Für den 3. März rufen autonome Antifagruppen zu einer bundes-weiten Demonstration gegen den "Dichterstein Offenhausen", den"Hochschartener Freundeskreis", die "Welser Stammtischrunde" und diebraunen Flecken in der Region um Wels auf. Dabei geht es nicht darum, den "Dichterstein" abzutragen, sondern ein Bewußtsein zu schaffen, das die Existenz der Nester von VerherrlicherInnen und Auschwitz-LeugnerInnen unmöglich macht, und kämpferischen Widerstand gegen jegliche völkische, rassistisch-biologistische oder revisionistische Hetze und Propaganda mitzuentwickeln.
(TATblatt, Föderation autonomer Antifa-Gruppen OÖ, Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus)
Seit 1963 gibt sich alljährlich, Ende April / Anfang Mai, in der kleinen Marktgemeinde Offenhausen bei Wels die "kulturelle Elite" der deutschen und österreichischen Alt- und Neonazis ein "Stelldichein". Ziel ihrer Wallfahrt ist eine auf einem Hügel über Offenhausen gelegene "Gedenkstätte", der "Dichterstein Offenhausen". In die Ziegelsteine des von 1963 bis 1968 errichteten Monuments sind die Namen von über 400 garantiert reinrassigen Dichterfürsten eingemauert. An den Stufen zum Tor sind Schlagworte wie "Deutsches Volkstum", "Tapferkeit", "Einsatzfreude", "Ahnenehrung", "Muttertum", "Heimat", "Gefolgschaftstreue" zu lesen, und über dem Tor: "Wer den Geist verrät, verrät sein Volk".
Der 1963 gegründete "Verein Dichterstein Offenhausen" wird in dem vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands herausgegebenen Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus als "Sammelplatz von bekannten Rechtsextremisten und Neonazis" bezeichnet (1993, 209).
Das Spektrum der ReferentInnen und TeilnehmerInnen an den Dichtertagen reicht von FPÖ-PolitikerInnen über AktivistInnen von Gottfried Küssels VAPO bis hin zu Mitgliedern der NSDAP/AO mit Tarnsitz in den USA. 1985 referierte beispielsweise der als "Umvolker" bekannt gewordene Ex-Bundesrat und ehemalige Vorsitzende des Freiheitlichen Bildunsgwerkes, Andreas Mölzer, zum Thema "Der Kampf um deutsche Identität". 1991 stellte der wegen Wiederbetätigung zu 18 Monaten Haft verurteilte und später nach Spanien verschwundene Gerd Honsik sein behördlich beschlagnahmtes Buch "Freispruch für Hitler?" vor. Aber auch Namen wie Dr. Herbert Böhme (ehemaliger Reichsfachschaftsleiter für Lyrik in der Reichsschrifttumskammer der NSDAP), Dr. Otto Scrinzi (ehemaliger FPÖ-Nationalrat und NDP-Bundespräsidentschaftskandidat) oder Ewald Althans (Mitglied der 1994 verbotenen "Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei - FAP") tauchen auf den ReferentInnenlisten auf.
Den OrganisatorInnen der Antfia-Demo ist es wichtig zu vermitteln, daß es sich bei Veranstaltungen wie den Offenhausener Kulturtagen nicht um harmlose Treffen alter Männer und Frauen handelt, sondern daß diese zur Vernetzung rechtsextremer und deutschnationaler Gruppierungen beitragen. Als Gemeinsamkeiten solcher Gruppen und ihrer Seilschaften, bis tief hinein in die sogenannte Mitte der Gesellschaft, benennen sie, den deutschen Historiker Wolfgang Benz zitierend, u.a. aggressiven Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, Intoleranz, Militarismus, Streben nach "Führertum", Verherrlichung bzw. Verharmlosung des NS-Regimes und latente Gewaltbereitschaft. Zusammen mit der "ostmärkischen" Rührseligkeit ergebe dies jenen hochexplosiven Cocktail, aus dem heutzutage Rechtsextremismus gemixt wird, so die "Föderation autonomer Antifa-Gruppen" in ihrem Aufrufflugblatt.
13.00: Treffpunkt Wels, Alter Schl8hof (Dragonerstraße 22)
14.00: Offenhausen: Demonstration und Kundgebung
18.00: Wels, Alter Schl8hof: Volxtheater Favoriten und Volxküche
19.30: Wels, Kaiser Josephs-Platz: Demonstration gegen "Braune Flecken" und "Braune Stammtische"
anschl.: Fest gegen den völkischen Wahn
http://www.giga.or.at/others/infoladen/texte/oh/
Linz: (0732) 7791394 (Fr. 18-20 Uhr)
Wien: (01) 3108880-23 (Di. u. Do. 15-18 Uhr)
Passau: (0851) 36480 (Di. 18-20 Uhr)
Busse gibt's aus Linz, Innsbruck, Salzburg, Wien und Wels.
Kontakt: Föderation autonomer Antifa-Gruppen OÖ, 4020 Linz, Kapuzinerstraße 36, Telefon: (0732)7791394 (Mi. u. Fr. 18-20 Uhr)
(Vorwahl nach Österreich: +43, bei der angegebenen Vorwahl die Null weglassen)
siehe auch:
aus: TATblatt Nr. plus 74 (7/97) vom 10. April 1997
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