Pressemitteilung Wuppertal und Hamburg, 22.12.99
Mitarbeiter des BUKO-Arbeitsschwerpunktes Rassismus und Flüchtlingspolitik
bei Razzia im Mehringhof Berlin verhaftet
Unter dem Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung
sowie der Beteiligung an Aktionen der Revolutionären Zellen und
der Roten Zora in den Jahren 1986/87 gegen die staatliche Flüchtlingspolitik
wurde am Sonntag, den 19.12,. unser Freund und Mitarbeiter Harald
Glöde verhaftet. Er arbeitet für die Forschungsgesellschaft Flucht
und Migration (FFM) im BUKO-Arbeitsschwerpunkt mit. Dieser setzt
sich bereits seit 1991 mit den rassistischen Entwicklungen in der
BRD und Europa und den Folgen der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik
auseinander. Als Arbeitsschwerpunkt organisieren wir über Seminare,
Tagungen und Veröffentlichungen den Austausch zu diesen Themen.
Harald Glöde ist insofern durch seine Arbeit bei der FFM für die
Organisation und die inhaltliche Arbeit des Arbeitsschwerpunktes
unverzichtbar geworden.
Uns drängt sich der Eindruck auf, dass mit der Verhaftung von Harald
Glöde, wieder mal anti-rassistische Arbeit und das Eintreten gegen
die menschenunwürdige Flüchtlingspolitik kriminalisiert werden soll.
Mit Harald hat die FFM wichtige Recherche- und Öffentlichkeitsarbeit
zu Menschenrechtsverletzungen an Flüchtlingen an der deutschen Ostgrenze
geleistet.
Es liegt der Schluß nahe, dass diese Politik mundtot gemacht werden
soll, da die Verhaftungen in Berlin und Frankfurt nach der Auflösungserklärung
der Revolutionären Zellen Anfang von 1992 und dem Ablauf der Verjährungsfristen
für die vorgehaltenen Aktionen vollkommen absurd sind. Der §129a,
die Strafbarkeit der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung,
bezweckt somit nach wie vor, die Kriminalisierung legal arbeitender
politischer Strukturen mit dem Konstrukt einer nicht existierenden
Gruppe.
Der Paragraph gehört abgeschafft.
Die Razzia im Mehringhof, die durch das brutale und in keiner Weise
gerechtfertigte Vorgehen der Polizei einen Schaden von weit über
100.000 DM hinterlassen hat, beeinträchtigt damit auch andere Mitgliedsgruppen
des BUKO, wie z.B. das Forschungs- und Dokumentationszentrum zu
Chile und Lateinamerika (FDCL). Nochmal mehr drängt sich hier der
Eindruck auf, dass kritische Organisationen, die unabhängig von
staatlichen Zuschüssen, Informations- und Menschenrechtsarbeit machen,
behindert werden sollen. Der BUKO und das Informationsbüro Nicaragua
als Mitglied des BUKO-Arbeitsschwerpunktes, wie auch alle Mitgliedsgruppen
des BUKO-Arbeitsschwerpunktes fordern die sofortige Freilassung
aller am Sonntag in Haft genommenen.
Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO)
&
BUKO-Arbeitsschwerpunkt Rassismus und Flüchtlingspolitik
Nernstweg 32-34
22765 Hamburg
Tel. 040-393156
Fax 040-3907520
eMail: bukohh@t-online.de
Informationsbüro Nicaragua e.V.
Postfach 101320
42013 Wuppertal
Tel.0202-300030
Fax 0202-314346 eMail:
eMail: nica@wtal.de
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