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Samstag,
18. März
Diesmal ohne DJ-Truck, dafür aber
mit unzähligen tragbaren Radiogeräten, machten sich um 15 Uhr
rund 500 Leute bei der samstäglichen, von der Gruppe "Volkstanz" organisierten,
Soundpolitisierungs-Demo gegen Schwarzblau auf den Weg. Das dazugehörige
Radioprogramm mit Musik und inhaltlichen Beiträgen wurde von "Volkstanz"-AktivistInnen
über Orange 94,0, dem freien Radio in Wien, beigesteuert.
Die Demo führte vom Heldenplatz erst
zum Schillerplatz zur Akademie der bildenden Künste, deren Aula seit
16.
März besetzt ist. Anschließend ging es zur Linken Wienzeile,
selbige ein Stück stadtauswärts, dann über die Rechte Wienzeile
zurück in die Innenstadt, die anschließend durchquert wurde.
In der Innenstadt stellte sich die Polizei
mehrmals den DemonstrantInnen in den Weg und erzwang so justament bei einer
der wenigen angemeldeten Demonstrationen unvorhergesehene Routenänderungen.
Korrektur
und Ergänzung: Am Michaelerplatz kam es dabei um ca. 17
Uhr zu einem Zwischenfall, als WEGA-Polizisten die DemonstrantInnen handgreiflich
zurückdrängten - für WEGA-Verhältnisse allerdings eher
sanft mittels Faustschlägen, Remplern und Fußtritten. Darüber,
ob auch Gumminknüppel eingesetzt wurden, gibt es unterschiedliche
Berichte. Es kam zu Verletzungen. Verhaftet wurde jedoch keineR.
Ergänzung
(nach Informationen der Rechtshilfe): Kurz darauf entrissen
PolizistInnen mit Helm und Schutzschirm einer Frau eine Videokasette und
schlugen auch auf sie ein.
Die Demo konnte anschließend, wenn
auch über einen kleinen Umweg, zum geplanten Zielpunkt, der Akademie
der bildenden Künste, fortgesetzt werden. Korrektur
und Ergänzung (nach Informationen der Rechtshilfe): Um
18 Uhr wurde ein Demo-Teilnehmer, der die Polizeieinsätze mit Videokamera
aufzeichnete, von PolizistInnen angegriffen. Aufgrund des couragierten
Einschreitens anderer DemonstrantInnen konnte eine Vehaftung jedoch verhindert
werden. Es wurden "nur" seine Personalien aufgenommen. Die amtshandelnden
PolizistInnen weigerten sich, sich mittels Dienstnummer zu legitimieren.
Einer der Polizisten kommentierte dabei provokant unpassend, dass
ihn das daran erinnere, wie im Nationalsozialismus die Juden auch nach
ihrer Nummer gefragt worden waren.
Zwischen 50 und 60 DemonstrantInnen zogen
von dort noch weiter zum Landesgericht, um die Freilassung von Werner und
Hermann zu fordern, und schließlich ins seit 15.
März besetzte Audimax der Uni Wien.
Auf dieser nicht angemeldeten Route
kam es zu keinen Provokationen der Polizei.
Gleichzeitig fand im Vorstadtbezirk Simmering
eine von lokalen Gruppen organisierte Demonstration "Simmering gegen Rassismus"
statt, an der zwischen 100 und 120 Personen teilnahmen.
Die Route führte vom Einkaufszentrum
Simmering an der Simmeringer Hauptstraße über Hasenleiten, wo
in den 1930er-Jahren eine vor allem von Erwerbslosen bewohnte Barackensiedlung
existierte, die Braunhubergasse, in der bis zu ihrer Zerstörung in
der Reichspogromnacht eine Synagoge stand, und die Grillgasse, wo der für
seine Beiträge zu lokalen rassistischen Diskursen berüchtigte
FPÖ-Bezirkschef sein "Kulturcafé Stadler" betreibt, zurück
zum Einkaufszentrum. In fundierten Redebeiträgen wurden sowohl historische
Fakten zu den genannten Orten als auch deren Bezüge zu heute dargestellt.
Insbesondere jugendliche SimmeringerInnen schlossen sich unterwegs der
Demo an.
Zu einem glimpflich verlaufenen Zwischenfall
kam es zu Beginn der Demonstration, als ein Auto einem Radio-Orange-Reporter
über den Fuß fuhr. Der Lenker eines nur zehn Meter entfernten
Polizeautos (BP 1412) beschränkte sich darauf, den Reporter aufzufordern,
Ruhe zu geben. Der Bitte, seine Dienstnummer mitzuteilen, kam der Beamte
freilich nicht nach. Dem Mitorganisator der Demonstration Willi Stelzhammer
war in seiner bekannt solidarischen Art der Vorfall ebenfalls nur ein Achselzucken
wert, nachdem er kurz zuvor noch über Lautsprecheranlage die Leute
aufgefordert hatte, die Straße zu betreten. Der Reporter selbst klagte
über glücklicherweise nur leichte Schmerzen und konnte an der
Demo weiter teilnehmen. (Tatblatt)
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Presseaussendung
der Rechtshilfe Wien - 18. März 2000 - 19.00 Uhr
Rechtshilfetelefon während
jeder Demonstration: 535 91 09
e-mail: rh_wien@yahoo.com
TEXT:
Bei der heutigen Demonstration,
am 18. März 2000 kam es zu mehreren gewalttätigen Übergriffen
seitens der Polizei auf die TeilnehmerInnen. Um ca. 17.00 Uhr wollten DemonstrantInnen
den Durchgang vom Michaelerplatz zur Albertiner passieren. Die Polizei
sperrte die Passage ab und prügelte mit Schlagstöcken auf die
TeilnehmerInnen ein. Es kam zu Verletzungen, verhaftet wurde jedoch niemand.
Kurz darauf entrissen PolizistInnen mit Helm und Schutzschirm einer Frau
eine Videokasette und schlugen auch auf sie ein. Um ca. 18.00 Uhr wurde
ein Teilnehmer der die Polizeieinsätze mit einer Videokamera festhalten
wollte von PolizistInnen angegriffen. Aufgrund des couragierten Einschreitens
anderer TeilnehmerInnen konnte eine Verhaftung jedoch verhindert werden
und es wurden "nur" seine Personalien aufgenommen. Die amtshandelnden BeamtInnen
weigerten sich, sich mittels Dienstnummer zu legitimieren.
Die Rechtshilfe protestiert
auf das Schärfste gegen diese permanenten Versuche der Polizei die
DemonstrantInnen einzuschüchtern und den Widerstand gegen die rechts/rechtsextreme
Koalition zu behindern. Weiters weist die Rechtshilfe darauf hin, dass
sich zwei Personen, die nach der Anti-Opernballdemonstration festgenommen
wurden, noch immer in Haft befinden.
Wir fordern die sofortige
Freilassung von Hermann und Werner und die sofortige Einstellung der völlig
haltlosen Verfahren!
Rechtshilfe Wien, 18. März
2000
[TOP]
Samstagsdemo,
18.3. 2000:
Entsolidarisierung
und Entpolitisierung
Die heutige "Demostration" war geradezu
ein Musterbeispiel für eine zwar
furchtbar kreative, aber völlig
inhaltsose Demo. Mangelt es schon der
gesamten "Gegenschwarzblau"-Bewegung
an Inhalten, so kam auf dieser Demo
überhaupt nichts anderes mehr
zum Vorschein. Nur gelegentliche, kurze
Radiostellungnehmen unterbrachen eine
ewig gleiche Musik, die aus den
Radios der DemoteilnehmerInnen drang.
Das schlimmste stellte aber die offensichliche
Entsolidarisierung der
Demonstration mit den Gefangenen dar.
Obwohl eine Minderheit mehrmals
versuchte die Demonstration in Richtung
Landesgericht zu führen um dort
für die Freilassung der beiden
immer noch in U-Haft sitzenden politischen
Gefangenen zu demonstrieren und ihnen
durch eine hörbare Demo unsere
Solidarität auszudrücken,
gelang dieses Vorhaben nicht. Weder Gespräche
mit den Organisatoren noch die Versuche
sich in die erste Reihe zu begeben
und die Demo einfach dorthin umzuleiten
zeigten irgendeinen Erfolg.
Stattdessen rannte die Demo ziellos
durch enge Gässchen in der Innenstadt
herum und wunderte sich schließlich
in einem Beinahe-Polizeikessel am
Josefsplatz zu landen.
Über die Sinnhaftigkeit einzelner
Aktionsformen und deren politischen
Gehalt können wir ja debattieren,
die Entsolidarisierung mit dem beiden
politischen Gefangenen, die auf der
Opernballdemo von der neuen
Freiwilligeneinheit SEK festgenommen
wurden, finden wir aber fatal. Diese
nützt effektiv dem Regime und
darf so nicht weitergehen. ALLE
RegimegegnerInnen sind dazu aufgerufen
klar gegen diese Repressionswelle
Stellung zu beziehen. Wer weiß
wann die nächsten dran sind, denn das war
erst ein Beginn!
Jede Demo gegen das Regime soll in
Zukunft um das Landesgefangenenhaus
verlaufen. Lassen wir uns nicht spalten
und einschüchtern!
Ökologische Linke (ÖKOLI)
Postfach 28
1153 Wien
e-mail: Oekologische.Linke@reflex.at
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Leserinnenbrief
Sexismus und Widerstand
zu sexistischen Kabarett-Einlagen
auf der Volkstanz-Demo über Orange 94,0.
Reaktionen
auf den Brief siehe unten
liebe leute vom tatblatt!
am samstag, 18. märz war ich wieder
auf der volkstanz demo. alles war wonnig usw. bis dann im radio orange
ein lustiger kabaretist als haider witzige sprüche von sich zu geben
versuchte. die lustigkeiten beinhalteten u.a. die riess-passer als frau
zu erniedrigen: "sie wird einen auftritt haben im moulin rouge, da wird
sie dann die bluse aufmachen müssen und wir werden sehen, wie gut
sie wirklich ist.." natürlich ist die riess-passer ein fall für
sich, aber sexistische erniedrigungen gegen sie als frau ist ein unmögliches
vorgehen, egal in welchem rahmen. die frauen die auf der demo waren und
alle radio orange hörten, sahen sich seltsam berührt an, manche
männer lachten, manche auch nicht. wutentbrannt rief ich radio orange
an und verlangte von der redakteurin, daß sie ein statement dazu
abgeben sollten. nichts geschah. der sprecher erging sich in aufregenden,
total erfundenen schilderungen, wie die demo gerade am josefsplatz eingekesselt
und verdroschen würde. (während wir am josefsplatz standen und
nichts dergleichen geschah. [Anm. TATblatt: Derartige Vorfälle hat
es erwiesenermaßen gegeben - siehe unsere Chronologie - das ändert
aber klarerweise nichts an deiner Kritik]) also rief ich wieder an. unter
einem vorwand, daß ich was über die demo-geschehnisse sagen
wolle, sicher nicht über sexistische orange-meldungen, (unterstellung
meinerseits: sont wäre ich nicht live geschalten worden) kam ich auf
sendung. ich beschwerte mich über den sexistischen kaberetisten und
bekam zu hören, auch live, so circa, daß ich zu blöd sei,
um den zynismus der so die fpö und deren sexismus entlarven wollte,
zu kapieren. danke, sehr lieb! großartige sache. wir demonstrieren
gegen rassismus und sexismus, dchte ich?! wozu soll ich als frau auf die
demos gehen (und radio orange hören), um frauenfeindlichen mist zu
hören und für dumm verkauft zu werden? so wird der widerstand
gespalten, großartige leistung, die coolheit von radio orange ist
wichtiger als eine auseinandersetzung mit (linkem) sexismus. wie 60ies
- mässig. ich hoffe also auf euch tatblättlerInnen, daß
vielleicht auf diesem wege eine auseinandersetzung stattfinden kann. ich
bitte euch, diesen leserinnenbrief zu veröffentlichen, vielleicht
traut sich ja wer - sogar von den orangen - was damit zu tun...
liebe grüße
k
Anm: TATblatt: Wir haben Orange
94,0 und Volkstanz um eine Stellungnahme dazu gebeten. Wir würden
es auch begrüßen und selbstverständlich hier veröffentlichen,
wenn wir auch weitere Kommentare und Stellungnahmen dazu bekämen:
Reaktion von Volkstanz:
Einige Leute haben Statements der Moderatoren
der Radio Orange Sendung als sexistisch und beleidigend verstanden. Diese
Aussagen - im Rahmen einer kabarettistischen Einlage - waren zwar als Scherz
gemeint wurden aber leider von einigen als sexistisch verstanden. Dies
war selbstverständlich nicht die Intention! Wir wollen uns bei all
jenen entschuldigen, die sich durch diese Meldung angegriffen fuehlten.
Denn Volkstanz setzt sich vehement gegen Rassismus, Sexismus und Intoleranz
ein. Wir möchten weiters darauf hinweisen, daß VOLKSTANZ.NET
eine Plattform darstellt, an der sich jede/r beteiligen kann, der seine/ihre
Statements/Kritik an Schwarz Blau äußern will. Wir wollen dabei
die eingeladenen KünstlerInnen und Personen in keinster Weise
zensurieren. Wenn es dabei zu Mißverständissen oder unguten
Meldungen kommt, dann können wir uns hierfür nur entschuldigen.
Wir wollen aber diese freie, unzensurierte Form weiterhin beibehalten.
Reaktion der Orange-SendungsmacherInnen
vom "Club Karate"
Als Reaktion auf die schweren Vorwürfe,
mit denen wir uns nach der Live-Sendung am Samstag 18.3.2000 konfrontiert
sahen, möchten wir darauf verweisen, dass der eindeutig als satirisch
erkennbare Inhalt der fingierten Haider-Rede weder in der Absicht von sich
aus sexistisch zu wirken noch in der Absicht Widerstand zu spalten transportiert
wurde. Vielmehr steckt hinter der deutlichen Aussprache von Sexismen und
Klischees unter Verwendung der Stimme des betreffenden Herren die Intention
Politikverständnis und Zugang zum Frauenthema der Freiheitlichen Partei
Österreichs hervorzuheben. Als positiv kann die Reaktion dahingehend
gesehen werden, dass in der Tat eine Sensibilisierung stattgefunden hat
und ähnliche Inhalte, verdeckt durch rhetorische Figuren und Windungen,
in Zukunft vielleicht mit derselben Schärfe auch von denjenigen, die
vielleicht nur die verdeutlichte Form verstanden haben und zu interpretieren
wissen zurückgewiesen werden. Zum Vorwurf der nachgesagten Blödheit
möchten wir entgegnen, dass die Gelegenheit zum Diskurs live auf Sendung
geboten wurde und mit keinem Wort die Intelligenz der betreffenden Hörerin
in Frage gestellt wurde, sondern dass vielmehr der Versuch unternommen
wurde Klarheit zu schaffen. Die Form der Anschwärzung durch Konsultierung
eines unbeteiligten Mediums darf hier jedoch als höchst zweifelhaft
interpretiert werden.
Auf Widerstand, Club Karate
(Tatblatt)
[TOP]
Am Samstag,.
18. März 2000 stand Simmering im Zeichen des Engagements gegen Rassismus:
200 Menschen nahmen an der ersten Simmeringer Demonstration gegen Rassismus
teil. Die freundlichen Reaktionen der Simmeringer Bevoelkerung waren besonders
erfreulich.
Prof. Dr. Herbert Exenberger
(Mitarbeiter
des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands) erinnerte
an der Stelle der ehemaligen Synagoge an die Judenverfolgung in der NS-Zeit
und kritisierte die Verharmlosung dieser Zeit durch die FPOe. Der Sprecher
von SOS Mitmensch Max Koch stellte die neue Kampagne der Demokratischen
Offensive zur Durchfuehrung von Neuwahlen vor. Weiters ergriffen Mag. Walter
Schuster, Willi Stelzhammer (Stadtteilzentrum Simmering), Sonja Grusch
(Aktionskomitee gegen schwarzblau), Markus Zahradnik (SchuelerInnencafe
Simmering), Jimmy Mueller (Betriebsrat) und Senol Akkilic (MigrantInneninitiative)
das Wort.
Die erste Demo gegen Rassismus
war ein erfolgreicher Beginn gemeinsamen "Widerstands gegen Rassismus und
Sozialabbau" (wie auf einem großen Transparent zu lesen war).
Verein Stadtteilz. Simmering
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Frankreich
lässt Verschärfung von Sanktionen gegen Österreich offen
Der
Standard, am 18/03/2000
EU
ist politische Gemeinschaft - Frankreich sieht Erfolge
Brüssel
- Frankreich lässt offen, ob im Rahmen ihrer EU-Präsidentschaft
ab 1. Juli 2000 die Sanktionen gegen Österreich verschärft werden
könnten. Das hänge von der Entwicklung in Österreich bis
dahin ab, hieß es in französischen Kreisen am Freitag in Brüssel.
Es gebe Überlegungen, ob die Mittagessen im Rahmen der EU-Ministerräte
als "bilateral" eingestuft werden könnten, da sie nicht Teil der offiziellen
Tagesordnung seien. Damit wäre Österreich davon ausgeschlossen.
Frankreich lasse auch die Einladung der Österreicher zu informellen
Räten offen.
Offen
sei auch, wie sich Präsident Jacques Chirac kommende Woche am Sondergipfel
in Lissabon verhalten werde. Frankreich habe seinen Politikern freigestellt,
wie sie mit österreichischen Regierungsmitgliedern umgehen. Chirac
werde aber wohl jedenfalls deutlich für die Sanktionen eintreten.
Frankreich
habe wie auch einige andere Mitgliedsländer ÖVP-Chef Wolfgang
Schüssel eindringlich davon abgeraten, eine Koalition mit der FPÖ
einzugehen. Vermutlich sei auch auf höchster Ebene nicht von Sanktionen
sondern nur von Konsequenzen gesprochen worden, räumt man jetzt ein.
Aber die Entschlossenheit der Partnerländer, gegen eine solche Koalition
einzuschreiten, sei klar gewesen.
Amsterdamer
Vertrag brachte Weiterentwicklung der politischen Union
Die
Heftigkeit und Schnelligkeit der Reaktion sei damit zu begründen,
dass sich die Union mit dem Vertrag von Amsterdam, der im Mai 1999 in Kraft
getreten ist, in Richtung einer politischen Union weiterentwickelt habe.
Auch die unerwartet rasche Schaffung verteidigungspolitischer Gremien sei
ein Zeichen dafür.
Außerdem
habe die Union den beitrittswerbenden Staaten ein klares Signal geben müssen,
dass Verletzungen der Menschenrechte streng geächtet werden. Schließlich
arbeite die Union an einer Grundrechtscharta. So ein Projekt könne
man nicht verwirklichen, wenn man nicht auf eine "Banalisierung der extremen
Rechten" durch eine Regierungsbeteiligung deutlich reagiere. Französische
Kreise wiesen jeden Zusammenhang zwischen der harten Haltung ihres Landes
und den persönlichen Angriffen von Landeshauptmann Jörg Haider
gegen Präsident Jacques Chirac zurück.
Frankreich
sieht Erfolge
Aus
Sicht Frankreichs könnten solche Sanktionen jedes EU-Land, inklusive
Frankreich, treffen, wenn die "extreme Rechte" an der Macht beteiligt werde.
Auch gegen die italienischen Neofaschisten würde man heute anders
vorgehen als bei ihrer Regierungsbeteiligung 1994, obwohl diese Partei
"ihr Wesen" geändert habe. Auch die FPÖ habe schon einmal "ihr
Wesen" geändert, als sie sich von einer liberalen Partei zu der jetzigen
FPÖ entwickelt habe, meint man in Frankreich. Im Zuge dieser Entwicklung
sei die FPÖ auch aus der europäischen Liberalen Partei ausgeschlossen
worden.
Aus
Sicht Frankreichs haben die Sanktionen einiges bewirkt, insbesondere in
der öffentlichen Meinung. Unter anderem seien die Präambel zum
Regierungsabkommen, die Auftritte von Außenministerin Benita Ferrero-Waldner
und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in Brüssel oder auch der
Rücktritt Haiders als FPÖ-Obmann zu erwähnen. Frankreich
sieht es sogar als Erfolg der Sanktionen an, dass die Beschäftigungsagenden
von FPÖ-Sozialministerin Elisabeth Sickl an ÖVP-Wirtschaftsminister
Martin Bartenstein übergegangen seien. (APA)
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