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Berlin – TATORT Kurdistan Unter
dem Titel 'Nie wieder Krieg' versammelten sich heute zahlreiche Unterstützer_innen
der Kampagne TATORT Kurdistan am Brandenburger Tor in Berlin. Der 65.
Jahrestag der Befreiung vom Faschismus wurde von der Kampagne zum Anlass
genommen, die Kriegsbeteiligung Deutschlands im Krieg in Kurdistan sichtbar
zu machen. Auf der Kundgebung wurde ein kurzer Film präsentiert, der den Einsatz dieser deutschen Rüstungsgüter im Krieg in Kurdistan zeigt. In
den Redebeiträgen wurde darüber hinaus auf die aktuelle Menschenrechtssituation
eingegangen. Es kommt in der Türkei täglich zu militärischen Operationen
im Landesinneren, seit Frühlingsanfang auch wieder grenzüberschreitend
im Irak. Parallel zu den militärischen Aktivitäten steigt auch der Terror
gegen die kurdische Zivilbevölkerung durch Polizei und Sondereinheiten.
Die Spezialeinheiten, die für einen Großteil der Grausamkeiten der 1990er
Jahre verantwortlich sind, sind mit ihren 5000 Mitgliedern in den kurdischen
Städten und Dörfern auch aktuell wieder für extralegale Hinrichtungen
und Folterungen verantwortlich. Insbesondere gegen Kinder und Jugendliche
wird dabei mit unglaublicher Brutalität vorgegangen. Für besondere Aufmerksamkeit insbesondere bei den Spaziergänger_innen sorgte ein kurzes Theaterstück zum Giftgasanschlag in Halabja (siehe Foto). 1988 wurden dort mit einem tödlichen Cocktail aus Nerven- und Senfgas auf einen Schlag 5000 Bewohner_innen der nordirakischen Stadt Halabja umgebracht. Weitere 10 000 wurden lebensgefährlich verletzt, viele starben später an den Folgen des Giftes. Aus Deutschland stammten 70 Prozent der irakischen Giftgasproduktionsanlagen, mehr als 56 deutsche Firmen waren beteiligt. Erst im Jahre 2005 wurde ein einziger Händler des Todes zu 15 Jahren Haft verurteilt wegen Beihilfe und Vorschubleistung zu Kriegsverbrechen und das von einem holländischen Gericht. Der Krieg in Kurdistan wird international geführt. Auch z.B. die USA, Israel und Frankreich (siehe SIPRI 2000-2009) oder militärische Zusammenschlüsse wie die NATO, setzten sich mit ihren Profit- und ihren geostrategischen Interessen entgegen jeglichen Menschenrechten in der Türkei und der Region durch. Seit Jahrzehnten wird in Kurdistan von der Kurdischen Freiheitsbewegung, die in der Bevölkerung in Nordkurdistan tief verankert ist, gegen diesen Krieg Widerstand geleistet. Es ist endlich auch wieder an uns, hier in Deutschland gegen diesen Krieg vorzugehen! Stoppt die Waffenlieferungen in die Türkei und weltweit! Schluss mit der Repression gegen die Kurdische Freiheitsbewegung! AZADI! P.S. Nachfolgend zwei Redebeiträge, die auf der Kundgebung gehalten worden sind: Rüstungsexporte in die Türkei Am 8.5.1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht, womit der 2. Weltkrieg sein Ende fand. Deutschland wurde entwaffnet, die Rüstungsindustrie aufgelöst. Doch schon Anfang der 1950er Jahre gründete die BRD ihre ersten militärischen Einheiten und die Rüstungskonzerne nahmen ihre Produktion wieder auf. So ist Deutschland heute, 65 Jahre nach Kriegsende, an verschiedensten Orten dieser Welt wieder im Krieg. Mit deutschen Truppen in Afghanistan und in Kurdistan mit deutschen Panzern und anderem deutschen Kriegsgerät, das von den türkischen Streit- und Sicherheitskräften gegen die kurdische Bevölkerung eingesetzt wird. So trägt auch Deutschland Verantwortung und Schuld an den 40 000 Kriegstoten der vergangenen 30 Jahre in der Region. Aber es ist nicht nur Deutschland. Es sind andere Länder wie die USA oder militärische Zusammenschlüsse wie die NATO, die sich genauso wie Deutschland mit ihren Profit- und ihren geostrategischen Interessen entgegen jeglichen Menschenrechten in der Türkei und in der Region durchsetzen. Am Brandenburger Tor sitzen
einige der Verantwortlichen. Der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann
KMW am Pariser Platz 6A z. B., der die Leopard-Panzer produziert, oder
der US-amerikanische Konzern Lockheed Martin am Pariser Platz 3, aus dessen
Kampfjets Bomben über kurdischen Dörfern abgeworfen und dabei vor allem
Zivilist_innen getroffen, ihre Ländereien und Tierbestände zerstört werden. Deutschland ist laut Friedensforschungsinstitut SIPRI nach den USA und Russland weltweit der drittgrößte Waffenexporteur. Die Türkei ist dabei der größte Abnehmer deutscher Rüstungsgüter. Die Bundesregierung weist in
ihrem erst kürzlich erschienenen Rüstungsexportbericht für das Jahr 2008
darüber hinaus nochmals gesondert darauf hin, dass insbesondere Kleinwaffen
und leichte Waffen und die zugehörige Munition in internen und grenzüberschreitenden
Konflikten die weitaus meisten Opfer verursachen. Die deutsche Regierung trägt dabei eine besondere Verantwortung. Sie ist diejenige, die den Export von Kriegswaffen genehmigt und ihn auch verhindern könnte. So heißt es in ihrem aktuellen Rüstungsexportbericht, dass Rüstungsexporte in NATO-Länder, wozu auch die Türkei gehört, grundsätzlich nicht zu beschränken seien. Der Beachtung der Menschenrechte komme jedoch besondere Bedeutung zu. Weiter heißt es, dass Rüstungsexporte grundsätzlich nicht genehmigt würden, wenn Verdacht bestehe, dass das betreffende Rüstungsgut zur internen Repression oder zu sonstigen Menschenrechtsverletzungen missbraucht werde. Aber erst im März dieses Jahres versprach die Kanzlerin der Türkei 56 weitere Kampfpanzer aus deutscher Produktion – aber wofür eigentlich – zum Schutz von Menschenrechten? Täglich erreichen uns Nachrichten über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen in der Türkei. Es kam in den vergangenen Jahren wieder zu Dorfverbrennungen, extralegalen Hinrichtungen und Folter. Es gibt Einschätzungen, denen zufolge sich die Situation in den kurdischen Gebieten an das Gewaltniveau der 1990er Jahre annähert. Die Rolle Deutschlands in diesem
Krieg beschränkt sich hier nicht auf Rüstungsexporte. Es hat Anteil daran,
dass Tausenden in den kurdischen Gebieten jegliche Lebensgrundlage genommen
wird und sie als Flüchtlinge in die türkischen Metropolen oder nach Europa
fliehen. Deutschland hat Anteil an diesem Krieg, wenn es diese Flüchtlinge
in die Türkei abschiebt, wo vielen von ihnen – noch dazu vorhersehbar
– Haftstrafen und Folter drohen. Und darüber hinaus agiert die Regierung
in enger Kooperation mit der Türkei gegen die Kurdische Freiheitsbewegung
hier in Deutschland. Stoppt die
Waffenlieferungen in die Türkei und weltweit! Krieg und Menschenrechtsverletzungen in Kurdistan Während deutsche Politiker, wie zuletzt Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Westerwelle bei ihren Türkeibesuchen, Ministerpräsident Erdogan für seine angeblichen demokratischen Reformen loben, ist die Situation in Kurdistan geprägt von Krieg und Menschenrechtsverletzungen. Kurdistan ist nicht nur ein
"Spannungsgebiet", so dass Deutschland der Türkei laut Gesetz
keine Waffen liefern dürfte. Es ist wie jedesmal im Frühjahr zur Zeit
wieder Kriegsgebiet. Obwohl die kurdische Guerilla vor einem Jahr einen
einseitigen Waffenstillstand ausgerufen hat, startet die türkische Armee
wieder massive Angriffe. In einem nicht abreißenden Strom bringt die türkische Regierung weiter Soldaten und Kriegsgerät an die iranisch-irakische Grenze vor allem im Raum Semdinli, Hakkari und Çukurca. Mit einer Ausweitung der Gefechte ist zu rechnen. Immer größere Gebiete in Kurdistan werden zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Für die lokale Bevölkerung bedeutet das damit einhergehende Verbot der Viehhaltung den Ruin. Parallel zu den militärischen Aktivitäten steigt auch der Terror gegen die kurdische Zivilbevölkerung durch Polizei und Sondereinheiten. Von 650.000 in der ganzen Türkei beschäftigten Polizisten, sind 400.000 in Kurdistan stationiert. Die Spezialeinheiten, die für einen Großteil der Grausamkeiten der 90er Jahre verantwortlich sind, sind mit 5000 Mitgliedern in die kurdischen Städte und Dörfer präsent. Vor allem diese Spezialeinheiten sind auch aktuell wieder für extralegale Hinrichtungen und Folterungen verantwortlich und gehen mit unglaublicher Brutalität auch gegen Jugendliche und Kinder vor: So wurde im März 2008 einem 15jährigen Jungen in Hakkari vor laufenden Kameras bewusst der Arm gebrochen. Anschließend wurde er verhaftet und blieb tagelang ohne medizinischen Beistand. Im April 2009 wurde der 14-jährige Seyfi Turan durch Gewehrkolbenschläge schwer verletzt. Wie in den 90ger Jahren nehmen
auch extralegale Hinrichtungen wieder zu. Bereits im Oktober 2004 wurde
in Mardin der 12-jährige Uğur Kaymaz und sein Vater ermordet. Die Polizei
schoss in den kleinen Körper von Kaymaz 13 Kugeln. Danach wurde das Kind
zum Terroristen erklärt. Das sind weinige erschreckende Beispiele von Vielen. Kinder und Jugendliche, die sich an Demonstrationen beteiligen, werden mit Repression überzogen. Insgesamt wurden in der Türkei seit 2006 mehr als 400 Kinder wegen Teilnahme an Demonstrationen oder vermeintlichen Steinwürfen auf Demonstrationen zu Haftstrafen zwischen 4-12 Jahren Haft verurteilt. Die Verurteilung erfolgt durch nur für Erwachsene vorgesehene Schwurgerichte für schwere Straftaten entgegen der UNO Kinderrechtsresolution. Ca. 5000 ähnliche Strafverfahren gegen Kinder und Jugendliche sind noch anhängig. Seit einem Jahr erfolgt auch eine nie da gewesene Verhaftungswelle gegen demokratische kurdische PolitkerInnen und MenschenrechtsaktivistInnen. Mehr als 3000 Menschen wurden festgenommen. Davon sind heute immer noch 1500 zum Teil ohne Anklage inhaftiert. Wir fordern: und vor allem:
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