Grenzcamp 2000

3. antirassistisches Grenzcamp
der Kampagne 'Kein Mensch ist illegal'
vom 29. Juli bis 6. August 2000
in Forst / Brandenburg
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Emancypunx
[15.06.2000]

Erklärung der Emancypunx

Den Emancypunx wurde ein Text übersetzt, der nach dem Treffen im Mai 2000 mit der FA Poznan von einem Mitglied der KMII aus Deutschland geschrieben wurde. In diesem gab er die Position der FA Poznan zu den Ereignissen im Herbst 1998 wieder. Zu diesem Text wurden die Emancypunx um einen Kommentar gebeten.

  • Ausschnitt aus dem Bericht vom Treffen im Mai 2000 von drei Leuten von KMII und der FA Poznan:
    »Zum Poster:
    Das Poster/Collage war von einer einzelnen Person gemacht worden und hing auch mehrere Monate in Rozbrat-Räumen, ohne daß es dazu Diskussionen gab. Dann sei es zu einer antimilitaristischen Aktion mitgenommen worden. Der Abend, an dem der Konflikt ablief, war der 4. Geburtstag vom Rozbrat, etwa 500 Leute waren da, viele Leute schon betrunken. Die Aktion von den Frauen sei mit einem Megaphon, vor allem in englischer Sprache begründet worden. Ein Teil der FA hätte die Frauen sogar unterstützt, auf keinen Fall seien die Frauen von FA-Mitgliedern angegriffen worden, es gebe auch ein Videomitschnitt, mit dem dies zu beweisen sei, wenn man die Personen kenne, um die es geht.
    Allerdings wurde bei der weiteren Diskussion auch klar, daß in der FA Poznan verschiedene Einschätzungen zum Poster selbst bestehen und einige es nicht als sexistisch ansehen. Sie haben eingeräumt, daß es keine einheitliche Meinung zu dem Plakat gebe, daß es auch Frauen gebe, die das Poster nicht schlimm fänden. Dennoch würde solch ein Plakat heute nicht mehr aufgehängt, weil nach Konsens entschieden würde und ein Teil dieses Plakat als sexistisch ansehe und es kritisiere (dazu gehört im übrigen auch M.). Grundsätzlich problematisierten sie die Feste in Polen, auf denen viele Leute mit Konsumhaltung hinkämen, viel Alkohol getrunken und schnell geprügelt würde. Sie hätten immer weniger Lust auf solche Feten, allein um Geld für Renovierungen hereinzuholen, würde sowas organisiert.«


Erklärung der Emancypunx, Juni 2000

Man hat uns um einen Kommentar bezüglich Äußerungen der FA Poznan zu den Ereignissen während des Festes anläßlich des vierjährigen Bestehens des besetzten Hauses ROZBRAT im Herbst 1998 gebeten. Hier ist er:

1. Das Plakat hing nicht in irgendeinem Zimmer von Rozbrat, sondern ausschließlich in der Bibliothek der FA-Poznan - dieses stellt einen wesentlichen Unterschied dar. (In der Bibliothek befand sich auch eine ansehnliche Sammlung von Pornoheften, deren Anwesenheit man damit begründete, es gäbe in dieser Bibliothek auch eine Bibel und eine Ausgabe von Adolf Hitlers »Mein Kampf«).

2. Es wurde wiederholt Kritik an dem Plakat geäußert z.B. von einer Frau, die in Rozbrat lebte - sie versah das Plakat mit dem Text: »Pornographie ist die Theorie - Vergewaltigung die Praxis«. Daraufhin hängten Mitglieder der FA-Poznan an die Tür ihres Zimmers ein Bild aus einem Pornoheft, das eine Frau zeigte, die den Schwanz eines Mannes im Mund hatte mit dem Text: »Anarchofeminismus in der Praxis«. Dieses veranschaulicht die Art und Weise, in der Mitglieder der FA-Poznan von Anfang an mit jeder Kritik umgingen.

3. Ob Mitglieder der FA betrunken waren oder nicht, ist völlig unerheblich, weil dies nicht ihr Verhalten erklären kann, ihre sexistischen und nationalistischen Äußerungen und die Gewalt. Im übrigen kann man mit dieser Argumentation auch Gewalt in der Familie rechtfertigen, Vergewaltigungen etc. Der extreme Sexismus eines Teiles der FA-Mitglieder ist nichts neues - die Ereignisse auf dem Fest zum 4-jährigen Bestehen Rozbrats sind nur das Tüpfelchen auf dem »I«. Zum Beispiel spielte ein Teil von ihnen früher in einer Band, die »Paradies der Männer« hieß, in ihr sangen sie über die Vergewaltigung einer Frau aus einer anarchofeministischen Band. Der Refrain war wie folgt: » ... Du gehst durch den Park in einem kurzen Kleid, ich habe dich vergewaltigt, E. ... ich habe dich vergewaltigt, du selbst wolltest das! ...«

4. Mitglieder der FA-Poznan waren Teil des Konflikts, der an dem Tag des Festes des vierjährigen Bestehens von Rozbrat während einer Diskussion mit Schwedinnen mit FA-Leuten in der Bibliothek begann, so wie auch sie mit der Gewaltanwendung begannen, dann bemühten sie sich, es nicht zu einer öffentlichen Meinungsäußerung der Frauen zu dem Plakat, zu dem Sexismus sowie zu jeder Art von Pornographie kommen zu lassen. Niemand von ihnen verteidigte im Laufe der Ereignisse die Frauen oder protestierte gegen den Sexismus.

5. Alle Äußerungen der Schwedinnen auf englisch wurden laufend ins Polnische übersetzt von einer der Bewohnerinnen von Rozbrat. Das Problem bestand darin, daß eine Gruppe FA-Mitglieder, und niemand sonst, begann, zielgerichtet mit Schreien zu stören, um eine Meinungsäußerung der protestierenden Frauen unmöglich zu machen. Sie rissen uns auch das Megaphon aus der Hand. Sie selbst sagten dann nüchtern, als sie auf die Bühne kamen: »Niemand, der von außerhalb Polens kommt oder nicht in Rozbrat wohnt, hat hier ein Recht auf Meinungsäußerung« - so ein FA-Mitglied. Allerdings wohnten gerade sie in der Zeit nicht in Rozbrat, und sie wollten auch die Bewohner von Rozbrat nicht zu Wort kommen lassen.

6. Sofort, noch am selben Tag, nach diesen Ereignissen verbrannten Mitglieder der FA-Poznan ein Plakat gegen Vergewaltigungen. Abends produzierten sich zwei FA-Mitglieder vor einer Schwedin, sie machten sich einen »Spaß« daraus nach dem Motto, wie man den Kopf einer Feministin an einer Wand zertrümmert. Sie beschimpften sie gleichzeitig, worauf sie nur mit Schweigen und Tränen reagierte.

7. M. äußerte sich als einziger von der FA öffentlich (auf dem Video) gegen das Plakat, das war allerdings die einzige öffentliche Äußerung zu dem Thema im Verlauf von jetzt 1 ½ Jahren. Stattdessen legte er sein Veto gegen eine Fete ein, die von Frauen aus Rozbrat, von der Poznaner feministischen Gruppe KONSOLA und deutschen FrauenLesben, die übrigens das Camp »Kein Mensch ist illegal« - Frauen-Aktionstage 1998 mitorganisiert hatten (wovon die FA damals nichts wußte) geplant wurde. Er legte sein Veto aus dem Grund ein, daß es eine feministische Fete sein sollte und eine der Organisatorinnen dieser Fete eine der Besetzerinnen von Rozbrat war. Ursache war aber der Konflikt, den es im Verlauf des Feste zum vierjährigen Bestehen von Rozbrat gegeben hatte. In Liberation # 5 bagatellisiert M. die Vorfälle, im Grunde bezieht er keinerlei Position gegen die Ereignisse, außer der, daß er zur Verteidigung seiner Genossen auftritt unter anderem indem er behauptet, die FA trage als Gruppe keinerlei Verantwortung für die Ereignisse. Zu keinem Zeitpunkt gab es eine offizielle Position der FA, die die Gewalt, den Nationalismus und den Sexismus der FA-Mitglieder verurteilt hätte. Atmosphäre, konkrete Äußerungen auf den Treffen (auch der ganzpolnischen) der FA sowie die Art und Weise, wie die FA auf die Kritik reagiert, zeugt von etwas ganz anderem. Sie schufen die ganze Zeit eine geschlossene Front gegen alle die, die an dem Konflikt beteiligt waren. So ist also in Polen vor allem der Standpunkt bekannt, der das Plakat und die FA-Poznan in Schutz nimmt.

8. Als Standpunkt bezüglich der Ereignisse kann man die Tatsache begreifen, daß in der Bibliothek der FA ein weiteres Plakat aufgehängt wurde, ebenso sexistisch und darüber hinaus homophob: zwei Frauen, »Lesben«, aus einem Pornomagazin, versehen mit dem Text: »Wenn du beim Militär bist, trifft sie sich mit ihren Freundinnen«.

9. R., der als einziger die Vorfälle, den Sexismus und als erster öffentlich die Zusammenarbeit mit der Naszosc kritisiert hatte, wurde bereits früher von anderen Personen gewarnt, daß er mit gewaltsamen Übergriffen von Seiten der FA rechnen müsse. Sie waren nicht betrunken, was davon zeugt, daß Gewalt wie die während des Festes zum vierjährigen Bestehen von Rozbrat für sie eine Art ist, Konflikte zu lösen. Niemals waren sie zu einer Diskussion bereit.

10. Der Sexismus hörte mit diesem Fest nicht auf. Z. B. griff man auf einem Treffen von Gruppen und autonomen Einzelmenschen, die sich um die FA organisieren, eine sehr junge und in keiner Gruppe organisierte Frau an, die aus der Nähe von Poznan stammt, als sie etwas zu irgendeinem Thema sagen wollte. Man sagte ihr, daß »Frauen nichts zu sagen hätten« und zog über die »feministischen Huren« her. Sie hatte sich gegen das Plakat während des Festes gestellt, was man nicht vergessen hatte. Dann zog eine Person seinen Schwanz heraus und schwenkte diesen vor ihrem Gesicht hin und her. Das Mädchen bekam einen Nervenzusammenbruch und brach in Tränen aus. Das als Beispiel dafür, wie das Diskussionsniveau dieser Leute aussieht, wenn ihre Diskussionspartner Frauen sind.

11. Charakter der Ereignisse wie die Ereignisse an sich haben ihren Ursprung in den Ansichten und Verhaltensweise der FA-Mitglieder und von niemandem sonst.


Emancypunx

Die Ereignisse wurden in einer Broschüre beschrieben, die nach den Ereignissen herausgegeben wurde. In dieser Broschüre befindet sich eine Erklärung der schwedischen anarchofeministischen Gruppe ANTIPA, eine Erklärung der Emancypunx, einer Besetzerin von Rozbrat (Strzyga, ex-FA) und von der Person, die den Verlag und Vertrieb REFUSE führt. Ihr bekommt die Broschüre über unseren Vertrieb.

Emancypunx ist eine feministische Gruppe, die aus der Gruppe KDP hervorgegangen ist. KDP heißt: Frauen gegen Diskriminierung und Gewalt und war eine Frauengruppe, die 1994 innerhalb der Warschauer RAAF / MRE entstanden ist (Radikale Antifaschistische Aktion / Jugend gegen Rassismus in Europa).

Kontaktadresse:
schriftlich: Emancypunx, PO Box 145, 02-792 Warszawa 78, Polska
oder e-mail: matusiak@go2.pl oder emancypunx@poczta.onet.pl


Mehr zum Schwerpunkt Diskussion um FA Poznan
[15.06.2000] FA Poznan und ihre Zusammenarbeit mit der Naszosc

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