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Deutsche Unternehmen und Talsperren in Kurdistan von Ercan Ayboga Deutsche Unternehmen
sind in die Planung und den Bau von Talsperren und Wasserkraftwerken in
Kurdistan in erheblichem Maße involviert. Dabei handelt es sich hauptsächlich
um Projekte in Türkisch-Kurdistan, während in den anderen drei Teilen
Kurdistans aufgrund von meistens politischen Gründen deutsche Bau- und
Wasserkraftunternehmen bisher kaum beteiligt waren bzw. insgesamt relativ
wenige gebaut wurden. Wenn nun deutsche und europäische Unternehmen an diesen Talsperren- und Wasserkraftwerksprojekten mitwirken, machen sie sich an diesen Menschenrechsverletzungen, Zerstörungen von Kultur und Ökosystemen und der Erhöhung des Konfliktpotentials in entscheidender Weise mit. Denn die türkischen Unternehmen können die größeren Projekten nicht alleine verwirklichen und die größeren Projekte in Türkisch-Kurdistan, aber auch in der Türkei, führen eben zu den katastrophalen Auswirkungen. Die deutschen Bau-
und Wasserkraftunternehmen beteiligten und beteiligen sich an sehr vielen
Projekten in der Republik Türkei, allerdings oft in Zusammenarbeit mit
österreichischen, schweizerischen und französischen Unternehmen. In vielen
Großprojekten sind in der Regel Unternehmen aus mindestens zwei dieser
vier Staaten in einem Konsortium mit türkischen Unternehmen. Die am meisten
sich beteiligenden deutschen Unternehmen sind Züblin, Bilfinger+Berger
und Lahmeyer (vor ihrem Konkurs auch Philip Holzmann). Aus Österreich
ist das Unternehmen Andritz und aus der Schweiz-Frankreich Alstom in sehr
viele Projekte involviert. Dies zeigte sich zuletzt am momentan größten
Talsperren- und Wasserkraftwerksprojekt Ilisu, in dem bis zum letzten
Sommer Züblin, Alstom und Andritz dabei waren, bevor sie aufgrund der
zurückgezogenen Kreditbürgschaft durch ihre eigenen Regierungen aus dem
Projekt aussteigen mussten. Der Profit bei der Wasserkraft ist sehr hoch. Dies treibt die Konzerne nach mehr dazu an, an den Projekten wegen des Gewinnwillens mitzumachen. Das Ilisu-Projekt würde sich nach der vorliegenden Planung nach sieben Jahren amortisieren. Die Invesititionskosten von 1,2 Mrd. Euro würden nach sieben Jahren Stromerzeugung durch Zusicherungen der türkischen Regierung eingespielt werden. Diese Profitrate ist viel höher als bei anderen Infrastruktur- oder Energieprojekten. Türkisch-Kurdistan
ist für den Bau von Talsperren und Wasserkraftwerksprojekten sehr geeignet,
da es sehr bergig ist und der Niederschlag relativ hoch ist. Hier entspringen
die beiden großen Flüße Euphrat und Tigris, die wieder mehrere weitere
große Nebenflüsse haben. In Iranisch-Kurdistan fließen auch mehrere größere
Flüsse, weshalb der iranische Staat in den 90er Jahren angefangen hat,
Talsperren zu errichten. Diese Talsperren erlauben eine hohe Stromproduktion,
wovon der türkische Staat in hohem Maße profitiert. Die Wasserkraftwerksprojekte
am Euphrat Atatürk, Karakaya und Keban sind für die Stabilisierung des
türkischen Stromnetzes und die Abdeckung von Spitzenzeiten sehr wichtig.
Mehrere Großprojekte des türkischen Staates im Wasserbereich werden nicht wie ursprünglich vorgeschrieben ausgeschrieben, sondern durch zwischenstaatliche Verträge an ein gewünschtes Konsortium aus bestimmten Unternehmen vergeben. Das aktuellste Beispiel ist das Ilisu Projekt, was auf Basis eines Vertrages mit Österreich und Deutschland an ein internationales Konsortium vergeben wurde. Dies zeigt, dass strategisch-ökonomische Interessen der Türkei, Deutschlands und anderer Staaten selbst die eigene Rechtssprechung übergehen können. Bei den Beteiligungen von deutschen Konzernen an Talsperren- und Wasserkraftsprojekten nimmt die durch die deutsche Regierung vergebene Hermesbürgschaft (Kreditbürgschaft) eine kritische Rolle ein. Ohne diese Kreditbürgschaft investieren die deutschen Unternehmen oft nicht in politisch und wirtschaftlich instabile Regionen wir Türkisch-Kurdistan. Hier gehen also Unternehmen und Regierung Hand in Hand, sie sind kaum voneinander zu trennen. Wie bei keinem anderen Projekt wie Ilisu hat die deutsche Regierung sich eingehängt und auch wegen den Protesten im Vorfeld etwa 150 Auflagen an die türkische Regierung vor einer endgültigen Vergabe der Kreditbürgschaft gestellt. Diese wurden nach über zwei Jahren Diskussion in einem einmaligen Vorgehen zurückgezogen. Diese von 2006 bis 2009 geführte Diskussion ist für alle Investitionen deutsche Unternehmen in der Türkei von Bedeutung. Denn wenn die türkische Regierung diese Auflagen – die nur eine kleine Verbesserung der Umsetzung des Projekts geführt hätten – zumindest teilweise erfüllt hätte, hätte die deutsche Regierung das Argument in der Hand, dass die Türkei die Kapazitäten hätte, Infrastrulturprojekte nach hohen internationalen Standarts umsetzen könne. Im Anschluss hätte die deutsche Regierung sagen können, dass alle anderen Projekte deutscher (auch anderer westlicher) Unternehmen in der Republik Türkei ohne große Bedenken durchgeführt werden können, da die Türkei die Garantierung schon bei Ilisu gezeigt hätte. Auch wenn dies positiverweise nicht der Fall, hat sich nichts Wirkliches in der deutschen Außenexportwirtschaft i Hinblick auf die getan. Die Regierung und Unternehmen tun so, als es den Fall Ilisu nie gegeben hätte. Schließlich gilt für diese der Profit vor dem Menschen und der Natur. Für uns aber nicht!
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