechen an den Menschen und die Marter nicht zulassen, sie meinten, wenn es einen Gotte gäbe, müßte er helfen. Sie glaubten an nichts mehr und starben nach kurzer Zeit in Gottlosigkeit; das alles habe ich oft miterlebt ... Was da angerichtet wurde, kann niemand begreifen, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, wie ich ..."
(Gerhard Schönfuß)

"Nun lief ich an einem schönen Sonntag Vormittag über den Appellplatz mit einem Kumpel aus Altenburg. Da sprach mich ein älterer Häftling aus Buchenwald an: ´Mensch, das sind ja meine Schuhe die du da hast.´ ´Das kann nicht sein, die sind aus dem Magazin´ sagte ich. Mein Kumpel und ich, wir sahen uns an und dachten uns schon etwas (...)
Wir liefen eilends zu unserer Baracke, ich zog meine Schuhe aus und drehte sie um. Wir betrachteten Sohlen und Absätze ... Ich nahm mein kleines selbstgefertigtes Messer und löste vorsichtig das Leder zwischen den U-Eisen des Absatzes. Der Absatz war sauber ausgehölt und dieser Hohlraum war voller Goldzähne! Oh je - das gleiche im zweiten Schuh! Wir schütteten die Goldzähne raus und ließen sie erst mal in einen kleinen Beutel verschwinden (...)
Eine Woche später ging es mit dem Abstransport los ... Es ging aus dem Lager raus über ein Schachtgelände mit viel Kohlendreck. Hier habe ich die Goldzähne fallen lassen, die ich ja noch bei mir hatte. Ich habe sie in den Kohlendreck getreten, denn ich wollte kein Risiko eingehen."
(Hans Wagner - "Melder am Tor")

"Ich habe den Eindruck, daß faschistische Meinungen im demokratischen Deutschland unerwünscht sind."
(Gerhard Schönfuß)




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