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Vor allem einfach rechts

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von studentischen Verbindungen ist die Veranstaltung von Vorträgen. Anhand der eingeladenen Referenten läßt sich oftmals bereits die politische Ausrichtung der jeweiligen Verbindung erkennen. Eine Auswahl von Veranstaltungen dreier Marburger Burschenschaften (Germania, Normannia-Leipzig, Rheinfranken) kann einen ersten Überblick geben.

 
Germania

Pierre Krebs

2.12.1986 / 26.8.1988, »Die Strategie der kulturellen Revolution« / »Die deutsche Frage aus französischer Sicht«

Krebs ist Leiter und Mitbegründer des Thule-Seminar in Kassel, das sich ideologisch eng an die französische »Nouvelle Droite« (neue Rechte) anlehnt. Er hegt eine Präferenz für die „nationale Revolution“ der Weimarer Zeit und huldigt „Deutschland, unser inneres Reich“. Er vertritt ein biologistisches Menschenbild, das die Ungleichheit zwischen den Menschen propagiert. Seit Anfang der Neunziger Jahre treten in den Publikationen des Thule-Seminar völkische und antisemitische Elemente immer stärker hervor. Das Seminar versteht sich als Elite zur Modernisierung des Rechtsextremismus, seine Kontakte reichen bis ins militant neofaschistische Spektrum.

 

Günther Maschke

Maschke schrieb für die Zeitschrift Zeitenwende, die Publikation des vom ehemaligen NPD-Bundestagskandidaten Ludwig Bock gegründeten Nationaleuropäischen Jugendwerk. Der Verfassungsschutz stufte das »Jugendwerk« als rechtsextrem ein. Darüber hinaus schrieb er in der Zeitschrift Elemente, herausgegeben vom oben erwähnten Thule-Seminar. Seit 1988 ist er Redakteur der Etappe. Die Zeitschrift versucht „von einem streng nationalistischen Standpunkt aus einen neuen rechten Zeitgeist zu etablieren“. Außerdem schrieb er für die Staatsbriefe, eine rechtsextreme Zeitschrift, die u.a. den Holocaust leugnet.

 

Ernst Nolte

Der revisionistische Ernst Nolte erhielt für sein Werk jüngst den »Konrad-Adenauer-Preis« der Deutschland-Stiftung. Er behauptete Mitte der 80er Jahre, daß der Faschismus, einschließlich Auschwitz, nur eine aus Angst entstandene Kopie, eine verständliche Reaktion auf die „kommunistische Gefahr“ sei, die angeblich von der Sowjetunion ausging.

Normannia-Leipzig

Wilfried Boehm (CDU MdB)

13.6.1995, »Nationalstaat Deutschland auf dem Weg nach Europa«

Boehm war Mitbegründer des Christlich-Konservativem Deutschland-Forum (CKDF), dass eine multi-kulturelle Gesellschaft und Frauenquoten ablehnt, gegen den „Asylmißbrauch“ und gegen Abtreibung kämpft und sich für die Belange der deutschen »Vertriebenen« einsetzt. Das CKDF unterhält enge Kontakte zu Kreisen um die rechtsextreme Junge Freiheit, vorrangiges Ziel ist es, die CDU politisch weiter rechts zu positionieren

Boehm ist Vorsitzender der rechts-konservativen Deutschland Stiftung, die jüngst einen Preis an Ernst Nolte verlieh sowie nationalistische Thesen und einen radikalen Antikommunismus propagiert. Weiterhin ist er im Vorstand der Ludwig-Frank-Stiftung für ein freiheitliches Europa, die mit Organisationen des Konservatismus und des Rechtsextremismus in Kontakt steht.

 

Bernd-Thomas Ramb

12.6.1996, „Europäische Währungsunion und Maastrichter Verträge“

Ramb, Unternehmer aus Linden und außerplanmäßiger Professor in Siegen trat 1994 dem Bund Freier Bürger – Die Freiheitlichen (BFB) bei und war deren stellvertretender Bundesvorsitzender und Landeschef in Hessen. Der BFB versucht sich mit einer nationalliberalen Politik rechts von der Union zu positionieren und umfasst ein Spektrum von rechtskonservativen bis rechtsextremen Mitglieder. Der BFB stand politisch der FPÖ nahe. Ramb schreibt als Wirtschaftsredakteur in der Jungen Freiheit.

Rheinfranken

Claus Jäger

8.6.1993, „Das Deutschlandforum und die Deutschlandpolitik“

Jäger hielt ’93 das Einleitungsreferat bei der ersten »Sommeruniversität« der rechtsextremen Jungen Freiheit. 1995 trat er als Referent auf einem Kongreß des Vereins zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM) auf, einer Weltanschauungsgemeinschaft mit rechtskonservativen Ideologieelementen, der als »sektenähnlicher Verein« bezeichnet werden darf. Der VPM arbeitet mit christlichen FundamentalistInnen, Lebensschutz-Kreisen sowie Rechtskonservativen und Rechtsextremen zusammen

 

Herbert Hupka

25.1.1994, „Ostdeutschland jenseits von Oder und Neiße – Vergangenheit und Zukunft“

Hupka ist Funktionär der revanchistischen »Vertriebenenverbände«, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien und bis 1996 Präsidiumsmitglied des Bundes der Vertriebenen (BdV). Hupka sagte immer schon, daß er die bestehenden Grenzen in Europa nicht akzeptiert und „Unruhe entfachen“ wolle für die „Heimkehr“ der „deutschen Ost- und Siedlungsgebiete“ ins „Deutsche Reich“.

 

Björn Clemens

19.4.1995, „Landes- und
Kommunalpolitik in Hessen“

Clemens ist Mitglied der Rheinfranken und Republikaner-Aktivist in Düsseldorf. Dort kandidierte er im September 1999 auf Platz 2 der Düsseldorfer REP-Liste zum Stadtrat, verfehlte allerdings den Einzug in den Rat. In Düsseldorf unterstützt er auch die Alte Hallesche Burschenschaft Rhenania-Salingia. Bevor er nach Düsseldorf ging, war er REP-Landesjugendbeauftragter in Hessen. Er schreibt u.a. für die rechtsextreme Junge Freiheit und die Zeitschrift Soldat im Volk, dem „Organ des Verbandes deutscher Soldaten e.V.“ Außerdem ist er bei der »Vertriebenenorganisation« Junge Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) aktiv.

 

Alfred Mechtersheimer

24.6.1997, „Partei oder Bewegung – Was kann Deutschland retten?“

Mechtersheimer vertritt eine nationalrevolutionäre Position. Ihm wird Nationalismus und Antisemitismus vorgeworfen, er veröffentlicht immer wieder Bücher und Schriften, in denen es um die „Selbstbefreiung“ sowie den „nationalen Komplex“ der Deutschen geht. 1995 warnte Mechtersheimer vor der Zunahme von Menschen „ausländischer Herkunft“ in Deutschland.

 

Franz Uhle-Wettler

12.1.1999, „Traditionswürdigkeit der Wehrmacht“

Uhle-Wettler referiert nahezu bei allen Gelegenheiten im rechtskonservativen bis rechtsextremen Umfeld, so z.B. auf der »Sommeruniversität« der rechtsextremen Jungen Freiheit 1993, beim »Deutschen Seminar«, einer rechtsextremen, NPD-nahen Denkfabrik. Er war Gastautor in der Zeitschrift Mensch und Maß des rassistischen und rechtsextremen Bund für Gotterkenntnis Ludendorff e.v., Autor in criticón, einer rechtskonservativen Zeitschrift, die Konservative und Rechtsextremisten zusammenbringt, sowie Autor in Nation&Europa, einer Zeitschrift, die Anfang der 90er zeitweise zu den bedeutenstendsten Strategieorganen der extremen Rechten zählte. Uhle-Wettler stellte sich als Kuratoriumsmitglied für die Parteistiftung der Republikaner zur Verfügung.

 

Manfred Brunner

28.1.1999, „Europa der Vaterländer statt Eurozentralismus“

Brunner war 1994 Spitzenkandidat des Bund freier Bürger (BfB) zur Europawahl. Damals bestritt er Wahlkampfveranstaltungen zum Teil gemeinsam mit dem österreichischen FPÖ-Funktionär Jörg Haider. Brunner vertritt nationalistische Positionen und führt eine populistische Anti-EU Kampagne

 

Horst Mahler

27.4.1999, „Die Bewegung der 68er und deren nationale Gesinnung“

Mahler, Rechtsextremisten, Antisemit und „völkischer Erweckungsprediger“ (Die Zeit), spricht vor Burschenschaften, auf NPD-Veranstaltungen sowie auf Kundgebungen der nationalsozialistisch ausgerichteten Freien Kameradschaften. Er agitiert mit seiner »Unser-Land-Bewegung« gegen die Errichtung eines Mahnmahls für die Opfer des Holocausts in Berlin, spricht sich gegen eine multikulturelle Gesellschaft aus und warnt vor der „Umvolkung des deutschen Volkes“.

 

Rigolf Henning

26.1.2000, „Freiheitskampf in Südtirol“

Henning erörterte u.a. die Frage, inwieweit „eine Rückführung Südtirols nach Österreich oder Deutschland“ möglich sei. Er stellte dar, daß die „Zuwanderung“ von ItalienerInnen ins italienische Südtirol die „einheimische Bevölkerung einschüchtern und in die Minderzahl bringen“ solle. Erfreut stellte er fest, dass dies „dank der Fruchtbarkeit der Südtiroler auch nur begrenzt gelungen“ sei.

 

Dr. Karlheinz Weißmann
16. 11.1999

Weißmann ist überzeugter Antifemminist und Antiwestler, Autor in criticón und der Jungen Freiheit. 1986 setzte er Hoffnungen auf die Republikaner. Er war Referent bei verschiedensten konservativen als auch extrem rechten Gruppen. Seine publizistische Tätigkeit erstreckt sich von Das Parlament bis hin zu Nachdrucken seiner Texte in Index, dem Mitteilungsblatt der verbotenen Nationalen Liste.

 

 

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