Informationen zur Comuna 13
Seit Freitag finden kaum noch Schusswechsel statt. Statt dessen
kamen 3.000 Mann von Armee, Polizei, DAS, CTI und Staatsanwaltschaft
in die Comuna, um eine Operación rastrillo (Durchkaemm-Operation)
durchzufuehren, d.h. von Haus zu Haus Durchsuchungen vorzunehmen.
Das offizielle Ergebnis der Operación Orión
sind bisher 45 Verletzte und 14 Tote. Die Leute, die in den hochgelegenen
Teilen der Comuna leben, reden jedoch von 25 Toten, die noch nicht
geborgen werden konnten. Diese Information konnten nicht verifiziert
werden, jedoch von zwei Personen unabhängig voneinander berichtet.
Armee und Polizei haben bislang 130 offizielle Hausdurchsuchungen
durchgefuehrt (aber natuerlich gab es viel mehr), und 180 Verhaftungen,
von denen bisher erst 28 gerichtlich behandelt wurden. Was Besorgnis
erregt, ist, dass die Sicherheitskraefte bei den Verhaftungen von
vermummten Informanten begleitet werden, die fuer ihren Dienst
Leute zu denunzieren, bezahlt werden.
Bislang befinden sich 500 Familien zeitweilig aus der Comuna vertrieben.
Heute, Montag, verkuendete der Buergermeister von Medellín
verschiedene Massnahmen, um die Rueckeroberung der Comuna
13 zu konsolidieren. Ab morgen, Dienstag, gilt Ausgangssperre, zuerst
in sechs der 18 barrios, zuerst fuer zehn Tage, von 10 Uhr nachts
bis 5 Uhr morgens. Wer in dieser Zeit das barrio verlassen will,
muss um Erlaubnis bitten. Das Tragen von Waffen wird eingeschraenkt,
Alkoholkonsum wird fuer die gesamte Zeit verboten, jemanden auf
dem Ruecksitz eines Motorrades mitzunehmen ebenso (alle diese Massnahmen
hatten in Barranca keinen Einfluss auf die Mordrate; aber da die
paisas so stolz sind, wozu von den Fehlern anderer lernen
);
ausserdem werden Ueberwachungskameras an strategischen Punkten der
Comuna installiert und die Haeuser und Huetten sowie deren Bewohner
registriert. Aber all das natuerlich zum Nutzen der Bevoelkerung
und um ihre soziale Situation, charakterisiert von staatlicher Vernachlaessigung,
zu verbessern, und nicht etwa um dieses totalitaere Regime zu festigen.
Mit der in Barranca erlebten Uebernahme der Stadt durch die Paramilitaers,
stellt sich die Frage, ob hier nicht dasselbe passieren wird; d.h.
vor drei Jahren tauchten die Paramilitaers in der Comuna 13 auf,
um die schmutzige Arbeit zu machen, jetzt die Sicherheitskraefte,
um das Terrain endgueltig zu saeubern, damit dann die
Paramilitaers ihre autoritaere Kontrolle uebernehmen, wie sie es
in den populaeren barrios von Barranca tun.
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